Titel: Die Sprengel'sche Quecksilber-Luftpumpe.
Fundstelle: Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XXVII., S. 122
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XXVII. Die Sprengel'sche Quecksilber-Luftpumpe. Im Auszuge aus dem Engineer, März 1867, S. 206. Mit einer Abbildung. Sprengel's Quecksilber-Luftpumpe. Die in Rede stehende Luftpumpe – berichtet unsere Quelle – ist vor zwei Jahren von Dr. Hermann Sprengel angegeben worden; ohne damals weitere Beachtung zu erhalten, wurde sie im vorigen Jahre von verschiedenen Seiten und namentlich bei der Royal Society der Untersuchung unterworfen, und ihr Princip wurde bei jenen Gelegenheiten vollständig anerkannt. In ihrer einfachsten Gestalt kann sie leicht construirt werden, und wenn daher die Verfertiger von Präcisionsinstrumenten die Ausstattung des Apparates nach diesem Principe vornähmen, so könnten leicht Luftpumpen erhalten werden, welche die im Gebrauche stehenden doppelstiefeligen zu ersetzen vermögen. Textabbildung Bd. 184, S. 122 In ihrer einfachsten Anordnung besteht die Luftpumpe aus einem Trichter A, der in passender Weise mit einer langen verticalen Glasröhre C, K verbunden ist, wobei letztere in ein Quecksilbergefäß B einmündet. Die Verbindung zwischen dem Trichter und der Röhre wird durch ein Kautschukrohr C hergestellt, wofür man die vulcanisirten, im Handel unter dem Namen „französische“ vorkommenden Kautschukröhren benutzt, welche frei von Metalloxyden und daher nicht porös sind; die luftdichte Verbindung zwischen Trichter und Glasröhre wird dadurch hergestellt, daß das gut anschließende Kautschukrohr an den Verbindungsstellen mit Kupferdraht umwunden und hierauf diese Stellen mit geschmolzener Gutta-percha verkittet werden. Dieser luftdichte Verschluß ist die einzige nothwendige Bedingung, welche bei vorliegenden Construction erfordert wird. Die Kautschukröhre ist zum Zwecke der Herstellung und Unterbrechung der Communication zwischen Trichter und Glasrohr mit einem Quetschhahne (clamp) C versehen. Wird der Trichter A mit Quecksilbergefüllt, und der Quetschhahn sodann gelüftet, damit das Quecksilber in kleinen Antheilen nach und nach durch die 2 1/2 Millimeter weite Glasröhre K abfließen kann, so wird jede der kleinen Quecksilbersäulen gleichsam wie ein Kolben, der von oben nach unten geführt wird, die Luft vor sich her treiben und aus der Röhre zum Entweichen bringen. Das Rohr K kann in einer geeigneten Quecksilberwanne B ausmünden, und man kann hier die ausgetriebene Luft oder die etwa in dem Rohre K angesammelte Gasmenge in dem Gefäße R unterhalb Quecksilber auffangen. Das Hauptrohr K communicirt mit einem an ihm angebrachten Seitenrohre P, H, welches in geeigneter Weise mit dem Recipienten verbunden werden kann, worin die Luft evacuirt werden soll, während dieses Zweigrohr mit einem vertical stehenden in ein Quecksilbergefäß einmündenden Glasrohr O luftdicht verbunden ist, das, wenn es mit einem Maaßstabe versehen ist, ein Manometer, nämlich die Barometerprobe bildet. Das Spiel der Pumpe ist leicht einzusehen; unter Anwendung der gehörigen Quecksilbermenge u.s.w. soll diese einfache Anordnung ausreichen, um ein vollkommenes Torricelli'sches Vacuum herzustellen, da bei den mit einem solchen einfachen Apparate angestellten Versuchen die Quecksilbersäule in der Barometerprobe O denselben Stand zeigte, wie ein daneben aufgestelltes Barometer. Eine als Recipient benutzte Geißler'sche Röhre, welche mittelst der Luftpumpe evacuirt wurde, zeigte beim Durchgange von inducirten Strömen im Spectralapparate keine Spur der Anwesenheit von atmosphärischer Luft oder Stickstoff mehr; bloß ein stahlblauer Lichtstreifen war wahrnehmbar, und derselbe schien vom Quecksilberdampfe herzurühren. Bei gehöriger Ausstattung scheint daher die Sprengel'sche Luftpumpe für den praktischen Gebrauch erhebliche Erfolge zu versprechen. –––––––––– Das Princip der im Vorstehenden besprochenen Quecksilber-Luftpumpe ist wohl das einfachste und gehört allerdings zu den primitivsten, da einige der ältesten Quecksilber-Luftpumpen, wie sie gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zum Vorschlage kamen, nahezu auf dasselbe Princip gegründet sind, nach welchem nämlich eine vertical herabfallende Quecksilbersäule einen luftverdünnten Raum in den mit dem Stiefel in Verbindung stehenden Organen herzustellen hat. Eine wesentliche Vereinfachung der Anordnung von Sprengel besteht darin, daß die Anwendung von Hähnen auf ein Minimum beschränkt ist. Die Selbstthätigkeit des Apparates läßt jedoch Manches zu wünschen übrig, da unter Anderem, wenn der Apparat nicht in großen Dimensionen ausgeführt wird, um bei Anwendung einer bedeutenden Quecksilbermenge, welche der Trichter A fassen muß, um selbst in großen Recipienten die Luft zu evacuiren, das wiederholte Füllen des Trichters mit Quecksilber mindestens als umständlich betrachtet werden muß; für specielle Zwecke hingegen, wie namentlich bei der Herstellung von Geißler'schen Röhren und Versuchen mit denselben, dürfte die einfache Anordnung von Sprengel sehr gute Dienste leisten, da der schädliche Raum bei derselben fast als verschwindend klein erscheint.