Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 245
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Miscellen. Miscellen. Eine Stahlbrücke in Schweden. Man schreibt aus Stockholm vom 28. Mai: Die neue Stahlbrücke über die Götha-Elf ist jetzt vollendet und wurde kürzlich einer Probe unterworfen mit einer Last von 1600 Centnern auf der Mitte der Spannung, welches einer gleichmäßig vertheilten Last von 3200 Ctrn. über die ganze Brücke vertheilt entspricht. Die Länge der Spannung beträgt 136 1/2 Fuß. Die Senkung in der Mitte betrug bei dieser Probe nicht mehr als 1 Zoll. Nachher wurde die Last nach der einen Hälfte der Brücke transportirt, während die andere Hälfte unbelastet blieb, wobei die Senkung in der Mitte um drei Linien abnahm, ohne daß eine Senkung des belasteten Theiles zu bemerken war; der unbelastete Theil hob sich um eine Linie, und diese Probe zeigte besser noch als die erste die Kraft der Construction in allen Theilen. Da eine Locomotive nebst Tender höchstens 600 Ctr. wiegen und eine Länge von circa 40 Fuß haben, so kann die Brücke 3 1/2 Locomotiven zu 2100 Ctr. fassen. Ein gewöhnlicher Zug, bestehend aus Locomotive und so vielen beladenen Wagen als auf der Brücke Raum haben, belastet dieselbe mit nicht mehr als ungefähr 1700 Ctr. oder der halben Probebelastung. Die Probe ist somit vortrefflich ausgefallen und Reisende können mit aller Sicherheit auf der Eisenbahn diese Brücke passiren.Ueber Brücken, welche in Holland für den Straßenverkehr in Gußstahl ausgeführt worden sind, wurde im polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 234 berichtet. (Berggeist, 1866, Nr. 45.) Härtung der Pflugschare durch Gußeisen. Von einem Wirthschaftsinspector der Provinz Posen geht uns folgende Mittheilung über ein von ihm mit Erfolg angewendetes „Verfahren, die Pflugschare mit Gußeisen abzuhärten“ zu: Man nehme ein dünnes, schmales Stück Gußeisen, halte es horizontal in's Feuer und zwar genau in die meiste Hitze, lege dann unter dasselbe die betreffende Pflugschar, welche vollständig fertig nur von reinem Eisen geschmiedet worden ist, und lasse dann von dem Gußeisen, das in der weißen Flamme bald schmilzt, auf die Pflugschar auftröpfeln, namentlich auf die Stellen, welche beim Gebrauch am meisten von der Erde angegriffen werden. Die Pflugschar wird dann wie gewöhnlich im Wasser gehärtet. Diese Eisen werden so hart, daß sie nicht von der härtesten Feile angegriffen werden. Die unebenen Stellen, wo zu viel aufgetröpfelt ist, sind etwas eben zu schleifen. Bei der vorigen Herbstbestellung, die bei dem anhaltenden trockenen Wetter auf schwerem Boden sehr schwierig wurde, haben sich diese abgehärteten Pflugschare sehr bewährt und man hat bedeutende Unkosten an Pflugstahl erspart. Auf Stollen der Hufeisen habe ich dieses Verfahren ebenfalls angewendet, welche bedeutend länger scharf blieben, als von gewöhnlichem Stahle. Selbst die Pflugschare hielten bedeutend länger vor als die, welche verstählt wurden. Wir geben die Mittheilung mit dem Wunsche wieder, daß anderweitige Versuche die Nützlichkeit des Verfahrens bestätigen möchten. (Hamburger Gewerbeblatt.) Die Kosten der Eisbereitung mittelst der Maschinen von Carré und Siebe. Die Eismaschinen von Carré und Siebe Die Carré'schen kleinen Apparate zur Eiserzeugung sind im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 180 beschrieben, sein großer Apparat zur continuirlichen Eisfabrication in Bd. CLXVIII S. 171; die von Siebe in London nach dem Harrison'schen Patent ausgeführte Eismaschine ist in Bd. CLXVIII S. 434 beschrieben. A. d. Red. beruhen bekanntlich auf der Kälteerzeugung, welche durch Verdunstung leicht flüchtiger Flüssigkeiten entsteht, unterscheiden sich aber von einander theils in der Art der angewandten Flüssigkeit (welche bei Carré in Ammoniak, bei Siebe in Aether besteht), theils in den Mitteln, durch welche die Verdunstung herbeigeführt wird. Bei Siebe wird nämlich die Verdunstung in einem luftverdünnten Raume mittelst einer durch Dampfkraft in Bewegung gesetzten Luftpumpe, bei Carré dagegen in Folge der Absorption des erzeugten Ammoniakgases durch Wasser ohne Anwendung einer Luftpumpe bewirkt. Carré liefert seine Eisapparate in zwei verschiedenen Sorten, nämlich: 1. In kleinen, einfachen, periodisch wirkenden, für den Hausgebrauch und kleine Conditoreien, welche jedesmal 1, 2 und 4 Pfund Eis liefern; 2. in großen, continuirlich wirkenden Apparaten für fabrikmäßigen Betrieb, die stündlich 24–400 Pfund Eis liefern. Ueber Wirkung und Preise der kleinen Apparate wird Folgendes angegeben: Production Dauer der Operation Preis in Paris 1 Zollpfund           1 Stunde 10 Minuten             144 Francs 2       „ 1     „      35      „   230     „ 4       „ 2     „      30      „   336     „ Fracht und Zoll beträgt von Paris bis Nürnberg circa 5 fl. per Centner. Die kleinen Apparate wiegen 1–3 Centner; sie bestehen aus einem mit Ammoniak theilweise gefüllten starken eisernen Kessel, der durch eine Röhre mit einem zweiten Behälter, dem sogenannten Condensator, in Verbindung steht. Im letzteren befindet sich auch eine Blechbüchse mit der zu gefrierenden Flüssigkeit. Man erhitzt nun den Kessel bis auf etwa 130° C., wodurch die gebildeten Ammoniakdämpfe in den Condensator, der in einer Wasserkufe steht, getrieben und dort in Folge des im Apparate herrschenden Druckes condensirt werden. Hierauf wird der Kessel in die Wasserkufe gesenkt, der aus dem Wasser herausgenommene Condensator dagegen mit einem schlechten Wärmeleiter (Filz oder dergleichen) umgeben. Durch die Abkühlung des Kessels werden die noch im Kessel befindlichen Ammoniakdämpfe condensirt; es entsteht ein luftverdünnter Raum; die im Condensator zu Flüssigkeit verdichteten Ammoniakdämpfe verflüchtigen sich wieder und entziehen hierbei der in der Eisbüchse befindlichen Flüssigkeit so viel Wärme, daß letztere gefriert. Für die Preise und Leistungsfähigkeit der großen Eismaschinen von Carré wird Folgendes angegeben: Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Eisproduction in der Stunde 24 50 100 200 400 Thlr. Thlr. Thlr. Thlr. Thlr. Preis des Apparates in Paris 747 1280 2266 3733 6400 Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Ammoniak von 0,8827 spec. Gewicht 185 370 616 1232 2819 Quadrf. Quadrf. Quadrf. Quadrf. Quadrf. Grundfläche des Apparates 138 207 310 414 690 Zahl der nöthigen Arbeiter     1     2     2     3     3 Zum Betrieb ist eine Dampfmaschine von 1 Pferdekraft hinreichend. 1 Kilogramm (2 Zollpfund) Kohle erzeugt 8–10 Kilogrm. Eis; der Centner Eis kostet 18 bis 24 kr. Die Eismaschinen von Siebe, bei welchen mittelst einer von einer Dampfmaschine getriebenen Luftpumpe Aether verflüchtigt und dann mit Hülfe von Wasser durch starken Druck wieder condensirt wird, liefern je nach der Größe 10–20 Pfd. Eis bei jeder Operation. Eine Maschine von 1 Ctr. Production in der Stunde kostet   350 Pfd. Sterl.   „        „          „ 2   „        „         „   „       „         „   850      „   „        „          „ 3   „        „         „   „       „         „ 1470      „ Die Betriebskosten betragen 54 kr. per Centner. Die Eismaschinen können natürlich außer zur Eisbereitung auch zum Kühlen von Würze für Bierbrauereien und Brennereien, zum Kühlen der Luft in Spitälern etc. verwendet werden. (Aus einem Vortrage des Hrn. Assistent Wegler in einer Versammlung des Nürnberger Gewerbevereins.) Ueber unexplodirbares Nitroglycerin (Sprengöl). Im Scientific American äußert sich Prof. Seely über die bisher zum Schutze des Nitroglycerins gegen Explosionen empfohlenen Methoden in folgender Weise: Nobel empfiehlt, das Sprengöl mit Methylalkohol (Holzgeist) zu verdünnen.Polytechn. Journal Bd. CLXXX S. 491. Beide Flüssigkeiten mischen sich in jedem Verhältnisse mit einander und die Explosibilität des Gemisches läßt sich bis zu jedem beliebigen Grade verringern. Ein Gemisch mit einem Gehalte von etwa 25 Proc. Methylalkohol explodirt aller Wahrscheinlichkeit nach weder durch Percussion noch bei allmählichem Erhitzen. Soll das Nitroglycerin gebraucht werden, so wird das Gemisch mit Wasser versetzt, wodurch ihm der Methylalkohol entzogen wird, während das reine Nitroglycerin zu Boden sinkt. Gegen dieses Verfahren lassen sich indessen mehrere ernste Einwürfe machen: 1) die Kosten des Methylalkohols und der durch das Abwaschen mit Wasser bedingte Verlust an Nitroglycerin; 2) die Flüchtigkeit des Methylalkohols, in Folge deren das Nitroglycerin, wenn ein Theil von jenem bei Zutritt der Luft entweicht, möglicher Weise „ohne Schutz“ zurückbleiben könnte; 3) die Wahrscheinlichkeit einer zwischen beiden Flüssigkeiten stattfindenden chemischen Reaction; 4) die große Leichtentzündlichkeit des Methylalkohols und seines Dampfes; der letztere gibt mit Luft ein explosives Gasgemisch.“ „Von anderer Seite wurde empfohlen, das Nitroglycerin mit Sand, überhaupt indifferenten, als Wärmeleiter dienenden Substanzen gemengt, aufzubewahren, in derselben Weise wie nach Gale's Verfahren das Schießpulver unexplodirbar gemacht werden soll.Polytechn. Journal Bd. CLXXVII S. 456. Dadurch wird aber das Gewicht und das Volum der Nitroglycerincolli sehr bedeutend vermehrt und in Folge der Adhäsion des Sprengöls am Sande entstehen große Verluste. – Ein drittes, von Dr. Heinrich Wurtz herrührendes Verfahren besteht darin, das Nitroglycerin mit einer Salzlösung von einem dem seinigen gleichen specifischen Gewichte zu einem Gemisch oder einer Emulsion zu verarbeiten. Dazu würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach eine Lösung von salpetersaurem Zinkoxyd, salpetersaurem Kalk oder salpetersaurer Magnesia wohl eignen. Soll das auf diese Weise „geschützte“ Nitroglycerin gebraucht werden, so wird die Emulsion mit Wasser versetzt, worauf das Sprengöl sich abscheidet und durch Decantiren von dem Versatze gereinigt werden kann. Es dürften übrigens noch weitere Versuche erforderlich seyn, um zu bestimmen, wie lange die Emulsion sich ohne freiwillige Trennung zu erhalten vermag.“ „Ich selbst habe empfohlen, bei der Darstellung des Nitroglycerins größere Sorgfalt anzuwenden, um es vollkommen säurefrei zu erhalten, und zur Vermeidung jeder späteren Anhäufung von Säure mache ich den Vorschlag, in dem Sprengöle eine kleine Menge einer pulverförmigen Substanz zu suspendiren, welche jede Spur von etwa sich bildender Säure sofort zu neutralisiren vermag, ohne selbst auf das Nitroglycerin eine chemische Wirkung auszuüben. Dieses Verfahren gewährt sicheren Schutz gegen freiwillige Zersetzung des Präparats. Von dem neutralisirenden Pulver ist nur eine sehr geringe Menge erforderlich, – 60 Grains auf 1 Pfd. Oel werden jedenfalls hinreichend seyn. und diese Quantität ist so klein, daß sie den explosiven Eigenschaften des Sprengöls durchaus keinen Eintrag thut und vor dem Gebrauche desselben nicht entfernt zu werden braucht.“ „In der Praxis läßt sich eine von diesen Methoden, oder lassen sich mehrere derselben mit einander verbunden anwenden. Die vierte verträgt sich mit allen anderen und sollte auch neben allen übrigen befolgt werden. Es sollte durchaus kein Nitroglycerin aufbewahrt werden dürfen, ohne daß es von seiner furchtbarsten und gefahrdrohendsten Eigenschaft – der Fähigkeit nämlich, sich von selbst zu zersetzen – befreit worden ist.“ (Chemical News, vol. XIV p. 35; Juli 1866.) Das Schieß- und Sprengpulver von G. A. Neumeyer, sogenanntes Haloxylin. Ueber dieses sehr beachtenswerthe neue Pulver hat der herzoglich sächsische Berginspector Wohlfarth in Altenburg kürzlich eine BroschüreBrochüre veröffentlicht, worin er dessen Eigenschaften genau auseinandersetzt und eine Menge damit angestellter Versuche aufführt. Wir theilen aus dieser BroschüreBrochüre im Folgenden das Wesentliche mit: „Hr. G. A. Neumeyer von Taucha bei Leipzig hat ein Pulver erfunden, welches der höchsten Beachtung von Seiten der Techniker würdig ist, da es die Aufgabe, alle sonstigen Eigenschaften eines guten Pulvers zu besitzen, beim Aufbewahren und beim Transport aber nicht zu explodiren, auf die bisher vollkommenste Weise löst. Es sind mit diesem Pulver gründliche Schießversuche in der kaiserlichen Pulverfabrik zu Bouchet bei Paris ausgeführt; in dem königl. Steinsalzbergwerk zu Staßfurt hat Hr. Berginspector Pinno mit solchem Sprengpulver in großer Masse experimentirt, ich selbst habe seit einem Jahre mich mit der Prüfung des Pulvers nach allen Richtungen hin beschäftigt; ich habe Sprengungen in härterem und milderem Gestein beigewohnt und Schießversuche mit dem ballistischen Pendel gemeinschaftlich mit einem sehr erfahrenen Officier vorgenommen; es sind endlich in Gegenwart amtlicher Commissionen und vor einem großen Publicum Experimente angestellt, durch welche die Unschädlichkeit des Pulvers beim Aufbewahren und beim Transport dargethan ist – und über alle diese Versuche liegen amtliche und private Zeugnisse vor, welche einstimmig den Eingangs aufgestellten Satz bestätigen. – Im Speciellen lassen die stattgefundenen Untersuchungen Folgendes erkennen: 1. Das Pulver verbrennt, aber explodirt nicht bei Zutritt von Luft. Am 16. November 1865 wurden in Gegenwart des Stadtrathes zu Altenburg folgende Versuche angestellt: a) Eine thönerne Röhre (Drainröhre), 0,283 Meter lang und mit 0,118 Meter lichtem Durchmesser, wurde auf einen Ziegelstein gestellt, mit diesem bis zu 2/3 ihrer Höhe in die Erde eingegraben, mit 2 Kilogram. Pulver angefüllt und dasselbe dann entzündet. Das Pulver brannte in hoher Flamme, aber ruhig aus der Röhre heraus; die Thonröhre zeigte sich nach dem Versuche unverletzt. – b) Eine conische Thonröhre, 0,401 Met. hoch, unten 0,118 und oben 0,029 Met. weit, wurde bis zu 2/3 der Höhe in die Erde eingegraben und mit 0,62 Kilogr. Pulver bis an die Mündung angefüllt. Angezündet brannte das Pulver etwas rascher, als bei Versuch a ab. Das Gefäß blieb unverletzt. – c) Eine thönerne Flasche mit weitem Bauche und sehr engem Halse wurde mit 0,75 Kilogr. Pulver gefüllt. Dasselbe brannte sehr rasch und mit hoher Flamme heraus; der obere Theil des Gefäßes sprang ab (eine Folge der hohen Hitze) und lag neben dem unteren Theile. Als Gegenbeweis wurde ein ähnlich geformtes, aber kleineres Gefäß mit 0,25 Kilogr. gewöhnlichen Pulvers gefüllt, welches mit starkem Knall explodirte; das Gesäß flog in vielen Trümmern weit umher. – d) Ein höchst instructiver Versuch wurde mit einem eisernen Flintenlauf von 0,613 Met. Länge und 0,02 Met. Durchmesser angestellt. Der Lauf wurde bis an die Mündung mit Pulver gefüllt und diese durch das Zündloch angezündet. Das Pulver brannte in einem bogenförmigen Strahle aus dem Zündloche heraus und nur die letzten Reste flogen in einer schwachen Feuergarbe aus der Mündung heraus. Am 27. Nov. 1865 wurde in Gegenwart der Herren Hauptmann Heß und Apotheker Dörfel von Altenburg und der meinigen in einem Steinbruche bei Taucha folgendes Experiment angestellt: Es war ein massives Häuschen von 0,142 Meter Wandstärke, 1,132 Met. Länge, 0,749 Met. Tiefe und 0,749 Met. Höhe gebaut; dasselbe hatte vorn eine 0,283 Met. im Quadrat große Thüröffnung, an jedem Giebel eine Fensteröffnung von 0,094 Met. im Quadrat, mit Bretchen leicht verschlossen; das Dach war mit Ziegeln abgedeckt. Durch die mit einem Eisenblech zugesetzte Thüröffnung wurde ein Holzkasten mit 15 Kilogr. Pulver eingesetzt und letzteres mittelst Zündschnur entzündet. Es verbrannte, ohne irgend einen Eindruck auf das Häuschen zu äußern, ja selbst der Holzkasten blieb zusammengefügt und war nur angekohlt. – Um den Gegensatz der sonstigen Pulverwirkung zu zeigen, sprengte man mit 0,50 Kilogrammen gewöhnlichen Pulvers, auch frei in das Häuschen gesetzt, dasselbe bis auf den letzten Stein auseinander. Dieser Versuch wurde später vor einem größeren Publicum zu Altenburg ganz mit demselben Erfolge wiederholt, und es wird hierdurch der augenscheinliche Beweis geliefert, daß das Neumeyer'sche Pulver bei der Aufbewahrung und dem Transporte jede Gefahr des Explodirens ausschließt. 2. Es kann durch Druck oder Stoß nicht zur Entzündung gebracht werden. Diese Eigenschaft, welche es mit dem gewöhnlichen Pulver gemein hatWenigstens kann das Pulver nur durch außerordentlich starke Schläge und außergewöhnliche Umstände, so wenn Eisen auf Eisen, Eisen auf Messing geschlagen wird, entzündet werden., folgt schon aus der dem letzteren ähnlichen Zusammensetzung und ist durch Versuche erwiesen, welche Hr. Professor Erdmann zu Leipzig anstellte; dabei wurde gleichzeitig die Entzündungstemperatur ermittelt, sie schwankte bei Schießpulver zwischen 260 und 300° C., bei Sprengpulver war sie noch etwas größer, während gewöhnliches Schießpulver bei 300° sich entzündet. (Wagner, chemische Technologie.) 3. Es explodirt im verschlossenen Raume mit derselben, ja mit höherer Wirkung, als das gewöhnliche Pulver. Zahlreiche und sorgfältige Untersuchungen bestätigen diese Eigenschaft. In einem Steinbruche auf Syenit bei Taucha, einem bekanntlich sehr festen und zähen Gestein, sind in meiner Gegenwart Sprengversuche angestellt, wobei der am besten meßbare Schuß folgende Resultate ergab: An einer Stelle war eine lange Bahn des Gesteins mit fast senkrechter Wand' vorhanden. Ein Bohrloch, parallel der Wand laufend, wurde in 0,566 Meter Entfernung hinter demselben angesetzt (also eine Stärke von 0,566 Met. vorgegeben), so daß der abzusprengende, als Parallelopiped zu betrachtende Gesteinskörper bloß auf 2 Seiten frei war. Das Loch, 0,595 Met. tief und 0,029 Met. weit, wurde mit 200 Grammen Pulver geladen und dann mit trockenen Lehmstücken besetzt. Die Zündung geschah mit etwas in das Pulver versenkter Bickford'scher Zündschnur. Es wurde damit ein Gesteinskörper von – im Minimum – 0,566 Met. Breite, 2,547 Met. Länge und 1,273 Met. Tiefe, theils absolut losgesprengt, theils so gelockert, daß der Rest mit leichter Mühe losgetrennt werden konnte. Der Schuß lieferte also eine Masse von 1,835 Kubikmeter oder 7700 Kilogramme Gestein. Aehnliche Resultate stellten sich bei anderen weniger genau meßbaren Schüssen heraus. Im October 1865 probirte Hr. Berginspector Pinno auf dem königl. Steinsalzbergwerk zu Staßfurt das Neumeyer'sche Sprengpulver und berichtete darüber im „Berggeist“ Nr. 90 von 1865, daß dieses Pulver in Bohrlöcher von 0,749 bis 1,132 Met. Tiefe im Steinsalz dem Volumen nach in gleicher Menge, als das gewöhnliche Sprengpulver, angewendet zu werden pflegt, eingebracht und nachdem die Bohrlöcher scharf besetzt waren, mit Bickford'scher Zündschnur abgebrannt wurde. Von überhaupt 58 Schüssen zeigten nur 5 eine ungenügende, die übrigen aber eine so befriedigende Wirkung, daß das qu. Pulver dem gewöhnlichen Sprengpulver unbedingt gleichgestellt werden kann. In mehreren Steinbrüchen auf Syenit bei Taucha und auf Porphyr bei Altenburg wird das neue Sprengpulver seit mehr als Jahresfrist ausschließlich verwendet, und zwar zur größten Zufriedenheit der Besitzer und Arbeiter. Höchst beachtenswerth sind ferner die ballistischen Resultate, welche mit dem Neumeyer'schen Schießpulver erlangt wurden. Ich habe in Gemeinschaft mit Hrn. Hauptmann Heß am ballistischen Pendel als Durchschnitt einer Reihe von Schüssen und unter Anwendung eines Zündnadelgewehres die Geschwindigkeit des Projectils beim gewöhnlichen Pulver auf 458,9 Met. per Secunde bei Neumeyer's Pulver 463,7    „     „         „ ermittelt, wobei überdieß vom alten Pulver 5,16 Gramme, vom neuen bloß 4,96 Grm. pro Schuß angewendet wurden, was entschieden sehr zu Gunsten des letzteren spricht. Zu Bouchet bei Paris wurde am 3. April c. mit französischen Musketen geschossen, die Geschwindigkeit des Projectils war bei neuem Pulver 445 Meter, bei altem französischen bloß 414 Meter. Die Ladung war in beiden Fällen 7 Gramme. 4. Es hinterläßt weniger Rückstand als das alte Pulver. Verbrennt man eine Probe des Pulvers bei freiem Zutritt der Luft, so bleibt ein auffallender Rückstand in Form dicker, grünlichgrauer Perlen. Im Gewehre dagegen hinterläßt das Pulver einen bemerkenswerth geringeren und wegen seiner Trockenheit leichter zu entfernenden Rückstand als das gewöhnliche Pulver. Zu Bouchet betrug das Gewicht des Gewehres vor dem Schießen 4430 Gramme, nach dem Schießen 4431 Gramme, –––––––––––– also Rückstand       1 Gramm; dagegen bei französischem Musketenpulver vor dem Schießen 4430 Gramme, nach dem Schießen 4433 Gramme, –––––––––––– also Rückstand       3 Gramme, d.h. dreimal so viel, als bei Neumeyer's Pulver. Ich selbst habe beim Sprengen an den Gesteinswänden in der Umgebung des Schusses stets weniger Rückstand getroffen als bei gewöhnlichem Pulver, und Herr Pinno hat diesen Rückstand so gefunden, daß er wenigstens an Menge den des alten Pulvers nicht übertrifft. 5. Es zieht aus der Luft nicht mehr Feuchtigkeit an als das gewöhnliche Pulver. Man hat genaue Beobachtungen über diese Eigenschaft zu Bouchet angestellt und gefunden, daß nach 10 Tagen 300 Gramme französisches Pulver 2,7 Gramme zunahmen, 300      „ neues Pulver polirt 3,1      „             „ 300      „     „       „         „ 3,2      „             „ 300      „     „       „    unpolirt 2,5      „             „ 300      „     1       „         „ 2,0      „             „ wobei sich überdieß die unerklärliche Thatsache herausstellt, daß das Poliren eher einen schädlichen als nützlichen Einfluß auf die Absorption auszuüben scheint. Hierbei darf ich nicht unerwähnt lassen, daß das neue Pulver seine Explosionseigenschaft nicht verliert, selbst wenn es sehr naß geworden und dann wieder getrocknet ist, während bekanntlich das alte Pulver seine Explosionskraft verliert, wenn es mehr als 5 Procent Feuchtigkeit absorbirt hatte und dann wieder getrocknet wurde. (Wagner, chemische Technologie.) 6. Es hinterläßt weniger Pulverrauch; derselbe ist leicht, zieht schnell ab und äußert keine nachtheilige Wirkung auf die Gesundheit der Arbeiter, wie Hr. Pinno bei dem großen Versuche zu Staßfurt gefunden hat; auch wird von den Mansfeld'schen Bergwerken dasselbe berichtet. 7. Es ist billiger als gewöhnliches Pulver. Aus dem ad 3 Gesagten geht hervor, daß beim Schießen 4,96 Gramme so viel und noch etwas größere Wirkung hatten wie 5,16 Gramme gewöhnliches Schießpulver. Da nun die Preise dem Gewichte nach gleich seyn werden, wie der Erfinder versichert, so stellt sich das neue Schießpulver im Verhältniß von 30 zu 31 billiger als das alte. Noch auffallender ist der Unterschied beim Sprengpulver. Nach den Untersuchungen des Hrn. Pinno hatten gleiche Volumina vom neuen und alten Pulver gleiche Wirkungen. Es ermittelte sich aber das Gewicht gleicher Volumina des neuen und des gewöhnlichen Staßfurter Sprengpulvers wie 30 : 37 und in diesem Verhältniß wäre also das neue Sprengpulver billiger. Beispielshalber wird man daher in Staßfurt statt wie bisher 50,000 Kilogramme altes nur 41900 Kilogr. neues Pulver jährlich brauchen, was beim Preise von 12 Thlrn. pro 50 Kilogr. eine Ersparniß von 2000 Thlrn. ergibt.“ –––––––––– „Wenn ich in Vorstehendem alle günstigen Urtheile zusammengestellt habe, welche die Güte der Erfindung auf's Unzweifelhafteste documentiren, so will ich nunmehr auch nicht unterlassen, die umgekehrten Beurtheilungen zu erwähnen, welche dem Erfinder von verschiedenen Seiten zugegangen sind, denn gerade sie sind im Stande, das klarste Licht über die Vortrefflichkeit des Pulvers zu verbreiten. Man hat gefunden, daß im stark zerklüfteten Gestein das Sprengpulver eine unbefriedigende Wirkung äußert; ebenso hat man umgekehrt im festen Conglomerat des Rothliegenden bei gleichem Volumen einen geringeren Effect mit dem neuen Pulver erzielt; man hat ferner bei den ersten Schießversuchen zu Bouchet die Kugel kaum aus dem Laufe getrieben und erst allmählich die oben erwähnte Geschwindigkeit erreicht, und endlich hat man und wird noch bei Gewehren mit langem engen Zündcanal viele Versager erhalten. Gegenüber solchen Ergebnissen muß an die zwei wichtigen Eigenschaften des Pulvers erinnert werden, daß es um so vollkommener explodirt, je dichter der Luftverschluß ist und daß es schwer entzündlich ist. Es folgt daraus: 1) Im stark zerklüfteten Gestein wird es keine bessere, vielleicht noch geringere Wirkung als gewöhnliches Pulver zeigen. – 2) Man schoß in festem Conglomerat mit Raketen, nicht mit Zündschnur; nur letztere ist anwendbar, wenn man nicht einen guten Theil der Wirkung verlieren will, denn die Schnur stellt einen vollkommenen Verschluß des Bohrlochs her, was bekanntlich bei der Rakete nicht stattfindet. – 3) Als man die ersten Versuche in Bouchet anstellte, lud man in der gewöhnlichen französischen Manier, d.h. ziemlich lose. Erst allmählich verstärkte man die Pfropfen und setzte den Ladstock kräftiger auf; dann aber erreichte man auch die hohe Geschwindigkeit des Geschosses. – 4) Beim Laden der Flinten und Büchsen mit langem engem Zündcanal rollt das Pulver gewöhnlich nicht bis in das Piston, weil es in unpolirtem Zustande eckigkörnig angewendet wird. Dann aber ist das Feuer des Zündhütchens nicht im Stande, bis in die Pulverkammer zu dringen und dort das Pulver zu entzünden; daher erklären sich die vielen Versager. Es folgt aber hieraus nicht etwa, daß das Pulver schlecht, sondern nur, daß es für die gewöhnlichen Gewehre nicht geeignet ist. Bei Hinterladungsgewehren hat das Pulver noch niemals versagt, und da letztere sich immer größere Verbreitung verschaffen, so dürfte obiger scheinbarer Vorwurf des neuen Pulvers immer seltener gehört werden.“ Nachschrift. In der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Nr. 41 und 43, theilt Hr. Carl Cerny, k. k. Bergwerks-Praktikant in Pribram, „einige Erfahrungen über die Wirkungen des Haloxylins als Sprengpulver“ mit. Wir entnehmen seinem Berichte das Nachstehende über die chemische Zusammensetzung des neuen Sprengpulvers: „Das Haloxylin löst sich im Wasser mit Zurücklassung eines schwarzen Rückstandes zu einer bräunlichen Flüssigkeit auf, und ist schwefelfrei. Eine qualitative Untersuchung ergab neben einer unvollkommen verkohlten, für sich mit Flamme brennbaren Kohle, eine vorwaltende Menge salpetersauren Kalis, dessen wässeriger Auszug eine sehr geringe Menge Cyankalium und Kaliumeisencyanür nebst etwas braunem Extractivstoff enthält. Das Verhältniß von Kohle zum Salpeter wurde beiläufig mit 22 : 78 bestimmt. Es nähert sich dieses Verhältniß dem eines Sprengpulvers von der Zusammensetzung 62 Salpeter, 18 Kohle, 20 Schwefel, mit Auslassung des Schwefels. Mit Umrechnung der Kohle auf 78 Salpeter, ergibt sich aus der Proportion: KO, NO⁵ :  C = KO, NO⁵ : C 62 : 18 = 78 : x x = 22 Kohle. Die Anwesenheit des kaum 1 Procent betragenden Cyans ist der Gesundheit durchaus unschädlich, weil Haloxylin wegen des entfallenden Schwefels im Vergleich zum gewöhnlichen Sprengpulver überschüssig viel Sauerstoff enthält, welcher, so wie er keine Spur Kohle unverbrannt zurückläßt, jene noch leichter als Kohle brennbaren Cyanverbindungen desto leichter zu unschädlichen Gasen und Dämpfen vollkommen verbrennen kann. Je feuchter der Ort, wo der Schuß weggethan wird, desto schneller condensiren sich die Verbrennungsgase und desto durchsichtiger ist der Rauch. Das Haloxylin kann im freien Raume ganz ohne Gefahr einer Explosion angezündet werden; es verbrennt dabei mit rothvioletter Flamme langsam von oben nach unten zu, ähnlich wie eine bengalische Zündmasse unter Entwickelung eines weißgrauen Rauches, und hinterläßt gelblichweiße Kügelchen als Rückstand, welche auf der Zunge einen sehr ätzenden, dem kohlensauren Kali ähnlichen Geschmack haben. Im Bohrloche verbrennt es vollständig, ohne die Bohrlochswände zu schwärzen. Die Verbrennungsgase wirkten auf mich säuerlich ein, etwa so wie sehr schwache Dämpfe von Untersalpetersäure einwirken. Im Bohrloch entzündet sich das Haloxylin, sey der Besatz noch so fest aufgesetzt, deutlich langsamer als das gewöhnliche Pulver. – Beim Treffen des richtigen Maaßes scheint es, daß die schleudernde Wirkung des Haloxylins etwas geringer sey, als die des Sprengpulvers, was mit der langsameren Entzündung des ersteren zusammenhängt. Die Nichtentzündbarkeit des Haloxylins durch den Funken (den Eisen am Stein reißt), und die gefahrlose Anwendung der eisernen Raumnadel sind die Hauptvortheile desselben, zu denen auch der auf den Organismus bis jetzt weniger belästigend einwirkende Rauch zu zählen ist.“ Die Redaction des p. J. Verfahren zur Bereitung von Sauerstoffgas im Großen; von C. R. Maréchal und C. M. Tessié du Motay in Metz (Frankreich). Die Genannten haben gefunden, daß die mangansauren und Übermangansauren Salze von Kali, Natron und Baryt, die eisensauren Salze von Kali, Natron und Baryt, sowie die chromsauren Salze von Kali, Natron und Baryt, die Eigenschaft besitzen ihren Sauerstoff bei einer mehr oder weniger erhöhten Temperatur abzugeben, wenn sie der Einwirkung eines Dampfstromes unterzogen sind. Diese Körper besitzen, nachdem sie so desoxydirt worden sind, auch die Eigenschaft wieder oxydirt zu werden, wenn man sie der Einwirkung eines Luftstromes bei einer mehr oder weniger hohen Temperatur aussetzt. Auf diese doppelte Eigenschaft der erwähnten Salze gründet sich das neue Verfahren der Sauerstoffbereitung, welches den Genannten am 10. Januar 1866 in England patentirt wurde. Dieselben bringen in eine Retorte eine der erwähnten binären Verbindungen, welche sich auf dem Minimum oder auf dem Maximum ihrer Oxydation befinden kann. Ist die binäre Verbindung auf dem Minimum ihrer Oxydation, so überoxydiren sie dieselbe mittelst eines Stromes atmosphärischer Luft, welche entweder mechanisch oder durch den Zug eines Schornsteines über dieselbe geleitet wird. Ist die Verbindung hingegen auf dem Maximum ihrer Oxydation, so desoxydiren sie dieselbe mittelst eines Dampfstromes oder durch Injiciren von Wasser; der Sauerstoff und der Dampf gelangen nach dem Austreten aus der Retorte mit einander in einen Condensator; in demselben wird der Dampf condensirt, der Sauerstoff aber zieht in einen Gasbehälter ab, in welchem er gesammelt wird. Nachdem aller in der binären Verbindung enthaltene benutzbare Sauerstoff durch die Wirkung des Dampfes entbunden ist, wird die Operation des Ueberoxydirens mittelst Luft wieder vorgenommen, und umgekehrt. Auf diese Weise kann man die Sauerstoffproduction beliebig lang fortsetzen. Dieses Verfahren soll in Frankreich mit bestem Erfolg in Betrieb seyn; wenn die erwähnten Reactionen in der Praxis wirklich mit genügender Regelmäßigkeit erfolgen, so wäre es ohne Zweifel eine schätzbare Erfindung, welche für viele metallurgische Processe benutzt werden könnte. (Chemical News, vol. XIV p. 154; Septbr. 1866.) Daguerreotypen auf Kupfer. Die Kostspieligkeit silberplattirten Kupfers bildete bisher einen ernsten Uebelstand der Daguerreotypie. Diese Schwierigkeit ist nun durch ein sehr einfaches Verfahren beseitigt worden, welches ausgezeichnete Bilder auf reinem Kupfer darzustellen gestattet. Dieses, von einem Hrn. Mialerli-Becknell zu St. John the Baptist in Louisiana erfundene Verfahren erfordert zwar ein längeres Exponiren des Bildes als wünschenswerth wäre, führt aber weit rascher zum Ziele als wenn plattirtes Kupfer angewandt wird, und entspricht einer Menge von Zwecken. Eine glatte und vollkommen reine Kupferplatte wird beiläufig 30 Secunden in ein Bad aus 125 Gran Kupfervitriol, 75 Gran Kochsalz und 2 Unzen mit einigen Tropfen irgend einer Säure angesäuertem Wasser gelegt, und nachdem man sie herausgenommen hat, abgewaschen und mit einem weichen Tuche getrocknet. Sie ist nun zum Exponiren vorbereitet und muß einige Minuten lang, deren Anzahl von der Witterung abhängt, unter einem Glasnegativ belichtet werden. Das auf diese Weise erzeugte Bild wird dadurch fixirt, daß man es einige Secunden lang in eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron, welche etwas Chlorsilber enthält, eintaucht. Es muß alsbald wieder herausgenommen werden, wenn die Partien, welche röthlich waren, weiß werden und die Schatten eine violette Färbung annehmen, die in Schwarz übergeht; hierauf wird es gewaschen und über einer Weingeistlampe getrocknet. Da das Schwarz aus einem feinen Pulver besteht, so wird das Bild leicht verwischt, bevor man es gefirnißt hat. Hinsichtlich des Processes bei diesem Verfahren vermuthet der Erfinder daß die empfindliche Oberfläche aus Kupferchlorür besteht, und daß diejenige Partie derselben, auf welche das Licht nicht einwirkte, durch das (Chlorsilber enthaltende) unterschwefligsaure Natron aufgelöst wird, wobei sich Silber auf die in dieser Weise bloßgelegte Kupferoberfläche niederschlägt. (Mechanics' Magazine, April 1866, S. 249.) Ueber Bereitung des schwefelsauren Eisenoxydulammoniaks für Photographen; von Dr. Julius Stinde. Das jetzt vielfach in der Photographie angewandte schwefelsaure Eisenoxydulammoniak ist ein Gegenstand fabrikmäßiger Darstellung geworden, bereitet aber dem Fabrikanten einzelne Schwierigkeiten, wenn stets ein gleichartiges und den Wünschen der Consumenten entsprechendes Präparat erzielt werden soll. Die Krystalle dieses Doppelsalzes dürfen weder zu klein noch zu groß ausfallen, ebenso sind aus kleineren, fest aneinander hängenden Krystallen bestehende Krusten zu verwerfen, weil in den Zwischenräumen saure Mutterlauge enthalten ist, welche der Anwendung hindernd in den Weg tritt. Da außerdem das schwefelsaure Eisenoxydulammoniak große Neigung zum Verwittern und Oxydiren besitzt, so ist ein sorgfälliges Behandeln der Krystalle beim Trocknen und Aufbewahren nothwendig. Um das Doppelsalz nun darzustellen, hätte man dem Anscheine nach nur nöthig, gleiche Aequivalentmengen von schwefelsaurem Eisenoxydul und schwefelsaurem Ammoniak in dem benöthigten Wasser zu lösen und krystallisiren zu lassen; allein es resultiren bei diesem Mischungsverhältnisse keine schönen Krystalle, wenn man mit größeren Mengen von Laugen arbeitet, sondern es bilden sich die erwähnten mutterlaugehaltigen Krystallkrusten. Schöne wohlausgebildete Krystalle habe ich jedoch stets erhalten, wenn die Menge des schwefelsauren Eisenoxyduls größer genommen wurde als es der Theorie nach der Fall seyn sollte. Theoretisch sollte 1 Aequivalent schwefelsaures Eisenoxydul, = 139 Gewichtstheile, mit 1 Aequivalent schwefelsaurem Ammoniak, = 67 Gewichtstheilen, zusammengebracht werden, oder was der Sache ziemlich nahe kommt: auf 2 Gewichtstheile Eisenvitriol 1 Gewichtstheil schwefelsaures Ammoniak; ein schöneres und deßhalb mehr begehrtes und gekauftes Salz aber resultirt, wenn man auf 4 Gewichtstheile schwefelsaures Ammoniak 9 Gewichtstheile schwefelsaures Eisenoxydul nimmt. Man löst zu dem Ende in einer großen Porzellanschale (bei sehr großen Quantitäten von Laugen in Bleikesseln) 9 Gewichtstheile Eisenvitriol in so viel heißem Wasser auf, bis die Lösung heiß gemessen 42° B. zeigt, säuert mit Schwefelsäure an und setzt, der zugefügten Schwefelsäure äquivalent, metallisches Eisen in Form von großen rostfreien Drehspänen hinzu, bringt, wenn sämmtliches etwa vorhandene Oxyd zu Oxydul reducirt ist, die Flüssigkeit durch Zusatz von heißem Wasser wieder auf 42° B. und filtrirt die nur sehr wenig überschüssige Schwefelsäure enthaltende Lösung durch ein mit grobem Filtrirpapier belegtes Colatorium in ein Steingut- oder Bleigeschirr, welches circa die doppelte Menge der Lösung fassen kann. Sobald der letzte Nest der Eisenlösung auf dem Filter ist, werden in der Schale 4 Gewichtstheile schwefelsaures Ammoniak, oder bei Anwendung von rohem schwefelsaurem Ammoniak, dessen Procentgehalt an reinem Salz bekannt seyn muß, eine entsprechend größere Menge, in 1 1/2 Gewichtstheilen heißem Wasser gelöst. Man säuert mit Schwefelsäure bis zur schwachsauren Reaction und gießt diese Lösung ebenfalls auf den Spitzbeutel. Dadurch wird ein doppeltes Filter gespart und das Filtriren der Eisensalzlösung erleichtert, weil die heiße und schwächere Lösung des schwefelsauren Ammoniaks die Eisenvitriollösung verdünnt und erwärmt. Das ganze Filtrat wird mit Schwefelsäure angesäuert (auf je 1 Pfund schwefelsaures Eisenoxydul 10 bis 15 Grm. concentrirte Schwefelsäure), auf passende Weise mit Dampf stark erwärmt und muß, heiß gemessen, im Sommer bei höherer Temperatur 42° B., im Winter 36° B. zeigen. Ein kleines aus Linden- oder Pappelholz zusammengefügtes Gestell wird auf die Lauge gelegt und das Ganze der langsamen Krystallisation überlassen. Die Temperatur der Lauge darf nicht unter 10° C. gehen. Nach 1 bis 2 Tagen ist alles Krystallisirbare herauskrystallisirt, die Lauge wird abgegossen, die Krystalle vorsichtig mit einem kleinen Spatel aus hartem Holze abgestoßen und auf Lecktücher gebracht, welche, sobald sie gefüllt sind, gut bedeckt werden. Die Krystalle müssen gut abtropfen, werden jedoch nicht gewaschen (ein Waschen derselben würde die Oxydation während des Trocknens zur unausbleiblichen Folge haben), auf saubere aus Weiden geflochtene Trockenhorden gelegt und entweder in der Sonne oder noch besser in dem Luftstrome eines Ventilators so rasch wie möglich getrocknet. Man muß den Zeitpunkt genau abwarten, in welchem die Krystalle vollkommen trocken sind, denn nur ein wenig längeres Liegen an der Luft bewirkt Oxydation und Verwittern. Das gut getrocknete Salz wird in luftdicht verschließbaren Gläsern oder Kruken aus Steingut aufbewahrt, muß eine helle grünweiße Farbe besitzen und ausgeprägte ungefähr haselnußgroße Krystalle darstellen. (Hamburger Gewerbeblatt, 1866 S. 55.) Neuer Entwickler in der Photographie. Nach Schnauß (photographisches Archiv, 1866 S. 20) ist die Bernsteinsäure in Verbindung mit Eisenvitriol ein vorzüglicher Entwickler. Folgende Mischung wird besonders empfohlen: 4 Maaßtheile einer concentrirten Lösung von Eisenvitriol, 4 Maaßtheile concentrirte Bernsteinsäurelösung, 16 Maaßtheile destillirtes Wasser und 1 Maaßtheil Alkohol. Die Entwickelung ist ziemlich so rasch wie bei Anwendung von schwefelsaurem Eisenoxydul-Ammoniak, doch werden die Schwärzen feiner detaillirt, die Lichter bleiben durchsichtig, die Halbschatten sind zarter. Die Entwickelung erfolgt in kürzerer Zeit als mit dem gewöhnlichen essigsauren Eisenammoniak-Entwickler. Ueber die Bereitung eines vorzüglichen Glanzgoldpräparates zur Vergoldung von Porzellan. Schon seit längerer Zeit kömmt unter dem Namen Glanzgold ein Präparat in den Handel, welches man nur nöthig hat auf das Porzellan aufzutragen und zu glühen, um eine glänzende Vergoldung zu erhalten, welche man nicht nöthig hat zu poliren. Solches Glanzgold kann nach folgender Vorschrift bereitet werden: Man übergießt 32 Theile Gold mit 128 Theilen Salpetersäure und eben so viel Salzsäure, erwärmt gelinde, bis sich das Gold vollständig aufgelöst hat, setzt nun zu der Lösung 1 1/5 Theil Zinn und 1 1/5 Theil Antimonbutter, erwärmt wieder und verdünnt, wenn sich Alles gelöst hat, mit 500 Theilen Wasser. Zu gleicher Zeit bereitet man sich sogenannten Schwefelbalsam, indem man in einem Glaskolben 16 Theile Schwefel mit 16 Theilen venetianischem Terpenthin und 80 Theilen Terpenthinöl so lange gelinde erwärmt, bis eine zähe, gleichmäßige, dunkelbraune Masse entstanden ist, welche dann mit 50 Theilen Lavendelöl verdünnt wird, wobei sich kein Schwefel abscheiden darf. Jetzt gießt man die nach obiger Vorschrift bereitete Goldlösung in diesen Schwefelbalsam, erwärmt gelinde und rührt anhaltend um, bis beide Flüssigkeiten vollständig mit einander gemischt sind. Hierbei verliert die Goldlösung ihre Farbe und bei gut geleiteter Operation bleibt alles Gold gelöst und die Mischung wird beim Abkühlen dick und harzig, während sich zugleich etwas Wasser, nebst der überschüssigen Säure auf der Oberfläche abscheidet und abgegossen wird. Die harzige Masse wird nun mit warmem Wasser gewaschen und wenn die letzten Spuren von Feuchtigkeit davon getrennt sind, durch Zusatz von 65 Theilen Lavendelöl und 100 Theilen Terpenthin verdünnt, wobei man gelinde erwärmt, bis sich Alles zur gleichmäßigen Masse vertheilt hat, und dann noch 5 Theile von basisch-salpetersaurem Wismuthoxyd dazu mischt und das Ganze ruhig stehen läßt, bis es sich geklärt hat. Die völlig klar gewordene Flüssigkeit wird endlich sorgfältig abgegossen und so weit concentrirt, daß sie zur Anwendung passend ist. So bereitet, erscheint das Präparat als eine zähe, dickflüssige Masse, welche das Licht mit grüner Farbe reflectirt, auf den damit bemalten Stellen rasch trocknet und nach dem Glühen das Gold als dünne, prächtig glänzende Decke zurückläßt. (Leipziger Blätter für Gewerbe, Technik und Industrie.) Ueber Darstellung von Chromgrün; von E. Dieterich. Das echte Chromgrün wird bekanntlich durch Glühen von rothem chromsauren Kali mit Schwefel dargestellt, und wird das Verhältniß dieser beiden Körper sehr verschieden angegeben. Nach meinen Versuchen ist die erste Bedingung zur Herstellung eines schönen Chromoxyds die Verarbeitung eines möglichst eisenfreien Chromkali; eine weitere ist die, daß nicht zu viel Schwefel genommen wird und das Chromsalz nicht zu grob pulverisirt ist. Ein sehr schönes Grün erhielt ich, indem ich 5 Thle. doppelt-chromsaures Kali pulverte, durch ein Drahtsieb, sogen. Pferdepulversieb, schlug, mit 1 Thl. Schwefelblumen mischte, große hessische Tiegel zur Hälfte fest mit dieser Mischung füllte, den mit einem Ziegelstein bedeckten Tiegel in schwacher Rothglühhitze so lange erhitzte, bis keine Schwefelflamme mehr wahrgenommen wurde, dann aus dem Feuer nahm und bedeckt langsam erkalten ließ. Aus der erhaltenen graugrünen bis schwärzlichen blasigen Masse ist durch directes Auslaugen der ausgebrochenen Stücke mit heißem Wasser das schwerlösliche geglühte schwefelsaure Kali nie vollständig zu entfernen, weßhalb ich die spröde blasige Masse in eisernen Mörsern pulverte, siebte und dann erst öfters mit Wasser auskochte. Das reine Chromoxyd wurde dann auf Kastenfilter gebracht, ausgepreßt und scharf getrocknet. Die trockenen Kuchen waren leicht zerreiblich und das Pulver stellte ein dunkles, schönes, wenn auch nicht feuriges Grün dar. – Ein aus eisenhaltigem doppelt-chromsauren Kali erhaltenes Chromoxyd ist schmutzig schwarzgrün; das Eisen ist daraus am leichtesten durch Digestion mit verdünnter Salzsäure zu entfernen. Durch die Zersetzung des als Schwefeleisen gebundenen Eisens tritt Schwefelwasserstoff-Entwickelung ein, die Nüance wird lichter und frischer, zugleich geht aber etwas in der Salzsäure gelöstes Chromoxyd verloren. – Aus 5 Thln. doppelt-chromsauren Kalis erhält man 2 1/2 bis 2 3/4 Thle. reines Chromoxyd, wie es in der Porzellanmalerei angewendet wird. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1866 S. 549.) Bereitung von reinem Cyankalium, nach Ludw. Knaffl. Das nach der Liebig'schen Methode durch Zusammenschmelzen von Blutlaugensalz mit kohlensaurem Kali dargestellte Cyankalium ist nicht reines Cyankalium, sondern enthält schwankende Mengen von cyansaurem und kohlensaurem Kali. Weniger bei photographischen als bei galvanoplastischen Arbeiten ist es aber von Wichtigkeit, sich reinen Cyankaliums zu bedienen, da die galvanischen Niederschläge aus Bädern, welche mit reinem Cyankalium gewonnen werden, weniger brüchig sind und besser anhaften. Um reines Cyankalium darzustellen, werden 2 Theile trockenes Aetzkali, 4 Aequivalente Wasser enthaltend, in 10 Theilen 90 gradigem Spiritus gelöst und in diese Lösung Cyanwasserstoffsäure eingeleitet, welche man durch Destillation von 4 Theilen Blutlaugensalz mit verdünnter Schwefelsäure aus 3 Theilen concentrirter Schwefelsäure zu 7 Theilen Wasser erhält. Es fällt das Cyankalium in Form eines weißen Pulvers zu Boden. Man bringt den weißen Brei sogleich auf ein Colatorium, wäscht ihn, nachdem der flüssige Theil vollkommen abgelaufen ist, 2 bis 3 Mal mit 90 gradigem Spiritus, preßt ihn tüchtig aus und trocknet ihn langsam auf einem Trockenherde, jedoch möglichst scharf. Das scharf getrocknete feine Pulver bringt man portionenweise in einen blanken, abgedrehten, eisernen, rothglühenden Tiegel und läßt den letzteren so lange im Feuer, bis Alles vollkommen flüssig geworden ist und ein hineingetauchter eiserner Spatel sich mit einer klaren Flüssigkeit überzieht, die beim Erkalten zu einer weißen, durchsichtigen Masse erstarrt. Es wird sodann der Tiegel aus den Kohlen gehoben und die schmelzende Masse in eine blanke, abgedrehte, eiserne Schale gegossen. Das auf diese Weise erhaltene Cyankalium ist weiß und von kampherartig durchscheinendem krystallinischem Gefüge. Es enthält 99 Proc. an reinem Cyankalium. (Mittheilungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins.) Ueber den bei der trockenen Destillation der Aepfeltrester resultirenden Theer und einen daraus bereiteten neuen Farbstoff; von Gaston Tissandier. Im Jahre 1846 wurde von Gouverneur, de Butler und Eichelbrenner durch Destillation der Aepfeltrester, der Rückstände von der Bereitung des Ciders, ein sehr leuchtendes Gas erhalten, welches gegenwärtig in den Cidergegenden zur Erleuchtung der Fabriken vielfach benutzt wird. Der Verfasser hat die drei Producte von der trockenen Destillation der Aepfeltrester: das Gas, den Theer und das zur Reinigung des Gases dienende Waschwasser, näher untersucht. Das Gas besteht fast ganz aus leichtem Kohlenwasserstoff, gemengt mit kleinen Mengen von Acetylen, Benzoldämpfen und Spuren von Kohlenoxyd. Das Waschwasser enthält verschiedene empyreumatische Producte und eine ziemliche Quantität Essigsäure. Der Theer besitzt einen eigenthümlichen, dem Holzrauch ähnlichen Geruch, er ist gelb, wird an der Luft rasch schwarz, von dicker Consistenz, bei 80° C. vollständig flüssig. Bei der Destillation liefert er die im Steinkohlentheer enthaltenen Kohlenwasserstoffe, außerdem Phenol, Kreosot und ein schwarzes sprödes Harz, welches bei erhöhter Temperatur destillirt, Paraffinöle und ein sehr schönes Paraffin liefert. Erwärmt man den Theer gelinde mit dem gleichen Gewicht gewöhnlicher Salpetersäure, so tritt eine äußerst energische Reaction ein, es entwickeln sich Ströme von rothen Dämpfen und nach dem Aufbrausen, welches 25 bis 30 Minuten andauert, scheidet sich an der Oberfläche ein röthliches breiartiges Product ab. Mit rauchender Salpetersäure ist die Reaction so heftig, daß der Theer sich entzündet und vollständige Verkohlung stattfindet. Die gelbe Flüssigkeit, welche beim Behandeln mit gewöhnlicher Salpetersäure erhalten wird, liefert beim Verdunsten Oxalsäure. Das breiförmige Product löst sich vollständig in Alkohol, in Ammoniak und theilweise wenigstens auch in Wasser. Die wässerige Lösung ist tief gelb gefärbt und kann direct und ohne Beizmittel zum Färben von Wolle und Seide benutzt werden. Je nach der Concentration erhält man die ganze Stufenleiter der Farbentöne von Strohgelb bis zum Orange. Die wässerige Lösung hinterläßt beim Verdunsten den Farbstoff als ein amorphes, röthliches, im Wasser vollständig lösliches Pulver. Seine Zusammensetzung konnte noch nicht festgestellt werden, doch enthält er nur Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff, aber keinen Sauerstoff. Er reagirt weder sauer noch alkalisch. Dieses neue Gelb wird seit einigen Monaten fabrikmäßig gewonnen und kommt unter dem Namen jaune mandarine im Handel vor. (Aus dem Bulletin de la Société chimique durch die Zeitschr. für Chemie, Jahrg. IX S. 476.)