Titel: | Ueber die chemische Zusammensetzung verschiedener, in den Hafen von Bordeaux seit zwölf Jahren eingeführten Guanosorten; von A. Baudrimont. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. CI., S. 429 |
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CI.
Ueber die chemische Zusammensetzung
verschiedener, in den Hafen von Bordeaux seit zwölf Jahren eingeführten Guanosorten; von
A.
Baudrimont.
Aus den Comptes rendus, t. LXV p. 420; September
1867.
Baudrimont, über die chemische Zusammensetzung verschiedener
Guanosorten.
Die demnächstige Erschöpfung der Guanolagerstätten auf den Chincha-Inseln,
deren Producte unter der Bezeichnung „peruanischer Guano“
bekannt sind, hat zu den sorgfältigsten Nachforschungen nach anderen Ablagerungen
dieses werthvollen Düngmaterials Veranlassung gegeben.
Die wichtigsten unter den von mir untersuchten Guanosorten stammen aus Patagonien,
aus Kalifornien, von den Baker- und Jervisinseln, von der Coralleninsel und
aus Bolivia. Es kommen auch noch andere Sorten in den Handel, so aus Sardinien, von
Tenes (Afrika) etc., ich übergehe dieselben aber, da sie einen anderen Ursprung
haben.
Sämmtliche von mir untersuchte Guanosorten haben eine mehr oder weniger dunkle,
röthlichgelbe Farbe; die Färbung des Guano's von den Bakers- und Jervisinseln
ist sehr hell; der Guano aus Bolivia dagegen ist dunkelbraun, von warmem, beinahe
goldigem Tone. Keine dieser Guanosorten besitzt einen deutlich wahrnehmbaren Geruch.
Unter den physikalischen Eigenschaften verdient besonders das Gewicht von einem Deciliter des betreffenden Guano's Beachtung. Dieses
Gewicht gewährt den Vortheil, daß sich aus demselben in den meisten Fällen sofort
erkennen läßt, ob ein Guano verfälscht ist. Wenn man bei dieser Ziffer das
Decimalzeichen um zwei Stellen nach links rückt, so erhält man (für die Praxis
genügend) das spec. Gewicht des betreffenden Guano's. Wiegt z.B. ein Deciliter von
peruanischem Guano 70 Grm., so ist die Dichtigkeit dieser Substanz = 0,70.
Andererseits erhält man, da der Deciliter der tausendste Theil eines Hektoliters und
der Gramm der tausendste Theil eines Kilogrammes ist, wenn man sowohl 70 als 0,70
mit 1000 multiplicirt, das Gewicht von einem Hektoliter in Kilogrammen ausgedrückt,
indem die Gramme zu Kilogrammen werden und der Deciliter zu einem Hektoliter wird.
Da der meist eisenschüssige Quarzsand, welcher so häufig zur Verfälschung des
Guano's angewendet wird, ein weit größeres specifisches Gewicht besitzt, als jeder
reine Guano, so zeigen alle in dieser Weise verfälschten Guanosorten ein größeres
specifisches Gewicht, aus welchem sich sofort auf ihre Verfälschung schließen
läßt.
Bezüglich der chemischen Kennzeichen ist besonders hervorzuheben, daß aller ächte
Guano beim Glühen einen weißen Rückstand hinterläßt,
welcher hauptsächlich aus dreibasischem Kalkphosphat besteht und, mit verdünnter
Salzsäure oder verdünnter Salpetersäure behandelt, eine nur geringe Menge von
unlöslicher kieseliger Substanz zurückläßt, welche keine Aehnlichkeit mit Sand hat,
und manchmal aus Kieselpanzern mikroskopischer Organismen besteht.
Nur der patagonische Guano enthält Sand; in ihm finden sich sogar öfters kleine
schwarze Rollkiesel, die dem Anschein nach aus Hornstein oder Feuerstein bestehen;
das Gewicht eines Deciliters von diesem Guano zeigt in Folge dessen auch
außerordentliche Schwankungen.
In der nachstehenden tabellarischen Uebersicht über die Resultate der von mir
ausgeführten Analysen ist das Maximal-, das Minimal- und das
Durchschnittsgewicht eines Deciliters von jeder der untersuchten Guanosorten
angegeben.
Da mehrere Guanosorten im Hafen von Bordeaux gar nicht mehr oder nur noch sehr selten
vorkommen, so habe ich auch die Zeit angegeben, zu welcher die Analysen ausgeführt
wurden.
Durchschnittliche chemische Zusammensetzung verschiedener
Guanosorten.
Textabbildung Bd. 187, S. 430
Laufende Nummer; Fundstätte der
Guanosorten; Patagonien; Californien; Bakers- und Jervis-Ins.;
Coralleninsel; Bolivia, altes Material.; Bolivia, frisches Material; Jahr der
Ausführung der Analysen; Nummer der Analyse; Feuchtigkeit; Stickstoff;
organische Substanz; dreibasisch phosphorsaurer Kalk; lösliche Salze;
unlöslicher Rückstand; mineralische Substanz; Phosphorsäure; Gramme; Gewicht
eines Deciliters der betreffend. Guanosorte; im Minimum;
im Maxim.; im Mittel
Bei sämmtlichen Analysen sind aufgeführt: der Wassergehalt (Feuchtigkeit); der
Stickstoff; der Gehalt an organischer Substanz, welche in Verbindung mit dem
Stickstoffe die verbrennbaren Bestandtheile im Guano repräsentirt; der phosphorsaure
Kalk; die löslichen, gewöhnlich aus schwefelsaurem Kalk und Chlornatrium bestehenden
Salze; der indifferente, in den angegebenen Säuren unlösliche Rückstand, und endlich
die mineralische Substanz, welche gewöhnlich durch kohlensauren Kalk repräsentirt
wird.
Bei den Analysen zur Werthbestimmung der Dünger wird gewöhnlich die Phosphorsäure an
Stelle des dreibasischen Kalkphosphats aufgeführt und der mit ihr verbundene Kalk
wird der mineralischen Substanz hinzugerechnet; da aber alle Guanosorten eine ähnliche Zusammensetzung haben, so hielt ich es für
besser, den Gehalt an phosphorsaurem Kalk als solchen anzugeben. Die Phosphorsäure
habe ich übrigens noch besonders aufgeführt.
Schlußfolgerungen. – Sämmtliche in dieser Tabelle
aufgeführten Guanosorten bilden reichliche Quellen von äußerst fein vertheiltem
phosphorsaurem Kalke, in Begleitung einer beträchtlichen Menge organischer Substanz
und löslicher Salze, welche für die Landwirthschaft vom größten Nutzen seyn
können.
Besonders beachtenswerth ist der Guano aus Bolivia, einem am stillen Ocean gelegenen
Lande, wo es bekanntlich niemals regnen soll. Im Jahre 1860 fand ich in diesem Guano
bis 0,0135 Stickstoff, woraus sich schließen läßt, daß bei tieferem Eindringen in
die Ablagerung der Stickstoffgehalt sich als noch beträchtlicher herausstellen
wird.