Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 160
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Miscellen. Miscellen. Die Central-Telegraphenstation zu Paris. Einer Schilderung der Einrichtung des Central-Bureau's der Telegraphen in Paris von C. Boissay (in Les Mondes, t. XIII p. 112, Januar 1867) entnehmen wir Folgendes: Als Telegraphenbatterie wird die Kette von Marié-Davy in Anwendung gebracht; in der Batterie-Kammer zu ebener Erde sind diese Ketten in Gruppen aufgestellt, welche zusammen 6000 Elemente enthalten. Während vom Zinkpole einer jeden Gruppe ein Draht in die Erde geht, so gehen von dem Kohlenpole die Drähte, nachdem sie die Apparate passirt haben, zu den Linien; ein an jedem solchen Liniendrahte angebrachter Elfenbeinring bezeichnet den Weg, den er nimmt. Von diesen Drähten ist einer für Paris bestimmt, einer geht nach Marseille, ein anderer geht nach vier oder fünf Ländern in einer Länge von mehr als 1100 Kilometern. Von den Signalbureaux aus gehen nämlich die Drähte zur Draht- oder Ketten-Kammer; nachdem sie die Blitzableiter passirt haben, gehen sie in 4drähtige Kupferschnüre aus, die mit Gutta-percha umhüllt sind, mit welcher sie ihrerseits wieder in einem Kabel vereinigt sich befinden. Alle bloßgelegten Stellen sind mit Blei umhüllt; in den Katakomben sind die Kabel in langen Zinkbüchsen eingeschlossen und gehen sodann in unterirdische Leitungen aus, welche in gußeiserne Röhren gelegt sind; letztere lassen sich leicht öffnen, um allenfallsige Reparaturen vornehmen zu können. – Unter den 200 Apparaten, welche in der zweiten Etage des Bureau's functioniren, befinden sich 170 Morse'sche Schwarzschreiber nach dem Systeme der Brüder Digney, während die übrigen Linien den Typendruck-Telegraphen von Hughes benutzen. Ein besonderes Cabinet ist dem Copirtelegraphen von Caselli gewidmet, der gegenwärtig nur zwischen Paris und Lyon correspondirt, aber bald auch die Correspondenz mit Bordeaux, Marseille, Ronen, Havre und Lille vermitteln soll. Neben dem Caselli'schen Pantelegraphen ist übrigens für die Linie von Paris nach Lyon auch ein Morse'scher Apparat aufgestellt, der zum Theile dabei benutzt wird. Ergebniß der auf der preußischen Ostbahn mit den selbstthätigen Schmierapparaten von Keßler gemachten Versuche. Hinsichtlich der mit den Keßler'schen Schmierapparaten für Kolben und Schieber (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 340) erzielten Resultate lasse ich nachstehend eine Zusammenstellung der von den mit diesen Apparaten versehenen Locomotiven verbrauchten Oelquanta, sowie derselben Angaben für eine Locomotive ohne jene Schmiervorrichtungen folgen. 1) Die mit den Keßler'schen Apparaten versehene Locomotive verbrauchte pro zurückgelegte Locomotivmeile: im Monat Juli 1866 1,587 Loth Oel, August 0,970 September 0,635 October 0,585 November 0,483 December 0,469 Januar 1867 0,468 2) Die Concurrenz-Maschine ohne diese Apparate verbrauchte pro zurückgelegte Locomotivmeile: im Monat Juli 1866 2,119 Loth Oel, August 2,483 September 2,456 October 2,180 November 2,342 December 2,179 Januar 1867 2,647 Der größere Oelverbrauch der Maschine ad 1 in den Monaten Juli und August v. J. gegen die nachfolgenden Monate findet seine Begründung in einigen, jetzt vermiedenen Mängeln der zuerst beschafften Patent-Schmierapparate, und andererseits auch darin, daß die Führer nur nach längerem Gebrauch der Apparate die Stärke der einzulegenden Dochte bestimmen konnten. Die erwähnten Mängel bestanden in einer zu schwachen Spiralfeder, wodurch die Ventile nicht dicht geschlossen wurden, und in der Anwendung baumwollener Dochte, deren Fäden in den Ventilsitz bei der Dampfabsperrung hineingezogen wurden und ebenfalls das Ventil undicht machten. Der Zustand der Schieberflächen sowie der Kolbenringe ist bei Maschinen mit diesen Apparaten ein ungleich besserer wie bei anderen Maschinen, wodurch Reparaturen und Nacharbeiten dieser Theile viel seltener werden wie bisher. Um für die Abnutzungen der Kolbenringe und Schieber einen Vergleich zu erhalten, wurden bei beiden Maschinen ad 1 und 2 vor deren Inbetriebstellung mit den verschiedenen Schmierapparaten Kolbenringe und Schieber gewogen, und dasselbe in gewissen Zeiträumen wiederholt. Die erhaltenen Resultate sind folgende: 1) Die mit den Keßler'schen Apparaten versehene Maschine: Wägung am 5. October v. J. Kolbenringe rechts 31 Pfd. – links 33 Pfd. 10 Loth. Schieber rechts 34 Pfd. 17 Loth – links 35 Pfd. 12 Loth. Wägung am 3. November v. J. Kolbenringe rechts 30 Pfd. 8 Loth – links 32 Pfd. 25 Loth. Schieber rechts 34 Pfd. 17 Loth – links 35 Pfd. 12 Loth. Verlust: Kolbenringe rechts 22 Loth – links 15 Loth. Schieber rechts 0 – links 0. 2) Die Concurrenz-Maschine ohne diese Apparate: Wägung am 5. October v. J. Kolbenringe rechts 34 Pfd. – links 31 Pfd. 15 Loth. Schieber rechts 36 Pfd. 8 Loth – links 37 Pfd. Wägung am 3. November v. J. Kolbenringe rechts 32 Pfd. 15 Loth – links 30 Pfd. 10 Loth. Schieber rechts 36 Pfd. 6 1/2 Loth – links 37 Pfd. Verlust: Kolbenringe rechts 45 Loth – links 35 Loth. Schieber rechts 1 1/2 Loth – links 0. An der Maschine ad 1 sind seit der Wägung am 3. November 1866 keinerlei Reparaturen an Kolbenringen und Schiebern vorgekommen, und es zeigte sich, da diese Maschine behufs Kesselprüfung am 3. Februar zur Werkstatt genommen wurde, daß Kolbenringe und Schieber vollständig glatt und noch fettig waren. Dagegen mußten an der Concurrenz-Maschine ad 2 nicht allein schon am 13. December 1866 die Kolbenringe nachgespannt und die Schieber ausgegossen werden, sondern am 8. Januar 1867 die Kolbenringe wegen Abnutzung abermals nachgespannt werden. Hinsichtlich sämmtlicher Neubeschaffungen an Locomotiven für die preußische Ostbahn sind die resp. Fabrikanten angewiesen, für Kolben und Schieber nur selbstthätige Keßler'sche Schmierapparate (bezogen von den HHrn. Wirth und Comp. in Frankfurt a. M.) zur Anwendung zu bringen. Bromberg, den 9. März 1867. Der stellvertretende Ober-Maschinenmeister. Gräf.                       Amerikanisches combinirtes Werkzeug für den Hausgebrauch. Textabbildung Bd. 184, S. 162 Das nebenstehend abgebildete Werkzeug ist eine Combination von Hammer, Zange, Nagelzieher und Haken, und kann bei verschiedenen Arbeiten in und außer dem Haufe die nutzbringendste Verwendung finden. Die Zange A dient zum Ausziehen von Nägeln, zum Heben der Deckel von Kochtöpfen etc. Der Hammer B eignet sich zum Einschlagen von Stiften, und die Haken C dienen zum Heben von Töpfen, Kesseln und anderen Hausgeräthen. Das Werkzeug besteht aus Eisen und Stahl, die Handhabe desselben aus Holz. Dasselbe wurde für Gebrüder J. C. Longshore in Mansfield, Ohio, patentirt. (Mechanics' Magazine, Februar 1867, S. 69.) Neue patentirte Cylinder-Tuch-Rähm- und Trockenmaschine, gebaut von Carl Körner in Görlitz. Bisher gehörte das Rahmen und Trocknen der Tuche in Rähmhäusern zu den zeitraubendsten, ungesundesten und kostspieligsten Manipulationen in der Tuchfabrication und man darf daher mit Freuden eine Erfindung begrüßen, welche diese Uebelstände in so vollkommenem Maaße beseitigt, wie dieß durch die in der Maschinenfabrik von Hrn. Carl Körner gebaute und ihm patentirte Cylinder-Tuch-Rähm- und Trockenmaschine geschehen ist. Um das aus dem Tuche mittelst Wärme zu verdampfende Wasser auf ein Minimum zu beschränken, läßt Hr. Körner das Tuch von der Rauhmaschine herab zunächst auf eine Ausschleudermaschine bringen. Beim Aufwickeln auf die Trommel dieser Maschine passirt das Tuch eine Bürste, die bei der jetzt noch vorhandenen großen Nässe den Strich des Tuches bedeutend befestigt. Beim Verlassen der Ausschleudermaschine wird das Tuch auf eine hölzerne Trommel gewickelt und berührt hierbei eine Maaßwelle, an deren Zählscheibe man die Länge des Tuches abliest, um die Langstreckung auf der Rähmmaschine darnach zu bestimmen. Die Rolle mit dem Tuche wird nun an die Rähmmaschine gelegt und nachdem diese auf die gewünschte Breite gestellt ist, werden die Leisten des Tuches von zwei Knaben auf zwei Ketten ohne Ende einclavirt, um zunächst lang gespannt, dann breit gereckt und so getrocknet zu werden. Während der Trocknung kann man in jedem Moment das Tuch genau beobachten und überall, wo es nöthig erscheint, schnell und leicht schlechte Leisten oder schwache Stellen während des Ganges besetzen. Durch eine zweckmäßige Form der Kette werden auch die Leisten nicht bloß durch Stifte, wie bisher bei allen bekannten Ketten, sondern besonders durch die Reibung auf einer vorspringenden Kante gehalten, wodurch es möglich ist, auf dieser Cylinder-Maschine selbst die allerschlechtesten Tuche ohne Schwierigkeit zu rähmen. Die Arbeiter befinden sich in einem von den Trockenkammern getrennten und vollständig kühlen Raum, so daß sie von der Hitze in keiner Weise und unter keinen Umständen belästigt werden. Der Dampfverbrauch der Maschine ist in Folge der zweckmäßigen, durchaus neuen Anordnung der Trockenkammern außerordentlich gering. Der Kraftbedarf der Maschine ist so unbedeutend, daß sie von einem Menschen bequem betrieben werden kann. Die Leistungsfähigkeit der Maschine kann je nach ihrer Größe beliebig gesteigert werden. Die bei den Herren Gevers und Schmidt in Görlitz aufgestellte Maschine hat einen Trockencylinder von circa 12 Fuß Durchmesser und werden auf demselben stündlich circa 105 berl. Ellen Dicktuchwaare fertig. Die Tuche gewinnen durch die Behandlung auf der Rähmmaschine in so hohem Grade, daß auch die in Rähmhäusern schon fertig gerähmten Stücke noch schnell durch die Maschine gelassen werden, um sie den auf der Maschine fertig gerahmten Stucken an Gute nicht nachstehen zu lassen. Sind beim Anschlagen der Tuche an gewöhnlichen Nähmen irgend welche Versehen in Betreff der Breite öder Länge der Waare vorgekommen, so können diese Fehler auf der Rähmmaschine innerhalb weniger Minuten corrigirt werden. Der Kohlenverbrauch der europäischen Bahnen. Die sämmtlichen europäischen Bahnen zu circa 40,000 englischen Meilen Längenerstreckung gemessen, consumiren per Tag 13,000 Tonnen, wovon auf Frankreich 2600 Tonnen entfallen. (Engineer, 13. April 1866.) Ueber Neumeyer's Schieß- und Sprengpulver. Seit etwa einem Jahre haben deutsche und ausländische Zeitungen vielfach Berichte über Versuche mit einem von G. A. Neumeyer in Taucha bei Leipzig erfundenen Schieß- und Sprengpulver gebracht, welches die merkwürdigen werthvollen Eigenschaften in sich vereinigen soll, bei Zutritt von Luft zwar zu verbrennen, aber nicht zu explodiren, dagegen in geschlossenem Raum mit gleicher, ja noch stärkerer Wirkung wie gewöhnliches Pulver zu explodiren, weniger Rückstand und weniger Rauch zu geben als letzteres und endlich billiger zu seyn.Man s. über Neumeyer's Pulver polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 248 und 345. Dieses Pulver besteht nach dem englischen Patent aus 75 Th. Salpeter, 18 3/4 Th. Kohle und 6 1/4 Th. Schwefel, ist also im Vergleich mit dem gewöhnlichen Pulver ärmer an Schwefel und reicher an Kohle. Wir wollen es dahin gestellt seyn lassen, ob seine eigenthümlichen Eigenschaften allein durch die Zusammensetzung bedingt sind, soviel scheint aber nach den vielfachen Versuchen competenter Persönlichkeiten, an deren Unparteilichkeit zu zweifeln wir keine Ursache haben, außer Zweifel zu stehen, daß N.'s Pulver die werthvolle Eigenschaft, nur unter Druck zu explodiren, wirklich besitzt, also in Transport und Handhabung ungefährlich ist. Ob die Praxis vielleicht andere Uebelstände ergeben wird, wie sich namentlich die Kosten im laufenden Betrieb stellen werden, und ob das neue Pulver in Bezug auf Sprengwirkung wirklich dem gewöhnlichen gleich kommen wird, bleibt freilich abzuwarten; wenn man bedenkt, wie viele als Epoche machend begrüßte und wirklich werthvolle Erfindungen in Folge von Uebelständen, die sich im Lauf der Zeit herausstellten, die gehegten Erwartungen täuschten, wird man diese Zweifel nicht als unberechtigt bezeichnen. Doch davon für jetzt absehend, halten wir es für gerechtfertigt, auf einen Artikel in einer geachteten technischen englischen Zeitschrift, dem Mechanics' Magazine kurz hinzuweisen, welche in der Nummer vom 18. Jan. d. J. N.'s Pulver gegen eine ungünstige Beurtheilung in der Pall Mall Gazette vertheidigte; letztere Zeitschrift hatte dieses Pulver bezeichnet als „eine sehr schwache, geringe Pulversorte, welche fast jedes theoretische und praktische Princip verletze, nach welchem die besten Pulversorten fabricirt werden, und als bewegende Kraft ohne allen Werth sey.“ Nach dem Mechanics' Magazine, sind dagegen Versuche im Großen mit N.'s Pulver in Granitbrüchen bei Leicester und Schieferbrüchen in Nordwales völlig befriedigend ausgefallen: die öffentlich im Krystallpalast angestellten, ziemlich unvollkommenen Versuche haben wenigstens die Nichtexplodirbarkeit des Pulvers an freier Luft unzweifelhaft bewiesen. Unter Druck entzündet sey N.'s Pulver bei gleichem Gewicht entschieden stärker als das gewöhnliche, und ebenso lasse es entschieden weniger Rückstand als dieses. Schließlich wird die Ansicht ausgesprochen, es habe dasselbe die besten Aussichten, das gewöhnliche Pulver zu verdrängen. (Deutsche Industriezeitung, 1867. Nr. 8.) Email für Ofenkacheln. Nach einer Mittheilung von P. Kretschmann in der Leipziger polytechnischen Gesellschaft verwendet Feilner in Berlin zu seinen Oefen, den „Berliner Kachelöfen,“ eine besondere Sorte Thon, die bei Velten, circa 8 Meilen von Berlin, gefunden wird. Es ist bis jetzt noch nicht gelungen, auf künstlichem Wege eine Masse herzustellen, welche dieselben Eigenschaften besitzt wie dieser Veltener Thon, der daher trotzdem, daß die Thonlager eine sehr weite Verbreitung haben, sehr hoch im Preise steht, und jetzt nach Hamburg, Hannover, Frankfurt a. M., Basel und Dresden geht. An letzterem Orte ist die Email-Oefenfabrik von Chr. Seidel durch ihre sehr saubere Waare, welche der Berliner gleichsteht, ja sie sogar durch Neuheit der Erfindung noch übertrifft, rühmlichst bekannt. Die von Feilner und später auch von drei anderen Fabrikanten angewendete Glasur besteht aus Email, d.h. Krystallglas, welches durch Zinnoxyd weiß gefärbt ist. Einige Substanzen, welche den schönen Spiegel bewirken, sind Fabrikgeheimniß. Die zur Herstellung dieser Email dienenden Materialien werden in der höchsten Weißglühhitze zusammengeschmolzen, dann pulverisirt und es wird nun auf besonderen Mühlen eine feine Milch aus diesem Pulver hergestellt. Mit dieser werden die schon einmal gebrannten und geschliffenen Kacheln überzogen und dann nochmals gebrannt. Jede Kachel hat bei ihrer Herstellung zweimal 40 bis 48 Stunden Weißglühhitze auszuhalten. Die Hauptvorzüge der Emailglasur bestehen darin, daß sie an Farbe und Glanz dem feinsten Porzellan gleichkommt, sich niemals abblättert und auch nie fleckig wird. Festigkeit des Glases. Während Versuche ergeben haben, daß Gußeisen einen siebenmal größeren Widerstand gegen Zerdrücken leistet als gegen Zerreißen, ist dieß Verhältniß beim Glase etwa wie 10 : 1. Die Zerdrückungsfestigkeit des Flintglases beträgt nämlich 23,483 Pfund per Quadratzoll engl., dagegen der Widerstand gegen Zerreißen 2286 Pfund. Die Zerreißungsfestigkeit ist beim Kronglase:  2553  Pfund  engl.  und beim Grünglase:  2890 Die Festigkeit des Glases kommt bei Ausführung von Glaseindeckungen häufig in Frage; während aber bei solchen die Erfahrung bald genügende Anhaltspunkte für die Wahl der Dimensionen gibt, vermehrt sich die Verwendung des Glases zu neuen Zwecken und sind die Zahlenangaben gerade für solche Fälle nützlich, bei welchen die Erfahrung noch keine Anhaltspunkte bietet. Auf hannoversches Maaß und Zollgewicht reducirt erhält man: Zerdrückungsfestigkeit des Flintglases 19,570  Pfund Zerreißungsfestigkeit des Flintglases 1905            „                  des Kronglases 2127            „                  des Grünglases 2390 Es ist auch die Beobachtung gemacht, daß der Bruchwiderstand horizontal belasteter Stäbe 1/28 desjenigen von gleichen Gußeisenstäben beträgt. (Engineer.) Ueber die Einwirkung des Kupferoxyd-Ammoniaks auf Pflanzenfaser, von W. Skey. Bringt man rohe oder bereits verarbeitete Baumwolle mit einer concentrirten Lösung von Kupferoxyd-Ammoniak in Berührung, so wird (wie bekanntlich Schweitzer schon i. J. 1857 nachgewiesen hat) ein bedeutender Antheil derselben aufgelöst und durch Kochen der Flüssigkeit, sowie durch Einwirkung der Luft, wenn sie derselben kurze Zeit hindurch ausgesetzt wird, oder durch den Zusatz eines Ueberschusses von Säure läßt sich ein flockig-gelatinöser Niederschlag abscheiden, welcher nach dem Trocknen das Ansehen von lufttrockenem Thonerdehydrat hat. In Wasser, Alkohol, Aether, Salpetersäure und Kali ist dieser Niederschlag unlöslich; er verbrennt sehr leicht und hinterläßt eine nur geringe Aschenmenge. Die Einwirkung des Kupferoxyd-Ammoniaks auf Pflanzenfaser ist noch auffallender, wenn man Filtrirpapier mit dieser Verbindung behandelt. Die Fasern des Papieres schwellen sehr beträchtlich auf und schließlich löst sich das ganze Papier zu einer schleimig-klebrigen Masse von Syrupsconsistenz auf, welche in kaltem Wasser vollständig löslich ist, indessen ganz unlöslich wird, wenn man sie mit demselben kocht, oder sie der Einwirkung der Luft aussetzt oder überschüssige Säure hinzufügt. Diese raschere und leichtere Löslichkeit der Pflanzenfaser (Cellulose) in Form von Papier in Kupferoxyd-Ammoniak rührt ohne Zweifel von der Veränderung her, welche sie im Laufe der verschiedenen Processe, denen sie bei der Umwandlung zu Papier unterworfen wurde, erlitten hat. Die Zusammensetzung dieser durch Einwirkung des Kupferoxyd-Ammoniaks auf Pflanzenfaser erzeugten Substanz hat Skey nicht ermittelt; jedoch ergibt sich aus ihren Eigenschaften eine bedeutende Aehnlichkeit mit Gummi. (Chemical News, vol. XV p. 1; Januar 1867.) Ueber die Krystallisation des Glycerins; von William Crookes. Von einem Londoner Hause wurde eine größere Quantität Glycerin in Fässern, die je 8 Centner enthielten, aus Deutschland bezogen. Als dasselbe in London ankam, war es in eine feste Krystallmasse verwandelt, die so hart war, daß zum Zerbrechen Hammer und Meißel erforderlich waren.Hr. Fabrikant Sarg in Wien hat nach einer brieflichen Mittheilung an Prof. Wöhler vom 26. Januar 1867 ebenfalls die Beobachtung gemacht, daß das Glycerin unter gewissen Umständen schon bei wenigen Graden unter Null erstarrt. Die Krystalle schmolzen bei + 20° C. sehr rasch zu einer vollständig klaren Flüssigkeit von 30° Baumé. Da dieses Glycerin, welches noch nicht chemisch rein war, länger als ein Jahr in einem eisernen Reservoir aufbewahrt worden war, glaubt Hr. Sarg, daß ein Gehalt an Eisen dem Glycerin die Fähigkeit ertheile, bei niedriger Temperatur zu erstarren.Dr. Fittig. Ein großer Block dieses festen Glycerins von mehreren Centnern Gewicht brauchte in einem ziemlich warmen Raume mehrere Tage, bevor er vollständig schmolz, und ein in die Masse eingetauchtes Thermometer zeigte constant die Temperatur von 7,2° Cels. In kleineren Quantitäten schmelzen die Krystalle rasch, wenn das Gefäß, in welchem sie enthalten sind, in warmes Wasser gesetzt wird. Das ursprüngliche Glycerin war hellbraun, die Krystalle dagegen waren fast weiß und die von ihnen abgegossene Flüssigkeit dunkelbraun. In größeren Quantitäten sieht das feste Glycerin wie eine Masse von Candiszucker aus. Die einzelnen Krystalle, wie es scheint Oktaeder, sind zuweilen so groß wie eine kleine Erbse, sie sind glänzend, stark lichtbrechend, sehr hart und knirschen zwischen den Zähnen. Von der Mutterlauge so viel wie möglich getrennt und dann geschmolzen, bilden die Krystalle eine klare und nahezu farblose Flüssigkeit, etwas dickflüssiger als gewöhnlich, welche alle physikalischen und chemischen Eigenschaften des reinen Glycerins besitzt. Sie war mit Wasser und Alkohol vollständig mischbar, enthielt weder Rohr- noch Traubenzucker (gewöhnliche Verfälschungen), kein Blei und nur Spuren von Chlor. Der Verfasser glaubt, daß sie chemisch reines, wasserfreies Glycerin war. Die geschmolzene Masse erstarrte bei – 18° C. nicht wieder. – Der Verfasser glaubt, daß die beständigen Vibrationen auf der Eisenbahnfahrt durch Deutschland in Verbindung mit der starken Kälte die Veranlassung zum Krystallisiren des Glycerins gewesen seyen, und verspricht Versuche anzustellen, bei welchen die Verhältnisse nachgeahmt werden. (Aus der Chemical News, durch die Zeitschrift für Chemie, 1867 S. 70.) Ueber den Einfluß der Temperatur auf den Gehalt des Wassers an organischen Stoffen. Ueber diesen Gegenstand bemerkt der ausgezeichnete Chemiker Dr. Frankland in einer gedruckt erschienenen Zeugenaussage, zu welcher er in einem kürzlich in Edinburgh verhandelten Processe des Herzogs von Buccleuch und Genossen gegen Alexander Cowan und Genossen veranlaßt worden war, das Nachstehende. „Wo ein Fluß aufgehalten und dadurch verlangsamt wird – z.B. an Stellen wo er durch ein Wehr gestauet ist – nimmt in manchen Fällen die Menge der in seinem Wasser enthaltenen organischen (und gleichzeitig der mineralischen) Stoffe sehr bedeutend zu; doch findet diese Erscheinung nur bei warmem Wetter statt und das Wasser muß eine Temperatur von 13° C. und darüber haben, wenn eine solche Wirkung erfolgen soll. Es tritt nämlich eine Fäulniß des Schlammes im Flußbette ein und die vorher in Wasser unlösliche Substanz desselben wird löslich.“ „Die zuverlässigste und empfindlichste Probe zur Nachweisung des in Wasser vor sich gehenden Fäulnißprocesses beruht auf dem relativen Verhältnisse des Sauerstoffes zum Stickstoffe in den im Wasser gelösten oder von ihm absorbirten Gasen. Das Flüßchen North-Esk lieferte im März und im Juni 1866, soweit es die Ländereien des Herzogs von Buccleuch zu Dalkeith Palace durchfließt, einen schlagenden Beweis für den Einfluß der Temperatur auf die Absorption von Sauerstoff durch die im Wasser enthaltenen organischen Substanzen (das Wasser nimmt nur dann einen wirklich fauligen, somit schädlich wirkenden Zustand an, wenn sein ganzer Gehalt an absorbirtem oder gelöstem Sauerstoff von der organischen Substanz verzehrt worden ist). Am 3. März hatte das Wasser des North-Est eine Temperatur von 3,3° C. und das Verhältniß des in den ausgelösten Gasen enthaltenen Sauerstoffes zum Stickstoff war = 1 : 2,02. Dieß ist das normale Verhältniß in Wasser, welches keine organischen Stoffe enthält. Am 21. Juni entwickelte der Fluß einen fauligen Geruch, die Temperatur seines Wassers betrug 15,5° C. und das Verhältniß des Sauerstoffes zum Stickstoff war = 1 : 25; folglich war der aufgelöste Sauerstoff bis auf eine Spur verzehrt worden, und das Wasser war in Fäulniß übergegangen. (Chemical News, t. XIV p. 275; December 1866). Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf die Gesundheit. Bei Gelegenheit der Besprechung einer Schrift von Rowell „über den Einfluß der Höhenlage des Bodens und der Gewässer auf die Gesundheit“ bringt der Builder vom 7. Juli 1866 folgende tabellarische Zusammenstellung der in Greenwich beobachteten jährlichen Regenmengen und der Sterblichkeitsrate von England und Wales für den Zeitraum von 1854 bis 1865: Jahr. RegenmengeZoll. Von 1000 Menschenstarben 1854 18,7 23,5 1855 21,1 22,6 1856 22,2     20,5 (?) 1857 21,4 21,8 1858 17,8 23,1 1859 25,9 22,4 1860 32,0 21,2 1861 20,8 21,6 1862 26,2 21,5 1863 20,0 23,1 1864 16,7 23,9 1865 29,0 23,4 Hiernach trifft die höchste Sterblichkeitsziffer von 23,9 mit dem kleinsten Regenfall in 1864 zusammen, während die kleinste Todeszahl mit 21,2 (20,5 im Jahre 1856 scheint demnach ein Druckfehler zu seyn) in das Jahr 1860 fällt, wo die Regenmenge 32 Zoll betrug. Einfache Bereitung des Jodäthyls und Jodmethyls. Dazu empfiehlt Wanklyn in London folgendes Verfahren. Man bringt möglichst wasserfreien Alkohol oder Holzgeist mit einer entsprechenden Menge Jodkalium in einen Destillationsapparat, leitet einen Strom von wasserfreiem Chlorwasserstoffgas hindurch und unterwirft nach einiger Zeit Alles der Destillation. Aus dem Destillate scheidet sich beim Verdünnen mit Wasser eine ölige Schicht von Jodäthyl oder Jodmethyl ab, die durch nochmalige Destillation gereinigt wird. Ueber die Farbstoffe roth und blau gewordener Speisen; von Dr. Ed. Otto Erdmann. Das Prodigium blutenden Brodes,“ welches bisher nur zweimal Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen geworden ist, hat sich gegen Ende des August 1866 von Neuem in Berlin gezeigt und dadurch Gelegenheit zu einem Einblick in die chemische Seite dieser und einer ihr verwandten Erscheinung gegeben. Im Jahre 1819, als dieses Phänomen zu Legnaro bei Padua eine große Aufregung im Volke hervorgerufen hatte, gelang es einer mit der Untersuchung desselben beauftragten Universitäts- und Regierungs-Commission, speciell dem späteren Medicinalrath bei der Provincial-Regierung zu Venedig, Hrn. Sette, diese Erscheinung als einen Vegetationsproceß zu erkennen, welchen er als den einer neuen Pilzart (Zaogalactina imetropha) deutete. 1848 zeigte jedoch Ehrenberg, daß die Erscheinung eine thierisch-belebte sey, deren „kleinstes Wesen“ er Monas prodigiosa nannte. Das dießjährige Auftreten hat mir Gelegenheit gegeben, den chemischen Charakter des Phänomens und den Zusammenhang zu entdecken, welcher zwischen dem Roth- und Blauwerden der Speisen besteht. Letztere häufiger auf Milch sich zeigende Farbenbildung ist 1841 von Fuchs und 1852 von Haubener untersucht worden. Die Resultate meiner Untersuchungen sind folgende: Der rothe und blaue Farbstoff der Speisen wird durch Vermittelung von Vibrionen erzeugt. Das Material, aus welchem sich beide Farbstoffe entwickeln, bilden die stickstoffhaltigen Substanzen sehr verschiedener Speisen, wie z.B. aller Arten gekochten oder gebratenen Fleisches, Roggen- und Weizenbrod, Eiweiß, Reis, Kartoffeln, Bohnen u.s.f. Durch ihre chemischen Reactionen unterscheiden sich die gebildeten Farbstoffe von allen bisher bekannten, mit Ausnahme der sogenannten Anilinfarben. Diesen sind sie in Bezug auf Schönheit der Lösungen, tingirende Kraft und durch ihr chemisches Verhalten so ähnlich, daß sich der Farbstoff blauer Speisen durch keine einzige Reaction von demjenigen Anilinblau unterscheidet, welches man nach Professor A. W. Hofmann's Untersuchungen als Triphenylrosanilin betrachten muß, während der Farbstoff rother Speisen alle Eigenschaften des Rosanilins zeigt, und nur in seinem Verhalten zu concentrirter Salzsäure abweicht, welche ihn nicht verschwinden läßt. Das Roth- und Blauwerden der Speisen ist mithin ein Fäulnißstadium der Proteinstoffe, in welchem eine durch Vibrionen vermittelte natürliche Bildung derjenigen Farbstoffe stattfindet, welche durch ihre Schönheit und Abstammung als unzweifelhafte Kinder der Wissenschaft in der Neuzeit so großes Interesse erregt haben. Die gebildeten Farbstoffe sind meiner Meinung nach Producte der Vibrionen in dem Sinne, wie Kohlensäure, Glycerin, Bernsteinsäure, Alkohol, Producte der Hefe in Jährenden Flüssigkeiten sind. Die bei der Bildung des rothen wie blauen Pigments thätigen Wesen scheinen ein und dieselben zu seyn, wenigstens habe ich nicht ein einziges Unterscheidungsmerkmal aufzufinden vermocht. Vielmehr glaube ich, daß sie zu derselben Gattung wie jene Vibrionen gehören, welche Pasteur als das Ferment der Buttersäuregährung bezeichnet und die man bei der Zersetzung vieler Substanzen organischen Ursprungs findet. Je nach dem Substrat und den einwirkenden Agentien mögen die Producte dieser Vibrionen andere werden, auch letztere selbst sich in einer Weise entwickeln, welche auf die zu bildenden Producte bestimmend einwirkt. Dieß sind die Resultate und die Vorstellungen, zu denen mich meine bisherigen Untersuchungen geführt haben, und welche ich durch fortgesetzte Versuche zu prüfen beabsichtige. (Monatsberichte der kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1866 S. 724.) Verfahren um alte Blutflecken aufzuweichen. Hierzu empfiehlt in der Zeitschrift für analytische Chemie, Helwig eine wässerige Lösung von Jodkalium im Verhältniß von 1 : 4, die in sehr kurzer Zeit eingetrocknetes Blut, und sey es noch so alt, vollständig, ohne Veränderung des Blutfarbstoffes löst, ohne krystallinische Niederschläge zu bilden, und welche das oft nur in sehr geringer Menge vorhandene Untersuchungsmaterial zur Bildung von Häminkrystallen nicht nur nicht verdirbt, sondern die Stelle des gewöhnlich zuzusetzenden Kochsalzes vollständig vertritt. Helwig bedient sich dieses Lösungsmittels ausschließlich seit lange und hat keine Ursache sich ein besseres zu wünschen.