Titel: | Melvin's Jacquardmaschine. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. VII., S. 11 |
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VII.
Melvin's Jacquardmaschine.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Melvin's Jacquardmaschine.
James Melvin in
Dunfermline ließ sich im l. J. in England eine Jacquardmaschine patentiren, die nur
für Zeuge bestimmt ist, welche zum Theil wiederholte Mittelmuster, zum Theil glatten
Grund oder gemusterten Rand haben und bei der die Zahl der zu einem Muster nöthigen
Karten bedeutend geringer ist als gewöhnlich. Ein rechteckiger Rahmen enthält die
Nadeln, denn Enden durch beide Seiten des Rahmens gehen und an jedem Ende ist eine
Feder angebracht, die zwischen Vorsprüngen der Nadeln und der inneren Seite des
Rahmens erhalten wird. Der Rahmen kann in horizontaler Richtung hin und her gleiten
und je nachdem er nach der einen oder anderen Richtung ein wenig bewegt wird, werden
die Federn an den Enden der Nadeln entweder zusammengedrückt oder unwirksam gemacht;
sind die Federn auf der einen Seite der Nadeln frei, so sind die gegenüberliegenden
zusammengedrückt und die Nadeln werden nach der entgegengesetzten Richtung
getrieben. An jedem Ende der Nadeln liegt ein Jacquardprisma, deren jedes seine
besonderen Karten hat. Bei der Bewegung in der einen Richtung werden also die
Platinen, außer wenn sie von der Karte bei Seite geschoben werden, gegen die
Hebmesser antreffen, bei der Bewegung in der anderen Richtung aber, wenn die
entgegengesetzten Federn zusammengedrückt sind, alle Platinen von den Messern
weggeschoben werden, außer wenn sie gegen dieselben angedrückt werden. Die Karten
des einen Prisma müssen daher entgegengesetzt wie die des anderen ausgeschlagen
seyn, d.h. wo die eine ein Loch haben muß, muß die andere undurchlocht seyn. Der
Messerkasten wird durch eine Kurbelstange vom Stuhl aus und die Prismen werden durch
Krummzapfen oder Excenter auf einer zweiten Welle so betrieben, daß das eine oder
andere außer Betrieb gesetzt werden kann. Beim Weben wird der Stuhl angehalten, wenn
ein Abschnitt fertig ist, das Prisma mit den für diesen Theil verwendeten Karten
wird ausgerückt und das Prisma mit den Karten für den nächsten Theil des Gewebes
eingerückt.
Fig. 23 zeigt
die Maschine in der Seitenansicht, Fig. 24 in der
Vorderansicht mit Weglassung des Prisma. Die zwei sechseckigen Prismen A und B liegen in Lagern in
den oberen Theilen der (in Fig. 24 abgebrochen
gezeichneten) Hebel C und D.
Diese Hebel sitzen auf zwei Wellen E und F fest, welche durch Hebel und Zugstangen G, H, I, K
von Excentern auf einer
in der Zeichnung weggelassenen Welle eine kreisförmig hin und her gehende Bewegung
erhalten. Die erwähnte Excenterwelle ist mit Kuppelungen versehen, so daß die
Stangen I und K abwechselnd
ein- und ausgerückt werden können. Das eine Prisma, z.B. A, hat Karten, die dem auf dem Gewebe zu erzeugenden
Muster entsprechend ausgeschlagen sind, das andere, B,
ist so ausgeschlagen, daß nur ein glatter Grund oder gemusterter Kreuzrand erzeugt
werden kann. Beim Uebergang vom Weben des Mittelmusters zu dem des Randes oder
umgekehrt, wird der Stuhl angehalten und das eine Prisma aus- und das andere
eingerückt.
Um zu ermöglichen, daß die Prismen auf beide Enden der Nadeln a, a wirken können, sind bei M und N die gewöhnlichen Federn angebracht, jenseits der
Federn aber Metallplatten O und P an den Enden zweier in Lagern T gleitender
Stangen R und S befestigt.
An den Nadeln befinden sich in beliebigen Entfernungen von den Enden Ansätze, gegen
die das eine Ende der Spiralfedern anstößt, während das andere Ende gegen die innere
Seite der Führungen M und N
anliegt. Wird also eine der Platten O, P dem
benachbarten Nadelbrete M oder N genähert, so werden die Enden der Nadeln auf dieser Seite durch die
Oeffnungen der Platten O, P soweit vortreten, daß die
Prismen auf sie wirken können. Da aber die Platinen mit einem einzigen Haken an
ihrem oberen Ende versehen sind und da Federn auf beiden Seiten auf sie wirken, so
werden sie, während sie durch die Federn auf der einen Seite von den Messern
abgedrückt werden, durch die Einwirkung der Federn auf der anderen Seite gegen die
Messer angedrückt; die Karten des einen Prisma müssen daher an den Stellen, wo sie
bei gewöhnlichen Jacquards ausgeschlagen werden müßten, ungelocht bleiben. Durch die
Hebel W und X an der Welle
V wird je nach Bedarf die eine oder andere der
Platten O und P in
Thätigkeit gebracht.
Einer der größten Vorzüge der Maschine besteht in der großen Kartenersparniß, die sie
ermöglicht; die Karten auf dem einen Prisma brauchen nicht zahlreicher zu seyn, als
für die einmalige Wiederholung des Mittelmusters nöthig ist, und auf dem anderen
Prisma bedarf man nur einiger weniger Karten für den glatten Grund oder den
gemusterten Rand. (London
Journal of arts, Juni 1866, S. 333; deutsche Industriezeitung,
1866, Nr. 6.)