Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. , S. 235 |
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Miscellen.
Miscellen.
Eine neue Keilhaue.
Man hat bereits in früherer Zeit mehrfach versucht, die Keilhauen aus zwei getrennten
Stücken zu construiren, von denen nur der eigentliche Angriffstheil – der
Vordertheil des Blattes mit der Spitze – welcher einer häufigen Schärfung
bedarf, weil er die directe Abnützung erfährt, ausgewechselt zu werden brauchte,
während das Hintertheil des Blattes nebst dem Helme brauchbar bleibt. Es ist klar,
daß ein Gelingen dieser Versuche insofern viele Vortheile bieten würde, als für
jeden Häuer nur so viele Spitzen vorhanden seyn müßten, als jetzt Keilhauen, während
er nur so vieler Blätter und Helme bedürfte, als er zur Ausführung seiner Arbeiten
verschieden langer Helme benöthigt ist. Es ist klar, daß dadurch das in die Gezähe
gesteckte Anlagecapital bedeutend ermäßigt und der lästige Transport der Keilhauen
nach und von den Arbeitspunkten auf ein Minimum reducirt würde.
Die Hauptschwierigkeit bei Ausführung dieser Idee liegt darin, Spitze und Blatt so zu
verbinden, daß die Keilhaue für die Arbeit wie ein Ganzes erscheint, also die
Verbindung unverrückbar ist, während sie gleichzeitig einfach und leicht zu lösen
seyn muß.
Eine derartige Construction der Hauen hat man seit einiger Zeit auf der am hiesigen
Bahnhofe gelegenen Zeche Concordia versuchsweise in Anwendung gebracht, die wir in
Nachstehendem kurz beschreiben wollen, da die Resultate bisher günstig ausgefallen
sind, und es daher der Mühe lohnen dürfte, auch anderweit derartige Versuche
anzustellen.
Diese Keilhaue ist so construirt, daß der Hintertheil des Blattes mit dem Rohre, von
ungefähr 5 1/2 Zoll Länge im Ganzen, aus Schmiedeeisen hergestellt ist, während die
einzusetzende Spitze aus Gußstahl besteht. Um den Einsatztheil der Spitze genau passend zu machen und
das Schlottern zu verhüten, ist der hintere Theil desselben 1 Zoll lang, genau
cylindrisch mit 1/2 Zoll Durchmesser rund geschmiedet und abgeseilt. Dieser Cylinder
verstärkt sich vorn zu einer vierseitigen Pyramide, die am Austritt des entsprechend
geformten Einsatzloches stark 5/8 Zoll Länge und 1/2 Zoll Breite erhält, während die
Höhe des pyramidalen Theiles ebenfalls 1/2 Zoll beträgt. Bei ungefähr 2 1/2 Zoll
Länge vom hinteren Ende hat die Spitze 7/8 Zoll Höhe bei 5/78 Zoll Breite und läuft
von da wie gewöhnlich in eine vierseitige Spitze allmählich aus. Die Länge des
ganzen Einsatztheiles beträgt je nach dem Zwecke, zu welchem die Haue verwendet
werden soll, 6 bis 7 Zoll. Das dem Einsatztheile genau conforme Loch im Blatte ist
dadurch hergestellt, daß das vorn 9/8 und 7/8 Zoll breite Blattende um einen Dorn
geschmiedet, der cylindrische Theil genau ausgebohrt und im vordern vierkantigen
Theile genau nachgefeilt ist. Zur Befestigung der Spitze im Blatte dient eine 1/2
Zoll von dessen Ende den cylindrischen Theil fassende kleine Schraube an der
Innenseite der Keilhaue, welche dem Helme parallel, also so steht, daß sie bei der
Arbeit nicht hindern kann. Dieselbe ist, incl. des 3/8 Zoll langen und 3/8 Zoll
starken Kopfes, von quadratischem Querschnitt, 7/8 Zoll lang, hat 3/8 Zoll
Durchmesser und auf ihre Höhe 9 Windungen. Sie wird mittelst eines kleinen
Schraubenschlüssels von circa 4 Zoll Länge angezogen.
Sie hat durch festes Anpressen des Einsatztheiles an seine Windungen denselben nur
vor dem Herausfallen oder Herausziehen bei Einklemmungen zu bewahren und wird bei
ihrer seitlichen Lage durch die mit der Keilhaue geführten Schläge nicht alterirt.
Obschon auch bei der angenommenen Lage der Schraube bei längerem GebraucheGebranche ein Losewerden derselben nicht zu vermeiden seyn wird, so hat sich dieß
doch bisher noch in keiner Weise gezeigt, während auf gedachter Zeche derartige
Hacken bereits seit 5 Monaten in täglichem Gebrauche befindlich sind. Es dürften
demnach weitere Versuche wohl anzuempfehlen seyn.
Für den Arbeiter ist die Einrichtung sehr bequem, da er jetzt nur 2 Keilhauen von
verschiedener Helmlänge erhält, welche vor Ort bleiben,
und die Spitzen in einem 7 Zoll breiten Ledertäschchen mit sich führt, während er
sonst bei fester und steiniger, Kohle am Anfange und Ende der Schicht eine nicht
unbeträchtliche Anzahl Hauen transportiren muß.
Selbstverständlich sind jedoch die Hauen nur zum Schrämen und Kerben in der Kohle
brauchbar, da bei der Arbeit im Gestein, namentlich beim Hereinreißen desselben, wo
sie als Hebel angewendet werden müssen, die Construction nicht Festigkeit genug
bieten würde.
Ueber die finanziellen Ergebnisse dieser Einrichtung gegen die Anwendung gewöhnlicher
Hauen werden wir weitere Mittheilung machen, wenn die Erfahrungen erst von einem
längeren Zeitraume gesammelt seyn werden. (Essener Zeitung.)
Ueber einen Diamant, welcher durch Erhitzen rosenroth
wird.
Die HHrn. Halphen haben der französischen Akademie in der
Sitzung vom 7. Mai ds. Is. einen etwa 4 Gramme wiegenden Diamanten vorgelegt,
welcher eine, ihres Wissens, bisher noch nicht beobachtete Erscheinung zeigt.
Im normalen Zustande besitzt dieser Stein eine weiße,
schwach in's Bräunliche ziehende Farbe. Wird er hingegen
der Wirkung des Feuers ausgesetzt, so nimmt er einen sehr hübschen rosenrothen Farbenton an, den er acht bis zehn Tage lang
behält, dann aber nach und nach verliert, bis er wieder seine ursprüngliche normale
Farbe zeigt. Diese Veränderung läßt sich beliebig oft hervorbringen, ebenso die
Wiederkehr des normalen Zustandes; mit dem der Akademie vorgelegten Diamanten war
diese Probe fünfmal angestellt worden.
Die erwähnte Erscheinung zog zuerst die Aufmerksamkeit eines Beobachters auf sich,
welcher an diesem Diamant zufällig die längere Einwirkung des Feuers erprobte.
Fernere, seitdem mit anderen Diamanten angestellte Versuche gaben nicht das gleiche
Resultat.
Die Färbungsfrage des Diamanten ist von unverkennbarer Bedeutung durch die Thatsache,
daß der Stein in dem Zustande, in welchem er der Akademie vorgelegt ward, also in
seinem normalen Zustande, einen Werth von ungefähr sechzigtausend Franken hat, während sein Werth im rosaroth gefärbten
Zustande, falls diese Färbung beständig wäre, einhundertundfünfzig bis zweimalhunderttausend
Franken betragen würde.
Die HHrn. Halphen haben bereits früher einen Stein
gefunden, der beim Reiben rosenroth wurde, diese Farbe aber fast sogleich wieder
verlor. (Comptes rendus t. LXII, p. 1036; Mai 1866.)
Hr. Gallardo-Bastant, welcher sich mit dem Studium
der Edelsteine beschäftigt, glaubt eine Erklärung der erwähnten Erscheinung geben zu
können; er sagt:
„Der gelbliche Diamant ist eine Verbindung von Kohlenstoff und
Fluoraluminium, und seine gelbliche Farbe verändert sich beim Erhitzen in
Rosenroth; dieselbe Erscheinung beobachtet man mit dem Topas, welcher eine
Verbindung von Thonerde, Kieselerde und Flußsäure ist, und dessen gelbliche
Farbe bei erhöhter Temperatur in Rosenroth übergeht. Die Umänderung der
gelblichen Farbe in Rosenroth wird durch die Absorption der Kohlensäure
verursacht; in der That findet man bei der Analyse Spuren von diesem
Gase.“Comptes rendus, t. LXII p.
1193; Mai 1866.)
Ueber Anwendung des Wismuthoxyds als Solution zur Erkennung
des Traubenzuckers.
Statt, wie Rud. Böttger empfohlen hat, eine Flüssigkeit
(unter anderen diabetischen Harn u.s.w.) auf einen Gehalt an Traubenzucker
vermittelst basisch-salpetersauren Wismuthoxyds (des sogenannten Magisterium bismuthi) zu prüfenPolytechn. Journal Bd. CXLIV S.
368., schlagen Francqui und Van
de Vyvere (im Journal de médecine de
Bruxelles, 1865 p. 359) zu diesem Zwecke eine
alkalische Lösung des Wismuthoxyds vor, weil sie gefunden haben, daß die Probe
dadurch noch sicherer und auffälliger wird.
Das Wismuthoxyd löst sich zwar an und für sich nicht in Kalilauge auf, wohl aber bei
gleichzeitiger Anwesenheit nichtflüchtiger organischer Materien, wie Dextrin,
Weinsäure u.s.w. Wenn man daher eine Lösung von Wismuth in Salpetersäure mit einem
großen Ueberschuß von Kali fällt, das Ganze mäßig erwärmt und Weinsäurelösung
hinzutröpfelt, so löst sich der Niederschlag vollständig auf, noch ehe die
alkalische Reaction wieder verschwunden ist.
Setzt man einige Tropfen dieser alkalischen Wismuthoxydlösung z.B. zu diabetischem
Harn und erhitzt zum Kochen, so tritt alsbald Verdunkelung ein und das Wismuth
schlägt sich metallisch als ein schwarzes krystallinisches Pulver auf die Wand des
Glases nieder.
Die normalen Bestandtheile des Harns (Harnstoff, Harnsäure u.s.w.) zersetzen das
Reagens nicht. Albumin bewirkt zwar darin eine schwache bräunliche Trübung
(wahrscheinlich von entstandenem Schwefelwismuth), läßt sich aber, vor Anstellung
der Prüfung auf Zucker, durch Erhitzen und Filtration des Harns leicht beseitigen.
Schwefelwasserstoffhaltiger Harn, der sich natürlich ebenfalls durch das Reagens
schwärzt, ist leicht daran zu erkennen, daß er auch damit in Berührung kommendem
Bleiweiß eine schwarze Farbe ertheilt. (Wittstein's
Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XV S. 265.)
Silberflecke aus Kleidern zu entfernen.
Hierzu ist nach Harnecker das Quecksilberchlorid geeigneter als Cyankalium; es bleicht die braunen
Flecke vollständig, ohne in der Weise der Farbe des Kleides zu schaden, wie es das
Cyankalium thut. Das Princip der Sache ist das der Zauberphotographie, der Fleck
läßt sich daher gerade wie diese wieder durch verschiedene Chemikalien hervorrufen.
(Mittheilungen des photographischen Vereins zu Berlin, Juli 1866, S. 103)
Ueber Oelgewinnung mit Schwefelkohlenstoff.
Der interessante neue Proceß der Oelgewinnung mittelst Schwefelkohlenstoff wird in
Deutschland wohl am großartigsten in der Fabrik von C. O. Heyl in Moabit bei Berlin ausgeführt. Ueber den Betrieb dieser Fabrik
enthalten die preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1866 Nr. 14, einige
Mittheilungen, denen wir Folgendes entnehmen:
In Moabit werden täglich 50 Ctr. Oel von solcher Qualität und Reinheit fabricirt, wie
dieselbe zum Schmieren der Maschinen am geeignetsten ist, während die Rückstände, in
der Zusammensetzung ähnlich den Rapskuchen, ein ausgezeichnetes Viehfutter abgeben.
Da diese Rückstände in gemahlenem und daher mehr oder weniger fein gepulvertem
Zustande hergestellt werden, so können sie zwar nur in Säcken etc. befördert werden,
bieten jedoch für die Consumtion den Vortheil, nicht (wie die Rapskuchen) erst
zerkleinert werden zu müssen, sondern wegen ihrer feinen Zertheilung, gemischt mit
Schlempe oder Wasser, sofort verfüttert werden zu können.
Die zu Schiffe auf der Spree anlangende Oelsaat (Raps, Rüpsen, Dotter, Senf,
Leinsamen etc.) wandert in das Magazin, von welchem eine Schraube die täglich zur
Verarbeitung bestimmte Menge (circa 6 Wispel) nach dem
Fabrikgebäude treibt. Hier heben Elevatoren die Oelsaat auf ein Reinigungs-
und Schüttelwerk, von welchem dieselbe ganz rein in ein Quetschwerk fällt, welches
sie durch verschiedene Bewegung der Quetschwalzen mehr zerreißt als zerquetscht. Die
so zerkleinerte Oelsaat wird auf einem 16'' im Durchmesser haltenden Hopperboy von
Eisenblech durch Wärme von unten getrocknet und fällt in 8 große eiserne Bottiche
(Laveurs) zu je 16 Scheffel, welche auf je zwei
Zapfen drehbar sind.
Nachdem diese Bottiche mit Deckeln fest verschlossen sind, wird von einem höher
stehenden Reservoir aus in dieselben Schwefelkohlenstoff gelassen, von welchem zu
dem Betriebe 15,000 Pfd. täglich erforderlich sind und ein täglicher Abgang von nur
60 Pfd. oder 0,4 Proc. stattfindet.
Am unteren Ende der Bottiche läuft die sich bildende Auflösung von Oel in
Schwefelkohlenstoff aus und wird an Farbe immer heller, bis endlich der
Schwefelkohlenstoff ganz rein herausfließt. Dieß zeigt den Moment der erreichbaren
und nahezu vollständigen Entölung der Oelsaat an, weßhalb denn auch sogleich der
weitere Zufluß von Schwefelkohlenstoff abgesperrt und die extrahirte Saat durch
eingelassenen Wasserdampf bis auf jede Spur von Schwefelkohlenstoff befreit
wird.
Von den Bottichen werden sodann die Deckel abgenommen, damit die entölte Masse durch
Umkehren der Bottiche herausgestürzt und durch Elevatoren wieder hochgehoben werden
kann, wodurch sie auf 3 durch Dampf geheizte Hopperboys hintereinander gelangt, um
auf denselben die Feuchtigkeit gänzlich zu verlieren, sodann aber gemahlen und so
ein trockenes Futter zu werden, welches bei 5,3 Proc. Stickstoffgehalt für 2 1/10
Thlr. pro Ctr. verkauft wird. Das aus den eisernen
Bottichen (Laveurs) ausgeflossene Gemisch von Oel und
Schwefelkohlenstoff wird mit Wasserdampf gereinigt und zweimal destillirt, dann in 3
großen Kühlbassins durch Schlangen gekühlt und rectificirt, so daß derselbe
Schwefelkohlenstoff, zu neuen Diensten fähig, in eben demselben Reservoir wieder
anlangt, aus dem er geflossen. Das Pfd. Schwefelkohlenstoff ist im Handel zu
3–3 1/2 Sgr. zu bekommen und wird von der Moabiter Fabrik, resp. einer damit
zusammenhängenden anderen Fabrik, noch um etwas billiger für den eigenen Bedarf
hergestellt. Das gewonnene Oel wird entfärbt als Brennöl verkauft, es kann aber auch
durch einen chemischen Proceß daraus das schönste Maschinenöl dargestellt werden,
welches den großen Vorzug besitzt, sehr flüssig zu seyn und zu bleiben; auch wird
ein Maschinenöl fabricirt, welches erst bei sehr niedriger Temperatur zu gerinnen
anfängt, sich also vorzugsweise zum Schmieren der Eisenbahnwagen-Achsen und
Maschinen eignet. Vier große schmiedeeiserne Bassins à 240 Kubikfuß Inhalt dienen zur Ansammlung großer Mengen von Oel.
Eine 12 pferdige Dampfmaschine und 2 Kessel geben bei 2 Atmosphären Druck zu allen
diesen Operationen, Transporten etc. die Kraft und den Dampf her; es beansprucht die
Fabrication von selbst 50 Ctr. Oel die Arbeitskraft von nur 6 Menschen und in den
Rückständen haben die genauesten Analysen (z.B. von Birner in Regenwalde, Karsten in Kiel) nie mehr
als 2 Proc. Oel und 7 Proc. Wasser gefunden, während das gewöhnliche Preßverfahren
immer noch gegen 9 Proc. Oel und 15 Proc. Wasser zurückläßt.
Es ist vielfach darüber gestritten worden, ob Oelkuchen oder Rapsmehl ein
vortheilhafteres Viehfutter sey. Allgemein kann diese Frage nicht definitiv
beantwortet werden, da es sich in jedem Falle darum handeln wird, welchen
Futterzweck man verfolgt. Hat man junges Vieh, das noch nicht ausgewachsen ist, so
erscheint es, wie auch die von Stengel in Tharand
ausgeführten Versuche beweisen, vortheilhaft, das Vieh mit Rapsmehl zu füttern, weil
für das Wachsthum weniger Fett als ein stickstoff- und Phosphorsäurereiches
Futter erforderlich ist. Auch beim Milchvieh soll nach der Erfahrung von Landwirthen
das Rapsmehl sehr vortheilhaft wirken. Will man dagegen älteres, ausgewachsenes Vieh
mästen, so scheint ein größerer Gehalt des Futters an Fett durchaus erforderlich.
Diese Verhältnisse erklären denn auch, unseres Erachtens, die scheinbaren
Widersprüche, welche von verschiedenen Versuchsanstellern bei der Fütterung mit
Rapsmehl und Oelkuchen sich ergeben haben. Gegenüber dem mehrfach (z.B. von Dr. Dullo, im polytechn.
Journal Bd. CLXXVIII S. 273) ausgesprochenen
Bedenken, daß das Rapsmehl von schlechtbereitetem Schwefelkohlenstoff einen
Rückstand von Schwefel enthalten könnte, hat eine Untersuchung des Professors Dr. Eichhorn mit einer Probe
des gebrauchten Schwefelkohlenstoffes und des damit gewonnenen Heyl'schen Rapsmehles ergeben, daß, obwohl der
Schwefelkohlenstoff 0,043 Schwefel aufgelöst, also im Ueberschuß enthielt, das
Rapsmehl vollkommen fehlerfrei war. Der Oelgehalt betrug 2,74 Proc. Man
darf mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß das aus diesen Rückständen gewonnene
Futtermehl sich länger als Oelkuchen wird conserviren lassen, indem diese bei dem
höheren Procentsatze an Wasser durch dessen Verbindung mit Oel leicht ranzig
werden.
Wenn die Herren Heyl und Comp. das Rapsmehl auch zum
Düngen empfehlen, so ist allerdings die Wirkung desselben, zumal wegen seines hohen
Stickstoffgehaltes, nicht zu verkennen. Vom wirthschaftlichen Standpunkte aus
scheint es aber vortheilhafter, das Rapsmehl zu verfüttern und den so gewonnenen
stickstoffreichen Dünger auf den Acker zu bringen.
Petroleum-Gewinnung in Amerika.
Zuverlässiger Mittheilung verdankt das „Bremer Handelsblatt“ die
nachstehenden Angaben über den außerordentlichen, in stetigem, raschem Wachsen
begriffenen Umfang der Förderung von Petroleum in Nordamerika. An rohem Petroleum
wurde in den nachstehenden Jahren gewonnen:
Barrel
Barrel
1861
in„
PennsylvanienWest-Virginien und Ohio
600,000 100,000
700,000
1862
„„
PennsylvanienWest-Virginien und
Ohio, wo
in diesem Jahre dieFörderung durch den Krieg fastganz unterbrochen
war
1,300,000
50,000
1,350,000
1863
„„
PennsylvanienWestvirginien und Ohio
1,550,000 50,000
1,600,000
1864
„„
PennsylvanienWest-Virginien und Ohio
1,600,000 80,000
1,680,000
1865
„„
PennsylvanienWest-Virginien und Ohio
2,100,000 100,000
2,200,000
1866
„
Pennsylvanien1. Januar bis 30. April in West-Virginien,
Ohio und Kentucky
980,000 120,000
1,100,000
Zu bemerken ist dabei, daß die Angaben für die drei ersten Jahre auf Schätzung
beruhen, denen der folgenden Jahre aber sichere statistische Tabellen zu Grunde
liegen. Die regelmäßige Förderung beläuft sich jetzt per
Tag (mit Ausnahme der Sonntage) in Pennsylvanien auf 8000 Barrel, in
West-Virginien, Ohio und Kentucky auf 1200 Barrel, was eine tägliche
Durchschnittsproduction von 9200 Barrel ergibt. Davon sind etwa 500 Barrel auf
schweres (lubricating) Oel in West-Virginien und
Ohio zu rechnen. Man verspricht sich eine bedeutende Zunahme dieser Fördermenge von
der kürzlich
abgeschafften Internat Revenue Tax von 1 Doll. per
Barrel rohen Petroleums, welche in Verbindung mit den niedrigen Preisen des
Petroleums mehrere Besitzer von Quellen zur Einstellung der Arbeit veranlaßt hatte.
Der Berichterstatter bemerkt zugleich, daß allerdings einige früher für besonders
ergiebig gehaltene Quellen viel von ihrer Ergiebigkeit verloren hätten, dieselben
jedoch durch neu entdeckte Quellen schon ersetzt seyen, und unter den gegenwärtigen
günstigeren Verhältnissen das Aufsuchen neuer Quellen noch zunehmen werde.
Verfahren zur Aufbewahrung des Weines.
Dem UnterzeichnetenUnterzeicheten ist es nach vielfach vergeblich angestellten Versuchen gelungen, ein
ebenso einfaches, wie sicheres Verfahren zur Vermeidung aller Unbequemlichkeiten und
Mißstände bei Bezug von Faßweinen zu ermitteln und besteht dasselbe darin, daß der
Wein bald nach Ankunft in gutgereinigte kleine (sogenannte halbe)
Schwefelsäure-Ballons gefüllt wird. Ein solcher Ballon faßt circa 30 Quart, wird bis zum Ueberlaufen gefüllt und
mittelst eines mit Leinwand belegten Korkspundes verschlossen. Bei dieser letzten
Operation ist indessen eine Vorsichtsmaßregel unerläßlich. Beim Eindrücken des
Spundes muß jeder stärkere Druck vermieden werden, da sonst ein Platzen des Ballons
leicht zu befürchten ist. Ueberhaupt ist es durchaus nicht erforderlich, daß der
Spund vollkommen dicht schließt. Durch Ueberbinden desselben mit Thierblase oder
Pergamentpapier wird der Zweck eines dichten Verschlusses am besten erreicht.
Der auf Ballons in vorstehender Weise gefüllte Wein hält sich in jedem Kellerraume
Jahre lang unverändert, bedarf keines Nachfüllens, da keine Verdunstung stattfindet
und wird binnen einigen Wochen vollständig klar. Das Abziehen auf Flaschen wird
vermittelst des Kautschukhebers bewerkstelligt und zwar unter Benutzung der im
polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 241
angegebenen Vorrichtung.
Daß vorstehendes Verfahren nur dort anzuwenden ist, wo es darauf ankommt, die für den
Nicht-Sachverständigen mit mannichfachen Mißständen verbundene Behandlung von
Faßwein zu vermeiden, versteht sich von selbst, da, wie bekannt, die Pflege und
Behandlung des Weines auf Holzgebinden hauptsächlich die Veredelung und Verstärkung
desselben in Folge der Verdunstung der Wassertheile durch die Holzporen zum Zwecke
hat. Justus Fuchs. (Breslauer Gewerbeblatt, 1866, Nr.
8.)
Präparirung der Kuhmilch als Ersatz der Frauenmilch für
Säuglinge.
Um die an blutbildenden Stoffen relativ reichere, an Wärme erzeugenden Stoffen
relativ ärmere und zugleich entschieden kaliärmere Kuhmilch durch Erhöhung des
Zucker- und Alkaligehaltes der normalen Frauenmilch gleichwerthig
herzustellen, hat I. v. Liebig in den vorjährigen Annalen
der Chemie und Pharmacie (daraus mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 67) eine Vorschrift zu einer
neuen Suppe für Säuglinge veröffentlicht; dieselbe wird aus 10 Loth Kuhmilch, 1 Loth
Weizenmehl, 1 Loth Malzmehl und 7 1/4 Grammen doppelt-kohlensaurem Kali
bereitet.
Mit Umgehung des Malzmehls als Zuckerquelle empfiehlt Prof. V. Kletzinsky als viel bequemeres Aequivalent, in einem (Wiener) Seidel
Kuhmilch 1 Loth Zucker und 10 Gran doppelt-kohlensaures Kali auflösen zu
lassen.
Immerhin ist die normale Frauenmilch als die natürliche und gesundeste Nahrung des
Kindes zu betrachten. (Mittheilungen aus dem Gebiete der reinen und angewandten
Chemie; von V. Kletzinsky. Wien 1865.)
Flüssiger Leim, von Ludwig Knaffl.
Flüssigen Leim, welcher ganz vorzüglich zum Leimen aller nur denkbaren Gegenstände,
selbst von Porzellan, Glas, Perlmutter, angewendet werden kann, stelle ich, da der
mit Essig- und Salpetersäure erzeugte weniger tauglich ist, auf folgende
Weise dar: 3 Theile
Leim, in Stücke zerschnitten, werden mit 8 Theilen Wasser übergossen und einige
Stunden stehen gelassen, sodann 1/2 Theil Salzsäure und 3/4 Theile Zinkvitriol
zugesetzt und durch 10–12 Stunden einer Temperatur von 65–70°R.
ausgesetzt. Der Leim gelatinirt sodann nicht mehr, wird durch Absetzenlassen, wenn
nöthig, weiter gereinigt und ist zu allen Zwecken vorzüglich gut verwendbar.
(Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1866, Nr. 29.)
Stärkekleister vor dem Verderben zu schützen.
Das British Journal of Photography empfiehlt, Kleister
gleich nach der Bereitung mit etwas Alkohol zu versetzen, dadurch wird er bedeutend
haltbarer.
Künstliche Vogelnester.
Ueber den Nutzen, welchen insectenfressende Vögel für die Landwirthschaft besitzen,
berichtete Emil Burnat vor längerer Zeit der Société industrielle in MülhausenBulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, Mai 1866, S. 206. und empfiehlt die Pflege derselben allen Landbesitzern. Hauptsächlich nisten
die Raupen- und insectenfressenden Vögel in Astlöchern oder ähnlichen, in
alten Bäumen vorkommenden Höhlungen. Dieß sind namentlich die Meisenarten (Parus), Spechte (Picus
viridis), Klettervögel (Cethia, Sitta europaea)
und hauptsächlich die Staare (Sturnus vulgaris), welche
letzteren die Larven der Maikäfer in großen Mengen verzehren. Die meisten der eben
genannten Vögel befreien die Bäume von den Käfern und Larven, welche sich unter der
Rinde oder auf den Blättern aufhalten, und vertilgen außerdem die Eier und Raupen
von Schmetterlingen, welche den Winter überdauern.
Seit zwanzig Jahren hat schon August Burnat, der Vater,
auf seinem Besitze bei Vevey künstliche Nester angebracht und nie nöthig gehabt
irgendwelche Raupenlese zu veranstalten, während seine Bäume und Gewächse keinen
Schaden durch Raupenfraß erlitten, die Vögel überheben ihn dieser Arbeit.
Die ersten Nester waren aus Holz construirt und hatten solche Einrichtung, daß sie
leicht angehängt werden konnten und den Vögeln Schutz vor eindringendem Regen
gewährten; diese künstlichen Nester waren so hergerichtet, wie die auch bei uns
vielfache Anwendung findenden Staarenkästen. Seit neuerer Zeit jedoch läßt der
genannte Herr die Nester aus Steingut anfertigen, welches von Außen glasirt ist. Die
Form derselben ist die eines Cylinders, an dessen einem Ende seitlich ein Flugloch
angebracht ist. Auf der Oberfläche des Cylinders, der selbstverständlich an beiden
Enden verschlossen ist und fast einer Botanisirkapsel gleicht, sind einige erhabene
Knöpfe angebracht, welche das Herabgleiten der Drähte verhindern, welche an den
Cylinder gelegt werden und dazu dienen, denselben an den Aesten zu befestigen. Auch
ist es zu empfehlen, die künstlichen Nester an einer Latte zu befestigen, welche
zwischen die Zweige gelegt wird. Nothwendig ist es das Nest so anzubringen, daß es
vor den Einflüssen des Windes geschützt ist. Diese künstlichen Nester aus Steingut
werden gerne von den Vögeln bewohnt, mit Ausnahme der Spechte. Man bezieht dieselben
bis jetzt aus Bern von dem Steingutfabrikant Hrn. Lutz,
der jedoch nicht unter hundert Stück auf einmal verkauft und sich jedes Nest mit 1
Fr. 15 Cent. bezahlen läßt. Die Länge der Nester beträgt 45 Centimeter, der
Durchmesser 12 Centimeter. (Hamburger Gewerbeblatt, 1866, Nr. 26.)