Titel: | Ueber die Natrium-Amalgamation; von Henry Wurtz in New-York. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XXXIV., S. 119 |
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XXXIV.
Ueber die Natrium-Amalgamation; von
Henry Wurtz in
New-York.
Aus Silliman's American Journal of Science, vol. XLI p. 217; März
1866.
Wurtz, über die Natrium-Amalgamation.
Bereits in Band CLXXVII S. 476 des polytechn. Journals gaben wir eine vorläufige
Notiz über diesen Gegenstand, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach für die
Metallurgie eine wichtige Bedeutung gewinnen wird. Die Chemical News, vol. XIII p. 153, vom März d.
J. brachte die Beschreibung eines dem Herausgeber dieser Zeitschrift Wm. Crookes, am 11. Februar 1865 in England ertheilten
Patentes auf ein „neues Verfahren zur Gewinnung des Goldes und Silbers aus
ihren Erzen,“ in welcher dieser Chemiker die Natrium-Amalgamation als seine Erfindung beansprucht. Aus einem im
American Journal of Sciences No. 122, März 1866,
abgedruckten, New-York den 15. Januar 1866 datirten, an den Herausgeber des genannten
amerikanischen Journals, Professor B. Silliman,
gerichteten Schreiben von H. Wurtz scheint sich indessen
zu ergeben, daß die in Rede stehende Erfindung dem letzteren Chemiker zuzuschreiben
ist. Deßhalb theilen wir, mit Uebergehung der oben gedachten Crookes'schen Patentbeschreibung in der Chemical
News, welche allerdings fast gänzlich mit den von Wurtz gemachten Angaben über seine Erfindung übereinstimmt, das
Nachstehende mit.
Wurtz sagt in seinem Schreiben:
Ich sehe mich nunmehr veranlaßt, die von mit schon seit vielen Jahren gemachte
Entdeckung gewisser bisher noch nicht beobachteter Eigenschaften der Alkalimetalle,
in Folge deren dieselben für die Amalgamirung der Erze der Edelmetalle einen
besonderen Werth gewinnen, der Oeffentlichkeit zu übergeben.
Sie wissen, daß ich bezüglich der mannichfachen Untersuchungen, welche ich über
diesen wichtigen Gegenstand anstellte, vielen Personen, und unter diesen auch Ihnen
selbst, von Zeit zu Zeit über die von mit erhaltenen Resultate sowohl mündliche als
schriftliche Mittheilungen gemacht habe, daß aber bis gegen Ende des Jahres 1864
kein Schritt von meiner Seite geschah, diese Entdeckungen dem Publicum in einer
faßlichen Form vorzulegen. Am 27. December 1864 erhielt ich von der
Vereinigten-Staaten-Regierung das nachgesuchte Patent auf specielle
Anwendungsweisen der gedachten Entdeckungen; die Patentbeschreibung blieb aber, wie
es das neue Patentgesetz gestattet, auf mein Ansuchen sechs Monate lang bei den
Acten liegen, daher die Verfallzeit des Patentes erst vom 27. Juni 1865 beginnend
gerechnet wird.
In Folge meiner häufigen mündlichen Mittheilungen über diesen Gegenstand haben sich
offenbar Andere, sowohl im Inlande als im Auslande, mit demselben beschäftigt, denn
es wurden in Washington mehrfache (natürlich erfolglose) Versuche gemacht, Patente
für einzelne oder sämmtliche meiner technischen Verwendungsweisen der Alkalimetalle
zu erhalten, und in England ward am 12. August 1865Nach der Chemical News am 11. Februar 1865., also ungefähr acht Monate nach der Deponirung meiner Patentbeschreibung in
Washington, auf den Namen des ausgezeichneten Chemikers Wm. Crookes ein Patent ertheilt, dessen Specificirung der meinigen merkwürdig
ähnlich ist.
Es ist mit demnach offenbar zur Pflicht gemacht, zuverlässige Mittheilungen zu geben sowohl
bezüglich dessen, was in dieser Sache bereits wirklich gethan, als auch über das,
was zu thun empfohlen worden ist. Demzufolge theile ich hier einen Auszug der Specificirung meines Patentes mit, welcher Das
enthält, was mit für den Bergbau und die Metallurgie zur Zeit das Wichtigste zu seyn
scheint.
Andere Theile des Inhaltes dieser Specificirung spare ich für eine zukünftige
Mittheilung auf; so z.B. meine neuen Methoden zur möglichst raschen, zuverlässigen
und billigen Darstellung großer Massen von Amalgamen der Alkalimetalle, die Sie mit
anderen wissenschaftlichen Chemikern, welche Augenzeugen der Ausführung dieser
Methoden gewesen sind, in rein theoretischer Beziehung für wichtig erklärt haben,
insofern bei denselben neue Erscheinungen auftreten, durch welche bis jetzt nur
dunkel erkannte Moleculargesetze erläutert werden.
Für praktische Zwecke fand ich die Darstellung von dreierlei Natriumamalgamen
erforderlich, welche in ihrem Natriumgehalte ungefähr wie die Zahlen 1, 2 und 3
differiren, weßhalb ich sie auch mit den entsprechenden Nummern bezeichne.
Specificirung des Patentes.
Meine Erfindung besteht darin, dem Quecksilber eine in hohem Grade vermehrte
Adhäsion, Attraction oder Affinität für andere Metalle und für seine eigene Substanz
zu verleihen, und zwar durch Zusatz einer geringen Menge eines sehr stark
elektropositiven Metalles, wie Natrium, Kalium etc. Ich nenne diese Amalgame der
Alkalimetalle (aus später zu erörternden wissenschaftlichen Gründen)
„magnetische.“
Meine Erfindung ist anwendbar:
1) zu allen Operationen, bei denen die Amalgamation mittelst Quecksilber zur
Separation oder Extraction von Gold, Silber oder anderen kostbaren Metallen aus
ihren Erzen benutzt werden kann;
3) zu allen Operationen, bei denen die Amalgamation mittelst Quecksilber, in
Verbindung mit reducirenden Metallen, wie Eisen oder Zink, zur Reduction von
Metallen aus ihren löslichen oder unlöslichen Salzen – z.B. von Silber aus
seinem Schwefelsäure- oder Unterschwefligsäuresalze oder aus seinem Chloride,
von Blei aus seinem Schwefelsäuresalze oder seinem Chloride, von Gold aus seinen
Chlorverbindungen oder anderen Lösungen – benutzt werden kann;
8) bei der Mercurialisirung von Metallflächen im Allgemeinen, z.B. beim Amalgamiren
der Zinkflächen galvanischer Batterien, von Kupferplatten, kupfernen zum Auswaschen
des Goldes dienenden Schüsseln oder Seihertrögen;
9) zum bequemeren Transport des Quecksilbers, indem dasselbe in starren Zustand
versetzt wird.
Ich gehe jetzt zur Beschreibung der besonderen und eigenthümlichen Eigenschaften der
von mit entdeckten Alkalimetall-Amalgame über, welche mich auf ganz neue
Anwendungen derselben für praktisch-chemische und metallurgische Zwecke
geführt haben.
Wird eines von den magnetischen Amalgamen in seiner hundertfachen oder noch größeren
Gewichtsmenge Quecksilber gelöst, so ertheilt es dem Ganzen ein sehr gesteigertes
Vermögen mit, anderen Metallen zu adhäriren, namentlich solchen, welche, wie Gold
und Silber, nach dem negativen Ende der elektrochemischen Reihe zu liegen. Bei jenen
zwei Metallen ist dieses Adhäsionsvermögen so stark, daß der Widerstand, welchen,
meiner Beobachtung zufolge, ihre Außenfläche, wenn sie in gediegenem Zustande
vorkommen, der Amalgamirung gewöhnlich entgegensetzt, augenblicklich überwunden
wird, mögen sie nun in groben Körnern, als feiner Sand oder als unfühlbar feines
Pulver vorhanden seyn. Selbst eine künstliche Haut von Oel und Fett –
Substanzen, welche auf den Amalgamationsproceß so ungünstig wirken, daß sogar der
Rauch und Dampf der Grubenlichter aus diesem Grunde in vielen Gold- und
Silbergruben für sehr schädlich gilt – ist nicht im Stande, eine
augenblickliche Amalgamirung durch dieses magnetische Quecksilber zu verhindern. Wie
es scheint, werden die Atome des Quecksilbers durch einen sehr geringen Zusatz eines
jener Metalle, welche nach dem positiven Ende der elektrochemischen Reihe zu liegen,
in einen polaren Zustand versetzt, wodurch seine Affinität zu den mehr
elektronegativen Metallen in solchem Grade erhöht wird, daß es augenblicklich auf
die äußere Oberfläche derselben wirkt und von derselben gerade so absorbirt wird,
wie Wasser von einem Stücke Zucker oder einer anderen porösen in ihm löslichen
Substanz.
Solches Quecksilber adhärirt (ganz abweichend von gewöhnlichem Quecksilber) sogar auf
Flächen von Eisen, Stahl, Platin, Aluminium und Antimon ziemlich stark; doch findet
bei diesen fünf Metallen, wie ich gefunden habe, eine eigentliche Amalgamation nicht
Statt, indem das Quecksilber in die Substanz des Metalles gar nicht eindringt, so
daß das oberflächlich adhärirende magnetische Quecksilber sich ebenso leicht und
rein von der Metallfläche abwischen läßt, wie Wasser von Glas.
Das einzige Metall, welches, so viel ich bis jetzt gefunden habe, mit dem
magnetischen Quecksilber nicht überzogen werden kann, ist das Magnesium.
Im Nachstehenden werde ich die Einzelheiten meiner verschiedenen neuen und nützlichen
Verwendungen der Alkalimetalle angeben.
I. Anwendung der magnetischen Amalgame
zum Zugutemachen der Erze der Edelmetalle.
Meine Verbesserung des Verfahrens zum Amalgamiren der Gold- und Silbererze
besteht darin, dem zur Amalgamation verwendeten Quecksilber von Zeit zu Zeit ein
Procent oder noch weniger seines Gewichtes von einem der magnetischen Amalgame
zuzusetzen. Es läßt sich nicht speciell und bestimmt angeben, wie oft dieser Zusatz
wiederholt werden muß, indem dieß von zahlreichen Umständen mehr oder weniger
abhängig ist, z.B. von der Temperatur, von der Reinheit und der Menge des
angewendeten Wassers, von dem Verhältnisse der Oberfläche des Quecksilbers zu seiner
Masse, von der Stärke und der Art der Bewegung, welche dem Quecksilber ertheilt
wird, von der Natur des Processes und der Beschaffenheit des angewendeten Apparates,
von dem Charakter des Erzes, von der Stärke des Amalgams u.s.w., so daß dieser
wichtige Punkt in jedem einzelnen Falle nur durch die Erfahrung festgestellt werden
kann. Indessen lassen sich aus den bisher abgeführten Versuchen einige allgemeine
Erfahrungssätze ableiten. Es hat sich gezeigt, daß weit weniger Natrium erforderlich
ist in solchen Fällen, wo viel Wasser angewendet und dieses oft durch frisches
ersetzt wird, also beim Verwaschen von Goldsand, sowie bei allen Arten von
Amalgamirapparaten, durch welche ununterbrochen ein Strahl frisches Wasser fließt;
denn mercurialische Natriumlösungen werden meiner Beobachtung zufolge, von Wasser,
welches frei ist von sauren, alkalischen oder salzigen Unreinigkeiten, nur wenig
angegriffen. In den Fällen hingegen, wo nur geringe Wassermengen angewendet,
namentlich dann, wenn Quecksilber und Erz zu einem Brei zusammengerieben werden, so
daß das Wasser bald alkalisch wird, tritt rasche Oxydirung des Natriums ein, welche
dessen häufige Erneuerung erforderlich macht. In solchen Fällen ist folgendes
Verfahren zu empfehlen: Die ganze zur Behandlung einer Charge Erzschliech
nothwendige Quecksilbermenge, z.B. 50 Pfund, wird durch Zusatz von 1 Proc. Amalgam
Nr. 2, oder besser von 2 Proc. des weicheren Amalgams Nr. 1, welches sich leichter
in Quecksilber löst, magnetisirt; darauf wird die eine Hälfte des Ganzen, also 25
Pfund, mit dem Erze zusammen in die Mühle gebracht, und bei fortschreitender
Incorporirung werden dann bestimmte Bruchtheile der anderen Hälfte des magnetisirten
Quecksilbers nach und nach zugesetzt, in Zwischenzeiten, welche von den obwaltenden
Umständen abhängen, bis das Ganze eingetragen ist. Wenn das Quecksilber, wie gewöhnlich,
theilweise von demjenigen herrührt, welches bei einer früheren Amalgamation
gebraucht worden war, so enthält es meistentheils noch etwas Natrium und erfordert
daher verhältnißmäßig weniger frisches Amalgam.
Zum Verwaschen von Goldsand etc. ist das welche Amalgam Nr. 1 wegen seiner
Leichtlöslichkeit in Quecksilber am besten geeignet, und in solchen Fällen ist es zu
empfehlen, das angewendete Quecksilber von Zeit zu Zeit durch Zusatz von einigen
Granen Goldstaub zu probiren, um zu ermitteln, ob ein Zusatz von frischem
(magnetischem) Amalgam erforderlich ist. Aehnliche Proben lassen sich auch bei
Schliechen, sowie bei allen Amalgamirprocessen, mittelst eines Stückes Kupferblech
leicht anstellen.
Beiläufig will ich bemerken, daß sich das Amalgam Nr. 1 jederzeit leicht aus Nr. 2
darstellen läßt, indem man letzteres mit ungefähr seiner gleichen Gewichtsmenge
Quecksilber oder mit der zweifachen Gewichtsmenge vom Amalgam Nr. 3 in einem
eisernen Löffel zusammenschmilzt; doch ist bei Anwendung des Amalgams Nr. 3 die
Darstellung von Nr. 1 ziemlich zeitraubend. Bei der
„Kupferplatten-Amalgamirung,“ d.h. in den Fällen wo
goldhaltige Substanzen mit amalgamirten Metallflächen in Contact gebracht werden,
ist es besser, sowohl zum Ueberziehen der Metallflächen als auch bei allen
nachfolgenden Quecksilberzusätzen, anstatt des Quecksilbers direct das teigige
Amalgam Nr. 1 anzuwenden. Bei diesem Amalgamationsverfahren wird in Bezug auf
Abnutzung der Apparate sowie an Anlagekosten bedeutend erspart, wenn man Eisenplatten, anstatt Kupferplatten, in Verbindung mit
dem magnetischen Amalgame anwendet. Meine Amalgame sind in der That in Folge ihrer
Eigenschaft, Eisen mit einem Quecksilberhäutchen zu überziehen, von ganz besonderem
Werthe für jede Art von Amalgamirgefäßen, deren Innenflächen aus Eisen bestehen,
indem diese Flächen einen Quecksilberüberzug erhalten, durch welchen sie auch mit
denjenigen Goldtheilchen in Berührung kommen, welche so fein sind, daß sie im Wasser
suspendirt bleiben.
Diese Eigenschaft der magnetischen Amalgame, auf Eisenflächen eine dünne
Quecksilberschicht abzulagern, gestattet weitere Anwendungen von nicht geringerer
Wichtigkeit. So wird es sich z.B. als sehr vortheilhaft erweisen, die eisernen oder
stählernen Schuhe der Pochstempel und andere zur mechanischen Aufbereitung der Erze
dienende Apparate, die Quetschwalzen, die zum Mahlen der Erze angewendeten
Eisenkugeln etc., continuirlich zu amalgamiren.
Ebenso, wie die Adhäsion des Quecksilbers an anderen
Metallen durch den Zusatz von Alkalimetall verstärkt wird, wird durch denselben, wie ich entdeckt habe,
auch seine Cohäsion mit sich selbst, in hohem Grade
vermehrt. Es wird dadurch klebriger, schwieriger mechanisch zu zertheilen, und wenn
es mechanisch zertheilt wurde, fließt es beim Contact sogleich wieder zusammen.
Daraus ergeben sich neue Resultate von unberechenbarem Werthe; so wird z.B. das
„Zerstäuben“ oder „Sichzerschlagen“
des Quecksilbers, welches bei der Amalgamation der Erze von Edelmetallen so große
Verluste an Quecksilber sowohl, wie an Edelmetall herbeiführt, auf ein Minimum
reducirt oder gänzlich verhütet. – Ferner wird durch den Natriumzusatz die
Wiedergewinnung von zerstäubtem Quecksilber und Amalgam aus den Amalgamirrückständen
und Abgängen sehr erleichtert und beschleunigt; man braucht zu diesem Behufe nur
eine kleine Menge von stark magnetisirtem Quecksilber in den Separator zu bringen.
Dergleichen Rückstände und Abgänge kann man auch mit Vortheil durch das gewöhnliche
Handverwaschen zugutemachen, indem man in jede Pfanne (Schüssel) oder jeden
Seihertrog etwas magnetisches Quecksilber bringt und einige Augenblicke mittelst der
Hand mit dem Inhalte durchrührt, wodurch alle vereinzelten Theilchen des
goldhaltigen Amalgams gesammelt und mit einander vereinigt werden. Auf diese Weise
läßt sich bei allen Verwascharbeiten, selbst beim Verwaschen alter Haldenstürze,
viel Arbeit, Geld und Zeit ersparen.
Ich will hier auf eine wichtige Vorsichtsmaßregel aufmerksam machen, welche in
manchen Fällen, in denen magnetische Amalgame angewendet werden, beobachtet werden
muß, namentlich dann, wenn das Erz beim Zusammenmahlen oder Zusammenschütteln mit
Quecksilber in Berührung mit Eisen ist, wobei die dadurch abgeschabten Eisentheilchen das Amalgam verunreinigen. In solchen
Fällen ist das nachstehende Verfahren zu empfehlen: Das Amalgam wird, nachdem es von
dem überschüssigen Quecksilber befreit worden, und bevor es in die Retorte zum
Ausglühen gelangt, in einem Thontiegel oder einem eisernen Löffel – etwa, um
es flüssiger zu machen, mit Zusatz von etwas Quecksilber – zum Schmelzen
gebracht, wobei das Eisen aufsteigt und an der Oberfläche einen Schaum bildet,
welcher abgezogen wird. Der dann noch vorhandene Quecksilberüberschuß kann nach dem
Erkalten auf dem gewöhnlichen Wege vom Amalgame wieder getrennt werden. Die dem
Eisenschaume allenfalls anhaftenden Amalgamtheilchen lassen sich durch Kochen in
Wasser, um das Natrium zu entfernen, von demselben leicht trennen. Dieses Verfahren
beruht auf der einfachen Thatsache, daß mit der Entfernung der letzten Spuren von
Natrium aus dem Quecksilber die Adhäsion des Amalgams am Eisen gänzlich aufhört.
– Die Gegenwart von Eisen in einer Amalgamprobe läßt sich leicht durch den
Magnet stab entdecken,
der in manchen Fällen auch mit Vortheil zum Ausziehen von beigemengten
Eisentheilchen aus dem Amalgame, nachdem alles Natrium aus dem letzteren entfernt
worden, benutzt werden kann.
Das Amalgam enthält, wenn Natrium (zum Verwaschen von Goldsand) angewendet worden,
gewöhnlich auch noch andere Metalle, namentlich Platin
und Osmiridium, welche sich, gleich dem Eisen, sofort von
selbst abscheiden, sobald das Natrium durch Kochen des verdünnten Amalgams mit
Wasser entfernt worden ist. Eine Legirung des Platins oder des Osmirids oder beider
mit Eisen läßt sich auch mittelst des Magnetstabes entfernen. Im Allgemeinen,
besonders auch in den Fällen, wo Quecksilber zur Behandlung schwefel- und arsenhaltiger Erze
angewendet wird, ist es zu empfehlen, das Arsen und den Schwefel durch Abrösten oder
auf irgend einem anderen chemischen Wege vor dem Amalgamiren möglichst zu
entfernen.
III. Anwendung der magnetischen Amalgame
zur Gewinnung der Metalle aus ihren Salzen.
Bei dem gewöhnlichen Verfahren, das Silber aus seiner natürlichen oder künstlich
dargestellten Verbindung mit Chlor oder aus seinem Schwefelsäuresalze durch
metallisches Eisen oder Zink in Verbindung mit Quecksilber zu reduciren und in ein
Amalgam zu verwandeln, lassen sich durch die Anwendung der magnetischen Amalgame
sehr bedeutende Vortheile erzielen, namentlich insofern der dazu erforderliche
Zeitaufwand auf einen Bruchtheil des bisher zu diesem Zwecke nothwendigen reducirt
wird. Dieß gilt sowohl für die Erze, in denen das Silber als natürliche
Chlor-, Brom- oder Jodverbindung enthalten, als auch für diejenigen,
in denen das Silber vorher durch Rösten mit Kochsalz oder auf andere Weise in
Chlorid oder in Sulfat oder in ein Gemenge von beiden Salzen verwandelt worden ist,
sowie für das aus Lösungen niedergeschlagene Chlorsilber.
Wenn man Gold aus Erzen oder aus anderen goldhaltigen Substanzen durch Behandlung mit
Chlor, Königswasser, Cyankalium oder mit anderen Lösungsmitteln in gelöstem
Zustande, sowie auch, wenn man Silber als unterschwefligsaure oder andere Lösung
erhalten hat, so besteht das rascheste Verfahren zur vollständigen Gewinnung dieser
Metalle darin, sie durch Ausfällen mit Eisen in Contact mit magnetischem
Quecksilber, in Amalgam zu verwandeln; insbesondere eignet sich dieses Verfahren für
die verdünnten Lösungen.
Die raschere und vollständigere Fällung wird in diesen Fällen offenbar von dem durch
das magnetische Quecksilber augenblicklich hergestellten absoluten Contacte mit den
Eisenflächen und dem auf diese Weise durch die beiden Metalle und die Lösung
constant erhaltenen kräftigen galvanischen Strome bedingt.
VIII. Anwendung der magnetischen
Amalgame zum Amalgamiren metallischer Flächen im Allgemeinen.
In Folge der Adhäsion der magnetischen Amalgame an Flächen von Eisen und anderen
nicht amalgamirbaren Metallen bin ich im Stande Quecksilber, oder flüssige oder
teigige Amalgame, auf jede metallische Fläche sehr rasch und mit der größten
Leichtigkeit mittelst eines Pinsels aus feinem
Eisen-, Stahl-, Aluminium- oder Platindraht ganz wie einen
Anstrich aufzutragen. Das beste Material zu einem solchen Instrumente ist der
feinste, bis zur Federhärte angelassene oder noch etwas weichere Stahldraht, und die
beste Form für dasselbe ist die eines flachen und breiten Lakirpinsels.
Zu den wichtigen Verwendungen derartiger Pinsel gehört unter anderen das Amalgamiren
von Kupfer- (oder Eisen-) Platten für die Extraction des Goldes aus
Erzen. – Eine andere, gleichfalls wichtige Anwendung ist die zum Sammeln von
verstäubtem oder zerschlagenem, in feine Kügelchen zertheiltem
(„getödtetem“) Quecksilber, indem sich diese Kügelchen,
selbst wenn sie sich auf den unregelmäßigsten Flächen zerstreut haben, mittelst
eines solchen breiten, mit magnetischem Quecksilber gesättigten Pinsels
augenblicklich sammeln und mit einander vereinigen lassen. Auf diese Weise können
auch andere fein zertheilte Metalle aus Schliechen und Schlämmen, aus Pochtrüben
etc. gewonnen werden.
IX. Anwendung der magnetischen Amalgame
zum Transporte des Quecksilbers in fester Form.
Die gewöhnliche Methode zum Verpacken und zum Versandt größerer Quecksilbermengen ist
sehr kostspielig und mühsam, und beim Umfüllen des Metalles von einem Gefäße in das
andere entstehen leicht bedeutende Verluste. Es muß daher ein so einfaches, billiges
und leicht anwendbares Verfahren, wie das oben angegebene, das flüssige Metall in
feste Form zu bringen, allgemein erwünscht seyn, indem es gestattet, das Quecksilber
in Gefäßen von specifisch leichterem und wohlfeilerem Material zu transportiren als
die jetzt allgemein üblichen geschmiedeten Eisenflaschen sind, z.B. in Thon-
oder Glaskrügen, hölzernen Fäßchen oder Flaschen, oder in Gefäßen aus Kautschuk,
Gutta-percha etc.
Auf solche Weise wird es auch möglich, das Quecksilber in passender Form, z.B. in
Stangen, Zainen, Cylindern, Blöcken, Würfeln oder Kugeln von bestimmter Größe und
bestimmtem Gewichte zu verpacken, zu vermagaziniren, zu transportiren und zu
verkaufen, was für manche, namentlich für hüttenmännische Zwecke, offenbar von
bedeutendem Vortheile seyn würde. Wenn das Quecksilber zu irgend einem der oben
angegebenen Zwecke angewendet werden soll, so hat man es schon in dem geeigneten
Zustande, oder braucht nur etwas flüssiges Quecksilber zuzusetzen; will man es als
reines Quecksilber benutzen, so läßt sich das Natrium durch Behandlung des in kleine
Stücke zertheilten festen Amalgams mit heißem Wasser, welches mit einer geringen
Menge Schwefelsäure oder Essigsäure angesäuert ist, leicht entfernen.
––––––––––
Professor Silliman hielt in der letzten Januarsitzung der
National-Akademie der Wissenschaften in Washington einen Vortrag über die
Natrium-Amalgamation und theilte die Resultate einer Reihe von Versuchen mit,
welche er in hinlänglich großem Maaßstabe abgeführt hat, um den Werth der Wurtz'schen Erfindung für das Zugutemachen des Goldquarzes zu erproben. Bei einem Versuche, welcher mit
über 500 Pfund geringhaltiger Erze im Werthe von ungefähr 15 Dollars per Tonne angestellt wurde, ward durch das
Natriumamalgam wirklich alles nicht in den Sulfureten enthaltene Gold extrahirt. Zu
diesem Versuche, welcher eine Stunde lang dauerte, diente ein großer Freiberger
Amalgamator; das Natriumamalgam wurde allmählich in vier Portionen von je einer
Unze, in einem Theile der angewendeten 20 Pfund Quecksilber gelöst, zugesetzt. Der
Quecksilberverlust betrug bei diesem Versuche ungefähr eine Unze und die Menge des
Natriumamalgams 1,2 Proc. von der Gesammtmenge des angewendeten Quecksilbers.
Bei einer zweiten, mit sorgfältig aufbereiteten reicheren Erzen im Werthe von 320
Dollars per Tonne, abgeführten Versuchsreihe, zu der ein
Drehfaß angewendet wurde, betrug das Ausbringen bei Anwendung von gewöhnlichem
Quecksilber 40 bis 60 Proc. des gesammten Goldgehaltes der Erze, während sich bei
Anwendung von Natriumamalgam ein Ausbringen von 83,3 Proc. ergab. In der Praxis
werden die Resultate wahrscheinlich noch günstiger ausfallen. Nach Silliman's Mittheilung sind auch bereits in Californien
Versuche im Gange, um das Verfahren auf den „Quarzmühlen“ in
großem Maaßstabe zu erproben; die dabei sich herausstellenden Resultate werden
später mitgetheilt werden.