Titel: | Korn's Relief-Copirmaschine zum Schneiden von Münz- und Medaillen-Stempeln. |
Autor: | Diefenbach |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XLIV., S. 196 |
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XLIV.
Korn's Relief-Copirmaschine zum Schneiden von Münz- und
Medaillen-Stempeln.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Korn's Relief-Copirmaschine zum Schneiden von
Stempeln.
Mit der im Folgenden beschriebenen, von Hrn. Münzmeister Korn in Wiesbaden construirten Relief-Copirmaschine können Stempel
in Stahl sowohl als in anderen Metallen nach einem gußeisernen Reliefmodelle in
beliebig verjüngtem Maaßstabe so geschnitten werden, daß dieselben nur noch
unbedeutende Nacharbeit von der Hand des Graveurs erfordern.
Die Maschine ist mit so großen Aufspannscheiben versehen, daß man die Medaillen oder
Stempel von einem Modell von 20 Centimeter Durchmesser copiren kann. Dadurch ist der
Modelleur in Stand gesetzt, sein Modell für Vereinsthaler z.B. etwa 6 mal so groß zu
machen als es für den Stempel nöthig ist, was ihm natürlich die Anfertigung ungemein
erleichtert und das Modell sehr schont.
In der beigegebenen Zeichnung, Fig. 1–4, sind die
gleichen Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
Um die Wirkungsweise der Maschine zu erläutern, soll die Anfertigung eines
Münzstempels nach einem vom Wachsmodell abgeformten gußeisernen Modelle beschrieben
werden.
Das Modell wird auf die Aufspannscheibe A befestigt und
centrirt; hierauf wird der Stempel auf der Scheibe B
centrirt; dann die Hülse E so am Uebersetzungshebel C, D (Fig. 1) verschoben, daß
ED/EC das
gewünschte Vergrößerungs- oder Verkleinerungs-Verhältniß repräsentirt.
Wäre z.B. eine 6fache Verkleinerung gewünscht, so würde ED = 1/6 CE gemacht.
Hat man die Vergrößerung oder Verkleinerung in horizontaler Richtung bestimmt, so
kann man dieß nun auch noch in verticaler Richtung thun mittelst der verstellbaren
Schraube M am Winkelhebel L
(Fig. 2
und 4).
Wenn der Stempel z.B. ein gleich großes Relief erhalten soll wie das Modell, so muß
die Schraube M mit ihrem Träger so lange in horizontaler
Richtung verschoben werden bis einer gegebenen Erhebung von G eine Erhebung von F entspricht, die zur
ersteren im gleichen Verhältniß steht wie der Durchmesser des Modelles.
Nachdem die Uebersetzungsverhältnisse geregelt sind, hat man nun bloß noch durch
Verschiebung der Schlitten J und H, und durch Verstellen der Stellschrauben am Support N den Punkt
F so zu stellen, daß der Stichel den Stahlstempel
ganz wenig angreift, wenn der Stift G auf dem höchsten
Punkte des Modelles steht, und überdieß hat man sich aufs Genaueste zu überzeugen,
daß der Stichel F im Centrum des Stempels steht, wenn
der Stift G im Centrum des Modelles ist. Nöthigenfalls
wird man die Verbindungsstangen A, C und D, R (Fig. 1) mittelst der daran
angebrachten Muttern verlängern oder verkürzen, bis der Stift G und der Stichel F die genaue centrale Lage
haben.
Die bisher beschriebenen Stellungen der Maschine erfordern große Aufmerksamkeit; sind
sie aber einmal gemacht, so braucht man nur mittelst der Kurbel O den Stift an den Umfang des Modelles zu bringen und
dann an der großen Kurbel eine bestimmte Zeit umzutreiben, bis man auf dem Centrum
angekommen ist und die Copie vollendet hat.
Es ist hier noch zu bemerken, daß sich Copien auf Stahl in den allermeisten Fällen
nicht mit einem einzigen Schnitte fertig machen lassen, sondern deren vier bis fünf
oder nach der Tiefe und dem Durchmesser der Medaille noch mehr erheischen. Es ist
von sehr großem Werthe, daß man von einem ziemlich erhabenen Modelle sowohl ein ganz
flaches, als auch ein sehr erhabenes Bild copiren kann; denn man wird, wenn man die
Medaille oder den Stempel auf vier Schnitte fertig machen will, beim ersten Schnitte
die Maschine so stellen, daß die Medaille bloß 1/4 so erhaben erscheint, wie das
Modell oder wie die schließlich gewünschte Erhabenheit der Medaille (falls dieselbe
eine andere seyn soll als die des Modelles); beim zweiten Schnitt wird man die
Medaille auf die halbe Tiefe, beim dritten auf 3/4 derselben und beim vierten auf
die volle Tiefe schneiden.
Die Wirkungsweise der Maschine während des regelmäßigen Ganges ist nun die folgende:
Wenn die Kurbel P umgedreht wird, so werden durch ein
Paar Schnurräder auch die Welle Q und die darauf
sitzenden Schrauben in Umdrehung versetzt, was an den mit den Schrauben in
Verbindung stehenden und als Schraubenräder verzahnten Aufspannscheiben. A und B ganz gleiche
Umfangsgeschwindigkeit hervorbringt. Medaille und Modell drehen sich also auch mit
gleicher Winkelgeschwindigkeit.
Durch die Drehung der Kurbel P wird auch mittelst eines
Schraubenrades, einer Querwelle und einiger Schnurscheiben die Schraube B (Fig. 4) in Drehung
versetzt und dadurch der Support N und der Stift G allmählich vom Umfang der Medaille nach dem Centrum
bewegt. Der Support N steht durch die Verbindungsstange
A, C mit dem Hebel C, D
und durch die Stange D, B mit dem Support S in Verbindung, der den Stichel F trägt; es müssen deßhalb G
und F immer gleich große Wege (in Theilen der Halbmesser
von Modell oder Medaille) gegen den Mittelpunkt hin machen.
Am Support S ist eine Feder T
(Fig. 4)
angebracht, welche den Stichel F stark auf die Medaille
drückt; dadurch wird auch die Schraube M auf den
Winkelhebel L gedrückt, welcher mittelst einer
Schubstange auf den Winkelhebel K wirkt, der dann auch
den Stift G auf das Modell fest andrückt. Bei der
Umdrehung des Modelles wird also der Stift in alle Vertiefungen eingedrückt werden,
und ebenso wird sich auch der Stichel in die Medaille eindrücken und bei der
Bewegung der Medaille wegschneiden, was über seiner Spitze steht.
Die oben beschriebene Vorrichtung zum Drehen der Scheiben und zur radialen
Verschiebung des Stichels und des Stiftes dient dazu, alle Punkte des Modelles im
Grundriß nach Polarcoordinaten und nach einem beliebigen Maaßstabe auf der Medaille
aufzutragen, während eine Hebelverbindung für jeden Punkt des Grundrisses die
entsprechende Höhe auch wieder in einem beliebig zu ändernden Maaßstabe angibt.
Es ist klar, daß die Herstellung einer Medaille von gleicher Größe und Erhabenheit
wie das Modell, bei Anwendung eines Schnittes nur dann möglich ist, wenn die
Medaille aus einem viel weicheren Material besteht als das Modell; denn der Druck
auf den Stift ist in diesem Falle genau ebenso groß wie der Druck auf den Stichel,
und wenn der eine angreifen kann, so ist der andere auch im Stande das Modell auf
einmal zu ruiniren. Man wird deßhalb aus Rücksicht für das Modell die absolute
abzuschneidende Tiefe zu einem möglichst kleinen Theil der Modelltiefe machen, was
für ein möglichst großes Modell spricht, wenn geometrisch ähnliche Bilder gemacht
werden sollen und man die Zahl der Schnitte möglichst gering halten will. Ist aber
zugleich eine Verkleinerung der Erhabenheit erlaubt (wie bei Münzen), so wird man
das Modell ziemlich erhaben machen lassen, namentlich in Fällen, wo es für
fünf- oder sechserlei Münzen benutzt werden soll, also viel auszuhalten
hat.
Eine von Hrn. Münzmeister Korn in Wiesbaden angefertigte
Maschine ist im Besitze der kgl. württembergischen Centralstelle für Gewerbe und
Handel. Zur Zeit wurde sie dem Graveur Schiller in
Stuttgart zur Benutzung übergeben, welcher Aufträge zur Herstellung solcher Stempel
gegen angemessene Entschädigung schnellstens zu effectuiren im Stande ist.
Diefenbach.