Titel: Wassermesser und Regulator zum Auslassen constanter Flüssigkeitsmengen bei verschiedenen Druckhöhen; von Fr. Schlebach, Stadtbaumeister in Freudenstadt (Württemberg).
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LXVIII., S. 257
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LXVIII. Wassermesser und Regulator zum Auslassen constanter Flüssigkeitsmengen bei verschiedenen Druckhöhen; von Fr. Schlebach, Stadtbaumeister in Freudenstadt (Württemberg). Mit Abbildungen auf Tab. VI. Schlebach's Wassermesser und Regulator zum Auslassen constanter Flüssigkeitsmengen bei verschiedenen Druckhöhen. Häufig kommt es bei Anlage von Wasserleitungen vor, daß – namentlich da wo die Abgabe von Wasser aus öffentlichen Leitungen an Private stattfindet –, große Sparsamkeit mit der Austheilung verbunden seyn soll, und daß es erwünscht ist sowohl bei Leitungen mit Maschinenbetrieb als bei gewöhnlichen Wasserleitungen den vorkommenden veränderlichen Wasserstand mit Nutzen ausbeuten zu können. Ebenso häufig aber besteht zugleich die Einrichtung von Luxusbrunnen, oder Brunnen welche nur zeitweise in Gang gefetzt werden und keine besonderen Leitungen haben; auch tritt der Fall ein, die Mündungen der gewöhnlichen öffentlichen Brunnen zeitweise verändern zu müssen. Bei größeren Systemen ist es kostspielig, da in der Regel eine einzige weitere Wasserabgabe es nothwendig macht, die Mündungen sämmtlicher vorhandenen Hahnen zu verändern, immerwährende Regulirungen vorzunehmen. (Bei den bisher angewandten Wassermessern ist meistens von veränderlichen Druckhöhen Umgang genommen, und der Konsument erhält eben was zufällig an Wasser vorhanden ist, welch letzteres der Wassermesser notirt.) Um diesen kurz angedeuteten Uebelständen abzuhelfen und auch um eine Ersparniß am Wärterpersonal zu erzielen, wurde folgende Vorrichtung entworfen, welche zwar nicht auf Vollkommenheit Anspruch macht, aber in manchen Fällen und nicht allein für Brunnenleitungen anwendbar seyn dürfte, sondern auch für andere Gewerbe die mit Flüssigkeiten arbeiten und bei deren Betrieb eine geregelte, von den Zeiten allein und nicht auch von den Drukhöhen abhängige Menge von Flüssigkeiten aus Gefäßen auszulassen wünschenswerth ist. In einen, nach Bedürfniß weiten und hohen zerlegbaren Kasten (etwa aus Gußeisen), welcher mit einem seitlich abnehmbaren Deckel versehen ist, wird das Wasser unten bei A, Fig. 1, wo der Kasten mit der Leitung verbunden ist, eingeführt; bei D wird es ausgelassen (die Oeffnung D ist größer als A). Eine erste Auslaß-Vorrichtung, Fig. 1 und 3, besteht nun darin, daß am Deckel dieses Kastens gegen Innen eine besondere Abtheilung J, J angebracht ist, welche zunächst dazu dient, das Einlaß- von dem Auslaß-Wasser zu scheiden. Die letzte Abtheilung ist oben und unten mit runden Oeffnungen versehen, die durch abnehmbare dünne Platten (als Einsätze) vergrößert oder verkleinert werden können, durch welche Oeffnungen das Wasser austritt. Zwei aus hohlem Metall construirte zusammengehängte KegelDieselben sind nur annähernd Kegel, da die Oeffnungsweiten sich umgekehrt verhalten wie die Quadratwurzeln der Druckhöhen, und die Regulir-Platten unverändert stehen bleiben. K, K, die in Verbindung mit einem Schwimmer M stehen, bewegen sich auf der in der zweiarmigen ungleich weiten Röhre L, L befindlichen schweren Flüssigkeit (etwa Quecksilber, das 13,6 mal schwerer als Wasser ist, in welche Flüssigkeit sich der Schwimmer etwas einzudrücken hat, folglich entsprechend schwer construirt seyn muß) und schieben sich in den Regulir-Platten auf und ab, wodurch die Auslaß-Oeffnungen verändert werden. Die Querschnitte der beiden Arme benannter Röhre verhalten sich natürlich umgekehrt wie die gewünschten Bewegungshöhen der Flüssigkeit in denselben bei bestimmtem innerem Druck.Der Apparat wurde namentlich für Gefäße und Leitungen von 1 bis 60 Fuß Druckhöhe und Druckvariation entworfen; die beigegebene Zeichnung (Fig. 14) stellt einen solchen für nur 30' dar. (Bei 10 Fuß Druckhöhe-Veränderung im Wasserstand wird sich der innere Stand des Quecksilbers gegen den äußeren um etwa 7,2 Zoll ändern.) Die Regulirkegel gehen deßhalb durch zwei entgegengesetzte Oeffnungen und haben in jeder Stellung ein und denselben Querschnitt, damit sie weder aus- noch eingerissen werden können, und das Gleichgewicht des Schwimmers weder durch Druck noch durch Strömung der austretenden Flüssigkeit gestört wird. (Je größer das Gewicht des Schwimmers und die angewandte Quecksilbermasse ist, desto zuverlässiger wird der Apparat seyn.) Eine zweite Auslaß-Vorrichtung, Fig. 2, ließe sich etwa durch eine Klappe herstellen, die in einer, dem jeweiligen Standpunkte der Quecksilbersäule und den erforderlichen Ausflußöffnungen entsprechend construirten Hülse sich befindet, sich um ihre Achse dreht, und durch die Gabelhebel x, y mittelst des schon beschriebenen Schwimmers bewegt wird. (Derartige Sperrungen dürfte es noch verschiedene und bessere geben.) Im Allgemeinen darf nun wohl über das Grundprincip dieses Apparates bemerkt werden, es habe auf ihn keinen nachtheiligen Einfluß: 1) das veränderliche Gewicht der atmosphärischen Luft, denn solche hält sich das Gleichgewicht ohnehin (bei 60' Höhe unmerklicher Unterschied); 2) die Temperatur bei seiner Anwendung auf Wasserleitungen, weder a) durch Ausdehnung des Quecksilbers, nochb) durch Ausdehnung des Hülle-Materials, weil gutes Quellwasser in seiner Temperatur sehr wenig variirt. Für den Fall Zu befürchtender rascher Entleerungen der inneren Flüssigkeit (bei Wasserleitungen Zerplatzen der Röhren) bringt man oben am Kasten ein Luftventil an. Immerhin darf man hoffen, daß, wenn der Behälter R (Fig. 4) auf dem inneren Röhrenschenkel groß genug ist, eine unangenehme Störung nicht zu befürchten ist, weil ohnehin durch das Ausflußrohr Luft eintritt, sobald der Wasserstand niederer steht als solches, oder der innere Raum unter 1 Atmosphäre Druck erhält (wie man in der Praxis sagt, luftleer wird). Einige Seiher und Reinigungs-Oeffnungen Q, welche leicht zugänglich sind, dürfen nicht fehlen, und ist in dieser Beziehung das Anbringen von Glasplatten in der Kastenwand, in der Höhe der Regulirvorrichtung, zu empfehlen. Schwere Gegenstände, wie Sand etc., werden sich im Kasten zu Boden setzen. Zum Zweck etwa nöthiger Ablesung der Druckhöhen kann der äußere Schenkel der Röhre aus Glas bestehen und wie in Fig. 1 mit dem Metall durch eine stopfbüchsenähnliche Verdichtung verbunden werden; andernfalls könnten auch beide Schenkel, was für das Zusammenhalten des Quecksilbers geeigneter ist, aus Glas construirt seyn. –––––––––– Das Vorstehende gilt für die Anwendung des Apparates als Regulator, und die Benutzung desselben in voller Zeit. Soll derselbe nun als eigentlicher Wassermesser und Controleur bei zeitweise geschlossenem Einlaß-Hahn benutzt werden, so kann dieß leicht dadurch geschehen, daß man die Zeit mißt, in welcher der Einlaß-Hahn N offen steht, und an diesen Hahn ein gewöhnliches, für die Zeitdauer der Visitation gehendes Uhrwerk E, F, G, H mit selbstanlaufender Hemmung anhängt, und Hahn und Uhr etwa wie die Zeichnung Fig. 1 und 3 angibt, verbindet. Der Einlaß-Hahn ist zu diesem Ende so construirt, daß er nur nach einer Richtung geöffnet werden kann, und nur um 1/4 Kreis drehbar ist. Vermittelst einer um den Hahn geschlungenen Kette wird der Winkelhebel, mit dem sie verbunden ist, so bewegt, daß er die Uhr bei dem kleinsten Oeffnen des Hahnes schon laufen läßt. (Diese Control-Einrichtung kann mit dem Regulirapparat überall eingeschalten werden.) Eine andere Control-Einrichtung besteht aus einem Räderwerk, welches durch das ausfließende Wasser mittelst einer Art Turbine (Fig. 4) in Bewegung gesetzt wird und oben einen Zählapparat treibt, wie er häufig bei Gasuhren etc. vorkommt. Da die Wassermenge schon durch den Regulator bestimmt ist und immer dieselbe bleibt, so wird auch der Gang dieses Werkes ein regelmäßiger seyn, nur ist bei jedem Apparat vor seinem Gebrauche das Verhältniß der Wassermenge zum Zeigerweg zu erheben. Der besprochene Apparat wurde in Württemberg am 10. Februar und in Baden am 27. April 1866 patentirt.

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