Titel: | E. Rolland's Apparat, um Dampf von bestimmter Spannung ausströmen lassen zu können. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LXV., S. 243 |
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LXV.
E. Rolland's Apparat, um Dampf von bestimmter Spannung
ausströmen lassen zu können.
Aus den Annales des mines, 6. série, t. VIII p. 461.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Rolland's Dampfspannungs-Regulator.
In der Industrie dient der Dampf nicht allein als Bewegungskraft, sondern er wird
auch als Uebertragungsmittel der Wärme bei zahlreichen und höchst verschiedenen
Operationen verwendet. Oft sind in derselben Fabrik mehrere von diesen Anwendungen
des Dampfes vereinigt und jede derselben kann Dampf von einer bestimmten Spannung
erfordern; so können z.B. neben Bewegungsmaschinen mit 6 oder 7 Atmosphären,
Heizungen mit Dampf von mittlerer oder niedriger Spannung vorkommen.
Bei so verschiedenartiger Verwendung ist es nöthig, um zugleich Gefahren und Verluste
zu vermeiden, jedes Apparatensystem mit Dampf von der geeignetsten Spannung zu
versehen und diese Spannung den gestellten Grenzen so nahe als möglich zu
unterhalten. Das einfachste Mittel, diesen doppelten Zweck auf praktische Weise zu erreichen,
ist, im Princip, die Anwendung von unabhängigen Dampferzeugern, welche eben so
zahlreich als die verschiedenen erforderlichen Spannungen des Dampfes sind; diese
Lösung der gestellten Aufgabe ist jedoch, als zu kostspielig, fast immer
unzulässig.
Eine praktischere und wohl bekannte Einrichtung besteht darin, vorerst den Dampf mit
hohem Druck durch eine Maschine ohne Condensation gehen zu lassen und dann den
ausströmenden Dampf zum Heizen zu benutzen. Dieses System kann, in gewissen
besonderen Fällen angewandt, ausgezeichnete Resultate ergeben, aber im Allgemeinen
hat es zahlreiche Nachtheile. Der aus der Maschine tretende Dampf eignet sich
nämlich nicht zu jeder Verwendung, weil seine. Spannung eine Atmosphäre nicht viel
überschreiten kann. Damit ferner der ausströmende Dampf für den regelmäßigen Gang
der von ihm gespeisten Apparate genügt, muß von ihm beständig eine dem Verbrauch
derselben gleiche Quantität verfügbar seyn, nebst einem geringen Ueberschuß, welcher
letztere jedoch nicht beträchtlich seyn darf, denn das System würde dadurch seine
Vortheile verlieren, und es wäre alsdann ökonomischer, Condensationsmaschinen
anzuwenden und den für die Heizungen nöthigen Dampf direct dem Kessel zu entnehmen.
Der Verbrauch der Bewegungsmaschinen und der Apparate welche deren ausströmenden
Dampf benutzen, ist also bei diesem System eng verbunden, und müßte sich gleich
bleiben oder gleichmäßig verändern. Diese Uebereinstimmung zu bewerkstelligen, ist
gewöhnlich unmöglich. Bald ist der ausströmende Dampf im großen Ueberschuß
vorhanden, bald ist er in der Quantität oder Spannung ungenügend. Endlich fehlt er
im Fall des Stillstehens der Maschine gänzlich, und man ist alsdann genöthigt, die
Apparate welche er speisen sollte, in Unthätigkeit zu versetzen oder den direct aus
dem Kessel kommenden Dampf in sie einzuführen. Die Verwendung des ausströmenden
Dampfes bildet also für sich allein keine allgemeine Lösung der Aufgabe, und um
vortheilhaft zu seyn, muß sie auf bestimmte specielle Fälle beschränkt bleiben.
Die Industrie bedient sich gewöhnlich eines einfacheren Mittels: die Kessel arbeiten
mit dem stärksten Druck dessen man benöthigt ist, und man regelt durch Hähne den
Zutritt des Dampfes in die verschiedenen Apparate. Im Princip gestattet die mehr
oder weniger große Oeffnung der Hähne an jeder Stelle die gewünschte Spannung des
Dampfes zu erhalten, aber in Wirklichkeit ist der Gang der Operationen selten
befriedigend, weil die Ursachen einer Schwankung der Dampfspannung sehr zahlreich
sind und weil, um deren Einfluß zu verhindern, von Seiten der Arbeiter eine beständige
Aufmerksamkeit erforderlich wäre. In den nur zu häufigen Fällen von Unachtsamkeit
ist das Sicherheitsventil das einzige Mittel um abzuhelfen, jedoch ein sehr
unvollkommenes, denn es vermag nichts gegen eine ungenügende Dampfzuströmung und es
verhindert die zu beträchtlichen Dampfzuströmungen nur durch Verluste an Dampf.
Seine wirkliche Anwendung ist überdieß schwierig und lästig zugleich. Um die
Sicherheitsventile wirksam zu machen, muß man sie nämlich hinter den regulirenden
Hähnen anbringen. Aber die Bedienung der Apparate erfordert beinahe immer daß jeder
Apparat seinen besonderen Hahn hat; man würde also genöthigt seyn auf jedem Hahn ein
Sicherheitsventil anzubringen. Endlich verlieren die Sicherheitsventile, wenn sie
nur für die regelmäßige Dampfspannung belastet sind, während des normalen Ganges
beständig Dampf; nur wenn sie stärker belastet sind, lassen sie den Dampfdruck zu
einem gewissen Ueberschuß ansteigen.
Die gewöhnlich angewandten Mittel, um mehrere verschiedene Spannungen mit dem durch
einen Kessel erzeugten Dampf zu erhalten, sind also nicht zufriedenstellend. Die
Frage ist jedoch von Wichtigkeit, denn sie interessirt eine große Anzahl bedeutender
Industriezweige, namentlich die Färbereien, die Anstalten zum Appretiren der Zeuge,
zum Decatiren und Pressen der Tuche, die Zeugdruckereien, Branntweinbrennereien, die
Fabriken chemischer Producte, die Seifen-, Kerzen-, Papier-,
Stärkezucker-Fabriken etc.
Seit mehreren Jahren hat sich Hr. E. Rolland, früher
Oberingenieur bei der (französischen) Tabaksregie, die Aufgabe gestellt, eine
allgemeine Lösung des Problems zu finden, und die Apparate, welche er in dieser Zeit
mit Hülfe seines Unteringenieurs, Hrn. Demondesir,
gefertigt hat, sind durch eine längere Erfahrung als wirksam befunden worden. Diese
Apparate sind in Fig. 12 bis 16 dargestellt, deren
Erklärung unten folgt. Um das Princip und die eigenthümlichen Anordnungen derselben
verständlicher zu machen, lassen wir eine allgemeiner gehaltene Beschreibung
vorangehen.
Wenn in einen der Schenkel eines umgekehrten und Quecksilber enthaltenden Hebers
irgend eine Flüssigkeit, und besonders Dampf, eingeführt wird, so wechselt bei jeder
Druckveränderung der Flüssigkeit der Quecksilberstand in den beiden Schenkeln des
Hebers. Die Bewegungen des Quecksilbers können auf andere Körper übertragen werden,
welche vermöge dieser Verbindung verschiedene Stellungen einnehmen werden, je
nachdem die Dampfspannung steigt oder fällt. So trägt bei den alten offenen
Quecksilbermanometern das Quecksilber des offenen Schenkels gewöhnlich einen
Schwimmer, dessen Gang außen durch eine passende Vorrichtung angegeben wird, die
den Dampfdruck auf einer Scala abzulesen gestattet, und da man ein äußeres Anzeigen
des Dampfdruckes beabsichtigt, so ist der offene Schenkel des Manometers der
natürliche Platz des Schwimmers. Will man aber eine innere Wirkung hervorbringen,
z.B. eine Einwirkung auf das Einströmen des Dampfes, so ist es im Gegentheil besser
den geschlossenen Schenkel zu wählen, um die Bewegung hervorzubringen, indem man den
Schwimmer mit Zubehör dort anbringt. Die Fortpflanzung der Bewegung gewährt hierbei
im Vergleiche mit derjenigen, welche von dem Quecksilber des offenen Schenkels
ausgeht, den doppelten Vortheil einer einfacheren Anordnung und der Entbehrlichkeit
einer Stopfbüchse, weil der ganze Mechanismus sich im Inneren befindet. Dieses ist
das Princip des Apparates, der den Gegenstand dieser Abhandlung bildet.
Der Schenkel, welcher bei dem Hebermanometer mit dem Kessel communicirt, ist in ein
Reservoir von ziemlich großem Fassungsraum mit starken Seitenwänden umgewandelt. Das
Rohr, welches den Dampf vom Kessel zuleitet, geht vertical in den oberen Theil des
Reservoirs; es ist an seinem äußersten Ende geschlossen und hat an den Seiten, in
der Richtung seiner Achse, längliche Löcher, die symmetrisch angebracht sind. Ein
ebenfalls cylindrischer Schieber ist mit geringer Reibung auf dem Rohr angebracht
und kann die Löcher vom vollständigen Verschluß bis zur vollständigen Oeffnung durch
alle Grade verschließen. Das Quecksilberbad und der Schwimmer sind natürlich am
unteren Theile des Reservoirs in einem cylindrischen Behälter angebracht. Der
Schwimmer trägt den Schieber vermittelst Führungen, um denselben in richtiger Lage
zu erhalten. Diese ganze Zusammenstellung schwimmt also auf dem Quecksilber und muß
allen verticalen Bewegungen der Oberfläche dieser Flüssigkeit folgen. Vom Boden des
Schwimmerbehälters geht eine enge Röhre in Form eines U
aus, die außerhalb am anderen Ende in eine beträchtliche Erweiterung endet. Das
Spiel dieses Systems ist leicht zu verstehen. Wenn der Druck in dem Reservoir
anfängt unter die normale Spannung zu sinken, so regelt der Schieber dieselbe, indem
er für diesen Fall die Einströmungslöcher des Dampfes vollständig öffnet und den
Dampf in Menge einläßt, wodurch die Spannung steigt. Alsdann sinkt das innere Niveau
des Quecksilbers und der Schwimmer; der Schieber folgt dieser Bewegung und beginnt
die Oeffnungen des Dampfrohres etwas früher zu verschließen als die normale Spannung
erreicht ist; bei einem Drucküberschuß endlich werden die Oeffnungen vollständig
geschlossen. Wenn, im Gegentheil, der Druck abnimmt, so nehmen das Niveau des Quecksilbers und der
Schieber die entgegengesetzte Bewegung an, und die Dampfeinströmung wird größer.
Die Erweiterung oder das Gefäß, welches die Heberröhre am äußeren Ende hat, ist für
die Empfindlichkeit des Apparates unerläßlich; denn wenn das äußere Niveau des
Quecksilbers sich nur in einem engen Rohre bewegt, so wechselt sein Stand in dem mit
dem Reservoir communicirenden Manometerschenkel (wegen des verhältnißmäßig großen
Querschnittes des Quecksilbers in demselben) sehr wenig, und folglich bleibt auch
die Bewegung des Schwimmers und Schiebers fast Null. Dieß bringt keinen Nachtheil,
so lange der Dampfdruck wechselt ohne sich zur normalen Spannung zu erheben, denn da
die Oeffnungen alsdann offen bleiben müssen, so wäre jede Verrückung des Schiebers
mindestens unnütz; wenn aber der Druck sich der Grenze nähert, welche man ihm
stellen wollte, so ist es für die Empfindlichkeit des Apparates nöthig, daß die
Bewegung des Schiebers so schnell als möglich von statten geht, d.h. daß die ganze
Niveauveränderung des Quecksilbers im Schwimmerbehälter stattfindet. Diese Bedingung
ließe sich dadurch erfüllen, daß man auf dem Rohre, in der Höhe bei welcher das
äußerste Niveau des Quecksilbers alsdann ankommt, eine solche Erweiterung anbringt,
daß die Flüssigkeit sich darin verbreiten kann ohne die Wände zu erreichen und ihre
Schicht eine fast constante Dicke behält. In der Praxis ist es nicht nothwendig,
diesem äußeren Behälter so ausgedehnte Dimensionen zu geben; der Apparat wird aber
um so empfindlicher seyn, je größer man den äußeren Behälter und je kleiner man den
ringförmigen Raum zwischen dem Schwimmer und seinem Behälter macht. Man kann jedoch
hierbei nicht unter eine gewisse Grenze gehen, damit der Schwimmer, wenn er zufällig
gegen den Behälter stößt, dadurch keine zu große Reibung hervorbringt.
Man wird vielleicht diesem Apparat den Vorwurf machen, daß er eine sehr große Menge
Quecksilber erfordere. Eine einmalige Ausgabe von 100 und selbst 200 Francs für
dasselbe ist jedoch gewiß nicht zu beanstanden; es fragt sich nur, ob das
Quecksilber, wenn es auf oben beschriebene Art angewandt wird, sich eben so gut als
die anderen Metalle conservirt. Nun zeigt aber die Erfahrung mehrerer Jahre, daß das
Quecksilber sich nicht merklich verflüchtigt, wenn es mit einer Wasserschicht
bedeckt ist und wenn man geeignete Vorkehrungen trifft, um ein starkes Erhitzen des
Quecksilbers zu vermeiden. In dieser Hinsicht und in allen anderen Beziehungen haben
die Apparate schon eine lange Probe ausgehalten, denn der erste Apparat, welcher im
März 1860 in der Tabakfabrik zu Dieppe probirt wurde, hat seit dieser Zeit nicht
aufgehört auf eine
befriedigende Weise zu arbeiten. Andere sind seit mehreren Jahren in den Fabriken zu
Paris (Gros-Caillou und Reuilly) und zu Chateauroux in Gebrauch.
Um dem guten Gang des Apparates nachtheilige Reibungen zu vermeiden, ist es nöthig,
daß die Achse des Rohres, auf welchem sich der Schieber hin- und herbewegt,
mit der Achse des Schwimmerbehälters nahezu zusammentrifft. Endlich erfordert die
Wahl des Schwimmers ein gewisses Studium, über welches wir einige Details geben
wollen. Der Schwimmer trägt das Gewicht der Stange und des Schiebers, und muß
außerdem eine genügende Kraft behalten, um alle zufälligen Reibungen zu überwinden.
Diese Bedingungen erfordern keineswegs, daß der Schwimmer ein sehr beträchtliches
Volumen habe, weil die Verdrängung eines Kubikdecimeters Quecksilber einer Kraft von
ungefähr 13 1/2 Kilogrammen entspricht. In den großen Apparaten, welche im Stande
sind in der Stunde 1000 Kilogr. Dampf zu liefern, hat man dem Schwimmer ein Volumen
von 4 Kubikdecimetern gegeben. Seine Gesammtkraft ist also 50 bis 55 Kilogramme;
aber sein Gewicht und dasjenige der Theile, welche er trägt, absorbiren fast die
Hälfte davon. Es ergibt sich hieraus, daß die verfügbaren Maximalkräfte, um das
Steigen und Sinken zu bewirken, beide ungefähr 25 Kilogr. betragen. Das Sinken ist
die leichteste Bewegung, weil dabei die Achse sicherer vertical erhalten wird als
beim Steigen, daher Verbiegungen fast unmöglich sind. Man könnte sich deßhalb
veranlaßt sehen, die Steigkraft auf Kosten der Fallkraft zu erhöhen, indem man den
Schwimmer leichter macht; in dieser Hinsicht darf man jedoch nicht zu weit gehen,
denn indem sich der Schimmer senkt, verzögert der Schieber den Zutritt des Dampfes,
und es ist nothwendig mehr Sicherheit gegen zu starken als gegen zu schwachen Druck
zu haben. Der Schwimmer darf von dem Quecksilber nicht angegriffen werden und wird
daher am besten von Gußeisen angefertigt. Da aber die Dichtigkeit des Gußeisens mehr
als halb so groß wie diejenige des Quecksilbers ist, so würde bei einem voll
gegossenen Schwimmer die Steigkraft geringer als die Fallkraft seyn, was das
Gegentheil des gewünschten Resultates wäre. Man muß daher den Schwimmer hohl gießen;
wenn er aber leer bliebe, so würde das Quecksilber fast immer hineindringen,
entweder durch die Poren des Gußeisens oder durch die Adjustirungen der Stange. Um
diesen Fehler zu vermeiden, füllt man den Schwimmer mit einem Kitt aus Quarzsand und
schwer schmelzbarem Erdharz, wie Judenpech ein solches ist. Man muß Sand von
verschiedener Korngröße wählen, um das Verhältniß des Harzes so viel als möglich zu
verringern, das Gemisch heiß in's Innere des Schwimmers drücken und dann den Deckel anbringen. Wenn
diese Operation mit Sorgfalt ausgeführt wird, gibt sie eine Füllung ohne Höhlungen
und Poren, welche sich bewährt hat.
Der Heber muß bis auf ungefähr 1 Meter unter dem Boden des Reservoirs hinabreichen,
damit das Quecksilber nicht herausgeschleudert werden kann; denn um die
fortwährenden Verluste zu vermeiden, welche die sich zu heben beginnenden
Sicherheitsventile fast immer veranlassen, ist man im Allgemeinen genöthigt,
dieselben über den normalen Druck zu belasten. Außerdem entsteht manchmal in der
Quecksilbersäule eine Bewegung, welche schnell genug ist, um sie aus dem
Gleichgewicht zu bringen.
Bei dem beschriebenen Apparate kann man mit Vortheil den Compensator benutzen, welchen Hr. E. Rolland
schon bei seinem Wärmeregulator angewandt hat. Um den Zweck desselben verständlicher
zu machen, wollen wir seiner Beschreibung einige Betrachtungen vorausschicken.
Wenn bei Anwendung des beschriebenen Regulators z.B. die Dampfspannung im Kessel
zunimmt, so wird offenbar das Quecksilber im geschlossenen Schenkel des Hebers
sinken und im offenen Schenkel steigen. Ist die Niveauveränderung genügend, damit
der Gewichtsüberschuß, welcher sich daraus für den Schwimmer ergibt, den passiven
Widerständen des Systems das Gleichgewicht halten kann, so wird die Bewegung auf dem
Punkt seyn zu beginnen, so daß der geringste Zuwachs an Dampfdruck im Reservoir
hinreicht, um sie zu veranlassen. Aber diese Bewegung wird unmittelbar der Wirkung
einer verzögernden Kraft unterliegen, welche in dem Maaße wächst als der Schwimmer
sich senkt, und die nichts Anderes ist als der Gewichtsverlust, welcher sich für den
Schwimmer dadurch ergibt, daß derselbe mehr und mehr in das Quecksilber eintaucht.
In dem Apparat, mit welchem wir uns beschäftigen, ist der Schwimmer cylindrisch; der
Gewichtsverlust und folglich die verzögernde Kraft, welcher er unterworfen ist, sind
daher proportional der verticalen Verschiebung des Systems. Damit die Bewegung
andauern kann, ist es also nothwendig, daß die Niveauveränderung des Quecksilbers,
welche durch die Druckzunahme hervorgebracht wird, nicht allein den passiven
Widerständen des Systems das Gleichgewicht hält, sondern auch diesem wachsenden
Gewichtsverlust, dessen Wirkung beträchtlich ist. Sein Einfluß auf die
Empfindlichkeit des Apparates hängt nothwendigerweise von der relativen Veränderung
des Druckes im Reservoir für eine bestimmte Bewegung des Schwimmers ab; es ist
jedoch augenscheinlich, daß man, um dem Apparat die möglich größte Empfindlichkeit
zu geben, eine neue Kraft einführen muß, welche mit der Bewegung entsteht, der verzögernden Kraft
entgegengesetzt ist, und wie diese proportional der verticalen Verschiebung des
Schwimmers wechselt. Ist diese Kraft eingeführt, so bleibt die ganze Wirkung der
Niveauveränderung des Quecksilbers zur Ueberwindung der passiven Widerstände
verfügbar, und man kann entweder eine größere Empfindlichkeit erhalten, oder das
Volumen des Schwimmers und die Quecksilbermenge beträchtlich verringern. Mittelst
des von Hrn. E. Rolland erfundenen Compensators wurde
dieser doppelte Vortheil erzielt.
Da dieser Compensator aber zu dem angegebenen Zweck bisher nicht in Thätigkeit
gewesen ist, so werden wir davon nur eine kurzgefaßte Beschreibung geben, woraus das
Princip desselben einleuchtet.
Im Inneren des Reservoirs bringt man einen rechtwinkelig gekrümmten Hebel an, dessen
einer Arm vertical auf die Richtung der Achse des Schwimmers ist. Dieser Arm ist mit
der Stange, welche den Schwimmer mit dem Schieber verbindet, durch ein gabelartiges
Gelenk (wie es bei den Pumpen angewendet wird) vereinigt, welches die verticale
Bewegung der Stange und zugleich die Drehung des Hebels um seinen festen Punkt
gestattet. Der zweite Arm trägt ein gehörig berechnetes Gewicht. In dem Diagramm
Fig. 17
ist
t, t die Stange des Schwimmers;
a der feste Punkt des gekrümmten Hebels;
b die Verbindung mit der Stange t, t;
c eine als Gegengewicht dienende Masse.
Setzen wir nun den Fall, die Stange t, t gehe vertical
herunter, so dreht sich der Hebel um einen gewissen Winkel; das Gegengewicht c wird das System um den festen Punkt mit einem Moment
zu drehen streben, dessen Werth proportional ist dem Sinus des Winkels, den der
Hebel mit der Verticalen bildet. In Folge hiervon wird auf die Stange t, t eine verticale Wirkung ausgeübt, die demselben
Sinus proportional ist, d.h. der verticalen Verschiebung der Stange, wenn der
Drehungswinkel in genügend engen Grenzen bleibt. Wir führen also auf diese Weise die
compensirende Kraft ein, deren wir bedurften. Es bleibt nun noch das Gewicht der
Masse c, ihre Höhe über dem Drehungsmittelpunkte, die
Größe der Hebelarme und der anderen Theile, sowie ihre relative Stellung zu
bestimmen; alle diese Fragen sind sowohl vom theoretischen Standpunkte aus, als auch
von dem der praktischen Ausführung von Hrn. E. Rolland in
einer Abhandlung über Regelung der Temperatur gelöst worden.E. Rolland: Mémoire sur la
réglementation de la témperature, inséré par
ordre de l'Académie dansle Recueil des Savants étrangers pour
1864. Wir haben hier nur die Nützlichkeit des Princips einleuchtend zu machen
gesucht und verweisen für ein gründliches Studium des Compensators auf die erwähnte
Abhandlung.
Daß dieser Compensator bisher bei den Rolland'schen
Dampfspannungs-Regulatoren nicht angewendet wurde, liegt nicht in
Schwierigkeiten seiner Ausführung, sondern ist darin begründet, daß der Regulator,
so wie er oben beschrieben wurde, für die gewöhnlichen Fälle der Praxis schon eine
genügende Empfindlichkeit hat. Während seines ununterbrochenen Ganges von mehreren
Jahren in verschiedenen Fabriken betrugen nämlich die größten Schwankungen des
Dampfdruckes nicht mehr als 0,15 Atmosphären; der besprochene Compensator würde
dieselben auf 1 oder 2 Procent reduciren, aber eine solche Genauigkeit ist nur in
speciellen Fällen nöthig.
Dieses von Hrn. E. Rolland erzielte Resultat ist offenbar
eine stets genügende und vollständige Lösung des am Anfang dieser Abhandlung
aufgestellten Problems.
Erklärung der Abbildungen des
Dampfspannungs-Regulators.
Fig. 12
stellt den vollständigen Apparat im Aufriß dar;
Fig. 13 ist
ein Grundriß und
Fig. 14 ein
Verticaldurchschnitt nach AB.
In diesen drei Figuren bezeichnen die nämlichen Buchstaben dieselben Theile.
Fig. 15 und
16 zeigen
in einem größeren Maaßstabe die Details des Schiebers und des
Dampfeintrittes.
R, R das Reservoir von Eisenblech,
in welches der Dampf vom Dampfkessel strömt;
A das Einströmungsrohr für den
Dampf in das Reservoir;
B ein Stutzen und Rohr, um den
Dampf in die zu speisenden Apparate zu führen;
K, ss, N der mit Quecksilber gefüllte Heber;
K der innere Quecksilberbehälter,
welcher den Schwimmer enthält;
N der äußere Quecksilberbehälter,
mit einer Erweiterung, um ein zufälliges Herausschleudern des Quecksilbers zu
verhindern;
M ein Hahn von Schmiedeeisen, um
das Quecksilber abzuziehen;
I der Schwimmer;
J, J, J sind Oeffnungen in dem Rohr
A, welches an seinem Ende geschlossen ist und den
Dampf eintreten läßt;
G ist ein Schieber, welcher die
Oeffnungen J, J, J mehr oder weniger schließt;
t ist die Hauptstange, welche den
Schieber mit dem Schwimmer verbindet;
H, H sind die Führungen der Stange
t;
L ist ein zwischen dem Reservoir
und Schwimmerbehälter eingeschaltetes Rohr, um die Hitze vom Quecksilber
abzuhalten;
C ein Sicherheitsventil;
D ein Metallmanometer;
E ein Mannloch;
F ein kleines Ventil, welches
nöthigenfalls den Eintritt der Luft gestattet, um einer Eindrückung durch die
atmosphärische Luft vorzubeugen, wenn im Apparat ein luftverdünnter Raum
entsteht;
O ein Rohr und Hahn zum
Wasserablassen.