Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Ueber Dampfkessel-Explosionen; von Dr. G. Lunge. Wenn man bedenkt, wie außerordentlich häufig Explosionen von Dampfkesseln vorkommen, wie groß häufig die dadurch verursachten Unglücksfälle und Beschädigungen sind, und welch' unzählige Menge von Fachmännern sich der Erforschung ihrer Ursachen gewidmet haben, so sollte man glauben, daß nun alle Bedingungen derselben erkannt sind, und daß ferner Explosionen nur durch grobe Nachlässigkeiten vorkommen können. Leider ist es nur zu gut bekannt, daß die Sache durchaus nicht so liegt. Wenn auch die große Mehrzahl der Kessel-Explosionen auf Nachlässigkeiten zurückzuführen sind, so bleiben doch eine Menge von Fällen übrig, in denen absolut keine Erklärung zu geben ist. Insbesondere kommen sie häufig vor, obwohl das Sicherheitsventil in vollkommener Ordnung ist, und nachdem dasselbe auszublasen angefangen hat. Jetzt bricht sich freilich die Theorie immer allgemeiner Bahn, daß die Explosionen häufig gerade durch Lüftung des Sicherheitsventils oder durch eine ähnliche plötzliche Entlastung des gespannten Inhalts hervorgerufen werden. Hr. Ingenieur Kayser hat diese, anfangs so paradox scheinende Annahme mit Wärme aufgenommen und hat bei der Breslauer Hauptversammlung des deutschen Ingenieur-Vereins einen sehr schönen experimentellen Beweis dafür geliefert.Der Versuch wurde (nach der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, December 1865, Bd. IX S. 689) folgendermaßen mit einem gläsernen Dampfkessel angestellt, um die Vorgänge im Kessel beobachten zu können.Man verwendete dazu einen starken Glascylinder von etwa 10 Zoll (262 Millimet.) Länge und 5 Zoll (131 Millimet.) Weite, welcher auf einen Druck von 8 Atmosphären geprüft war. Dieser Cylinder wurde mit zwei gußeisernen Böden versehen, zwischen welche er mittelst durchgehender Schraubenbolzen dampfdicht (gegen eine Kautschukliderung) eingeklemmt wurde. Der Cylinder war mit einem ziemlich mitten im Dampfraume mündenden Abzugsrohre versehen, welches außen mit einem Sicherheitsventile verschlossen wurde; außerdem war er durch ein Kautschukrohr mit einem entfernter stehenden Manometer verbunden.Da eine Erhitzung des im Cylinder befindlichen Wassers und Dampfbildung durch unmittelbares Aussetzen des Cylinders einer rußfreien Flamme nicht ausführbar waren, indem bei mehreren Vorversuchen die Cylinder wegen der Stärke des Glases zersprangen, so wurde von einem der Böden nahe an seiner tiefsten Stelle ein weiteres Rohr mit Verschlußhahn zu einem kupfernen Siedegefäße abgeleitet. Dieses, der directen Einwirkung der Flamme ausgesetzt, brachte nach und nach im Glascylinder die nöthige Erhitzung und Dampfentwickelung hervor. Nachdem in dieser Weise in dem Glaskessel 4 Atmosphären Spannung erzeugt waren, wurde das Verbindungsrohr zum Siedegefäße abgesperrt, worauf das Manometer sank und bei 37 bis 38 Pfd. (5,4 bis 5,5 Pfd. per Quadratcentimeter) Spannung stehen blieb.Als man in solchem Falle das Sicherheitsventil etwas lüftete, beobachtete man, daß in demselben Momente das Wasser sich förmlich von der unteren Seite des Cylinders abhob und dann erst in stürmische Wallung übergieng.Bei einem neuen derartigen Versuch hob man das Sicherheitsventil plötzlich und in seiner ganzen Fläche ab, und in demselben Augenblicke zersprang der Glascylinder mit großer Heftigkeit und ward zertrümmert.Hierdurch ist festgestellt, daß ein Gefäß, welches auf 8 Atmosphären Druck probirt war, bei einer thatsächlichen Spannung von 37 Pfd. (5,4 Pfd. per Quadratcentimeter) in dem Augenblicke zersprengt wurde, als diese Spannung durch das Abströmen der Dämpfe noch merkbar, d.h. nm mehrere Pfunde vermindert wurde.A. d. Red. Bei der großen Wichtigkeit der Sache wird es wohl am Platze seyn, die betreffende Anschauung etwas näher zu erörtern. Sie soll von Colburn, dem Präsidenten des englischen Ingenieur-Vereins vor etwa sechs Jahren zuerst aufgestellt worden seyn.Ich verwahre mich ausdrücklich dagegen, Hrn. Colburn eine Priorität vor Hrn. Kayser zusprechen zu wollen, da mir nicht bekannt ist, wann der letztere seine Ansicht zuerst ausgesprochen hat. G. L. Angenommen, der Kessel arbeite unter einem Drucke von 45 Pfund engl., so wird das Wasser in ihm eine Temperatur von etwa 143° C. haben. Nun kann süßes Wasser unter gewöhnlichem Luftdrucke keinen Augenblick auf eine irgend erheblich 100° C. übersteigende Temperatur gebracht werden. Wenn also der Druck auf den, bis 143° erhitzenden Kessel plötzlich aufgehoben wird, so muß unvermeidlich eine sehr heftige Dampfentwickelung und Fortschleuderung von Wasser erfolgen. Wenn also durch einen an einer ungesunden, verbrannten oder verrosteten Stelle des Kessels entstandenen Riß der Dampfdruck auf die im Innern befindliche, vielleicht 600 bis 1200 Centner wiegende Wassermasse plötzlich aufgehoben wird, so kann ich das nur dem Anzünden der Patrone im Schießgewehr vergleichen. In beiden Fällen werden in einem geschlossenen Raume in unmeßbar kurzer Zeit enorme Mengen von Gas gebildet, und es erfolgt eben, was wir eine Explosion nennen. Bei der Flinte oder Kanone ist die eine Wand des eingeschlossenen Raumes beweglich, nämlich die Kugel, und wie natürlich wirkt die Explosion aus diesen schwächsten Theil zuerst, so daß, wenn nicht andere Umstände dazutreten, die Wände des Laufes nicht bersten; beim Dampfkessel sind die Umstände nicht so günstig, wie ich nicht näher auseinanderzusetzen brauche. Ebenso muß das zu weite Oeffnen des Sicherheitsventils wirken. Ich erinnere mich noch in den letzten Jahren Beschreibungen von mechanischen Erfindungen gelesen zu haben, welche gerade der entgegengesetzten Anschauung entsprangen. Nach dieser, der bis auf die neueste Zeit allgemein verbreiteten, bietet das Sicherheitsventil nicht genug Abzug für die unter gewissen Umständen (z.B. Einpumpen von Wasser bei glühenden Kesselwänden) gebildete Dampfmenge und jene Vorrichtungen bestanden darin, daß das gewöhnliche Ventil, welches durch seinen eigenen Druck zu sehr zurückhaltend auf den Dampf wirkt, bei seiner Hebung entlastet wird, oder eine weitere Ausströmung öffnet u. dgl. Wenn, wie ich bestimmt glaube, die von Kayser und Colburn vertretene Anschauung durchaus richtig ist, so würden jene Erfindungen das Sicherheitsventil, welches immerhin ein unentbehrliches Armaturstück ist, geradezu in eine Explosions-Vorrichtung verwandeln. Das beweist u.a. der (im Breslauer Gewerbeblatt von 1865 S. 100 und 110 besprochene) Fall des Rudaer Dampfkessels und der erwähnte Kayser'sche Versuch mit einem gläsernen Dampfkessel. Ganz ähnlich wie eine plötzlich entstehende weite Oeffnung in der Kesselwand wirkt auch eine plötzliche Condensation des Dampfes im Dampfraume; auch dadurch wird augenblicklich der Druck auf das überhitzte Wasser aufgehoben und eine ungeheure Menge von Dampf frei. Dafür spricht schon der bekannte Umstand, daß viele Explosionen beim Anlassen der Maschine vorkommen, wo dem Kessel plötzlich eine Menge Dampf entzogen wird; ein fast unwiderleglicher Beweis dafür ist aber glücklicherweise im vorigen Herbste durch die Explosion des englischen Dampfbootes Ceres geliefert worden. Es steht fest, daß die Explosion eintrat, als die hereinbrechende See auf die Kessel traf. Das kalte Wasser kühlte das Kesselblech ab, condensirte den Dampf im Dampfraume, hob den Druck auf das Kesselwasser auf und mußte, nach klaren Naturgesetzen, eine ungeheure Dampfmenge aus diesem im Augenblicke entbinden. Nach Colburn kann man bei jeder Kessel-Explosion, obwohl sie anscheinend momentan ist, verschiedene Stadien unterscheiden. Erst ein Riß an einer ungesunden Stelle der Kesselwand, wobei der Druck gar kein ungewöhnlich erhöhter zu seyn braucht. Zweitens, das Entweichen von Dampf aus der Dampfkammer, und in Folge davon eine bedeutende Verminderung des Druckes auf das Kesselwasser, weil die in demselben aufgespeicherte Hitze nicht schnell genug Dampf von derselben Spannung nachzuliefern vermag, in Folge ihres Trägheitsmomentes. Drittens, das Fortschleudern von Dampf, nothwendigerweise vermengt mit Wasser, mit großer Geschwindigkeit gegen die obere Kesselwandung, welche dadurch aufgespalten und vielleicht in Stücke zerrissen wird. Viertens, die darauf folgende Entwickelung einer großen Menge Dampf aus dem jetzt nicht mehr einem höheren Drucke unterworfenen Kesselwasser, und in Folge davon das Fortschleudern der schon getrennten Stücke des Kessels auf eine größere oder geringere Entfernung. Ich zweifle nicht, daß in Kurzem diese Erklärung die so lange herrschende Ansicht verdrängen wird, wornach Explosionen meist durch Zusammentreffen von mehr oder weniger kaltem Wasser mit glühenden Kesselwänden verursacht werden, z.B. beim Losspringen von Kesselstein und beim Einpumpen von Wasser, wenn der Wasserstand unter die Feuerlinie gesunken ist. Die Praxis zeigt, daß die von glühendem Eisen aus Wasser entwickelte Dampfmenge gar nicht so bedeutend ist. Vollkommen bewiesen ward das durch einen vor Kurzem in England angestellten Versuch. Ein leerer Kessel von 25 Fuß Länge und 6 Fuß Durchmesser, dessen Sicherheitsventil mit 60 Pfd. per Quadratzoll belastet war, wurde glühend gemacht und dann plötzlich der Speise-Apparat angelassen. Es war alles für eine Explosion vorbereitet worden; aber eine solche trat nicht ein; das einzige Resultat war eine plötzliche Contraction des überhitzten Eisens, welche das Wasser an allen Nähten und Nietstellen entweichen ließ, so weit die Feuerlinie gieng. Selbstverständlich meine ich nicht, daß man irgend eine der gebräuchlichen Vorsichtsmaßregeln gegen Ueberhitzung vernachlässigen solle, denn bei längerer Dauer derselben muß Verbrennung und damit eben Explosionsgefahr eintreten. Solche Fälle, wie der folgende aus England, können bei uns wohl nicht leicht vorkommen. Nach einer Explosion ermittelte die Leichenbeschauungs-Jury, daß der Kessel weder Pumpe noch Injector hatte, und daher Morgens für den ganzen Tag gespeist wurde. Das Wasserstandsglas war zerbrochen und die Eigenthümer. bedienten sich folgenden sinnreichen Verfahrens zur Messung des Wasserstandes: sie banden eine Schraubenmutter an einen Bindfaden und ließen sie durch das Sicherheitsventil herab! Wenn ferner der Dampf zum Ausblasen kam, so zogen sie das Gewicht des Ventils bis an das Ende des Hebels, um keinen Dampf zu verlieren! Sie hatten überhaupt schon das mit dem Kessel angekaufte Ventil herausnehmen und durch ein schwereres ersetzen lassen! Das klingt alles wie ein wüstes Mährchen, ist aber sämmtlich eidliche Aussage von Zeugen bei der Leichenbeschauung. (Breslauer Gewerbeblatt, 1867, Nr. 26.) Leistung der Dampfmaschinen. In England werden jährlich etwa 10,000,000 Tonnen Kohlen zum Betriebe von Dampfmaschinen verbrannt. Vier Tonnen Kohlen (etwa 8000 Pfund) erzeugen eine mechanische Arbeit, welche so groß ist wie die eines Arbeiters in 20 Jahren. Folglich liefern die 10 Mill. Tonnen jährlich etwa so viel mechanische Arbeit wie 2 1/2 Mill. Menschen in ihrem ganzen Leben. (Engineer, 6. Juli 1866.) Ueber die Champonnois'sche Reibe für Kartoffeln und Rüben. Das erste Märzheft dieses Journals (Bd. CLXXXIII S. 351) enthält einen Bericht von Combes über die neue Champonnois'sche Reibe für Kartoffeln und Rüben, für welche der Erfinder die große goldene Medaille der französischen Central-Ackerbau-Gesellschaft erhalten hat. Ich sehe mich hierdurch veranlaßt, darauf aufmerksam zu machen, daß bereits im Jahre 1851 eine ganz ähnliche Reibe, von dem Ingenieur Hrn. Kelbe construirt, für den preußischen Staat in demselben Jahre patentirt und in einer Zuckerfabrik hiesiger Gegend probirt worden ist. Im Princip ist die Champonnois'sche Reibe ganz identisch mit der vor 15 Jahren von Kelbe construirten Reibe und es unterscheiden sich beide Arten Reiben in constructiver Hinsicht nur dadurch, daß bei der Kelbe'schen Reibe der eigentliche Reibcylinder vertical steht, während bei der Champonnois'schen Reibe derselbe horizontal angebracht ist. Eine genaue Zeichnung der Kelbe'schen Reibe enthält die Sammlung von Zeichnungen des Vereines „die Hütte“ Jahrgang 1857 Blatt 9. Bei der Probe der Kelbe'schen Reibe mit Rüben waren die quantitativen Resultate sehr zufriedenstellend, jedoch war die Qualität des mit dieser Reibe gewonnenen Rübendreies nicht wie der Brei von gewöhnlichen Reiben, da derselbe nicht faserig, sondern körnig oder wie man zu sagen pflegt „graupig“ wurde, so daß sich derselbe zur Extraction des Saftes aus demselben nicht so eignete als der Brei von den gewöhnlichen Reiben. Dieser Uebelstand ist wohl als der Hauptgrund anzusehen, weßhalb die Kelbe'sche Reibe in der Zuckerfabrication nicht eingeführt und weiter beachtet wurde. Es ist möglich, daß die Verarbeitung von Kartoffeln zu besseren Resultaten, und zu ähnlichen wie die von Combes berichteten, auch mit der Kelbe'schen Reibe geführte hätte, weil die Structur der Kartoffeln eine wesentlich andere als die der Rüben ist. Magdeburg, den 18. März 1867. Eduard Haenel, Maschinen-Director. Kabel-Notizen. Die folgende Tabelle gibt das Gewicht des kupfernen Leitungsdrahtes und der isolirenden Gutta-percha-Hülle per Knoten für die längsten Unterseelinien:    Kupfergewicht.    Gewicht der Gutta-percha. Atlantisches Kabel 1858    107 Pfd.    261 Pfd. Rothes Meer        „ 180   „ 212   „ Malta-Alexandrien 400   „ 400   „ Persischer Golf   „ 225   275   „ Atlantisches Kabel 1865 und 1866 300   „ 400   „ (Engineering, Januar 1867, S. 75.) Das Eidoskop. Das Eidoskop ist als eine neue Anordnung in der letzten Weihnachtssitzung der Polytechnic Institution von Professor Pepper vorgeführt worden, und es scheint diese Idee von Wheatstone herzurühren. Die sinnreiche Erfindung kann als eine interessante Beigabe zur Zauberlaterne betrachtet werden, da dieselbe mittelst ganz einfacher mechanischer Anordnungen in überraschender Weise neue und prachtvolle Effecte hervorzubringen gestattet. Während das von Brewster im Jahre 1814 erfundene Kaleidoskop aus der Zusammensetzung von Spiegelbildern von irgendwie gegen einander liegenden Objecten beruht, so entstehen geometrische Figuren von außerordentlicher Schönheit bei dem Eidoskope durch bloße Umdrehung von zwei durchbohrten Metallscheiben um ihre Achsen. Bei der langsamen Umdrehung der letzteren entwickeln sich Gestalten in den verschiedensten Gradationen und unendlichen Abstufungen der Eindrücke. Als bemerkenswerth ist anzuführen, daß wenn dieser mannichfaltige Wechsel der Gestalten zum Vorschein kommt, immer nur eine einzige Durchbohrung der oberen nach und nach mit den einzelnen Oeffnungen der unteren Platte coincidirt, während im Uebrigen verschiedene Combinationen von irregulärer Form vorhanden sind. Läßt man aber die Scheiben in der Zauberlaterne mit sehr großer Geschwindigkeit drehen, so erhält man keine geometrischen Figuren, sondern es werden auf den gegenüberstehenden Schirm Lichtlinien von außerordentlicher Reinheit projicirt. Prachtvoller können die Effecte gemacht werden, wenn man mit den Scheiben des Eidoskopes gefärbte Gläser oder andere ähnliche Substanzen in passender Weise verbindet. (Mechanics' Magazine, Januar 1867, S. 35.) Verbessertes Anemometer, von L. P. Casella. Nach einem vor der British Association gehaltenen Vortrage bringt das Mechanics' Magazine (December 1866, S. 391) eine Mittheilung über ein verbessertes Anemometer, aus welcher wir entnehmen können, daß die Verbesserung sich auf die Herstellung eines Robinson'schen Anemometers in kleinerem Maaßstabe bezieht, wodurch das Gewicht des Instrumentes und die Kosten desselben eine bedeutende Reduction (beziehungsweise auf 1/4 und 1/3) erlitten haben. Durch die revolvirenden halbkugelförmigen Schalen wird ein Paar Walzen in Drehung versetzt, welche einen Papierstreifen fortbewegen, der die Marken für die Kraft (vielmehr für die Geschwindigkeit) des Windes empfängt. Eine Umdrehung dieser Walzen entspricht einer horizontalen Bewegung des Luftstromes von 100 engl. Meilen in der gleichen Zeit. Die Richtung einer Windfahne, die ebenfalls mit dem Apparate verbunden ist, wird mittelst des Uhrwerkes am Ende einer jeden Stunde durch einen kleinen Hammer auf denselben Papierstreifen einregistrirt. Der ganze Apparat kann durch eine Woche, und wenn man will sogar noch länger selbstthätig die Kraft und die Richtung des Windes aufschreiben, und es sind selbst die Kosten des Papieres auf 1/5 – den im Gebrauche stehenden größeren Apparaten gegenüber – reducirt. Im Ganzen genommen bezweckt also die Mittheilung unserer Quelle, auf ein für meteorologische Zwecke bestimmtes Anemometer aufmerksam zu machen, das ohne alle Störungen selbstthätig durch längere Zeit functionirt, und dessen Verbreitung sich wenig Hindernisse entgegenstellen, wenn nicht die Anschaffungskosten, die immerhin noch 26 Pfd. Sterl. (312 fl.) betragen, sich einigermaßen hinderlich erweisen. Compositionen zum Schutze metallischer Oberflächen. In England sind kürzlich (wie das Mechanics' Magazine berichtet) einige mittheilenswerthe Compositionen patentirt worden, theils zum Schutze von Dampfkesseln, Röhren und Cylindern vor Ausstrahlung der Wärme, theils zum Schutze von Metallen vor Oxydation; sie sollen sich durch Dauerhaftigkeit und Billigkeit auszeichnen. Zum Schutze von Dampfkesseln wendet man zwei Compositionen übereinander an. Zuerst gibt man dem Eisen einen Ueberzug von 1/8 Zoll Dicke aus einer Mischung von 1 Ctr. Mastix, 5 Ctr. Schlämmkreide und 56 Quart Leinölfiniß. Man mengt den Mastix und die Schlämmkreide und setzt den Leinölfirniß bis zur Consistenz von Glaserkitt zu. Vor dem Auftragen reibt man die Oberfläche des Metalles mit etwas Leinöl an; nach dem Auftragen, wenn der Kitt weich ist, steckt man eine Menge von kleinen Stückchen von Schiefer, Austerschalen u. dgl. hinein, und läßt zwei bis drei Tage trocknen. Dann gibt man einen zweiten, 1/2 Zoll starken Ueberzug aus einer Mischung von 1 Ctr. Roman- oder Portland-Cement, 3 Ctr. gewaschenen Sand und 10 Pfd. Kuhhaare; die Materialien werden mit Wasser bis zur Consistenz von Glaserkit angemacht und mit einer Bewurfkelle aufgetragen, ganz wie der Putz von Mauern. Ueber diesen Ueberzug gibt man noch einen dritten, von derselben Beschaffenheit und Dicke wie der zweite, und kann dieß noch einmal wiederholen. Zum Ueberziehen von Dampfröhren und Dampfcylindern verfährt man ganz ähnlich. Die Materialien für den ersten Ueberzug sind jedoch 1/2 Ctr. Bleiweiß, 1 Ctr. Mastix, 1 Ctr. Schlämmkreide, und so viel Leinölfirniß, bis die Consistenz von Glaserkitt erreicht ist; nach dem Auftragen steckt man wie oben Schiefer- oder Austernschalen-Stückchen hinein. Die Materialien für die äußeren Ueberzüge sind 1 Ctr. Roman-Cement, 2 Ctr. gewaschenen Sand und 20 Pfd. Kuhhaare, angemacht wie vorher. Zum Ueberziehen von eisernen Schiffsböden zur Verhütung von Oxydation verfährt man ganz wie in den obigen Fällen; die Composition für den ersten Ueberzug besteht hier aus 1 Centner Mastix, 3 Ctr. Schlämmkreide, 1/2 Ctr. trocknem Bleiweiß und 1/2 Ctr. Bleiweiß-Oelfarbe; für den zweiten Ueberzug nimmt man 1 Ctr. Roman-Cement und 2 Centner gewaschenen Sand ohne Kuhhaare. (Breslauer Gewerbeblatt, 1867, Nr. 24.) Ueber Verwendung des Bessemerstahls zu Kochgeschirren. Mit Bezug auf die frühere Mittheilung in diesem Betreff, im polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 74, entnehmen wir dem steyr. Industrie- und Gewerbeblatt folgenden Bericht des Hrn. Prof. Winter: „Eine Eigenschaft des Bessemerstahls, welche bisher noch wenig berücksichtigt wurde, und die er vor Stahl und Schmiedeeisen voraus hat, ist seine ganz besondere Zähigkeit, welche der des Messings oder Kupfers nahe kommt. Er läßt sich nämlich im kalten Zustande in einer Weise biegen, ohne seinen Zusammenhang zu verlieren, wie dieß bei gutem Schmiedeeisen nur im glühenden Zustand möglich ist. Die Aufmerksamkeit der Industriellen wendet sich jetzt dieser schätzbaren Eigenschaft des Bessemereisens zu und ist dahin gerichtet, sie dem allgemeinen Bedürfniß dienstbar zu machen. Gegenstände, die bisher nur aus dem theueren Messing- oder Kupferblech hergestellt werden konnten, macht man nun aus Bessemerblech. Kochgeschirre, Tassen, Schalen, Waschbecken, Lampenbestandtheile und andere Blechwaaren werden jetzt schon mit großem Vortheil aus dem neuen Material gepreßt oder gedrückt. Insbesondere sind es die Kochgeschirre, zu denen das Bessemerblech weitaus geeigneter ist, als alle bisherigen Materialien. Gegenüber dem Kupfer und Messing ist es etwa um die Hälfte oder zwei Dritttheile billiger und der Gesundheit niemals gefährlich, wie jene, und vor den Zinngeschirren hat es die Eigenschaft der Umschmelzbarkeit voraus. Im Vergleich mit gußeisernen Gefäßen zum Kochen versprechen die Bessemergeschirre eine bedeutende Brennstoffersparniß, denn ihre Wanddicke ist ungleich geringer, so daß die Wärme schneller und leichter eindringen kann. Von Bessemerblech lassen sich nämlich derartige Gefäße aus einer einzigen kreisrunden Blechscheibe drücken, so daß die Oberfläche innen und außen vollkommen glatt ist und keinerlei Nietverbindungen oder Löthungen erforderlich sind. Man spannt zu dem Zwecke die mit der Rundschere geschnittene Blechscheibe in kaltem Zustande auf der Drehbank in ein hölzernes Futter, das eine nur flache Höhlung hat, und drückt mit einem metallenen Dorn aus freier Hand das Blech während sich dasselbe dreht, in die Höhlung, deren Form das Blech in Folge seiner Biegsamkeit annimmt, und nachdem es herausgenommen wurde, auch beibehält. Sodann wird das schon flach schalenartige Blech der Reihe nach in ein zweites, drittes etc. Futter gedrückt, wovon jedes folgende etwas mehr ausgehöhlt ist, und sich immer mehr der Form nähert, die das Gefäß erhalten soll. Schließlich kommt das Blechstück auf einen hölzernen Kern an der Drehbankspindel, dessen Form der inneren Höhlung des Gefäßes entspricht, erhält dort vollständig seine Abrundung und am oberen Rand zu dessen Verstärkung einen eingelegten Eisendraht, um welchen der Blechrand umgebogen wird, so daß er ihn vollständig einschließt. Je nach der Güte des Bessemerbleches muß dasselbe 3- bis 5mal eingespannt werden, bevor es seine vollendete Gestalt angenommen und in ein Geschirr verwandelt ist. Zum Schutze gegen das Rosten wird dasselbe innen und außen verzinnt. Auf diese Art werden beispielsweise die runden Kochgeschirre für das k. k. Militär in der Metallwaarenfabrik des Hrn. Fr. Ruß in Graz aus Bessemerblech angefertigt und außerdem noch eine große Zahl anderer Küchen- und Hausgeräthe sowohl rund als oval aus demselben Bleche erzeugt.“ Ueber Glasziegelfabrication. Lenormand in Paris hat zu diesem Behufe folgende Maschine construirt, welche bis jetzt sehr hübsche Resultate erzielt hat. Die Ziegelformen sind bei derselben im Umfange eines hohlen eisernen Rades befestigt, durch welches ein Strom kalter Luft oder kalten Wassers geführt wird, und unmittelbar über dem Umfang des Rades liegt eine Anzahl Walzen, durch welche ebenfalls kaltes Wasser geht. Das oben eingeführte geschmolzene Glas wird bei der Umdrehung des Rades durch die Walzen in die Formen gepreßt. Der Ziegel legt sich dann von selbst auf ein endloses Band von Eisendraht und von diesem geht er zwischen zwei horizontale Walzenpaare, welche ihn gerade strecken, worauf ihn zuletzt ein zweites endloses Band in den Glühofen bringt. Die Zahl der Kohlenbergleute in England ist gegenwärtig 800,000; dieselben fördern 92,000,000 Tonnen. Wenn die Zunahme in der Kohlenproduction sich von jetzt ab gleich bleibt (circa 3 1/2 Proc. jährlich), so werden im Jahre 1950 mehr als 8 Millionen Menschen nöthig seyn. (Engineer, 13. Juli 1866.) Nutzeffect der Nahrungsmittel. Von der ganzen Wärmemenge, welche durch Verbrennung der Nahrungsmittel zu erzielen ist, kann ein Mensch den fünften Theil in Form wirklicher Arbeit nützlich verwenden, während die besten Dampfmaschinen etwa 1/9 von dem leisten, was sie bei völliger Ausnutzung der Verbrennungswärme des Feuerungsmaterials leisten müßten. (Engineer, 6. Juli 1866.) Verfahren zum Schönen trüb und zäh gewordener weißer Weine. Für die Schönung trüb und zäh gewordener weißer und Schillerweine, auf welche die gewöhnlichen Mittel – Ablassen, Peitschen, Gelatinschöne – keine Wirkung zeigen, empfiehlt Hr. Medicinalrath Dr. Haidlen in Stuttgart folgendes, auf bekannten chemischen Thatsachen beruhendes Verfahren, welches leicht auszuführen ist und Geruch, Geschmack und Farbe der Weine in keinerlei nachtheiliger Weise verändert. Die für einen Eimer erforderlichen Materialien sind 1/2 Pfund schwarzer Thee (am billigsten sogen. Congo-Thee, wovon das Pfund circa 1 fl. 15 kr. kostet) und 2 Quent beste Hausenblase. Der Thee wird mit etwa 2 Maaß des zu schönenden Weins in einem gut bedeckten Gefäß unter häufigem Umschütteln einige Tage in Berührung gelassen. Die Hausenblase wird fein zerschnitten und in der Wärme in einem Schoppen Wasser gelöst. Das Schönungsverfahren besteht nun darin, daß die durch Leinwand geseihte erwärmte Lösung der Hausenblase mit einigen Maaß des zur Schönung bestimmten Weins (der selbstverständlich vorher durch Ablassen von der Hefe getrennt seyn muß) gut vermischt, sodann dem im Fasse befindlichen übrigen Wein der durch Abseihen von den Theeblättern getrennte weinige Theeaufguß unter starkem und anhaltendem Umrühren hinzugefügt und endlich die Hausenblasenlösung unter abermaligem nachhaltigem Rühren zugesetzt wird. Nach einigen Tagen ist in der Regel die Ablagerung der schleimigen und trübenden Weinbestandtheile auf den Grund des Fasses erfolgt. Man trennt den Wein von ihnen durch vorsichtiges Ablassen. Obiges Verfahren hat sich in mehreren Fällen bei weißem Wein von 1865, der bekanntlich die Neigung zum Zäh- und Trübwerden in sehr unerwünschtem Grade zeigt, bewährt. (Württembergisches Gewerbeblatt.) Ueber Mac Dougall's desinficirendes Pulver für Pferdeställe etc. Im Jahrgang 1865 des polytechn. Journals, Bd. CLXXV S. 400, wurde über dieses in England vielfach angewendete desinficirende Pulver berichtet. Hr. Dr. Neßler theit über dasselbe in der badischen Gewerbezeitung, 1867 Nr. 3, Folgendes mit: Das Pulver enthält nach der Analyse in 100 Theilen: schwefelsauren Kalk 3,8 Proc., schwefligsauren Kalk 14,5, kohlensauren Kalk 22,8, kohlensaure Magnesia 10,2, Aetzkalk 14,2, Magnesia 14,6, Sand 7,0, Wasser und flüchtige organische Stoffe 12,8, Phenylsäure: Spuren. Nach der Zusammensetzung und nach dem Geruch ist dieses Pulver nichts Anderes als Gaskalk, der aber für solchen sehr theuer verkauft wird. Die Tonne (2276 Zollpfund) kostet 120 Gulden. Es läßt sich annehmen, daß das Pulver dadurch desinficirend wirkt, daß schwefligsaurer und ätzender Kalk, sowie die Phenylsäure die Fäulniß verzögern, und anderseits schon vorhandene riechende Stoffe durch theerartige Theile gebunden werden. Schon gebildetes Ammoniak kann nicht zurückgehalten werden, weil eine große Menge Aetzkalk und Aetzmagnesia vorhanden ist. Solches Pulver, mit Salmiak gemischt, entwickelt Ammoniak. Gaskalk kann man jetzt in den meisten Gasfabriken nicht mehr erhalten, weil zum Reinigen des Gases nur selten noch reiner Kalk angewendet wird. Eine Mischung von Gyps, Torfabfall und Theer (in kleiner Menge) dürfte, besonders für Stallungen, in den meisten Fällen obigem Pulver vorzuziehen seyn.