Titel: | Neues, für die Arbeiter unschädliches Verfahren zum Versilbern und Vergolden von Metallen durch Amalgamation; von H. Dufresne. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XCIV., S. 436 |
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XCIV.
Neues, für die Arbeiter unschädliches Verfahren
zum Versilbern und Vergolden von Metallen durch Amalgamation; von H. Dufresne.
Aus den Comptes rendus, t. LXIV p. 698; April
1867.
Dufresne, Verfahren zum Vergolden und Versilbern der
Metalle.
Die gewöhnlichen Methoden des Vergoldens mit Anwendung von Quecksilber gefährden
bekanntlich die Gesundheit der damit beschäftigten Arbeiter stets in mehr oder
weniger hohem Grade. Durch Benutzung des Galvanismus werden diese Gefahren und
nachtheiligen Folgen vermieden, und da die auf diesem Wege abgelagerten Gold-
und Silberhäutchen sehr dünn sind, so hat der galvanische Proceß bereits eine um so
ausgedehntere Anwendung gefunden, als dieses Verfahren die Herstellung einer solchen
Decorirung mit geringem Kostenaufwands ermöglicht.
Für die meisten Fälle hat eine derartige Vergoldung eine genügende Dauer; wenn es
sich aber um Gegenstände handelt, welche viel gebraucht werden, oder deren Werth
durch die Hand des Künstlers, des Goldarbeiters und des Ciseleurs erhöht werden
soll, so ist es nothwendig, wieder zum Quecksilber zu greifen, um solche Gegenstände
mit einer Gold- oder Silberschicht zu überziehen, welche so stark ist und so
fest anhaftet, daß sie sich nicht leicht abnutzt. Zu diesem Zwecke theilte ich der
(französischen) Akademie vor mehreren Jahren Verfahrungsarten zum Vergolden und
Damasciren verschiedener Metalle mit, welche ich mir nur aus dem Grunde patentiren
ließ,Man s. die Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 345. um dieselben für eine höhere Kunstrichtung zu erhalten und zu verhindern,
daß sie zum Vortheile und zur Begünstigung einer rein mercantilen, meist recht
geschmacklosen Ornamentirung in alltägliche Anwendung kommen.
Das neue Verfahren zum Vergolden und Versilbern, von welchem ich hiermit der Akademie
Mittheilung mache, schützt die Arbeiter vor jeder Gefahr, obgleich das Quecksilber
bei demselben eine wesentliche Rolle spielt und die Dauerhaftigkeit des Ueberzuges
von Edelmetall bedingt. Für dasselbe beabsichtige ich keinen Vorbehalt persönlicher
Eigentumsrechte; ich würde mich im Gegentheil glücklich schätzen, wenn durch mein
Verfahren die mit der Verarbeitung von Gold und Silber beschäftigten Personen vor nachtheiligen
Einflüssen auf ihre Gesundheit geschützt werden würden.
Bei den früher gebräuchlichen Methoden war es – trotz dem großen, durch Darcet veranlaßten Fortschritt, welcher bekanntlich
zuerst scharf ziehende, von einem aus Glasfenstern gebildeten Mantel eingeschlossene
Ausglühöfen einführte – doch nicht möglich, die so schädlichen Wirkungen der
Quecksilbersalze in Folge ihrer Absorption durch die Haut zu beseitigen. Beim
Vergolden von Kupfer und Bronze müssen die Arbeiter die betreffenden Gegenstände
erst amalgamiren („anquicken“), bevor sie das Goldamalgam
selbst auf dieselben auftragen; zu diesem Zwecke geben sie den Stücken mittelst der
Kratzbürste einen Ueberzug von einem sehr sauren
salpetersauren Quecksilberoxyd, welches in den französischen Ateliers
„Gas“ (gaz) genannt wird. Bei
dieser langwierigen und schwierigen Arbeit dringen bedeutende Mengen des giftigen
Salzes in die Haut, namentlich unter die Nägel, und dadurch werden mit der Zeit sehr
bösartige Krankheitserscheinungen hervorgerufen: namentlich krampfhaftes Zittern,
Beeinträchtigung des Sehvermögens, Schwächung der Denkkraft etc.
Beim Vergolden von Silber mittelst Goldamalgam kann das salpetersaure Quecksilberoxyd
ebenso wenig angewendet werden, als bei der galvanischen Vergoldung, weil es die
Bildung von salpetersaurem Silberoxyd veranlassen würde. Allein das zu dem gedachten
Zwecke angewendete Verfahren ist ebenso gesundheitsschädlich, als andere Methoden.
Ueber einer mit hell brennenden Kohlen gefüllten Pfanne hält der Arbeiter, die Arme
entblößt, um die Kleidung nicht zu verbrennen, und die Hände mit Handschuhen
versehen, welche meistens schon mit Quecksilberverbindungen gesättigt sind, den zu
vergoldenden Gegenstand in der linken Hand so lange bis er genügend heiß geworden
ist; gleichzeitig trägt er mit der rechten Hand das teigförmige Goldamalgam auf den
Gegenstand auf und reibt es mit aller Kraft ein, eine Operation, welche oft ganze
Tage in Anspruch nimmt. Dabei muß in den meisten Fällen der Glasmantel vom Ofen
weggenommen werden, damit der Vergolder die Theile, welche das Amalgam nur schwierig
annehmen, besser zu unterscheiden im Stande ist; oft währt es über eine Stunde, bis
das Stück, selbst wenn es nur kleine Dimensionen hat, sich vollständig anquicken
läßt. Inzwischen ist der Arbeiter, dessen Hautporen sich in Folge der Transpiration
geöffnet haben, den Quecksilberdämpfen schutzlos ausgesetzt, wenn der Ofen schlecht
zieht, oder er läuft die größte Gefahr, sich plötzlich zu erkälten, wenn der Ofen
guten Zug hat. Den verderblichen Einflüssen einer solchen Arbeit unterliegen selbst
Personen von der stärksten Constitution sehr bald; fast alle diese Arbeiter leiden an
nervösem Zittern. Die Kupfer- und Bronzevergolder können ziemlich lange
aushalten; aber die Silbervergolder fallen ihrer Beschäftigung rasch zum Opfer.
Zur Beseitigung dieser beklagenswerthen Uebelstände und Gefahren empfehle ich das
nachstehende Verfahren, mittelst dessen sowohl die durch das Quecksilber allein
erreichbare Dauerhaftigkeit der Vergoldung gewahrt, als auch beim Vergolden des
Kupfers, des Messings und der Bronze, sowie bei der Vergoldung von Silber die
Anwendung der sauren Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd ganz vermieden
wird.
Die zu vergoldenden Gegenstände werden unmittelbar nach dem Abbeizen und Abspulen mit
dem positiven Pole einer galvanischen Batterie in Verbindung gesetzt und in ein aus
einem vollkommen basischen Quecksilbersalze bestehendes
Bad gebracht, welches auf die Weise bereitet wird, daß man die Lösung des sauren
salpetersauren Quecksilberoxyds mit phosphorsaurem und salpetersaurem Natron
neutralisirt, und dann mit Cyankalium versetzt, wie bei der Darstellung eines
galvanischen Goldbades.
Nachdem der in dieses Bad gebrachte Gegenstand sich mit einer dicken
Quecksilberschicht überzogen hat, wird er in ein möglichst reiches Gold- oder
Silberbad getaucht, und zwar ohne daß seine Verbindung mit dem Leitungsdrahte
aufgehoben wird. Sobald die galvanisch niedergeschlagene Metallschicht stark genug
geworden ist, bringt man das Stück zum zweiten Male in die Quecksilberlösung, in
welcher es sich unter dem Einfluß des galvanischen Stroms wiederum mit Quecksilber
überzieht, worauf man es abwäscht und in den Ofen bringt; in diesem wird es sich
selbst überlassen, nachdem der Glasmantel bis unten hin gänzlich verschlossen worden
ist. Der Arbeiter kann jetzt abtreten, da zur Verflüchtigung des Quecksilbers seine
Gegenwart nicht erforderlich ist. Bei der ganzen Operation braucht er das Stück
nicht zu bürsten, ja er braucht es gar nicht zu berühren.
Man erhält auf diese Weise eine Vergoldung und Versilberung, welche sich sowohl
hinsichtlich ihrer Dauerhaftigkeit, als auch in Bezug auf äußeres Ansehen von den
nach den älteren Methoden erhaltenen nicht unterscheiden lassen; es ist eine
wirkliche, für den Arbeiter indessen ganz ungefährliche Quecksilbervergoldung,
welche man nach Belieben in Matt, in Braun, in Grün, in Rosa, kurz in allen Effecten
sowohl der Quecksilber- als der galvanischen Vergoldung darzustellen im
Stande ist.
An demselben Stücke kann man gleichzeitig Theile in Bronze, in Silber und in Gold
erhalten, denn die dazu nöthigen Reservagen sind eben so leicht anzubringen, als bei
der galvanischen Vergoldung, während es bei den früheren Methoden nöthig war, die reservirten
Stellen vor der Einwirkung des Amalgams durch einen in successiven Schichten
aufgetragenen Ueberzug von Leim und Spanischweiß zu schützen, wodurch die Ausführung
feinerer Details unmöglich wurde.
Endlich würde die Amalgamirung auf galvanischem Wege mit Anwendung basischer Bäder
auch bei der Arbeit nach den älteren Methoden immer ein großer Fortschritt seyn und
eine bedeutende Ersparniß an Zeit und Geld ermöglichen.
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Nach Veröffentlichung der vorstehenden Mittheilung haben P. Christofle (Sohn) und H. Bouilhet gegen die
Neuheit des von Dufresne angegebenen, für die Gesundheit
der Arbeiter unschädlichen Verfahrens zum Vergolden und Versilbern durch
Amalgamation, in einer an die (französische) Akademie gerichteten Eingabe vom 8.
April (Comptes rendus, t. LXIV p. 758) Einspruch erhoben.
„Wir erlauben uns, sagen die Genannten, der Akademie einige auf diesen
Gegenstand bezügliche Bemerkungen vorzulegen und die Priorität dieser Idee für
C. Christofle, unseren Vater und Oheim, in Anspruch
zu nehmen. Im Jahre 1860 sahen wir uns zur Ausführung einer Bestellung, wobei
wir die matte Feuervergoldung anzuwenden hatten, genöthigt, ein Verfahren
aufzusuchen, bei welchem die für unsere Arbeiter so verderbliche Anwendung des
Quecksilbers vermieden werden konnte. C. Christofle
glaubte in der gleichzeitigen Benutzung zweier Methoden die Lösung dieser
Aufgabe zu finden und hatte dieselbe wirklich gefunden.
Wir amalgamirten nämlich die zu vergoldenden Stücke auf galvanischem Wege, wozu
wir allerdings eine saure, und nicht, wie Dufresne, eine basische
Quecksilberlösung benutzten; allein das Resultat bleibt dasselbe; hierauf
schlugen wir, ebenfalls mittelst des galvanischen Apparates, die erforderliche
Menge Gold nieder und amalgamirten dann die Gegenstände nochmals auf
galvanischem Wege. Die Stücke wurden dann in den Ofen gebracht und auf die
gewöhnliche Weise vollendet. Nach diesem Verfahren verarbeiteten wir bei jener
Gelegenheit 12000 Gramme Gold.
Nöthigenfalls würden wir durch unsere Laboratorium-Tagebücher, sowie durch
das Zeugniß unserer bei jener Arbeit beschäftigt gewesenen Leute beweisen
können, daß das in Rede stehende Verfahren nicht neu
ist, sondern daß wir dasselbe sowohl i. J. 1860, als auch vor zwei Monaten
wieder angewendet haben, um für den Kaiser einen matt vergoldeten Vermeil-Tafelaufsatz
auszuführen, der sich gegenwärtig auf der Pariser Ausstellung befindet.
Wenn nun auch dieses Verfahren sehr günstige Resultate zu geben vermag –
ein Punkt, in welchem wir mit Dufresne ganz
übereinstimmen – so kann unserer Ansicht nach, die Verdampfung des
Quecksilbers im Feuer, die für den damit beauftragten Arbeiter gefährlichste
Operation, ohne die thätige Mitwirkung des letzteren nicht bewerkstelligt
werden. Daraus folgt aber, daß der Arbeiter der betreffenden Gefahr unter den
ungünstigsten Umständen ausgesetzt ist, insofern seine Gegenwart gerade dann am
nothwendigsten wird, wenn das Quecksilber sich in Dämpfe verwandelt.
Wir würden es demnach bedauern, wenn ein für die Gesundheit des ausführenden
Arbeiters gefährliches, dabei aber für die Kunst und das Publicum keinen
besonderen Nutzen gewährendes Verfahren sich weiter verbreiten sollte; denn wir
sind der durch fünfundzwanzigjährige Erfahrung als richtig erwiesenen Ansicht,
daß ein auf elektrochemischem Wege mit Anwendung einer genügend großen Goldmenge
vergoldeter Gegenstand ebenso große Dauer haben kann, wie ein mit Quecksilber
vergoldetes Stück. Allerdings ist es wahr, daß heutzutage viele Vergoldungen
vorkommen, welche rasch ihr Ansehen verlieren und bald ganz verschwinden. Der
Fehler liegt aber nicht am Verfahren, sondern an den Fabrikanten, welche bei
dessen Anwendung alle Mittel aufsuchen, um mit möglichst wenig Gold den größten
Effect zu erzielen.
Was die nach demselben Verfahren ausgeführte Versilberung anbetrifft, so müssen wir gestehen, daß wir nicht einmal
daran gedacht haben, diese gemischte Methode dazu anzuwenden, und zwar zunächst,
weil eine künstlerische Nothwendigkeit dazu nicht vorliegt, dann aber auch, weil
das Versilbern mit Amalgam niemals in fortlaufendem Betriebe ausgeführt worden
ist und weil alle Fabrikanten, welche die galvanischen Verfahrungsarten
angewandt haben, von der Vollkommenheit, Billigkeit und Dauerhaftigkeit der auf
diese Weise versilberten Gegenstände überzeugt sind, sobald die Stärke der
Silberschicht dem Gebrauche, zu welchem die Stücke bestimmt sind,
entspricht.
Unserer Ansicht nach würde demzufolge das in Rede stehende Verfahren vor der
elektrochemischen Vergoldung und Versilberung keinen Vorzug haben, namentlich
würde es nicht billiger seyn. In manchen besondern
Fällen könnte es zur Erzeugung matter Goldtöne allerdings mit Vortheil
angewendet werden; wenn indessen Dufresne, gleich
uns, nach diesem Verfahren 12000 Grm. Gold aufzutragen gehabt hätte, so müßte er sehr bald
eingesehen haben, wie nachtheilig es seyn würde, ein solches Verfahren zur
allgemeinen Anwendung zu empfehlen.“
––––––––––
Diese Bemerkungen veranlaßten von Seiten Dufresne's eine in den Comptes rendus t.
LXIV p. 784 im Auszuge mitgetheilte Entgegnung, die wir
hier folgen lassen.
„P. Christofle u. H. Bouilhet reclamiren für C. Christofle
sen. das Verdienst einer Erfindung, welche sie
gleichwohl für eine schlechte erklären, weil sie die Gesundheit des ausführenden
Arbeiters etc. gefährde, der Kunst aber nicht nütze. Ihrer Angabe nach ist das
Verfahren im Jahre 1860 vom älteren Christofle mit
12000 Grm. Gold ausgeführt worden und die Arbeiter sind dabei erkrankt; im Jahre
1867 haben sie dieselbe Methode zum Vergolden eines für den Kaiser bestimmten
Services angewendet. Zum Amalgamiren der Gegenstände auf galvanischem Wege
benutzten sie, wie sie selbst sagen, jedoch eine saure, und nicht, wie ich, eine
basische Quecksilberlösung.
Meine der Akademie überreichte Mittheilung war nun gerade gegen die Anwendung dieses sauren
Quecksilbersalzes gerichtet. Der Vortheil, den das basische Salz vor dem sauren
salpetersauren Quecksilberoxyd darbietet, besteht darin, daß es die zu
vergoldenden Metalle nicht angreift, wo hingegen dieselben von dem sauren Salze
sämmtlich mehr oder weniger stark angegriffen werden. Bei Anwendung der sauren
Quecksilberlösung würde es mir unmöglich gewesen seyn, die Vergoldung auch nur
eines von den der Akademie bei Ueberreichung meiner Mittheilung vorgelegten
Gegenständen auszuführen.
In den Christofle'schen Ateliers sind leider Fälle von
Quecksilbervergiftungen zu beklagen gewesen. Bei Anwendung meines Verfahrens
sind derartige Unfälle nicht vorgekommen und können auch gar nicht vorkommen;
dasselbe macht die Anwesenheit der Arbeiter vor den Oefen bei der Verdampfung
des Quecksilbers nicht nöthig, die Leute können sich dabei in einem anderen
Zimmer aufhalten.
In Bezug auf das Versilbern sagen Christofle u. Bouilhet,
daß die Anwendung meiner Methode zu diesem Zwecke niemals erforderlich gewesen
sey. Darauf erwiedere ich, daß ich mein Verfahren zu der gedachten Operation im
Gegentheil häufig und mit günstigem Erfolge anwende.
Ich bleibe also bei der Behauptung, daß meine Verfahrungsweisen zum Vergolden und
Versilbern von den von Christofle angewendeten und wieder
aufgegebenen Methoden gänzlich verschieden sind, sowie, daß sie eine vollkommene
Ausführung und probefeste Haltbarkeit der Kunstwerke sichern, während sie
gleichzeitig die Arbeiter vor jeder Gefährdung ihrer Gesundheit durch den
Einfluß der Quecksilberdämpfe vollkommen schützen.“