Titel: | Tessié du Mothay und Maréchal's Verfahren zur Erzeugung photographischer Bilder auf Glas, Porzellan, Email etc. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXXVII., S. 301 |
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LXXXVII.
Tessié du
Mothay und Maréchal's Verfahren zur Erzeugung photographischer Bilder auf
Glas, Porzellan, Email etc.
Aus der Chemical News, vol. XV p. 235; Mai
1867.
Tessié du Mothay und Maréchal's Erzeugung von
Lichtbildern auf Porzellan etc.
Tessié du Mothay und Maréchal haben ein neues Verfahren erfunden, mittelst dessen sich
auf Glas von allen Sorten, auf Email, Lava, Porzellan, Steingut und Steinzeug etc.
photographische Bilder erzeugen lassen, von welchen sehr interessante Proben auf der
dießjährigen Pariser Ausstellung vorliegen. Dieses Verfahren umfaßt zehn
Operationen, welche wir hier ihrer Reihenfolge nach kurz angeben wollen.
1) Zunächst werden 4 Th. Kautschuk in 100 Th. Benzol aufgelöst und diese Lösung wird
mit 1 Th. Normal-Collodium versetzt. Mit diesem Gemisch wird der Gegenstand,
auf welchem das Bild eingebrannt werden soll, überzogen und der Ueberzug an der Luft
oder in einem Trockenofen etc. getrocknet, so daß eine vollkommen cohärente Haut
entsteht.
2) Nach dem vollständigen Trocknen dieses ersten Ueberzugs wird auf denselben ein
zweiter, aus Jodcollodium bestehender, aufgetragen, welcher sich mit dem ersten
vereinigt und dadurch eine Festigkeit erlangt, die einer gleich starken
Kautschukschicht an Widerstandsfähigkeit mindestens gleichkommt und in dieser
Hinsicht jeden Ueberzug von gewöhnlichem Collodium weit übertrifft.
3) Die so präparirte zweifache Decke wird nun in ein Bad von salpetersaurem
Silberoxyd getaucht und dann auf derselben entweder mittelst der Camera oder durch
Auflegen der zu reproducirenden Photographie ein Bild erzeugt. 4) Dieses latente
Bild wird mittelst eines der gebräuchlichen Mittel entwickelt und 5) durch die
successive Anwendung zweier Bäder, deren erstes die Lösung eines Jodcyanids und
deren zweites die Lösung eines Alkalicyanids enthält, fixirt.
6) Das fixirte Bild wird auf einige Augenblicke in eine Lösung von schwefelsaurem
Eisenoxydul, von Pyrogallussäure oder von irgend einer anderen das Silbersalz
reducirenden Substanz gebracht.
7) Das Bild wird durch Pyrogallussäure, Gallussäure, Ameisensäure oder schwefelsaures
Eisenoxydul, versetzt mit einer sauren Lösung von salpetersaurem Silberoxyd,
verstärkt. Zu diesem Zwecke ist eine vier- bis sechsmalige Behandlung mit dem
Verstärkungsmittel erforderlich, wenn das Bild im reflectirten Lichte sichtbar
werden soll; dieselbe Behandlung muß dagegen zwölf- bis fünfzehnmal wiederholt
werden, wenn die Photographie zum Einbrennen auf durchsichtige Substanzen bestimmt
ist. Bei dieser Operation werden die Bilder drei- bis viermal abwechselnd in
Bädern aus Jodcyaniden und Alkalicyaniden, und unmittelbar darauf in Bädern aus
schwefelsaurem Eisenoxydul, Pyrogallussäure oder anderen, auf die Silbersalze
reducirend wirkenden Körpern gewaschen. In Folge dieser successiven Behandlung mit
Jodcyaniden und Cyanalkalien wird das durch jedes Verstärkungsbad auf die ganze
Fläche niedergeschlagene, nicht adhärirende Silber vollständig aufgelöst, ohne daß
das ursprüngliche Bild eine Beschädigung erleidet, da dasselbe allein verstärkt
wird. Indem das Waschen mit den Reductionsmitteln die metallische Fläche neutral
macht, wird die darauf folgende Wirkung der Verstärkungsbäder bedeutend begünstigt
und erhöht.
8) Nachdem das photographische Bild entwickelt, fixirt und verstärkt worden, wird es
mehrere Stunden lang entweder in ein Bad von Platinchlorid oder salpetersaurem
Platinoxyd, oder in alternirende Bäder von Goldchlorid und salpetersaurem
Platinoxyd, oder wiederum in Bäder von Goldchlorid eingetaucht. Während dieser
Operation wird das Silber des Bildes theilweise, und zwar der Beschaffenheit der
letzterwähnten Bäder entsprechend, entweder durch Platin, oder durch ein Gemenge von
Gold und Platin, oder durch Gold allein, ersetzt. Mit der Anwendung dieser
verschiedenen Bäder wird bezweckt, die Farbe und die Beschaffenheit der
Silberschichte des Bildes beim Einbrennen zu modificiren. Sollen durch das
Einbrennen in der Muffel und durch die Reactionen der kieselsäure- und
borsäurehaltigen Flüsse Bilder von einem grünlichschwarzen Tone erhalten werden, so
bringt man sie vorher in ein Bad aus salpetersaurem Platinoxyd oder Chlorplatin;
wird dagegen eine tief schwarze Färbung verlangt, so werden sie erst in ein Bad aus
Goldchlorid und dann in ein solches aus salpetersaurem Platinoxyd getaucht. Zur
Erzeugung von vergoldeten Bildern werden sie in ein ausschließlich aus Goldsalzen
bestehendes Bad getaucht.
9) Sobald das Bild aus dem Platin- oder Goldbade kommt, wird es in einer
Lösung von Cyanalkali oder in concentrirtem Ammoniak gewaschen und darauf mit einem
dicken Kautschuk- oder Gutta-percha-Firnisse überzogen und in
die Muffel gebracht, wo die organischen Substanzen zerstört werden, so daß nur das
Metall zurückbleibt.
10) Schließlich wird das auf diese Weise vom Collodium und den anderen organischen
Körpern befreite Bild mit einer Kieselsäure- oder Borsäureglasur überzogen
und bei Orangerothgluth eingebrannt.