Titel: Die Aufbereitung des Torfes zu Derrylea.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LII., S. 195
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LII. Die Aufbereitung des Torfes zu Derrylea. Nach dem Engineer, März 1866, S. 231; aus dem polytechnischen Centralblatt, 1866 S. 721. Mit Abbildungen auf Tab. III. Auffbereitung des Torfes zu Derrylea. Seit einer Reihe von Jahren sind viele Anstrengungen gemacht worden, in der Aufbereitung des Torfes Verbesserungen einzuführen. Allgemein fühlte man, daß die hauptsächlichste Schwierigkeit im Trocknen des aus den Mooren gewonnenen Torfes lag, und suchte dieß theils durch Auspressen des Wassers mittelst mechanischen Druckes, theils durch Verdampfen desselben mittelst Wärme oder Luftströmungen zu erreichen, nachdem man das Material in Steine geformt hatte. Keine dieser Verfahrungsweisen hat vollständigen Erfolg gehabt, weil vor dem Trocknen große Massen Torf in Bewegung zu setzen waren und das Trocknen selbst, wenn es an der Luft geschah, zu langsam vor sich gieng, auf künstlichem Wege dagegen zu kostspielig wurde. Ein System, welches die Bedingungen des Erfolges in sich trug und von allen früheren Verfahrungsweisen wesentlich abwich, war das vor ungefähr 15 Jahren von Groynell u.a. vorgeschlagene. Ihre Idee war, den Torf in der gewöhnlichen Weise zu stechen und ihn, so weit es die klimatischen Verhältnisse während des Sommers in Irland gestatten, lufttrocken zu machen, darauf ihn zu mahlen, das Trocknen desselben im Pulverzustande zu vollenden und ihn in einer Maschine mit einem hin- und hergehenden Kolben und mehreren Formen, die nach einander unter den Kolben gebracht werden, zu comprimiren. Man erhielt auf diese Weise ein schönes Muster von hartem Brennmaterial; leider war aber die Quantität des gewonnenen Productes auf Proben beschränkt, weil die Wirkung der Pressen mit ihren beweglichen Formen complicirt und der Widerstand, den die einzelnen Theile der Maschine auszuhalten hatten, so bedeutend war, daß die Brüche sich unausgesetzt folgten. Zu diesen Uebelständen kam noch der Umstand, daß man das gewünschte harte und vollkommene Product nur dann erhielt, wenn der Kolben am Ende seines Hubes einige Secunden lang in Ruhe erhalten wurde, während welcher er einen nachhaltigen Druck auf den Torf ausübte. Je länger er seinen Druck auf den Torf fortsetzte, desto vollkommener wurde der Stein; wenn aber der Druck sogleich nachließ, wie dieß bei Bewegung der Kreisexcentrics der Fall ist, so wurde die Elasticitätsgrenze des Torfes nicht überschritten, und nach wenigen Stunden zerbarst der Stein oder es lösten sich wenigstens Theile von demselben ab. Die Hauptschwierigkeit, regelmäßig die hinreichende Menge trockenen Torfes zu erhalten, war in der Zeit der Versuche, die von 1850 bis 1853 dauerten, gar nicht zu überwinden, weil die Presse nicht in den Stand zu setzen war, daß sie continuirlich arbeitete. Und als man sie in arbeitsfähigen Zustand gesetzt hatte, ergab sich, daß das Mahlen und darauf folgende Pressen viel zu kostspielig war und daß das künstliche Trocknen des aus den Stichen gewonnenen nassen Torfes so viel Material erfordert haben würde, daß für den Verkauf nichts übrig geblieben wäre. Die Ausführungsschwierigkeiten, welche die früheren Versuche bei der Torfbereitung erfolglos gemacht haben, sind nunmehr durch das System und die Maschinen, welche auf den Torfwerken zu Derrylea bei Portarlington eingeführt worden sind, glücklich überwunden. Daselbst ist die Fabrication comprimirter Torfsteine seit einiger Zeit in regelmäßigem Betrieb, und es sind bereits über 100000 Ctr. comprimirter Torf dort dargestellt und nach verschiedenen Gegenden verkauft worden. Das dort in Anwendung stehende System gründet sich auf das Princip, daß das Trocknen des Torfes die Hauptschwierigkeit bei der Aufbereitung desselben darbietet. Dasselbe wird in der Weise ausgeführt, daß immer auf dünne Schichten von zertheiltem Material, statt auf massive Steine, gewirkt wird, und die darauf folgende Compression hat nur den Zweck, den aufbereiteten Torf transportabel und verkäuflich zu machen. Das Trocknen in dünnen Schichten wird dadurch ermöglicht, daß der Torf im Moor vermittelst Eggen aufgerissen wird. Der Theil des Moores zu Derrylea, welcher gegenwärtig nach dem neuen Verfahren bearbeitet wird, ist ungefähr 3600 Fuß engl. lang und 300 Fuß breit, umfaßt also einen Flächenraum von gegen 10 Hektaren. Ein tiefer Hauptgraben trennt diese Fläche von dem übrigen Theile des Moores ab; sie selbst enthält eine Anzahl bedeckter Quergräben, welche um ungefähr 60 Fuß von einander abstehen und von dem genannten Hauptgraben nach einem anderen zu diesem parallelen, der die entgegengesetzte Grenze bildet, führen. Die bedeckten Quergräben werden auf einfache und billige Weise dadurch hergestellt, daß man in das Moor Gräben einschneidet, welche ungefähr 4 Fuß tief und oben 2 Fuß, unten 1 Fuß breit sind, und die Sohle der Gräben vermittelst eines eigenthümlich gestalteten Werkzeugs mit einer 6 Zoll breiten und tiefen Rinne versteht. Ueber diese Rinne werden viereckig geschnittene Torfsteine gelegt, der aus den Gräben ausgehobene Torf wieder in die Gräben eingeworfen und die Oberfläche geebnet. Diese Gräben, welche 0,55 Sgr. per laufenden Fuß kosten, sind sehr wirksam und werden in mehreren Gegenden Irlands auch zu landwirthschaftlichen Zwecken angelegt. In der Mitte des auf diese Weise drainirten Moores liegt der Länge der Fläche nach eine Eisenbahn von 5 Fuß 3 Zoll engl. Spurweite mit 36 Pfd. schweren ⊤ Schienen auf gewöhnlichen hölzernen Schwellen. Diese Bahn wird von einem sechsräderigen Wagen von 24 Fuß Länge befahren. Ueber dem Gestelle dieses Wagens liegt ein Gitterbalken quer herüber, der so lang, als die vorgerichtete Moorfläche breit ist, also über die ganze Breite derselben, herüber reicht. Dieser Balken, der in Fig. 16 im Grund- und Aufriß dargestellt ist, besteht aus Winkeleisen von 1 1/2 Zoll an den Ecken und Flacheisenstäben von 1 1/2 Zoll Breite und 1 1/4 Zoll Dicke, welche in je 2 Fuß Abstand von einander gitterartig zwischen die Winkeleisen gelegt sind. In der Mitte, wo er auf dem Wagen aufruht, hat er 6 Fuß Breite und Höhe und nach den Enden nimmt er bis auf 1 Fuß Breite und Höhe ab; durch die Drahtseile D wird er nach verticaler und horizontaler Richtung hin abgesteift. Der Wagen mit dem beschriebenen Balken wird durch eine transportable Dampfmaschine von 6 Pferdestärken mit einer Geschwindigkeit von 6 Fuß in der Secunde getrieben. An die zu beiden Seiten des Wagens hervorragenden je 150 Fuß langen Arme des Balkens sind 10 bis 12 Eggen von je 6 Fuß Seitenlänge angehängt, welche bei der wiederholten Hin- und Herbewegung des Wagens den Moor auflockern und bis auf eine Tiefe von 1 bis 2 Zoll den Torf in Pulver umwandeln. Diese Operation wird so lange fortgesetzt, als das Wetter einigermaßen schön ist, und dann wird die fein vertheilte Masse, welche in diesem Zustande bald bis zu einem gewissen Grade trocken wird, von Arbeitern nach der Eisenbahn transportirt und auf dieser nach den Aufbereitungswerkstätten befördert. Bei trockenem Wetter kann die Oberfläche des drainirten Torfmoores auf diese Weise soweit entwässert werden, daß sie kaum noch die Hälfte ihres ursprünglichen Wassergehaltes enthält, und da täglich eine neue Oberfläche dieser Bearbeitung ausgesetzt wird, so werden alle Bedingungen erfüllt, um das Austrocknen des Torfes zu begünstigen. Sobald das Eggen beginnt, greift ein rasches Trocknen durch die Luft Platz, und ein sehr großer Theil des Wassers, welcher durch die Drainirung nicht entfernt worden ist, wird verdunstet, nachdem er wenige Stunden der Luft ausgesetzt gewesen ist. Der Torfschlamm, welcher in die Aufbereitungswerkstätten gefördert wird, enthält im Durchschnitt 40 Proc. Trockengewicht an Torf und 60 Proc. Wasser. Es mag dieß auf den ersten Augenblick als ein sehr geringes Resultat erscheinen; wenn man aber den Zustand des Moores in seinen verschiedenen Stadien untersucht, so ergibt sich dasselbe vielmehr als ein sehr günstiges. Trockengewicht Wasser Torfmoor in seinem ursprünglichen Zustande enthält        10 Proc. 90 Proc.       „        drainirt, durchschnittlich      16    „ 84    „       „             „     an der Oberfläche      25    „ 75    „       „             „     und geeggt, einige Stunden nach                               dem Eggen      40    „ 60    „ Bei jedem Aufbereitungsverfahren also, welches den Torfmoor in seinem ursprünglichen Zustande in Angriff nimmt, müssen 10 Ctr. ausgestochen werden, wenn man 1 Ctr. Handelswaare darstellen will; ist der Moor vorher drainirt, so braucht man dazu nur 6 Ctr. Bei dem neuen Verfahren aber sind nur 2 1/2 Ctr. Rohmaterial erforderlich, weil das übrige im Torf enthaltene Wasser schon beseitigt worden ist, ehe er überhaupt zum Transport kommt. Bis hierher blieb es der atmosphärischen Luft überlassen, den die Schwierigkeit veranlassenden Trockenproceß zu bewerkstelligen; ist aber der Torf bis auf 60 Proc. Wassergehalt entwässert, so ist das vollständige Trocknen auf künstlichem Wege nicht mehr zu kostspielig. In Derrylea wird eine andere künstliche Wärme nicht verwendet, als die des abgehenden Dampfes von den Pressen und der Verbrennungsproducte von den Kesselfeuerungen, die außerdem unmittelbar in den Schornstein entweichen würden. Es dienen hierzu Trockenöfen mit sehr ausgedehnten Flächen von Eisenblech, auf welche der Torfschlamm in einer dünnen Lage ausgebreitet wird und welche durch besondere Mechanismen in beständig hin und hergehender Bewegung erhalten werden. Die Trockenöfen bestehen aus vier langen Kammern von je 500 Fuß Länge und 16 Fuß Tiefe, in deren jeder sich zwei über einander liegende und über die ganze Länge erstreckende Eisenblechböden befinden; sie sind aus Ziegelsteinen aufgemauert und mit Dachziegeln abgedeckt, die ihrem Zwecke insofern gut entsprechen, als sie durch ihre Fugen eine hinreichende Ventilation veranlassen und doch als schlechte Wärmeleiter keine zu große Abkühlung geben. Der untere Boden besteht aus 1/8 Zoll starten zusammengenieteten Eisenblechplatten, welche 18 Zoll über der Ofensohle liegen und von einer Anzahl in 3 Fuß Entfernung von einander liegenden Thonröhren getragen werden. Unter diesen Boden werden die abgehenden Verbrennungsproducte der Dampfkesselfeuerungen geblasen, zu welchem Zwecke ein besonderer großer Ventilator aufgestellt ist. Der obere Boden liegt 4 Fuß über dem unteren und wird aus hohlen Räumen gebildet, in welche der ausgeblasene Dampf der Dampfmaschine eingeführt wird. Er besteht in jedem Ofen aus fünf Eisenblechkammern von je 500 Fuß Länge und 3 Fuß Breite, welche durch zwei an den Säumen dampfdicht vernietete 1/8 Zoll starke Blechböden gebildet werden, einem oberen aus ebenen Tafeln bestehenden und einem unteren mit 2 3/4 Zoll Pfeilhöhe gebogenen. Diese Blechkammern liegen auf gußeisernen Gitterbalken, die in 10 Fuß Entfernung von einander gelagert sind, und sind so angeordnet, daß an der Seite eine Kammer über die andere übergreift. Zu beiden Seiten des oberen und des unteren Bodens liegen je 3 Zoll über demselben Winkeleisenschienen, und auf diesen laufen Räder mit endlosen Ketten und eisernen Rechen zum Durchkrücken und Fortbewegen des Torfschlammes. Die Rechen liegen um je 4 Fuß aus einander und erhalten eine mit 1 2/3 Fuß Geschwindigkeit in der Secunde fortschreitende Bewegung; zu diesem Zwecke sind sie mit endlosen Ketten verbunden, welche an beiden Enden der Oefen über sechsseitige Trommeln gelegt sind. Der aus dem Moor zugeförderte Torfschlamm wird auf den oberen Boden aufgegeben und von den Rechen nach dem entgegengesetzten Ende desselben fortgezogen; hier fällt er auf den unteren Boden, um auf diesem von den Rechen wieder rückwärts geschleppt zu werden. Durch diesen künstlichen Trockenproceß wird bei weitem der größte Theil des Wassergehaltes von 60 Proc., welchen der Torfschlamm enthielt, verdampft, und die Masse befindet sich nun in dem Zustand, in welchem sie sich zum Pressen eignet. Elevatoren heben sie in das Stockwerk üben dem Maschinenraum, von wo sie den im Maschinenraum stehenden Pressen unmittelbar zufällt. Eine solche Presse zeigt Fig. 17 im Verticaldurchschnitt in 1/20 der wirklichen Größe. In dem starken gußeisernen Gestelle N ist die Treibwelle O von 7 Zoll Durchmesser gelagert, und an diese ist das Excentric P, welches 7 Zoll Hub hat, angeschmiedet. Das letztere treibt den horizontalen Stahlkolben R von 4 Zoll Durchmesser, der sich in dem hinteren Ende des sehr starken Rohres S von 3 1/2 Fuß Länge und 4 Zoll Bohrung hin und her bewegt. Das Rohr S besteht aus Bessemerstahl, ist innen ausgebohrt und außen stufenförmig so abgedreht, daß es genau in den am Gestelle N befestigten gußeisernen Block T paßt. Durch den oben mit einem Trichter versehenen Canal U fällt die Torfmasse nieder, und die Säule trockenen Torfes, welche in dem Canal enthalten ist, ruht auf dem Kolben R, wenn derselbe in das Rohr S ein- und aus demselben zurücktritt. Wenn der Kolben sich in seiner äußersten Stellung nach rückwärts befindet, wie ihn die Zeichnung darstellt, so fällt ein Theil der Torfmasse nieder und füllt den Raum aus, den der Kolben bei seinem vorhergehenden Vorwärtsgang frei gemacht hat; dieses Material wird dann durch den Kolben in das Rohr eingepaßt. Nach einigen Kolbenhüben leistet der in das Rohr eingepaßte Torf durch seine Reibung an den Wänden einen solchen Widerstand, daß jede folgende Charge zu einem besonderen harten Stein vereinigt wird, ehe die ganze im Rohre befindliche Masse nachgibt; dann bewegt der Kolben die ganze im Rohre enthaltene Masse noch um 1 1/8 Zoll vorwärts, d. i. diejenige Dicke, welche ein comprimirter Torfstein aus einer Charge Torfstaub von 4 Zoll Länge annimmt. Aus dem äußeren Mundstück des Rohres S, welches völlig offen ist, wird der comprimirte Torf in einem continuirlichen cylindrischen Strahl abgegeben, welcher leicht in 1 1/8 Zoll dicke Scheiben, wie sie durch die einzelnen Kolbenstöße hervorgebracht worden sind, sich zerlegt. Solcher Scheiben, von denen das Stück 1/2 bis 3/4 Pfund wiegt, werden in der Minute ungefähr 40 geliefert. Da das Rohr 3 1/2 Fuß lang ist, so bleibt jeder Stein sonach ungefähr 1 Minute unter Druck, und dieß ist ein für den Fabricationsproceß sehr wichtiger Umstand. Die Qualität des comprimirten Torfes wird ferner noch dadurch verbessert, daß er vom Ende des Rohres aus in einem offenen Canal auf 300 Fuß Länge nach dem Torfschuppen oder Torfwagen gefördert wird, ohne daß die Gestalt des aus den einzelnen Torfsteinen bestehenden cylindrischen Strahles aufgehoben wird. Am Ende dieses Canales ist der Zusammenhang der einzelnen Steine im Strahl so weit gelockert, daß sie nach einander einzeln herab fallen, wie sie durch die einzelnen Kolbenstöße hervorgebracht worden sind. Da durch diese Bereitungsmethode der Torf fast vollständig von seinem Feuchtigkeitsgehalt befreit wird, so nimmt er auch eine sehr große Heizkraft an. Man hat gefunden, daß so aufbereiteter Torf nahezu die doppelte Heizkraft des nach dem gewöhnlichen Verfahren aufbereiteten Torfes hat; er erreicht 60 bis 66 Proc. der Heizkraft guter Steinkohle. Vorzüglich eignet er sich für Kessel feststehender Maschinen und für Brauereien; auch für Hausfeuerungen findet er guten Absatz, weil er nicht schmutzt und rauchfrei verbrennt. Das specifische Gewicht desselben ist dasselbe wie das der Steinkohle; beide erfordern daher auch gleich große Lagerräume. Aus einer Mischung von 1/3 Cannelkohle und 2/3 des auf die beschriebene Weise aufbereiteten Torfes erhält man ein sehr gutes Gas; besonders große Hoffnungen aber setzt man auf die Verwendung dieses Torfes bei der Eisenfabrication. In Kupolöfen hat man ihn bereits mit sehr gutem Erfolge benutzt; obschon hierbei eine besondere Manipulation nothwendig ist, so kann doch, da seine Eigenschaften denen der Holzkohle ähneln, kaum ein Zweifel obwalten, daß er auch bei anderen metallurgischen Operationen ausgedehnte Verwendung finden wird.

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