Titel: | Wasserhebungsmaschine von Baudot, Maschineningenieur in Nantes. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XXII., S. 95 |
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XXII.
Wasserhebungsmaschine von Baudot, Maschineningenieur in
Nantes.
Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1866, S.
232.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Baudot's Wasserhebungsmaschine.
Man hat sich oft und vielseitig mit dem Heben des Wassers auf bedeutende Höhen
beschäftigt, welche die natürliche Wirkungssphäre des atmosphärischen Druckes
übersteigen und bei denen man daher genöthigt ist, die Steighöhe in mehrere
Stationen abzutheilen und ebensoviel Pumpen anzubringen, welche gleichzeitig durch
eine einzige Stange von großer Länge betrieben werden, die von einem an der
Oberfläche befindlichen Mechanismus in Bewegung gesetzt wird.Man sehe die atmosphärische Pumpe von George im
polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 99
und die Pumpe mit hydrostatischem Gestänge von Prud'homme in Bd. CLXXVI S. 173.
Dieser Fall tritt namentlich bei den Bergwerken ein, wo der Motor häufig nur über der Erde anzubringen ist und wo man ihn dann
durch eine lange und schwere Stange mit den Pumpen in Verbindung setzt, welche in
der ganzen Höhe des Schachtes angeordnet sind.
Die von Baudot erfundene und am 28. Juni 1855 in
Frankreich patentirte Maschine dient zu einem derartigen Heben des Wassers durch
bloßes Ansaugen, aber bei ihr ist die mechanische Transmission von dem Motor nach
den verschiedenen Zwischenposten durch eine Transmission ersetzt, welche wir
„pneumatische“ nennen wollen, da der Motor selbst die
einzige Pumpe des ganzen Systems ist.
Um das System der Maschine leicht übersehen zu können, ist in
Fig. 1 ein
Schacht dargestellt, dessen Tiefe gleich der mehrmaligen directen natürlichen
Saughöhe, d.h. gleich mehrmals der Höhe von 10,33 Mtr. ist und für diese Tiefe sind
soviele mit einander verbundene Apparate A angeordnet,
als die Anzahl der Saughöhen beträgt (die Saughöhe muß in der Praxis etwas geringer
angenommen werden als in der Theorie); alle diese Apparate stehen zugleich mit der
über der Erde angebrachten Luftpumpe B, dem erwähnten
Motor in Verbindung.
Die Figuren 2,
3 und 4 stellen einen
von den einander gleichen Apparaten A dar, zu deren
Verständniß daher eine einzige Beschreibung genügt.
Figur 2 stellt
den Querschnitt eines solchen Apparates A dar, der aus
einem gußeisernen, durch eine Scheidewand halbirten Kasten und aus den beiden
Pumpencylindern C besteht, welche sogenannte regulirende Kolben
D enthalten; die Anordnung dieser, durch einen Balancier
verbundenen Kolben ist aus der Seitenansicht des Apparates in Fig. 3 erkenntlich, wo der
eine Pumpencylinder in der Seitenansicht, der andere im Durchschnitt dargestellt
ist.
Betrachten wir zur Vereinfachung unserer Beschreibung nur einen einzigen Apparat und
von diesem auch nur eine von seinen inneren Abtheilungen, so sieht man, daß in den
Boden des Kastens A zwei Rohre E und E' einmünden, welche mit den
Kugelventilen F und F'
versehen sind; durch das Rohr E fließt das gehobene
Wasser in den Apparat (es ist im Vergleiche mit einer Pumpe das Saugrohr) und durch
das Rohr E' tritt das Wasser aus, um in den nächst
höheren Apparat zu steigen (es ist also das Steigrohr). Die Figur 1 zeigt jedoch, wie
wir bald erklären werden, daß die verschiedenen Apparate A, aus welchen die Wasserhebungsmaschine besteht, miteinander durch in
gleicher Weise angeordnete Rohre in Verbindung stehen, die das Wasser aus dem einen
Apparate in den anderen saugen und hierbei für den einen als Saugrohr, für den
anderen aber als Steigrohr dienen.
Jeder Cylinder C, welcher den regulirenden Kolben D einschließt, steht mit der zu ihm gehörigen inneren
Abtheilung A in directer Verbindung einerseits, nämlich
unter dem Kolben D, durch das Rohrstück a, andererseits durch ein Rohr G, dessen Mündung in der Abtheilung genau über der Kugel F' liegt und sogar einen Sitz zur Aufnahme der letzteren
bildet. Das entgegengesetzte Ende des Rohres G führt in
den oberen Theil des Cylinders C, welcher durch einen
büchsenartigen Deckel b geschlossen wird, der mit der
Luftpumpe B durch ein Rohr H
communicirt, welches auch mit allen anderen Apparaten des Systems in Verbindung
steht (man s. Fig.
1).
Ehe wir zur Erklärung des Spieles von diesem Mechanismus übergehen können, müssen wir
die Construction dieses Cylinders C genau
beschreiben.
Das Innere desselben enthält eine Anzahl der Länge des Cylinders nach sich
erstreckender und genau gefräßter Vorsprünge oder Führungen (Fig. 2 und 3), und bildet so eine,
zum Zwecke des leichteren Spieles und Uebergreifens des Kolbens unterbrochene
cylindrische Fläche; der Kolben D gleitet auch noch in
zwei Liderungen d und d' von
aufgekrämptem Leder; der Raum zwischen diesen beiden Liderungen ist der einzige
Theil des ganzen Apparates, welcher beständig mit der atmosphärischen Luft
vermittelst einer oder mehrerer Oeffnungen e (Fig. 2) in
Verbindung steht, durch die sie eindringen und dann in dem Raume vermittelst einer
Kehle, welche die vorspringenden Führungen c
durchschneidet und die Verbindung zwischen denselben herstellt, frei circuliren
kann.
Fassen wir das Vorstehende kurz zusammen:
1) bei der in Fig.
2 gezeichneten Stellung ist die Abtheilung A
durch das Rohr G, den Deckel b und das gemeinschaftliche Rohr H mit der
Luftpumpe in Verbindung;
2) dieselbe Abtheilung steht mit dem unteren Theile des Cylinders C in Verbindung;
3) die äußere Luft hat nur zwischen den zwei Liderungen des Kolbens D Zutritt.
Nimmt man an, diese Stellung sey die anfängliche und der Apparat, mit dem wir uns
beschäftigen, sey der unterste, dessen Rohr E in das
Wasser eintaucht, welches man ausschöpfen will, so ist die Wirkungsweise der
Maschine folgende:
Setzt man die Luftpumpe B in Bewegung, so entsteht der
luftleere Raum in allen Abtheilungen A und es werden
daher die Kugeln F und F' in
allen Rohren E und E'
gehoben, welche die verschiedenen Apparate mit einander verbinden. Betrachten wir
uns zunächst den untersten Apparat, welcher in unmittelbarer Verbindung mit dem
auszuschöpfenden Wasser steht; hier steigt das Wasser, da seine freie Oberfläche
beständig dem Einflusse des atmosphärischen Druckes ausgesetzt ist, in dem unteren
Rohre E auf, hebt die Kugel F und dringt in die Abtheilung A ein. Sobald
nun der Boden dieser Abtheilung mit einer genügend hohen Wasserschicht bedeckt ist,
schwimmt die andere Kugel F' auf dem Wasser; mit der
Zunahme des Wassers in der Abtheilung steigt auch die schwimmende Kugel immer mehr
in die Höhe und es tritt endlich ein Zeitpunkt ein, wo sie die Mündung des Rohres
G erreicht (die punktirte Lage in Fig. 2), sich genau an
dieselbe anlegt und dann die Einwirkung des luftleeren Raumes auf das Innere der
Abtheilung ganz unterbricht.
Sobald die Luftpumpe in der Abtheilung zu wirken aufhört, hebt das aufsteigende
Wasser vermöge seiner lebendigen Kraft, weil es keinen anderen Raum findet, den es
einnehmen könnte, den Kolben D; durch das Aufsteigen des
letzteren wird die Liderung d frei und in Folge dessen
kommt der zwischen den Liderungen d und d' enthaltene Raum, in welchem fortwährend
atmosphärische Luft vorhanden ist, in directe Verbindung mit dem in der Abtheilung
A enthaltenen Wasser.
Die atmosphärische Luft drückt dann unter den Kolben und hebt denselben vollends, bis
sein conischer Obertheil die Mündung g' schließt, welche
mit der Luftpumpe B in Verbindung steht.
Da die atmosphärische Luft dann von oben und von unten auf das Wasser drückt, so
drängt sie dasselbe zurück und zwingt es durch das Rohr E' aufzusteigen, welches nun in Bezug auf den nächst höheren Apparat als
Saugrohr wirkt.
Sobald die Abtheilung A wasserleer geworden ist, aber
sich mit atmosphärischer Luft angefüllt hat, ist die Kugel F', welche mit dem Wasser fiel, wieder auf ihrem Sitze angekommen und es
beginnt ein neues Spiel; nur kann vermöge einer besonderen Anordnung die
Communication mit dem luftleeren Raume erst nach der Rückkehr der Kugel F' auf ihren Sitz wieder eintreten. Zu diesem Zwecke hat
der Kolben D oben den conischen Theil g (Fig. 3), welcher sich bei
dem Aufsteigen desselben in dem Cylinder C auf den
entsprechend geformten Sitz g' (Fig. 2) auflegt, der, wie
erwähnt, in dem Deckel b des Cylinders angebracht ist.
Sobald dieser Schluß stattfindet, wird, da dieser Deckel den alleinigen Zugang zu
dem nach der Luftpumpe führenden gemeinschaftlichen Rohre H bildet, jede Verbindung mit der Luftpumpe absolut solange aufgehoben bis
der Kolben D wieder in seine frühere Stellung herabgeht,
was wir sogleich erläutern werden.
Wir haben gesagt, daß jeder von den Apparaten A in zwei
gleiche und symmetrische Theile getheilt ist, bei welchen der beschriebene Vorgang,
nämlich das Ansaugen und das Hinaufdrücken, gleichzeitig aber in umgekehrter Ordnung
stattfindet, d.h. zu derselben Zeit wo in der einen von zwei zusammengehörigen
Abtheilungen das Aufsteigen vermöge des luftleeren Raumes (oder die Speisung)
erfolgt, wird in der anderen Abtheilung das Aufsteigen durch den Druck der
atmosphärischen Luft bewirkt, und umgekehrt.
Nehmen wir den Stand der beiden regulirenden Kolben D
nach Fig. 3
an, so wird also offenbar der eine oben am Ende seines Hubes angelangt seyn, wenn der andere
unten steht. Da dieselben aber durch den Balancier I
verbunden sind, so muß, sobald das aufsteigende Wasser den unten befindlichen Kolben
hebt, dieser den anderen Kolben niederdrücken, daher er die Stellung verläßt, in
welcher er die Verbindung mit der Luftpumpe durch seinen conischen Obertheil
sperrte; ist dieser Kolben herabgedrückt, so kann die Luftleere neuerdings in der
zugehörigen Abtheilung so lange wirken, bis das einfließende Wasser denselben wieder
hebt, den anderen Kolben dagegen niederdrückt etc.
Da zum geeigneten Spiele dieses Mechanismus todte Punkte erforderlich sind, so werden
die Stangen h, welche die beiden Kolben mit dem
Balancier I verbinden, nicht unverrückbar in die Kolben
befestigt, sondern verschiebbar in ein in denselben angebrachtes Loch eingehängt,
dessen Boden gegen das Ende der Stange stößt, sobald der Kolben an dem gewünschten
Punkte seines Hubes angekommen ist.
Dieses hin- und hergehende Spiel der beiden Kolben, die zu einem und demselben
Apparate A gehören und den ununterbrochenen Ausfluß des
gehobenen Wassers bewirken, erheischt jedoch die Anwendung eines
Vertheilungsschiebers, wie Figur 3 einen solchen im
Querschnitt zeigt, welcher in einem horizontalen Canal E² angebracht ist, um den Zufluß des Saugrohres E zwischen den beiden Kugelventilen F und den
zu denselben gehörigen, nebeneinander befindlichen Abtheilungen zu vertheilen.
Dieser Vertheilungsschieber besteht aus zwei Kolben J und
J' von verschiedenen Durchmessern, welche an die
gemeinschaftliche Stange j befestigt sind. In dem
Augenblicke, wo das Wasser in Folge des leeren Raumes in dem Rohre E steigt, drückt es auf diese beiden Kolben; da sein
Druck auf den größeren Kolben größer ist, so werden die beiden Kolben mit ihrer
Stange so verschoben, daß das eine von den Kugelventilen F verdeckt, das andere aber bloßgelegt wird; die eine von den beiden
Abtheilungen wird dadurch zum Füllen, die andere zum Entleeren vorbereitet. Sobald
jedoch der atmosphärische Druck sich in der Abtheilung geltend macht, in welche das
Wasser eingeflossen ist, wirkt derselbe, da die Enden des Canals E² fortwährend mit den beiden Abtheilungen des
Apparates durch die Löcher k und k' in Verbindung stehen, überwiegend auf das äußere Ende des großen
Kolbens J, und der ganze Vertheilungsschieber wird in
die entgegengesetzte Lage gedrängt, so daß er die Kugel bloßlegt, welche er
verdeckte, und umgekehrt.
Um diese Vertheilung des Spieles in den zwei nebeneinander gelegenen Abtheilungen zu
vervollständigen, sind auch die Oeffnungen zum Austreiben des Wassers durch einen
Canal E³ (Fig. 4) verbunden, in welchem eine Kugel F² frei spielt, die abwechselnd auf denjenigen
der zwei Ventilsitze F' gelangt, dessen Verbindung mit
dem Steigrohre E¹ aufgehoben werden soll. Was
zwischen zwei übereinander gelegenen Apparaten vor sich geht, findet auch bei allen
anderen statt; mit anderen Worten: der untere Apparat schöpft unten in der
Wassergrube, und von allen anderen Apparaten schöpfen die einen in den anderen.
Auf diese Weise genügt das continuirliche Spiel der Luftpumpe B, um so viele dem beschriebenen gleiche Apparate gleichzeitig arbeiten zu
lassen, als man deren zum Heben des Wassers aus der ganzen Tiefe anbringen muß,
welche mehrmals die directe Saughöhe einer Pumpe (10 Meter) in sich begreifen kann.
Ein solches System, bei welchem keine Transmission der Bewegung stattfindet, gewährt
auch den Vortheil, daß man einer beliebigen von der Verticalen abweichenden Richtung
folgen kann, z.B. den horizontalen, schiefen und mehr oder weniger sich
schlingelnden Stollen eines Bergwerkes.
Wir haben nun nur noch einige Bemerkungen über den letzten oder obersten Apparat zu
machen, welcher von den übrigen Apparaten etwas abweicht.
Da von demselben aus kein Aufsteigen des Wassers mehr statt findet, so wird die Kugel
F', wie man aus Fig. 1 ersieht, am Deckel
der Abtheilung mittelst eines kleinen Bügels gehalten; dieselbe muß sie daher, wenn
sie auf dem steigenden Wasser schwimmt, zuletzt auf die Mündung des (Vacuum-)
Rohres G legen. Alle Ventilkugeln F in den Apparaten werden in ähnlicher Weise gehalten; die Kugeln F' aber, welche mit Ausnahme derjenigen in dem letzten
Apparate, abwechselnd von dem Boden an die Decke der Abtheilungen gehoben werden,
erhalten ihre Führung durch die geraden Drähte m. Dieser
obere Apparat muß nothwendig zwei Oeffnungen K für den
Abfluß des Wassers nach außen haben, welche mit Klappventilen versehen sind, die
diese Oeffnungen während der Thätigkeit der Luftpumpe schließen.
E. F.