Titel: Ueber das Mattätzen des Glases; von Tessié du Mothay und C. R. Maréchal zu Metz.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LVIII., S. 214
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LVIII. Ueber das Mattätzen des Glases; von Tessié du Mothay und C. R. Maréchal zu Metz. Aus den Comptes rendus, t. LXII p. 301; Februar 1866. Tessié du Mothay, Verfahren zum Mattätzen des Glases. Die wässerige Fluorwasserstoffsäure bringt auf Glas Aetzungen mit glänzendem Grunde hervor, während man bei Anwendung von gasförmiger Fluorwasserstoffsäure eine matte, mit anhaftendem weißen Staube bedeckte Gravirung erhält. Verdünnte Fluorwasserstoffsäure bildet nämlich mit dem Silicium und dem Blei des Krystallglases, bezüglich mit dem Silicium und dem Calcium des gewöhnlichen Glases Kieselfluorblei und Kieselfluorcalcium, welche in der Flüssigkeit, worin sie entstehen, löslich sind, während gasförmige Fluorwasserstoffsäure einerseits flüchtiges Fluorsilicium und andererseits Fluorblei nebst Fluorcalcium bildet, welche in dem Medium, worin sie erzeugt werden, unlöslich sind. Die durch die Einwirkung der gasförmigen Fluorwasserstoffsäure auf dem Krystall- und gewöhnlichen Glase hervorgebrachte matte Aetzung ist indessen stets gestreift und von ungleicher Dicke; denn das bei dieser Einwirkung erzeugte Wasser wird in Berührung mit der gasförmigen Fluorwasserstoffsäure nach und nach sauer, sammelt sich in ungleich großen Tröpfchen an und bewirkt dann eine theilweise und ungleiche Wiederauflösung des gebildeten Fluorbleies und Fluorcalciums. Da in Folge dieses Uebelstandes die Herstellung matter Gravirungen auf Glas durch die Dämpfe von Fluorwasserstoffsäure nicht ausführbar ist, so untersuchten wir, ob sich nicht in einem Bade, in welchem Fluorwasserstoffsäure in Berührung mit der Kieselsäure des Krystall- oder gewöhnlichen Glases entbunden wird, Fluorsilicium und folglich Fluorblei und Fluorcalcium bildet. Unsere Versuche ergaben Folgendes: 1) Versetzt man Wasser, z.B. 1000 Grm., mit 250 Grm. krystallisirtem Fluorwasserstoff-Fluorkalium (Ka Fl, H Fl) saurem flußsaurem Kali) und 250 Grm. käuflicher Salzsäure, so erhält man dadurch ein Bad, in welchem sowohl Krystallglas als auch gewöhnliches Glas rasch matt wird; doch ist diese Aetzung nicht genügend regelmäßig und dringt auch nicht tief genug ein. 2) Um das entstandene Fluorblei und Fluorcalcium in diesem Bade wenig löslich oder ganz unlöslich zu machen, und somit eine gleichmäßige und dicke Mattätzung zu erhalten, muß man dem Bade schwefelsaures Kali bis gewissermaßen zur Sättigung, nämlich in einer Menge von etwa 140 Grm., zusetzen. 3) Um das Fluorblei und Fluorcalcium im Aetzbade unlöslich zu machen, kann man anstatt des schwefelsauren Kalis auch schwefelsaures Ammoniak oder oxalsaures Kali, sowie gewisse, begierig Wasser aufnehmende Chlorüre, z.B. Chlorzink, anwenden. In den Glashütten Baccarat, Saint-Louis und Fort zu Metz hat dieses neue Verfahren seit länger als einem Jahre die älteren Methoden zum Mattiren und Graviren des Krystall- und gewöhnlichen Glases großen Theiles verdrängt. In diesen Hütten verschwinden das Schleifrad und die Fluorwasserstoffsäure, welche beide für die Gesundheit der Arbeiter so nachtheilig sind, immer mehr, und werden durch die leicht zu handhabenden und in ihrer Anwendung unschädlichen Salze ersetzt.