Titel: | Ueber die Fabrication von Alkohol und Papierzeug durch Behandlung von Holz mit Schwefelsäure; von Dr. Franz Varrentrapp. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LXIII., S. 234 |
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LXIII.
Ueber die Fabrication von Alkohol und Papierzeug
durch Behandlung von Holz mit Schwefelsäure; von Dr. Franz Varrentrapp.
Varrentrapp, über Alkohol mit Hülfe von Schwefelsäure
fabricirt.
Schon 1854 schlug Arnould vor, durch Behandlung von Holz
mit Schwefelsäure dieses in Zucker überzuführen und aus der zuckerhaltigen
Flüssigkeit, nachdem die Schwefelsäure durch Sättigung mit Kalk als Gyps entfernt
worden, Spiritus zu gewinnen.
Holz, in Form von Sägespänen, ein Abfall, der bislang kaum eine Verwendung gefunden
hat, ist billig, aber die Versuche im Großen haben doch gezeigt, daß zu viel
Schwefelsäure gebraucht wird und der Proceß zu unvollständig gelingt, als daß
hierauf sich eine lucrative Alkoholfabrication gründen ließe. Jetzt hört man von
Genf aus, daß sich dort eine Gesellschaft gebildet habe, welche Holz zu Papierzeug
verarbeiten will, indem sie dasselbe in fein zertheiltem Zustande mit Schwefelsäure
behandelt, dabei eine große Menge Alkohol gewinnt und einen Stoff liefert, der dem
nur auf mechanischem Wege durch Schleifen bereiteten Holzpapierstoff weit
vorzuziehen seyn soll, sich auch leicht vollständig bleichen läßt. Die Idee ist
jedenfalls beachtenswerth, denn durch ein theilweises Zerstören der Holzfaser kann
dieselbe möglicher Weise dem Papierstoff aus getragenen Lumpen viel ähnlicher werden
als der geschliffene Holzstoff, der immerhin doch nur ein recht geringes Surrogat
bleibt. Es ist auch denkbar, daß einem solchen Proceß unterworfen selbst Sägespäne
verwendbar würden, indem die Faserbündel sich lösten. Es würde dadurch ein bisher fast
werthloses Material zu einer werthvollen Verwendung gelangen.
Es wird Papier ausgegeben, was genügende Festigkeit besitzt, sowohl bräunliches
Packpapier, als ganz weißes Druckpapier, welches lediglich aus solcher Holzfaser
bereitet seyn soll, die vorher das Material zu einer beträchtlichen Menge Spiritus
hergegeben habe. Das Papier greift sich und verhält sich gegen Wasser als sey es
etwa ein Viertel geleimt. Es wäre möglich, daß dieß dem Stoff eigenthümlich ist. Die
Inhaber des Patentes suchen mit Papierfabriken Contracte zu schließen. Ob, wenn man
die Resultate genauer kennen lernt, dem Verfahren eine Zukunft zugesprochen werden
kann, ist nicht vorauszusehen nach den unvollständigen Mittheilungen, die bisher
bekannt wurden, aber Prüfung verdient es gewiß.
Man gewönne Spiritus, der einen Theil oder ganz die Behandlung des Holzes, resp. der
Sägespäne zahlte und erlangte ein Lumpensurrogat zu billigem Preise, welches
vermuthlich weit näher dem Ganzstoff aus getragenen Lumpen steht als alle versuchten
Ersatzmittel. (Mittheilungen für den Gewerbeverein des Herzogthums Braunschweig,
Jahrg. 1865, S. 70.)