Titel: | Ueber die Urangelbfabrik zu Joachimsthal in Böhmen; von Ernst Vysoky, k. k. Hüttencontrolor. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. CXIII., S. 448 |
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CXIII.
Ueber die Urangelbfabrik zu Joachimsthal in
Böhmen; von Ernst Vysoky,
k. k. Hüttencontrolor.
Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1866, Nr. 24.
Vysoky, über die Urangelbfabrik zu Joachimsthal in
Böhmen.
Das Uranerz wird an den Gruben gequetscht, gepocht oder in Schlichform zu der Fabrik
geliefert, wo es der besseren Aufschließung wegen für das Rösten und Auflösen fein
gemahlen wird. Der Schlich braucht nicht gemahlen zu werden, da er fein genug
ist.
Das Erz mit dem Schliche enthält seit mehreren Jahren im Durchschnitte circa 40 Proc. Uranoxydul, außerdem gewöhnlich Arsen,
Schwefel, etwas Vanadin, Molybdän, Wolfram, ferner Kieselerde, Eisen, Mangan,
Thonerde, Kobalt, Nickel, Kupfer, Wismuth, Blei, Silber, Kalk- und
Talkerde.
Gegenwärtig erzeugt man drei Sorten von Urangelb:
a) b)
Urangelb, licht
dto. orange
beide sind Uranoxydnatron,
c) Uranoxydammoniak, im Handel schlechtweg Uranoxyd.
Dasselbe hat eine ähnliche Farbe, wie das lichte Urangelb. Es ist mehr oder weniger
lebhaft citronengelb.
Rösten. – Das gemahlene Erz oder der Schlich kommt
zum Rösten, wobei man eine Vor- und eine Gutröstung unterscheidet, welche
beide in einem einherdigen Flammofen geschehen. Das Rösten erfolgt in Chargen von
125 Pfund Erz oder Schlich ohne Zuschlag, wodurch man die möglichste Verflüchtigung
des Schwefels und Arsens und die Oxydirung des Uranoxyduls, in welcher Form das Uran
in dem Erze oder Schliche vorhanden ist, zu Uranoxyd bezweckt. Das Vorrösten ist
beendet, wenn die Verflüchtigung des Schwefels und Arsens aufgehört hat. Die Vorröstzeit dauert je
nach der Reinheit des Erzes 4–9 Stunden, und ist im Allgemeinen bei reichen
Erzen kürzer, als bei armen oder beim Schliche. Namentlich der Schlich muß länger
geröstet werden, weil er viel Schwefelkies enthält. Das Vorrösten wird bei
allmählich steigender Hitze ausgeführt, damit das Erz und vorzüglich der Schlich
nicht zusammenbacke, und dadurch Knörper sich bilden.
Ist die Vorröstung, welche überhaupt bis zum Todtrösten ausgeführt wird, vollendet,
so wird mit der Feuerung inne gehalten, damit die Post im Ofen etwas auskühle. Nun
wird die Post mit 1,5 Procent calcinirter Soda und 2 Procent Natronsalpeter
bestreut. Man läßt die vorgeröstete Post im Ofen etwas auskühlen, damit die
eingetragene Soda nicht zerfließe, was Knörper zur Folge hätte, welche bei dem
nachfolgenden Auflösen in der Säure hinderlich wären. Nachdem die Soda ihre
Feuchtigkeit verloren hat, wird die Hitze allmählich gesteigert bis zur Vollendung
der Gutröstung. Das Gutrösten, welches wie das Vorrösten unter beständigem Rühren
erfolgt und in der Regel drei Stunden dauert, bezweckt durch den Zuschlag von Soda
und Natronsalpeter die Bildung von Natronsalzen, nämlich die Verbindung des
Uranoxydes, der Vanadin-, Molybdän-, Wolfram- und Arsensäure
mit dem Natron der Soda und des Salpeters. Der Salpeterzusatz hat vorzüglich den
Zweck, der Oxydation während dem Gutrösten nachzuhelfen. Während der letzten Stunde
der Gutröstung wird stärker gefeuert, wodurch verhindert wird, daß das Erz beim
Ziehen aus dem Flammofen viel staube. Beim Vor- und Gutrösten werden
Braunkohlen gebrannt.
Auswaschen. – Das gutgeröstete und ausgekühlte Erz
oder der so behandelte Schlich wird von den allenfalls gebildeten Knörpern
abgesiebtDie Knörper werden in einem Eisenmörser zerstampft. Bemerkt man, daß sie
durchgeröstet sind, so kommen sie zu dem abgesiebten Gute zurück, im
entgegengesetzten Falle werden sie von den löslichen Salzen mit heißem
Wasser ausgewaschen, mit etwas Soda nachgeröstet und wieder ausgewaschen,
worauf sie in Schwefelsäure aufgelöst werden. Diese Lauge kommt zu der Lauge
vom übrigen Erze. und kommt in Partien von 1/2 Centner in mit einem Filtrum versehene
Auswaschbottiche, um die im heißen Wasser löslichen Natronsalze von Arsen, Schwefel,
Vanadin, Molybdän und Wolfram reinzuwaschen,Das Waschwasser kann meistens auf vanadinsaures Natron verarbeitet
werden. während das uransaure Natron (Uranoxydnatron) mit den anderen fremden
Metallen (Eisen, Kobalt, Nickel, Kupfer, Silber u. d. gl.) und Erden im Rückstande
verbleibt. Das Auswaschen wird so lange fortgesetzt, bis Chlorbaryum eine schwache
Trübung von schwefelsaurem Baryt gibt.
Auflösen. – Der ausgewaschene Rückstand kommt in
einen Auflösbottich, wird darin mit 2–3 Kannen heißen Wassers zu einem dünnen
Brei angerührt und 24 Pfund arsenfreie Schwefelsäure von 55–66° unter
beständigem Umrühren mit einem hölzernen Rührscheit zugegossen. Zur Sicherheit, wenn
allenfalls die Oxydation durch die Röstung nicht vollkommen geworden wäre, fügt man
zu der schwefelsauren Lösung noch 1/2 Pfund bis 2 Pfund Salpetersäure zu, bis sich
keine salpetrigsauren Dämpfe entwickeln. Nachdem man den so entstandenen Brei
ungefähr zwei Stunden in Ruhe gelassen hat, um der Säure zur Nachwirkung Zeit zu
lassen, wird auf ihn entweder Wasser oder schwache uranhaltige Lauge aufgegossen, um
ihn zu verdünnen. Die Lösung enthält vorzüglich schwefelsaures Uranoxyd nebst
schwefelsauren Verbindungen von anderen Metallen und Erden. Der in der Schwefelsäure
unlösliche Rückstand enthält vorzüglich Kieselerde, Eisenoxyd, Gyps und zuweilen
Silber. Die Lösung wird von dem Rückstande durch wiederholtes Decantiren möglichst
getrennt, worauf derselbe in Filtrirbottiche überpackt und so lange mit heißem
Wasser ausgewaschen wird, bis das Filtrat nicht mehr auf Uran reagirt.Davon überzeugt man sich mittelst Kaliumeisencyanür, welches bekanntlich ein
sehr empfindliches Reagens auf Uran ist. Die zu untersuchende Lösung wird
nämlich mit Essigsäure oder verdünnter Salzsäure angesäuert und etwas
Kaliumeisencyanür zugefügt. Enthält die Lösung auch nur eine Spur von Uran,
so zeigt sich, wenn nicht eine rothe, so doch eine deutlich zu entnehmende
bräunliche Färbung von Uraneisencyanür. Diese Reaction hat nebst ihrer
großen Empfindlichkeit noch den großen Vortheil, daß sie den Betrieb der
Urangelbfabrik auch in der Nacht, wenn es eine größere Production erheischen
sollte, ermöglicht, indem die rothe oder bräunliche Färbung auch beim
Lampenlichte deutlich zu erkennen ist. Die durch das Filtriren des unlöslichen Rückstandes gewonnenen schwachen
Laugen werden zum Verdünnen des oben erwähnten Breies benutzt.Der Rückstand (Erzrückstand) wird als werthlos abgesetzt, und nur in dem
Falle, wenn er Silber, Kobalt oder Nickel enthält, zum Rohschmelzen
abgegeben. Die Erzrückstände enthalten in der Regel kein Uran oder nur
Spuren davon. Manches Halbjahr vergeht, ehe man eine oder die andere Post
umzuarbeiten nöthig hat.
Fällen und Auflösen mit Soda. – Die durch das
Decantiren gewonnenen schwefelsauren Uranlaugen werden in Klärbottiche behufs ihrer
vollkommenen Abklärung gegossenDer Schlamm in den Klärbottichen, sogenannter grüner Niederschlag, enthält
Gyps und arsensauere Verbindungen von Kupfer, Uran u. dgl.; er wird
getrocknet, mit Kohlenlösche und dann mit Soda abgeröstet, ausgewaschen, um
das gebildete schwefelsaure und arsensaure Natron zu entfernen, und dann in
Schwefelsäure gelöst. Diese Lauge kommt unter die Lauge, welche man durch
das Auflösen des Erzes gewinnt., worauf man sie in die Sodafällbottiche schafft. Daselbst werden die Laugen
mit einem Ueberschusse von Sodalauge versetzt. Hierbei werden im Anfange nicht
allein alle fremden Metalle und Erden, sondern auch das Uranoxyd gefällt; durch die überschüssig
zugesetzte Soda löst sich das gefällte Uranoxyd jedoch wieder auf, indem eine gelbe
Lösung von kohlensaurem Uranoxydnatron entsteht, in welcher die fremden Stoffe zu
Boden fallen.Die in den Sodafällbottichen abgesetzten fremden Metalle und Erden,
sogenannte Sodarückstände, kommen, da sie von der Uranlösung geschwängert
sind, in Filtrirbeutel, um den größten Theil der Uranlauge daraus zu
gewinnen, welche ebenfalls in den später zu erwähnenden Vorwärmkessel kommt.
Die abfiltrirten Sodarückstände werden in einem kupfernen Kessel, dem
Rückstandskessel, um alles allenfalls gefällte Uranoxyd aufzulösen, mit Soda
mehrmals gekocht und abfiltrirt, bis sie kein Uran enthalten. Die dadurch
erhaltene arme Uranlauge kommt in Bottiche und wird nach Bedarf unter die
reichen Laugen in den Sodafällbottichen vertheilt. Der in den Filtern
zurückgebliebene Rückstand (vorzüglich Eisenoxydhdrat) ist werthlos, wenn er
nicht Silber, Kobalt und Nickel enthält, in welchem Falle er zum
Rohschmelzen abgegeben wird.
Vorwärmen. – Die Lösung wird nach ihrer Abklärung
mittelst Pipen aus den Sodafällbottichen in unterstellte Standeln abgelassen und in
einen kupfernen Vorwärmkessel gegossen. Das Vorwärmen derselben ist deßhalb
nothwendig, weil sich oft zweifach-kohlensaure Salze, namentlich von
Eisenoxydul und Kalkerde, bilden, welche in der Uranlauge gelöst sind. Diese Salze
werden durch das Vorwärmen zersetzt, indem die fremden Stoffe aus der Uranlösung zu
Boden fallen. Nach beendetem Vorwärmen, welches zwei bis drei Stunden dauert, wird
das Ganze aus dem Vorwärmkessel in Klärbottiche überschöpft, wo sich die kohlensaure
Uranoxydnatronlösung bald klärt. Die darin abgesetzten fremden Stoffe werden von
Zeit zu Zeit herausgenommen, um wie die oben berührten Sodarückstände behandelt zu
werden. Die kohlensaure Uranoxydnatronlösung, welche eine weingelbe Farbe hat und
aus den Klärbottichen mit Pipen in Standeln abgelassen werden kann, ist nun so
beschaffen, daß man aus ihr die drei Sorten Urangelb unmittelbar darstellen kann,
und zwar in nachstehender Weise.
Fällen des lichten Urangelbs. – Soll lichtes
Urangelb dargestellt werden, so wird die kohlensaure Uranoxydnatronlösung aus den
Klärbottichen in einen kupfernen Fällkessel geschafft und darin gekocht. Während dem
Kochen wird sehr verdünnte Schwefelsäure allmählich so lange hinzugefügt, bis alle
Kohlensäure entwichen ist, wobei ein Urangelb von lichter Farbe niedergeschlagen
wird. Die entstandene Mutterlauge ist Glaubersalz. Die Fällung ist vollendet, wenn
die Lauge blaues Lackmuspapier nicht röthet und durch Kaliumeisencyanür kein Uran
nachgewiesen wird. Das Ganze, sowohl das Urangelb als die Mutterlauge, wird aus dem
Kessel in mit Pipen versehene Bottiche zum Abklären überschöpft, die klare
Mutterlauge abgelassen, das Urangelb mit etwas Mutterlauge in Filter geschöpft,
abfiltrirt, mit heißem Wasser nachgewaschen, gepreßt und auf Hürden, welche mit starkem Papier
überdeckt sind, in einer Trockenkammer getrocknet. Das getrocknete Gelb wird
nochmals in Filtern mit heißem Wasser von dem anhängenden Glaubersalze
reingewaschen, getrocknet, in Porzellanschalen gerieben, in blaue Papierpackete von
1 Pfund Wiener Gewicht verpackt und mit der Etiquette versehen. Das lichte Urangelb
wurde bei der Industrieausstellung in München 1854 mit der bronzenen Medaille, bei
der Ausstellung in Paris 1855 mit der silbernen Medaille erster Classe und bei der
Ausstellung in London 1862 ebenfalls mit einer Medaille ausgezeichnet. Der bisher
beschriebene Proceß des lichten Urangelbs wurde vom Hrn. Hüttenchemiker,
gegenwärtigen Bergrathe Adolph Patera eingeführt, welcher
auch bei der Pariser Industrieausstellung 1855 dafür persönlich eine Medaille
erhielt. Das Verdienst desselben wurde ebenfalls von Chemikern anerkannt; so haben
sich die Herren R. Arendt und Dr. W. Knop im chemischen Centralblatte für das
Jahr 1857, S. 162, nachstehend geäußert: „Das Material, von dem man bei
Darstellung von Uranverbindungen ausgeht, wird wohl immer die Pechblende seyn,
und es steht, seitdem Patera sich um die Verarbeitung
derselben so verdient gemacht hat, in Aussicht, daß rohes Uranoxyd enthaltendes
Material in Zukunft zugänglicher seyn werde, als es jetzt der Fall
ist.“ Die Darstellung des lichten Urangelbs im Großen datirt seit
1853. Wiewohl ich seit Ende 1856 der Betriebsleiter der Urangelbfabrik bin, habe ich
nicht nothwendig gefunden, den Proceß des lichten Urangelbs in etwas abzuändern, da
er in jeder Hinsicht zweckdienlich ist.
Fällen des orangefarbigen Urangelbs. – Soll
orangefarbiges Urangelb dargestellt werden, so wird die kohlensaure
Uranoxydnatronlösung aus den Klärbottichen in Fällbottiche geschafft und das
Urangelb von orangegelber Farbe mit Aetznatron herausgefällt. Je heißer die Lösung
ist, desto besser gelingt die Fällung, welche vollendet ist, wenn das mit Essigsäure
angesäuerte Filtrat mit Kaliumeisencyanür keine Spur von Uran nachweist. Die
Mutterlauge, welche ein Gemenge von Glaubersalz, Soda und etwas Aetznatron ist, wird
nach ihrer Abklärung mittelst Pipen abgelassen, und mit diesem Gelb nun so
verfahren, wie mit dem lichten. Im Jahre 1858 ist der Verfasser auf den Gedanken
gekommen, aus der kohlensauren Uranoxydnatronlösung das orangefarbige Urangelb durch
Aetznatron zu fällen, und seit dieser Zeit ist der Proceß im Gange. Das
orangefarbige Urangelb erhielt bei der Londoner Industrieausstellung 1862
gleichfalls eine Medaille.
Fällen des Uranoxydammoniaks. – Soll
Uranoxydammoniak dargestellt werden, so wird die kohlensaure Uranoxydnatronlösung
aus den
Klärbottichen in Fällbottiche, welche in einem luftigen Schuppen neben der Fabrik
stehen, geschafft, schwefelsaures Ammoniak nach Bedarf eingegossen und die Lösung
durch eingeleiteten Wasserdampf gekocht. Durch Entfernung der Kohlensäure, wobei
kohlensaures Ammoniak entweicht, fällt das Uranoxydammoniak aus der Mutterlauge
nieder, welche aus Glaubersalz besteht und geklärt aus den Fällbottichen mittelst
Pipen abgelassen wird. Ob alles Uran ausgefällt ist, davon überzeugt man sich
ebenfalls durch Kaliumeisencyanür. Das Gelb kommt in Decantirbottiche, um das
Glaubersalz (schwefelsaures Natron) mit heißem Wasser wegzuwaschen, welchem man eine
kleine Menge eisenfreien Salmiaks beifügt, weil sich sonst durch das fortgesetzte
Auswaschen etwas Uranoxydammoniak auflösen würde, was der Salmiak verhindert. Das
Auswaschen ist beendet, wenn Chlorbaryum nicht mehr auf Schwefelsäure reagirt, was
ein Beweis ist, daß alles Natron, resp. schwefelsaures Natron, entfernt ist. Das
ausgewaschene Gelb wird abfiltrirt, auf Hürden mit unterlegtem Papier in der
Trockenkammer getrocknet, in Porzellanschalen zerrieben und pfundweise eingepackt.
Die hier beschriebene Darstellung des Uranoxydammoniaks habe ich im ersten Semester
1865 in der Joachimsthaler Fabrik eingeführt. Dasselbe Resultat, wie mit
schwefelsaurem Ammoniak, kann mit eisenfreiem Salmiak erreicht werden, nur mit dem
Unterschiede, daß die Mutterlauge nicht Glaubersalz, sondern Kochsalz mit etwas
Glaubersalz ist, indem die kohlensaure Uranoxydnatronlösung auch Glaubersalz
enthält. Ich habe auch in der That einige Zeit auf diesem Wege Uranoxydammoniak von
1 1/2 Centner dargestellt, habe aber den Salmiak durch schwefelsaures Ammoniak
ersetzt; ich that dieß aus zwei Gründen, erstens, weil das schwefelsaure Ammoniak
viel wohlfeiler ist als der Salmiak, von welchem man übrigens etwas weniger braucht,
und zweitens, weil dadurch bei allen drei Urangelbsorten dieselbe Mutterlauge,
nämlich Glaubersalz, abfällt, was für Joachimsthal insoferne wichtig ist, weil man
nach Verbrauch des für die Silberhütte vorhandenen Glaubersalzvorrathes zur
Abdampfung der Glaubersalzlaugen, welche jetzt weggegossen werden, später wird
schreiten müssen, um aus dem Glaubersalze Schwefelnatrium für die Silberextraction
darzustellen. Nach dem eben beschriebenen Verfahren erzielt man wohlfeiles
Uranoxydammoniak, welches das bequemste Material für die Darstellung verschiedener
Uranpräparate, z.B. des salpetersauren Uranoxydes, ist.
Production der
Urangelbfabrik.
Seit 1853, wo der Betrieb im Großen begann, wurden folgende Quantitäten erzeugt:
Erzeugtes
Urangelb.
Jahr.
Lichtes.
Orangefarbiges.
Uranoxydammoniak.
Zusammen.
Ctr.
Pfd.
Ctr.
Pfd.
Ctr.
Pfd.
Ctr.
Pfd.
1853
15
10 15/32
15
10 15/32
1854
1855
10
47 5/32
10
47 5/32
1856
20
66
20
66
1857
13
7
13
7
1858
12
43
3
99
16
42
1859
10
51
17
77
2
30
28
1860
31
70
1
13
32
83
1861
38
91
10
33
49
24
1862
57
27
23
24
80
51
1863
42
40
15
36
2
69
60
45
1864
54
14
47
86
102
1865
21
2
35
39
16
67
73
8
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
327
68 20/32
155
7
21
36
504
11 20/32Im
Werthe von circa einer halben Million
Gulden.
Preis der Uranerze.
Noch vor einigen Decennien wurde der Centner Uranerz in Joachimsthal für wenige
Gulden an fremde Urangelb-Fabrikanten abgelassen. Erst ungefähr seit dem
Jahre 1842, wo die Nachfrage darnach sich lebhafter gestaltete, wurden die reinsten,
80 Proc. Uranoxydoxydul enthaltenden
Erze zu
40 fl. C. M.
=
42 fl. – kr. öster. W.,
minder reine zu
30 „ „
=
31 „ 50
„ „
unreine zu
12 „ „
=
12 „ 60
„ „
per Centner verkauft. Zu Anfang des Jahres 1845 wurde
der Preis der reinsten Sorte auf 280 fl. C. M. = 294 fl. österr. Währung per Centner von der k. k. Hofkammer in Münz- und
Bergwesen festgesetzt. Seit dem 1. November 1858, nachdem die k. k. Urangelbfabrik
seit 1853 in Betrieb gesetzt war, trat der nachstehende
Uranerz-Einlösungstarif in Wirksamkeit, nach welchem den Gruben die Uranerze
per Centner von der Urangelbfabrik vergütet
werden.
Uranoxydoxydulhaltder Erze.
FreierEinlösungswerthper Centner Erzin österr. Währ.
Uranoxydoxydulhaltder Erze.
FreierEinlösungswerthper Centner Erzin österr. Währ.
Pfunde.
fl.
kr.
Pfunde.
fl.
kr.
4
71,30
50
264
10,15
10
35
7,00
60
321
36,15
20
92
32,55
70
378
62,15
30
149
58,55
80
435
87,65
40
206
84,55
90
493
13,65
Der Kürze wegen ist hier bloß der Halt von 10 zu 10 Pfund angegeben, da ich bloß im
Allgemeinen den Preis des Uranerzes andeuten will. Unter 4 Procent sind die Erze
nicht einlösungswürdig. Es ist alle Aussicht vorhanden, daß noch im Laufe des
gegenwärtigen Jahres und auch in der Zukunft die Erze den Gruben bedeutend höher
vergütet werden.
Anhang. Es sind noch nicht hundert Jahre verflossen, seit
das Vorkommen des Urans in der Natur bekannt ist; denn erst im Jahre 1789 wurde es
von Klaproth in dem Uranpecherze (Pechblende) entdeckt.
Der Beginn der Anwendung seines Oxydes in der Technik dürfte in das dritte Decennium
dieses Jahrhunderts fallen. Vor der Errichtung der Joachimsthaler k. k.
Urangelbfabrik mußten die Abnehmer des Urangelbs, die Porzellan- und
Glasfabriken, das Pfund Urangelb zu 20 bis 36 fl. C. M. den fremden
Urangelbfabrikanten zahlen. Die Joachimsthaler Fabrik liefert jetzt das Urangelb zu
nachstehenden billigeren Preisen, und zwar das lichte zu 12 fl., das orangefarbige
zu demselben Preise und das Uranoxydammoniak zu 14 fl. österr. Währ. per Wiener Pfund. Bei größerer Abnahme wird ein
bedeutender Rabatt zugestanden. Das Urangelb wird von der k. k.
Bergoberamts-Cassa in Joachimsthal, der k. k.
Bergwerksproducten-Verschleißdirection in Wien und der k. k.
Bergwerksproducten-Factorie in Prag verschlissen. Die Errichtung der k. k.
Urangelbfabrik in Joachimsthal hatte zwei wichtige und günstige Resultate zur Folge,
nämlich die Production eines wohlfeileren Urangelbs zum Vortheile der Consumenten
desselben, der Glas- und Porzellan-Fabrikanten, und die Leistung einer
höheren Vergütung für die Uranerze an die Gruben. In Bezug des Quantums der
Erzeugung des Urangelbs richtet man sich im Allgemeinen nach dem Verschleiße.