Titel: Die calorische Hochdruckmaschine von Richard Unger.
Autor: G. Delabar
Fundstelle: Band 186, Jahrgang 1867, Nr. II., S. 3
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II. Die calorische Hochdruckmaschine von Richard Unger. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Unger's calorische Hochdruckmaschine. Zu den vielen Constructionen, welche die calorische Maschine seit Ericsson erfahren hat, wurde von Richard Unger in der neuesten Zeit eine weitere hinzugefügt, die alle Aufmerksamkeit verdient. Nach der Beschreibung, welche darüber im „Civilingenieur“ vom laufenden Jahrgang (Bd. XIII S. 43) veröffentlicht worden ist, soll diese calorische Hochdruckmaschine im Stande seyn, unter Vermeidung einer zu großen Volumensvermehrung die bisher der allgemeinen Einführung im Wege stehenden Schwierigkeiten zu beseitigen, welche bekanntlich namentlich aus der hohen Temperatur ihrer Betriebsluft hervorgehen. Zu diesem Behufe werden Steinkohlen in einem nach Außen hin völlig luftdicht verschlossenen Ofen durch Zuführen der zur Verbrennung nöthigen Luft, welche durch eine von der Maschine getriebene Druckpumpe mit Druck- und Saugventilen zugeleitet wird, unter einem Druck von 5 Atmosphären Ueberdruck verbrannt. Den Verbrennungsgasen wird bei ihrem Austritt aus dem Ofen ein von derselben Druckpumpe geliefertes Luftquantum von etwa 30°C. Temperatur zugeführt und hierdurch ein Gasgemisch von 250 bis 300°C. erzielt, welches alsdann die Betriebsluft bildet. Dieses wirkt in einem Cylinder auf einen Kolben, welcher seine Bewegung vermittelst des gewöhnlichen Kurbelmechanismus auf die Schwungradwelle überträgt. Die Betriebswelle betreibt außer der Ventilsteuerung die oben erwähnte Luftpumpe sowie eine kleine Kaltwasserpumpe, deren Wasser dient um die Luft in der Luftpumpe während der Compression abzukühlen, und auf dieser letzteren Einrichtung beruhe vorzüglich der von der Maschine zu erwartende günstige Erfolg. Denn gerade dadurch, daß während der Zusammendrückung der Luft kaltes Wasser in feinen Strahlen in den Compressionscylinder eingespritzt werde, sey es möglich, die Luft auf einer niedrigen Temperatur von etwa 30°C. zu erhalten, welche sich nachher, indem sie sich mit den Verbrennungsgasen mische, auf 250 bis 300°C. erwärme, dadurch eine beträchtliche Volumensvermehrung erleide und in Folge dessen eine entsprechende mechanische Arbeit auf den Betriebskolben ausübe. Die in Fig. 5 im Durchschnitt skizzirte Maschinenanlage besteht der Hauptsache nach aus zwei getrennten Theilen, aus dem Ofen und der eigentlichen Maschine. Diese ist nach Art einer verticalen Gebläsemaschine doppelt-wirkend und selbst wieder aus dem Arbeitscylinder a mit dem Plungerkolben g, der Compressionspumpe b mit dem Kolben k, den Stangen h, i und der Treibwelle c mit dem Schwungrad c' zusammengesetzt. Der Ofen dagegen besteht aus dem gußeisernen Cylinder m, m mit den beiden Hauben z, z und z', z' und dem davon eingeschlossenen eigentlichen Feuerraum n, n mit dem Rauchschacht l und dem Füllcylinder p. Der aus feuerfesten gebrannten Steinen gemauerte Feuerraum n, n bildet ebenfalls einen hohlen Cylinder mit abgerundetem Boden, der ringsum von einem Blechmantel zusammengehalten wird. Die Kohlenzuführung geschieht durch den in der oberen Haube z, z eingesetzten Füllungscylinder p, von wo die Kohlen in den den Rauchschacht l umgebenden Feuerraum f, f zur Verbrennung gelangen. Die Verbindung des Ofens mit der Maschine geschieht einerseits durch die von der Compressionspumpe kommenden Röhren e und e', andererseits durch das vom Ofen kommende Rohr d', dessen Ausläufer d die Betriebsluft nach dem Ventilkasten des Arbeitscylinders führen. Zwischen den Ofen und die Compressionspumpe ist überdieß der Windkessel u eingeschaltet, von welchem aus sich außer den Röhren e und e', auch noch die kleinen Röhren s und t abzweigen, welche die zur Unterhaltung der Verbrennung nöthige Luft liefern und zwar durch s die nöthige Luft für den Rauchschacht l und durch t die Luft direct in den eigentlichen Feuerraum f, f. Die sich bei der Verbrennung entwickelnden Gase strömen in den Rauchschacht l durch die in demselben angebrachten Oeffnungen f', f', gehen darin zunächst abwärts und gelangen dann in drei radiale Canäle v, v, wo sich mit ihnen die von der Röhre e' herkommende comprimirte Luft vereinigt. Zu dieser Communication und Circulation ist der hohle Raum zwischen dem eigentlichen Feuerherd und dem ihn nach Außen umgebenden Gehäuse durch einen Blechcylinder w in zwei ringförmige Räume geschieden, von denen der äußere nach oben, der innere nach unten geschlossen ist. In Folge dieser Anordnung muß daher die durch das Rohr e' in den äußeren Raum eintretende Luft ihren Weg nach unten nehmen und durch die Oeffnungen o in die radialen Canäle v, v eintreten, welche ihrerseits das Gemisch von Luft und Verbrennungsgasen in dem inneren, vom Mantel w umschlossenen hohlen Raum aufwärts nach der Haube z, z leiten, von wo es durch das Rohr d' und die Ausläufer d als Betriebsluft nach dem Betriebscylinder gelangt, daselbst dem Kolben seine mechanische Arbeit abgibt und nachher durch die Abflußröhre in den Schornstein entweicht. Wir bedauern in die Details dieser im Ganzen sehr gut ausgedachten Construction hier nicht weiter eingehen zu können. Ebenso können wir unserer Quelle nicht weiter in die theoretische Auseindersetzung bezüglich des muthmaßlichen Kohlenverbrauches folgen. Bemerken wollen wir aber noch, daß das Resultat derselben, wornach die projectirte Maschine per Stunde und Pferdekraft bloß 0,844 Kil. Steinkohlen verbrauchen würde, für die neue Maschinenanordnung allerdings sehr günstig wäre. Die weitere Beurtheilung müssen wir uns auf später vorbehalten, wenn die Maschine praktisch ausgeführt seyn wird und uns nähere Daten über die wirkliche Leistungsfähigkeit derselben zu Gebote stehen. G. Delabar.

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Tafel Tab. I
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