Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. , S. 486
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Miscellen. Miscellen. Anwendung der Ketten-Dampfschleppschifffahrt in Deutschland. Am 28. August d. Is. fand auf der Elbe zwischen der Neustadt und Buckau eine Probefahrt mit dem Kettendampfer statt, zu welcher sich die Spitzen der Civil- und Militärbehörden und andere, von der vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschifffahrts-Compagnie eingeladene Gäste eingefunden hatten. Ueber das System der neuen Betriebsart haben wir wiederholt Mittheilung gemacht.Polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 312, Bd. CLXXIII S. 311, Bd. CLXXVIII S. 410. Die in der Elbe liegende, an ihren Endpunkten stark verankerte Kette, an welcher sich der Dampfer entlang zieht, ist 3/4 Meilen lang und wiegt 1400 Ctr. (7 1/2 Pfd. per Fuß); die Maschine, welche die beiden Trommeln, um welche die Kette drei Mal gewunden ist, dreht, hat 60 Pferdekräfte (Hochdruck mit Expansion und Condensation). Die bekannten Schwierigkeiten, welche die schräg über die Elbe führende Eisenbahnbrücke und das mangelhafte Fahrwasser oberhalb dieser Brücke darbietet, wurden überwunden, und die beiden Schleppkähne wußten den Biegungen und Wendungen, welche das schmale Fahrwasser bedingte, mit Geschick zu folgen. Ein zahlreiches Publicum an dem Ufer und auf der neuen Brücke beobachtete die Fahrt mit sichtlicher Theilnahme. Die Ketten-Dampfschleppschifffahrt, welche sich auf der Seine zwischen Paris und Havre längst eingebürgert hat, ist für Deutschland hier zum ersten Male, abgesehen von der Benutzung bei einigen Uebergängen am Rheine, in Anwendung gebracht worden. Vorläufig wird sie nur zum Durchschleppen der Schiffsfahrzeuge von der Neustadt nach Buckau stromaufwärts dienen, um die zeitraubende und kostspielige Passage durch die Schleuße zu vermeiden, demnächst aber wird die oben genannte Compagnie weitere Ketten legen zur Verbindung mit Wittenberge und hoffentlich auch bald mit Hamburg. (Berggeist, 1866, Nr. 71.) Kessel-Explosionen in Amerika. Während man in Deutschland und in den europäischen Staaten überhaupt den Ursachen der Kessel-Explosionen im Ganzen und in jedem einzelnen Falle so genau als möglich nachforscht, und besorgt ist, die Oberflächlichkeit und den Leichtsinn des bestellten Wärterpersonals durch strenge Verfolgung etwaiger Verschuldung durch Fahrlässigkeit zu verringern, scheint man in Nordamerika viel weniger Gewicht hierauf zu legen, wie folgender äußerst summarische Ueberblick aus dem Scientific American beweist. – „Explosion dreier Kessel in Columbia Pa. Zwei Menschen todt und drei verwundet. Ursache unbekannt. Am 9. Januar, eine Locomotive der New-Jersey-Centralbahn geplatzt. Drei Menschen getödtet, zwei verwundet. Keine Ursache angegeben. Am 19. Januar, ein Kessel in Baltimore Md. gesprungen, drei Menschen verletzt. Keine Ursache (no cause). Am 29. Januar, Kesselanlage von Carhart und Needham's Melodion-Fabrik, 23. Straße New-York, Kessel überhitzt durch plötzliches Fallen des Wasserstandes, Feuerrohren gesprengt, Nietköpfe herausgeschleudert. Nietungen zerbrochen. Am 30. Januar, Locomotive der Boston-Lowell-Bahn beim Stillstehen geplatzt, ein Todter, zwei Verwundete. Keine Ursache ermittelt. Am 30. Januar, schreckliche Explosion auf dem Ohiostrom, Dampfer „Missouri“ zerstört, hundert Todte, keine Ursache bestimmt. Am 30. Januar, furchtbare Explosion des Dampfbootes „Miami,“ gesunken im Arkansas-Strom, zweihundert fünfundzwanzig Todte. Keine Ursache bekannt. Am 31. Januar, Explosion einer Locomotive auf der New-Orleans-Jackson-Bahn, drei Todte und vier Verwundete, keine Ursache ermittelt. Am 2. Februar, fürchterliche Explosion des Dampfbootes „W. R. Carter“ auf dem Missouristrom, hundertundfünfzig Todte. Keine Ursache bekannt. Am 3. Februar, Dampfboot „Baltic,“ Kessel zersprungen beim Verlassen des Docks von New-Orleans. Drei Todte, sieben Verwundete, niemand zu beschuldigen. Am 3. Februar, Kessel-Explosion in einer Fabrik in Petersburg Va. Sechs Todte, sieben Verwundete. Keine Ursache bekannt. Wir haben hier, fährt der Bericht fort, eine Aufzählung von eilf Kessel-Explosionen, durch welche vierhundert dreiundneunzig Personen getödtet und achtundzwanzig verwundet worden sind, in weniger als einem Monat! Vier Dampfboote und drei Locomotiven in rascher Aufeinanderfolge! Und dennoch scheint keine eingehende Notiz von den Fällen genommen worden zu seyn. Ohne Zweifel verlangen die Interessen der Humanität, daß irgend ein System der Ueberwachung mit Strenge eingeführt werde. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S. 64.) Untersuchungen über den Graphit. A. W. Hofmann referirt in seinem Ausstellungsberichte über die Brodie'schen Untersuchungen über den Graphit in folgender Weise. Während die Chemiker seit langer Zeit angenommen, daß die drei Körper Holzkohle, Graphit und Diamant nur allotropische Modificationen eines und des nämlichen Körpers seyen, welchem man den generischen Namen „Kohlenstoff“ gegeben, haben Brodie's Arbeiten gezeigt, daß der Graphit keineswegs nur als ein allotropischer Zustand des Kohlenstoffes betrachtet werden könne, er gehe ganz andere Verbindungen ein und habe auch ein anderes Aequivalent. Deßhalb sey es nothwendig, den Graphit unter den Elementen mit einem besonderen Namen zu bezeichnen. Brodie wählt den Namen Graphon oder Graphium. Von den vielen Unterschieden, welche Kohle und Graphit in chemischer Hinsicht zeigen, sey nur einer der hervorragendsten angeführt: Erhitzt man gewöhnliche Kohle (Ruß oder Zuckerkohle) mit einem oxydirenden Gemisch (aus 1 Theil Salpetersäure und 1 Theil Schwefelsäure bestehend), so oxydirt sie sich schnell und gibt zur Bildung einer schwarzen Substanz Veranlassung, die in dem Säuregemenge löslich ist, aber daraus durch Wasser gefällt wird. Dieser Niederschlag ist nach dem Waschen und Trocknen in sauren Flüssigkeiten und Salzlösungen nicht löslich, löslich dagegen in reinem oder alkalisch gemachtem Wasser. Behandelt man in gleicher Weise Graphit, so nimmt derselbe eine violette Färbung an und zerfällt in der Flüssigkeit; nach dem Waschen mit Wasser zeigt das Product von neuem das Ansehen des Graphits, hat aber eine dunklere Farbe angenommen. Diese Substanz ist unlöslich in allen Reagentien. Sie enthält außer Kohlenstoff, Sauerstoff, die Elemente des Wassers und der Schwefelsäure. Letztere kann ihr selbst beim Kochen mit starker Kali- oder Natronlauge nicht entzogen werden. Eigenthümlich ist ihr Verhalten in der Wärme. Setzt man nämlich die Substanz der Rothglühhitze aus, so schwillt sie außerordentlich stark und wurmförmig auf, wie übrigens schon Schafhäutl und Marchand Journal für praktische Chemie, Bd. XXI S. 153; Bd. XXXV S. 320 und Bd. LXXVI S. 300. gezeigt haben, und verwandelt sich dabei in äußerst fein zertheilten Graphit. Behandelt man Graphit mit einem oxydirenden Gemenge, bestehend aus chlorsaurem Kali und rauchender Salpetersäure, so verwandelt er sich in gelbe glänzende Krystallschuppen, welche sich als Säure verhalten und Graphitsäure genannt wurden. (Wagner's Jahresbericht für 1865, S. 275.) Aetzflüssigkeit für Kupfer. Die zeither benutzten Aetzflüssigkeiten für Kupfer waren entweder mehr oder weniger verdünnte Auflösungen von chlorsaurem Kali, mit Salzsäure vermischt, oder käufliche concentrirte Salpetersäure mit 1/4 oder 1/3 Wasser verdünnt. Erstere entwickelte dabei Chlor, letztere salpetrige Säure, zwei Gasarten, die namentlich auf die Lungen des Experimentirenden einen schädlichen Einfluß üben. C. Puscher in Nürnberg gibt nun (Fürther Gewerbezeitung, 1866 S. 51) eine Aetzflüssigkeit an, die eben so schnell und sicher wie die erwähnten wirkt, ohne dabei ein der Gesundheit nachtheiliges Gas zu entbinden. Man mischt 3 Theile käufliche concentrirte Salpetersäure mit 1 Theil Wasser und fügt der Mischung dann 1/2 Theil gepulvertes doppelt-chromsaures Kali zu. Nach einigem Umrühren hat sich der größte Theil des chromsauren Kalis gelöst und die Flüssigkeit ist zur Aetzung fertig. Dünne Kupferschablonen, wie sie in großer Menge zu Kinderspielen, zum Patroniren benutzt und namentlich von Paris billig geliefert werden, bedürfen einer 1- bis 1 Mündigen Zeit. Die in der Flüssigkeit enthaltene Chromsäure gibt hier einen Theil ihres Sauerstoffes zur Oxydirung des Kupfers her, sie wird dadurch zu Chromoxyd reducirt, welches sich anfangs mit noch unzersetzter Chromsäure zu braunem chromsaurem Chromoxyd verbindet, daher sich die Flüssigkeit bald braun färbt. Später zersetzt sich auch diese Chromsäure und die Flüssigkeit färbt sich theils vom gebildeten salpetersauren Kupferoxyd, theils vom gleichzeitig entstandenen salpetersauren Chromoxyd grün. Ist dieser Zeitpunkt eingetreten, so bedarf es nur eines neuen Zusatzes von chromsaurem Kali, um die Flüssigkeit wieder zum Aetzen brauchbar zu machen. Da die Kupferschablonen sehr gedrückte Preise haben, so stellte Puscher zugleich Versuche über einen brauchbaren und billigen Aetzgrund an und empfiehlt dazu nachstehende Mischung. 1 Loth schwarzes Pech wird in einem eisernen Pfännchen bei mäßiger Wärme geschmolzen und dann 2 Loth japanisches Wachs, 1 1/2 Loth Colophonium und 1 Loth Dammarharz zugefügt. Nachdem Alles geschmolzen, setzt man kurz vor dem Erstarren noch 1 Loth Terpenthinöl zu. Beim Gebrauch erwärmt man die Kupferbleche auf einer eisernen Platte und überzieht dieselben mittelst eines Pinsels mit dem geschmolzenen Aetzgrunde. Schattenglas für Treib- und Gewächshäuser. Jeder weiß, daß er zur Zeit des höchsten Sonnenstandes die Fenster seiner Treib- und Gewächshäuser, sowie seiner Mistbeete sorgfältig gegen die sengenden Wärmestrahlen zu verhüllen hat, wenn er nicht seine Pfleglinge so zu sagen versengen lassen will. Er weiß aber auch, welche Mühe und Aufmerksamkeit das erfordert, namentlich wo die Blumencultur im Großen getrieben wird. Denn nicht immer sind die dabei von ihm Angestellten sorgsam genug, aus eigenem Antriebe zu bedecken, und wenn sie es auch wären, so absorbirt diese Operation oft so viel Zeit und Bedeckungsmaterial, daß es geradezu als ein wesentlicher Fortschritt betrachtet werden müßte, wenn man durch eine eigene und einfache Vorrichtung diesen Uebelständen gänzlich abhelfen könnte. Diese Erwägungen gaben einem intelligenten Glashändler Leipzigs, J. A. Heckert, den Gedanken ein, Schattengläser fabriciren zu lassen, welche den zu schützenden Pflanzen bei einer hinreichenden Menge von Licht zugleich einen ausreichenden Schatten geben können. Er erreichte das dadurch, daß er Fensterglas mit mattgrünen Streifen versatz und diese einbrennen ließ. Die Versuche, welche nun mit diesen Schattenfenstern im botanischen Garten zu Leipzig, sowie in einigen Handelsgärten angestellt wurden, liefen zu solcher Zufriedenheit ab, daß ich nicht mehr anstehe, diese vortrefflichen Fenster allen denen zu empfehlen, welche sich eben mit Pflanzenpflege beschäftigen. Der Quadratfuß solchen Glases wird sich auf 6 Sgr. stellen. Später suchte J. A. Heckert dasselbe Resultat noch einfacher durch Einschleifen der Streifen zu erreichen. Dadurch stellt sich der Kostenpunkt etwas niedriger, indem der Quadratfuß dieses geschliffenstreifigen Glases nur auf 5 1/2 Sgr. zu stehen kommt. Jedenfalls verdient dasselbe, welches der Verfertiger in der Industriehalle zu Merseburg zum erstenmal in die Oeffentlichkeit brachte, eine ganz besondere Beachtung. (Posener landwirthschaftliche Zeitung.) Vorschlag zur Herstellung einer bleifreien Glasur für die ordinären Töpferwaaren. Das gewöhnliche zum Kochen dienende Töpfergeschirr ist bekanntlich mit einer Glasur versehen, welche durch Zusammenschmelzen von Bleiverbindungen (Bleiglätte [Silberglätte] oder Bleiglanz) mit Thon, Sand etc. hergestellt wird. Der k. württembergischen Centralstelle für Handel und Gewerbe gebührt das Verdienst, durch ausgedehnte Untersuchungen, welche sie veranlaßte, von Neuem die Aufmerksamkeit auf das Gesundheitsgefährliche der gewöhnlichen Töpferglasur hingelenkt zu haben. Es ist durch zahlreiche, gewissenhaft angestellte Versuche die schon länger bekannte Thatsache constatirt worden, daß gewisse Flüssigkeiten – Obstsaft und mit Essig gesäuerte Speisen – beim Kochen oder längeren Stehen das Blei der Glasur in Lösung bringen und dadurch natürlich die betreffenden Speisen mit einem heimtückischen Gifte imprägniren. Die Verwendung der Bleiverbindungen zu den Glasuren hat vorzüglich darin seinen Grund, daß die bleihaltigen Glasuren leicht schmelzbar sind, mithin wenig Brennmaterial erfordern, daß sie ferner sich der Ausdehnung des gewöhnlichen Töpferthons, namentlich in der Wärme, leicht anpassen lassen, so daß sie beim Kochen nicht abspringen – mit anderen Worten, daß sich die Bleiglasuren leicht von demselben Ausdehnungscoefficienten herstellen lassen, welchen die Töpfermasse selbst besitzt. Soll nun die von der Gesundheitspflege der Technik gestellte Aufgabe, das ordinäre Töpfergeschirr mit einer bleifreien und billigen Glasur zu versehen, gelöst werden, so muß natürlich die neue Glasur alle die vorher erwähnten Eigenschaften der Bleiglafur besitzen. Man hat schon verschiedene Vorschläge in dieser Richtung gemacht, ohne ein entscheidendes Resultat zu erzielen. Die Anstellung geeigneter und entscheidender Versuche kann nur bei einem wirklichen Töpfereibetrieb (nicht etwa im Laboratorium) geschehen, was, wie wohl nicht weiter hier auseinandergesetzt zu werden braucht, mit den größten Schwierigkeiten verbunden ist. Nichts destoweniger wollen wir folgenden Vorschlag zur geneigten Berücksichtigung empfehlen. Eine bleifreie Glasur für ordinäre Töpferwaaren ließe sich vielleicht durch ein aus kieselsaurem Natron oder Kali und borsaurem Kalke bestehendes Glas herstellen. Die Glasur könnte wohl einfach aus einer Wasserglaslösung, in welche der natürliche (südamerikanische) borsaure Kalk eingerührt würde, bereitet werden. Wie schon bemerkt, können nur im Großen angestellte und für jede Thonsorte speciell eingerichtete Versuche über die Brauchbarkeit der Mischung entscheiden. Dr. Wiederhold. Ueber ein blaues Pauspapier. Vor kurzer Zeit übergab mit ein Gewerbetreibender ein blaues Pauspapier mit dem Ersuchen, die Bereitung desselben zu ermitteln. Da darüber nur sehr Unvollkommenes bekannt ist, so theile ich hiermit die Ergebnisse meiner Versuche mit. Das fragliche Papier, welches, nach der Angabe des Ueberbringers, bisher von Berlin bezogen wurde, war bei darauffallendem Lichte betrachtet tief dunkelblau, etwas in Kupferroth sich hinüberneigend, und zwar schien es mit auf der einen Seite stärker gefärbt zu seyn als auf der anderen. Es war fettig anzufühlen, ohne klebrig oder schmierig zu seyn. Ich erinnerte mich bald, in Böttger's polytechnischem Notizblatt einmal eine Vorschrift gelesen zu haben, um blaues Pauspapier mit Berlinerblau und Schweinefett anzufertigen, was ich auch sogleich probirte, aber kein günstiges Resultat erhielt, insofern in Folge der hohen Temperatur das Fett schmierig blieb und deßhalb ein reiner Abdruck nicht zu erhalten war. Dieser Umstand, und da der Ueberbringer das Papier nach der Anfertigung in einem Zustande wünschte, welcher den sofortigen Gebrauch ermöglicht, veranlaßte mich, weitere Versuche anzustellen. Ich behandelte zunächst ein kleines Stückchen des fraglichen Papiers mit Schwefeläther, wodurch sich dasselbe fast sogleich so ziemlich entfärbte, der Aether sich schön blau färbte und außerdem noch ein feines blaues Farbpulver sich absetzen ließ. Die Raschheit der Auflösung des fettigen Stoffes ließ mich Wachs vermuthen, wovon ich mich noch vollends mittelst des Geruches nach dem Anbrennen und Auslöschen des Papieres überzeugte. Dieses Ergebniß schien mit ausreichend, um die nöthige Auskunft in dem betreffenden Falle ertheilen zu können und praktische Versuche ergaben nun Folgendes: Schweinefett läßt sich höchstens bei sehr niedrigen Temperaturen anwenden und gibt selbst dabei keine ganz schöne Copie, was sich aber am vollkommensten mit Wachs erreichen läßt. Man wird für die praktische Ausführung selbstverständlich das billigste Wachs zu wählen haben. Es ist jedoch nicht absolut nöthig, diesen Stoff allein zu verwenden; je nach der Jahreszeit (ob Sommer oder Winter) etc. kann man z.B. 1/2 oder 1/3 Schweinefett mit dem Wachse zusammenschmelzen. Was die Farbe anbelangt, so ist für Blau das Pariserblau zu gebrauchen und ist es Hauptsache, dasselbe sehr fein zu pulverisiren. Um dieses zu bewerkstelligen, ließ ich dasselbe auf einem Steine mit dem Schweinefett sehr fein zerreiben, – die Menge des anzuwendenden Pariserblau's hängt von der gewünschten Stärke der Farbe ab, – dann das Wachs schmelzen und jene Mischung darunter rühren. Die Auftragung der so zubereiteten Farbe auf Papier muß auf einem mäßig erwärmten Metallbleche oder glatten Steine durch Reiben mittelst eines Lumpens geschehen. Die Farbe selbst muß natürlich immer flüssig erhalten werden. Die Herstellung dieses Papiers geschieht im Großen zweifelsohne mittelst Maschinen. Dr. G. Dachauer,                     Privatlehrer der Chemie und Naturgeschichte in München. Scheibler's Rübenzuckerfabrication. Vor einem Jahre machte Dr. Jacobsen auf das Verfahren von Dr. Scheibler in Stettin aufmerksam, allen in der Zuckerrübe enthaltenen Zucker sofort in krystallisirter Form unter Vermeidung der Bildung von Melasse zu gewinnen. Es konnte damals aus nahe liegenden Gründen noch keine nähere Angabe über dieses neue Verfahren des um die Zuckerindustrie so hoch verdienten Erfinders gemacht werden; diese Gründe sind aber weggefallen, seitdem Dr. Scheibler selbst auf der kürzlich in Braunschweig abgehaltenen Generalversammlung des Vereines für Rübenzuckerindustrie im Zollverein sich ausführlich darüber ausgesprochen hat. Darnach besteht nun das jetzt bereits im Großen ausgeführte Verfahren, nach welchem der Zucker sowohl aus bereits vorhandener Melasse wie unter Vermeidung der Melasse bei directer Verarbeitung der Rüben gewonnen werden kann, darin, daß der Zucker zunächst in Zuckerkalk übergeführt wird, welcher dann zum Scheiden des Rübensaftes dienen kann oder nach seiner Zerlegung durch Kohlensäure direct auf Zucker verarbeitet wird, wobei vorher 2/3 des Kalkes wieder in Form von Aetzkalk abgeschieden werden, die wieder in Betrieb kommen. Diese letztere Abscheidung beruht auf einer neu entdeckten Eigenschaft des Zuckerkalkes, wodurch die Verarbeitung desselben wesentlich vereinfacht und Zuckerverlusten vorgebeugt wird. Die in Form einer dünnflüssigen Lauge abgeschiedenen Nichtzuckerstoffe der Melasse werden zu Düngstoffen verwendet, so daß, worauf auch Liebig in seiner Beurtheilung von Scheibler's Verfahren großen Werth legt, alle zur Ernährung der Rübenpflanze nöthigen Stoffe den Feldern zurückgegeben werden. Die Melasse wird mindestens zu 2 1/2 Thaler, leicht aber auch bis zu 3 Thaler verwerthet. Bei der Anwendung des Verfahrens auf die Rübenverarbeitung wird der Zucker, der jetzt in die Melasse wandert, sofort in Form eines ersten Productes gewonnen, und dadurch die ganze Fabricationsmethode so sehr vereinfacht, daß der mehrgewonnene Zucker fast nichts kosten dürfte. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1866, Nr. 17.) Recepte für das Beizen und Färben des Hornes, vorzugsweise für die Hornknopf-Fabrication und solche Industriezweige berechnet, bei welchen das Horn der Siedhitze ausgesetzt werden darf; von Gustav Mann in Stuttgart. I. Mattschwarz. Die Knöpfe werden in einer gesättigten Bleizuckerlösung so lange gekocht, bis die Farbe die erwünschte Tiefe erhalten hat, was je nach der Qualität des Hornes eine Viertel- bis eine halbe Stunde dauern mag. Alsdann ist es gut, sie von dem anhängenden Bleisalze mit Wasser, dem etwas Essig beigemischt ist, zu reinigen. II. Eisenschwarz. Man bringt Nr. I unmittelbar nach ihrer Reinigung in eine kalte Schwefelleberlösung; die aus diesem Schwefelleberbade hervorgehenden Knöpfe haben ein schönes kräftiges metallisches Ansehen. III. Perlmutter. Man bringt Nr. I in eine ganz verdünnte Salzsäurelösung, welche auf 1 Pfund Wasser 1 Loth Säure enthält. In einer solchen schwachen Lösung hat man es nun ganz in der Gewalt, die Knöpfe von den dunkelsten bläulich-schwarzen Nuancen bis zu den hellsten, in's Weiße fallenden Tönen herzustellen. Diese Farben sind außerordentlich brauchbar für die verschiedensten Sommerstoffe, als Modeknöpfe jederzeit verwendbar, weßhalb ich die Herstellung derselben besonders empfehle. IV. Silbergrau. Bringt man Nr. I in eine bei 50–60° R. gesättigte salpetersaure Quecksilberoxydullösung, so erhält man eine Farbe, die an das Schönste sich anreiht, was überhaupt auf diesem Felde geleistet werden kann. (Die Franzosen haben gar keinen derartigen Ton aufzuweisen.) Diese Farbe erlaubt eine ganz allgemeine Anwendung in Dessins und als polirte Waare Glatt, Haut- oder Basrelief; in jeder Beleuchtung gibt sich diese Farbe in einer Zartheit und Eleganz, wie nicht leicht eine andere. Da sie von Wichtigkeit für die Herstellung der nachfolgenden gefärbten Knöpfe ist, muß sie die Aufmerksamkeit des Fabrikanten mehr als alle anderen in Anspruch nehmen. Ich führe es deßhalb hier nachträglich an, daß nur absolute Reinlichkeit beim Operiren zum gewünschten Ziele führt. Es muß also Nr. I, noch warm aus der Bleizuckerlösung kommend, in reinem warmen Wasser abgewaschen in die Quecksilberlösung gebracht werden, dann ist der Erfolg ein unausbleiblich sicherer. Die Zeitdauer beträgt 10 bis 20 Minuten. V. Chocoladebraun a. Man bereitet sich eine Lösung von Catechu in Wasser von der Consistenz einer sehr concentrirten, aber noch dünnflüssigen Farbbrühe. In diese Lösung bringt man Nr. IV, kocht, bis die Knöpfe die gewünschte Tiefe der Farbe erhalten haben, etwa eine Viertelstunde. VI. Chocoladebraun b. Eine wesentlich dunklere feurige braune Farbe wird erhalten, wenn man Nr. V in ein warmes Bad von doppelt-kohlensaurem Kali bringt. Die Lösung des doppelt-kohlensauren Kalis muß sehr verdünnt seyn. 1/2 Loth Kali-Bicarbonat und 1 Pfund Wasser. Je länger die Knöpfe in diesem Bade verweilen, desto mehr dunkeln sie. VII. Chocoladebraun c. Man bringt Nr. V in eine warme, in der Kälte mit Bleizucker gesättigte wässerige Lösung, so erhält man ein Braun, das sich sehr gut zur Imitation von Hirschhorn, zu Messerschalen etc. etc. eignet. VIII. Bronzebraun a. Bringt man Nr. IV in eine Lösung von Aesculin (den im Großen dargestellten Farbstoff aus der Roßkastanie), behandelt und kocht es wie Nr. V, so erhält man ein ganz ausgezeichnetes Bronzebraun, welches sich namentlich sehr gut für solche Knöpfe eignet, deren Zeichnung matte und Glanzstellen vereinigt. IX. Bronzebraun b. Kocht man Nr. IV in einer gesättigten Eisenvitriollösung eine Viertelstunde, alsdann in Aesculin, so erhält man ein von dem vorigen sehr verschiedenes Bronzebraun von eleganter weicher Farbe. X. Kocht man Nr. IV in einer Lösung von Galläpfeln oder reinem Tannin, so erhält man ein fahles Braun, das für zarte netzartige Dessins einen schönen hellbraunen Seidenglanz liefert. An der Hand dieser Recepte, die das Resultat unmittelbarer eigener Erfahrung und Erfindung sind, ist, wie leicht zu ersehen, der Weg gezeigt, selbstständig neue Farben zu erfinden, weil die schwierigste Frage gelöst ist, nämlich auf dem zu färbenden Hornknopfe eine empfindliche Fläche hervorzurufen, welche eine hinlängliche Verwandtschaft zu den zu imprägnirenden Farbstoffen besitzt. Diese Eigenschaft besitzt das Recept Nr. IV. Der Verfasser ist jederzeit bereit, den Herren Fabrikanten in dieser Richtung seine Dienste zur Verfügung zu stellen. (Gew. Halle.) Apparate zur Ventilation der Abtrittsgruben, von Toussaint-Lemaistre. Hr. Peligot erstattete der Société d'encouragement in Paris Bericht über die Apparate des Hrn. Lemaistre, welche die Desinfection derjenigen Orte zum Zweck haben, in welchen verdorbene Luft sich befindet. Diese Apparate beruhen sämmtlich auf demselben Principe. Eine Röhre steht einestheils mit dem zu desinficirenden Orte und anderntheils mit der äußeren Luft in Verbindung. Ein Saugventilator ist an irgend einem Punkte dieser Röhre angebracht und indem dieser Ventilator in Betrieb gesetzt wird, wird die Luft aus dem zu ventilirenden Local angesogen und in die Atmosphäre ausgestoßen. Mehrere Mittel werden von T.-Lemaistre in Anwendung gebracht, um den Ventilator in Bewegung zu setzen. Die einen bestehen in einem Uhrwerk mit Gewicht oder Feder, die anderen in einer Art kleinem Wasserrad, das durch einen vorhandenen Wasserstrahl in Bewegung gesetzt wird. Die Ventilatoren für die Abtrittgruben in den Häusern sind intermittirend thätig. Die Gewichte werden durch das Oeffnen der Abtrittsthüren gehoben; sie können aber auch continuirlich im Gang sich befinden, vermittelst eines gewöhnlichen Aufzugs (remontoir). Das letztere System wird nur für öffentliche Aborte angewendet, wo die größeren Gruben und die weniger vollkommenen Vorrichtungen eine kräftigere und lebhaftere Ventilation erfordern. Hr. Lemaistre hat an schwierig zu ventilirenden Aborten einen Ventilator aufgestellt, wobei ein Gewicht von ungefähr 300 Kilogrammen für einen Betrieb von 12 Stunden genügt. Dieser Apparat bietet einige interessante Punkte. Das Gewicht ist durch einen Rollenzug mit 6 Schnüren aufgehängt. Im Falle des Zerreißens dieses Stranges hält ein Hülfseil das Gewicht, welches augenblicklich unbeweglich wird durch das Andrücken des Seiles auf die Rolle, welche es führt. Man vermeidet dadurch auf eine eigenthümliche Weise die ernsten Folgen, die durch den Fall eines so beträchtlichen Gewichtes entstehen könnten. Die Haupttheile dieses Apparates sind: Ventilator mit 4 Flügeln, Durchmesser 0,27 Met. (9'' 8''' hess.), Breite 0,065 Met. (2'' 6''' hess.). Fall des Gewichtes 2,8 Met. (11' 2'' hess.). Geschwindigkeit des Ventilators: 180 Umgänge per Minute. Durchmesser der Luftleitungsröhren, von Zink, 0,075 Met. (3'' hess.). Die Erfahrung hat gezeigt, daß dieser Apparat ein Volumen Luft von ungefähr 50 Kubikmeter (3200 hess. Kubikfuß) per Stunde fördern kann. Ein Gesammtraum von nur 1 Meter (4 Fuß) Länge, 0,45 Met. (18'') Breite und 3,80 Met. (15' 2'') Höhe ist erforderlich. Um den benöthigten Raum zu vermindern, hat Hr. Lemaistre noch einen Apparat vorgesehen, bei welchem das Treibgewicht durch eine Feder ersetzt ist. Bei demselben findet ein continuirlicher Betrieb statt. Zahlreiche Anwendungen wurden durch den Erfinder mit seinen Apparaten gemacht und darunter einige von so gutem Erfolge, daß Orte gereinigt wurden, wo die Verhältnisse sehr ungünstig waren. Dieses Ventilationssystem könnte überdieß auf die Reinigung von Ställen, Küchen, Werkstätten, Kaffee's und Restaurationen und überhaupt von solchen Localitäten angewendet werden, in welchen sich die Luft durch fortwährende belästigende Ausdünstungen im verdorbenen Zustande befindet. Unsere Quelle (Bulletin de la Société d'encouragement, December 1865, S. 720) enthält Abbildungen der oben beschriebenen Apparate. Wir bemerken hierzu, daß die Idee solcher Ventilationsapparate nicht neu ist. Der in Darmstadt verstorbene Hof-Instrumentenmacher Mahr hat vor Jahren ähnliche Apparate versucht; dieselben bestanden theils in Blasbälgen, theils in Ventilatoren, welche an der Decke der Zimmer angebracht und durch Gewichte oder Federn in Bewegung gesetzt wurden; für kräftigere Ventilationen erwiesen sich die Apparate zu klein und zu schwach in ihren Leistungen. (Gewerbeblatt für Hessen.)