Titel: | Neue Gießpfanne für die Eisengießerei. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CXXIV., S. 457 |
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CXXIV.
Neue Gießpfanne für die
Eisengießerei.
Aus Armengaud's Génie industriel, October 1866, S.
211.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Englische Gießpfanne für die Eisengießerei.
Das Practical Mechanic's Journal brachte neuerlich eine
Reihe von Artikeln „über einige die Praxis der Eisengießerei betreffende
Punkte,“ denen wir die nachstehenden Mittheilungen über eine neue
Gießkelle oder Gießpfanne entnehmen.
Diese Gießpfanne hat eine beinahe cylindrische Gestalt; ihr Boden ist schwach concav
geformt, damit sich der erforderliche Beschlag von feuerfestem Thone besser
anbringen läßt, und auch der Boden dem Drucke einer starken Charge nicht leicht
nachgeben kann.
Fig. 9 stellt
die vordere Ansicht derselben dar, Fig. 10 eine
Seitenansicht mit theilweisem senkrechtem Durchschnitte.
Sie besteht aus schmiedeeisernen Platten P von 16 bis 18
Millimetern Stärke, welche auf das Sorgfältigste zusammengenietet sind; die
Nietköpfe liegen auf der inneren Seite. Am besten ist es, die Nietfugen außen mit
einer Deckplatte p zu überlegen und eine zweifache Reihe
von Nieten anzuwenden, wie dieß aus der Zeichnung ersichtlich ist. Es ist, obgleich
in der Praxis nicht immer üblich, sehr zu empfehlen, die Gießpfanne mit einer Anzahl
von Löchern zu versehen, welche 12 bis 16 Millim. Durchmesser haben und etwa 10
Centim. von einander abstehen; mit dieser Einrichtung wird bezweckt, den Gasen und
der Luft, welche sich entwickeln, sobald der feuerfeste Thon durch das flüssige
Eisen stark erhitzt wird, leichten Austritt zu gestatten. Auf diese Weise wird das
Entstehen von Rissen und Sprüngen in dem Thonbeschlage vermieden; auch hält derselbe
dann besser, da er bei seiner Anfertigung mehr oder weniger tief in die Löcher
eindringt und so Befestigungspunkte findet. Aus diesem Grunde dürfen diese Löcher
niemals weniger als 12 Millim. Durchmesser haben, und es ist nicht die mindeste
Gefahr vorhanden, daß
das flüssige Eisen durch sie hindurchdringen könnte, wenn sie auch mehrere Millim.
größer sind.
Das Beschlagen der Gießkelle ist eine sehr einfache Sache; allein sie erfordert
praktische Erfahrung und große Sorgfalt. Man beginnt damit, den Thon im Inneren der
Pfanne recht gleichmäßig auszubreiten. Jede neu aufgetragene Thonlage muß mit der
vorhergehenden möglichst innig und gleichmäßig verbunden werden. Der ganze Beschlag
erhält eine Stärke von etwa 25 Millim., soll aber nie über 35 Millim. stark
werden.
Wird die Pfanne vorher etwas erhitzt, so trocknet der Beschlag rasch und man kann
dann das so vorgerichtete Gefäß ohne allen Nachtheil umkippen. Uebrigens können zum
Trocknen des Beschlags mehrere Methoden angewendet werden; eine der gebräuchlichsten
besteht darin, die Pfanne so auf den Erdboden zu stellen, daß sie einen Winkel von
ungefähr 45° macht, und dann aus Hobelspänen oder einem anderen Brennmaterial
ein Feuer unter ihr anzuzünden. Das Trocknen muß mit Aufmerksamkeit überwacht
werden; sobald Risse oder Sprünge entstehen, müssen dieselben mit fein pulverisirtem
und nur schwach angefeuchtetem Thone mittelst eines Pinsels wieder ausgefüllt und
verschlossen werden.
Bei Gießpfannen von größeren Dimensionen ist indessen dieses Verfahren nicht zu
empfehlen. Es ist dann vorzuziehen, die Pfanne über einem kleinen, mit Kohks
geheizten Ofen so umzustürzen, daß ihr Rand auf der einen Seite etwas höher liegt,
als auf der anderen, so daß der Dampf und die heiße Luft auf dieser Seite leicht
entweichen und durch aufsteigende Ströme trockner, von dem kleinen Ofen kommender
Luft ersetzt werden können. Die Pfanne ruht dabei auf einem eisernen Untersatze oder
hängt an einem Krahne.
Ist der Thonbeschlag fertig und trocken, so wird die Pfanne innen rein und glatt
ausgebürstet; dann überzeugt man sich, bevor man das Eisen einfließen läßt, durch
Untersuchung mit den Fingernägeln oder mittelst eines Drahtes mit quadratischem
EndeAuch ein kleines
kratzenartiges Instrument, dessen Kratze ein Kreissegment bilden müßte, wäre
zu diesem Zwecke zu empfehlen. H., ob der Beschlag nicht irgendwo
hohle Stellen oder abgelöste Schilfer etc. hat. Hierauf wird die Pfanne montirt und
in der nachstehenden Weise gehandhabt.
Außen an der Gießpfanne ist ein breiter und hinlänglich starker, mit zwei Zapfen a, a versehener Reif befestigt. Mit diesen Zapfen sind
die Enden eines doppeltgebogenen, senkrecht stehenden Bügels S verbunden, dessen mittlerer Theil zur Aufnahme des in die Kette eines
Krahnes
eingreifenden Hakens etwas verstärkt ist. Die beiden Zapfen, sowie der Reif, müssen
aus sehr gutem Eisen geschmiedet werden; der eine dieser Zapfen ist verlängert,
damit er einem Zahnrade R als Achse dienen kann, welches
in die endlose Schraube v eingreift, deren Achse
rechtwinkelig zu dem Aufhängebügel S steht und mittelst
einer an ihrem Ende aufgekeilten Kurbel M in Bewegung
gesetzt wird.
Mittelst dieser Einrichtung sind höchstens zwei Mann im Stande, die mit flüssigem
Eisen gefüllte Gießpfanne nach Belieben zu handhaben, d.h. ihr jede erforderliche
Lage zu geben. Man muß nur beim ersten Gebrauche des Apparates sich versichern, ob
die beweglichen Theile desselben in Folge ihrer starken Erhitzung nicht eine
verschiedene oder ungleiche Ausdehnung zeigen. Eine zweite sehr zu empfehlende
Vorsichtsmaßregel besteht darin, das Zahnrad R auf einem
quadratisch abgerichteten Theile der Achse zu befestigen und es nicht stramm
aufzukeilen, denn da dieser quadratische Achsentheil sich rasch erhitzt, sobald das
flüssige Eisen in die Gießpfanne fließt, das Zahnrad aber nicht so schnell und auch
an seiner Peripherie nicht gleichmäßig die höhere Temperatur annimmt, so könnten in
dem Augenblicke, in welchem die Pfanne mehr oder weniger stark geneigt werden soll,
um das Metall in die Formen zu gießen, sehr nachtheilige Verziehungen eintreten.
Damit das flüssige Eisen, welches zuweilen aus einer Höhe von 1 bis 1,3 Meter in die
Gießpfanne einfließt, den feuerfesten Beschlag nicht verderben kann, ist es sehr zu
empfehlen, den Boden der Pfanne mit einem passenden Stücke von starkem Eisenblech zu
bedecken, und dasselbe liegen zu lassen, bis das eingeflossene Metall eine etwa 15
Centimeter starke Schicht bildet, worauf man das Blech mit Zangen aus der Pfanne
herauszieht, da das flüssige Eisen nun hoch genug steht, um den Beschlag vor
Verletzung schützen zu können.