Titel: | Polarisationsprisma von Hartnack und Prazmowski. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XXXII., S. 113 |
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XXXII.
Polarisationsprisma von Hartnack und Prazmowski.
Aus Poggendorff's Annalen, 1866, Bd. CXXVII S.
494.
Hartnack und Prazmowski, Polarisationsprisma.
Hr. Deleuil hat kürzlich der Pariser Akademie, zufolge der
Comptes rendus t. LXII p. 149, folgende Notiz
übergeben.
Das Nicol'sche Prisma, das köstlichste unter den
verschiedenen Polarisations-Instrumenten, zeigt jedoch verschiedene
Uebelstände, die wir uns erlauben hier anzugeben.
1. Der Ein- und Austritt der Lichtstrahlen, welche voraussetzlich der Richtung
der Achse des Prismas folgen, geschieht sehr schief gegen die Ein- und
Austrittsfläche. Die geringsten Fehler im Schnitt, die bei einer so weichen Substanz
wie der Kalkspath unvermeidlich sind, machen sich bei den Incidenzen unter ziemlich beträchtlichen
Winkeln durch unregelmäßige Brechungen sehr merklich. Jedesmal, wenn die Strahlen
nach ihrem Durchgang durch das Prisma, ein Bild, ein reelles oder virtuelles, bilden
sollen, ist es verworren oder schlecht begrenzt.
2. Die Länge des Prismas, welche gleich ist der Projection seiner großen Diagonale
auf die Richtung der Strahlen, ist sehr beträchtlich, und verhindert dadurch oft die
Anwendung dieses vortrefflichen Polarisators, weil auf den Apparaten kein Platz dazu
ist.
3. Das Gesichtsfeld, obgleich es 22 bis 23 Grade umspannt, ist nicht groß genug.
Durch das Studium des Ganges der im Kalkspath durch Doppelbrechung getrennten
Strahlen sind wir dahin gelangt, diesem Apparat eine bequemere Form zu geben, wobei
er kürzer ist, ein Gesichtsfeld von 35° hat und die Flächen des Ein-
und Austritts winkelrecht gegen die Richtung der Strahlen liegen.
Um diesen Zweck zu erreichen, mußte man dem Schnitt des Krystalls eine andere
Richtung geben, als im gewöhnlichen Nicol, und ein Klebmittel aufsuchen, welches dem
Gesichtsfeld eine größere Ausdehnung gäbe wie der Canadabalsam.
In der That machen beim Nicol die beiden nach ihrem Eintritt getrennten Strahlen
einen ziemlich beschränkten Winkel mit der Hauptachse des Krystalls und treffen die
Balsamschicht mit Geschwindigkeiten, die, verglichen mit dem
Geschwindigkeitsunterschied in der auf der Achse winkelrechten Ebene, wenig
verschieden sind. Der ordentliche Strahl allein erleidet eine totale Reflexion auf
einer nicht bedeutenden Strecke und giebt ein relativ beschränktes Feld.
Stellt man sich als wesentliche Bedingung, daß die Strahlen beim Ein- und
Austritt winkelrecht gerichtet seien, so ist der vortheilhafteste Schnitt des
Krystalls der gegen die Achse winkelrechte; dieser ist es, welcher dem Gesichtsfelde
die größte Ausdehnung gewährt, bei gewissen Klebmitteln bis zu 35°. Ist
einmal der Schnitt so gemacht, so schleift man die Flächen des Ein- und
Austritts unter Winkeln mit der Ebene des Schnitts, welche Functionen vom
Brechungsindex des Klebmittels sind.
Folgendes sind die Winkel, welche man, je nach der Natur des Klebmittels, der
Ein- und Austrittsfläche gegen die Schnitt-Ebene geben muß, um ein
gegen die Achse des Prismas gleichmäßig gelagertes Gesichtsfeld zu erhalten.
BrechungsindexdesKlebmittels.
Winkel der Ein-und
Austrittsflächenmit derEbene desSchnitts.
LängedesPrisma.
WinkelausdehnungdesGesichtsfeldes.
Canadabalsam
1,549
79,0°
5,2
33°
Copaiväbalsam
1,507
76,5
3,7
35
Leinöl
1,485
73,5
3,4
35
Mohnöl
1,463
71,1
3,0
28
Man sieht, es ist zur Vergrößerung des Gesichtsfeldes vortheilhaft, sich eines
Klebmittels zu bedienen, dessen Brechungsindex sich dem Minimum des
außerordentlichen Indexes möglichst nähert. Mit kleineren Indices erhält man ein
noch kürzeres Prisma, dessen Gesichtsfeld aber nicht so groß ist. Das der Akademie
vorgelegte Prisma ist mit Leinöl gekittet, einer für diesen Zweck hinreichend
austrocknenden Substanz, wenn man gewisse Vorsichtsmaßregeln befolgt.