Titel: | Ueber einen neuen Ellipsen-Zirkel, erfunden von Albert Thomas, Civilingenieur in St. Laurent-du-Var. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XLVIII., S. 237 |
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XLVIII.
Ueber einen neuen Ellipsen-Zirkel,
erfunden von Albert Thomas,
Civilingenieur in St. Laurent-du-Var.
Im Auszuge aus einem Berichte von Benoit im Bulletin de la Société
d'Encouragement, November 1866, S. 648.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Thomas' Ellipsen-Zirkel.
Bei der Construction seines Zirkels geht der Erfinder von dem Satze aus, daß eine
Ellipse erzeugt wird, wenn ein Punkt an einem Kreise sich fortbewegt, dessen
Mittelpunkt in gleichem Sinne an einem anderen Kreise mit der doppelten
Winkelgeschwindigkeit wie der erzeugende Punkt sich dreht.
Um den Zweck zu erreichen, ist das Instrument, dessen Seitenansicht in Fig. 10 und
dessen Anordnung, von Oben gesehen, in Fig. 11 dargestellt ist,
während die Einrichtung der sogen. Zunge (coulisseau) in
Fig. 12
sich findet, in folgender Weise angeordnet: Auf einem Lager A, das an seinem Fuße mit vier Spitzen versehen ist, von welchen die
Richtung je zweier auf der Richtung der beiden anderen senkrecht steht, befindet
sich ein festes Kronrad B, während um den verticalen
Zapfen C eine Kappe D sich
drehen kann; an einer Seite der letzteren ist die Achse des gezahnten Rades E, welches in das Kronrad B
eingreift und dessen Zähnezahl die Hälfte von der des letzteren ist. Die Achse des
Rades E ist oberhalb der Scheibe D verlängert und trägt das conische Getriebe F, welches sich mit gleicher Geschwindigkeit wie das Rad E bewegt, nämlich mit derjenigen, die doppelt so groß
ist, wie die, welche der genannten Kappe D beigebracht
wird. Die beiden stählernen Parallel-Lineale G, G
sind ebenfalls an der Kappe angebracht, und von der Achse des Trägers A aus – jene als Nullpunkt angenommen – in
Millimeter eingetheilt. An dem abgewendeten Ende ist ein Stück, die sogen. Zunge H, an den beiden Linealen G,
G verschiebbar und kann mittelst Stellschrauben mit diesen verbunden
werden; sie trägt an ihrem oberen Ende die Achse des conischen Getriebes F', welches ebenso wie das Getriebe F angeordnet ist, und an ihr ist auch eines der Lager
der horizontalen Welle M angebracht, deren anderes Lager
von der Kappe D getragen wird; an diese Welle M sind die Winkelräder N und
N' gesteckt, von welchen jedes in das zugehörige
conische Getriebe eingreift, und die ihre Bewegung von der Welle M erhalten, wenn diese durch die Zunge H mitgenommen wird; das conische Rad N' kann jedoch, je nach Bedürfniß, mit seinem Getriebe F' außer Eingriff gesetzt werden, da es längs seiner
Welle M verschiebbar ist.
Um nun von dem Instrumente Gebrauch zu machen, wird vor Allem in die an der
verlängerten Achse des Getriebes F' angebrachte Hülfe
I das stählerne Lineal J
gesteckt und hier befestigt, das an einem seiner Enden einen Bleistift oder eine
Reißfeder K trägt, an seinem anderen aber mit einer in
einem Federgehäuse angebrachten Spitze L versehen ist,
und das wieder eine Millimeter-Scale enthält, deren Nullpunkt die Spitze des
Zeichenstiftes K bildet; das Lineal wird dabei in seine
Hülfe I an einer Stelle eingeschraubt, welche die halbe
Differenz der beiden Achsen der Ellipse anzeigt, während die Zunge H bis zu jenen beiden Stellen der Lineale G, G verschoben wird, welche um die halbe Summe der
beiden Achsen der Ellipse vom Nullpunkte der Theilungen entfernt sind; endlich wird
das ganze Instrument so aufgestellt, daß ein Paar der diametral einander
gegenüberstehenden Spitzen des Trägers A in die Richtung
der einen, das andere Spitzenpaar aber in die Richtung der anderen Achse der zu
construirenden Ellipse zu liegen kommt. So lange diese Einstellungen vorgenommen
werden, muß das Getriebe N' ausgerückt bleiben; ferner
müssen die Kappe D und der Bleistift so weit gedreht
werden, bis die beiden Spitzen von K und L in der Verlängerung einer der Achsen der Ellipse sich
befinden. Nachdem nun diese Anordnungen in genauer Weise getroffen worden sind, wird
das Getriebe N' wieder eingerückt, und man dreht nun das
ganze System langsam um den centralen Träger A; das Rad
E nimmt dabei die doppelte Winkelgeschwindigkeit,
wie diejenige der Achse der Lineale an, aber in entgegengesetztem Sinne, und die
Bewegung wird durch die Winkelräder auf den Bleistift übergetragen, der in einem
einzigen Zuge ohne Stöße die verlangte Ellipse beschreibt. – (In Fig. 11
bedeutet die ausgezogene Curve einen Bogen einer so construirten Ellipse, von
welcher die große Achse der Halbmesser des punktirten Kreisbogens I, die kleine der
Halbmesser des punktirten Kreisbogens III ist; der punktirte Kreisbogen II hat zum
Halbmesser die halbe Summe beider Achsen.)