Titel: | Apparat zur Entwickelung von Gasarten, Schwefelwasserstoff, Wasserstoff, Kohlensäure etc.; von E. Reichardt in Jena. |
Autor: | Eduard Reichardt [GND] |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XVIII., S. 69 |
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XVIII.
Apparat zur Entwickelung von Gasarten,
Schwefelwasserstoff, Wasserstoff, Kohlensäure etc.; von E. Reichardt in
Jena.
Mit einer Abbildung.
Reichardt's Apparat zur Entwickelung von Gasarten.
So vielfach solche Apparate zum Gebrauche für chemische Laboratorien schon bekannt
wurden, so scheint mir der hier näher zu beschreibende dennoch Vortheile bezüglich der
Einfachheit und leichten Verwendbarkeit zu besitzen und deßhalb der Veröffentlichung
werth zu seyn.
Der Apparat besteht aus zwei Flaschen von beliebiger Größe, je nach Bedarf,
gewöhnlich aus einer größeren, die Säure enthaltenden, und einer kleineren, die
Substanz fassend, welche der Wirkung der Säure ausgesetzt werden soll. A repräsentirt in der Zeichnung das Säuregefäß, B dasjenige für Schwefeleisen oder Kreide, Zink etc.
Beide Flaschen sind mit doppelt durchbohrtem Korke versehen und haben je zwei
rechtwinkelig umgebogene Glasröhren darin, von denen eine mit dem Rande des Korkes
abschneidet, a und d, die
zweite fast bis auf den Boden der Flasche reicht, b und
c. Die beiden letzteren
werden durch einen längeren Kautschukschlauch verbunden und dieser mit Quetschhahn
versehen, um beliebig schließen und öffnen zu können. Das ganze System ist nun ein
perpetuirlicher Heber oder für gewöhnlich ein gleichschenkeliger Heber, welcher
durch Oeffnen des Quetschhahnes, sobald er einmal mit Flüssigkeit gefüllt ist, in
Gang gesetzt werden kann. Steht in A die
Flüssigkeitssäule höher als in B, so hebt sich die Säure
von selbst nach B und wird durch den Quetschhahn
unterbrochen, sobald es beliebt. Soll die Säure nach Beendigung des Gebrauches, aus
B heraus, von der gasentwickelnden Substanz entfernt
werden, so stellt man B auf irgend eine beliebige
Unterlage höher und die Entleerung des Gefäßes beginnt.
Textabbildung Bd. 181, S. 69
Der Apparat befindet sich in meinem Laboratorium schonlängere Zeit zur vollsten
Zufriedenheit und Bequemlichkeit im Gebrauch. Sollte einmal die Flüssigkeit aus dem
Heber entfernt seyn, so genügt ein Blasen bei a oder d, um sofort ohne alle Uebelstände die Füllung zu
bewerkstelligen. Jeden
Augenblick kann jedes Gefäß für sich entleert und gereinigt oder gefüllt werden
u.s.w.
Bei d kann natürlich jede beliebige Gasleitung angebracht
werden; der Quetschhahn hindert den etwa sich einstellenden Druck auf die
Flüssigkeit des Gefäßes A.
Beiläufig will ich bemerken, daß ich seit längerer Zeit, besonders bei nicht zu
kurzer Einwirkung der Gase, z.B. von Schwefelwasserstoffgas, die der Einwirkung
auszusetzende Flüssigkeit nicht in Cylindern oder Bechergläsern vorsetzen lasse,
sondern wiederum in Flaschen mit ebenso gefertigten Röhren wie bei A und B. Die Flaschen werden
mit dem Gasentwickelungsgefäße durch längere
Kautschukröhren verbunden, wodurch eine sehr brauchbare Beweglichkeit erlangt wird,
welche das gewöhnliche Umrühren weit geeigneter ersetzt. Schließlich kann man eine
ganze Reihe derartiger Zersetzungsflaschen anfügen und zuletzt etwas Ammoniak oder
Kali, um das übelriechende Schwefelwasserstoffgas zu binden.