Titel: Ueber Petroleum-Kochapparate; von Prof. Dr. H. Meidinger.
Fundstelle: Band 187, Jahrgang 1868, Nr. CXV., S. 488
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CXV. Ueber Petroleum-Kochapparate; von Prof. Dr. H. Meidinger. Aus der badischen Geweibezeitung für Haus und Familie, 1668, Nr. 1. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Meidinger, über Petroleum-Kochapparat. Das reichliche Vorkommen des Petroleums und der durch die Concurrenz bewirkte mäßige Preis führt diesen unschätzbaren Leuchtstoff manchen anderen nützlichen Verwendungen entgegen. Wenn zwar die Zeitungen berichten, daß man in Amerika ernstlich daran denke, das Petroleum als Heizmaterial der Kessel, namentlich von Dampfschiffen, zu benutzen, so können die darauf hingerichteten Versuche nicht anders als von ungünstigem Erfolg begleitet seyn, da das Petroleum bei gleichem Gewicht einen um höchstens die Hälfte werthvolleren Brennstoff als die Kohle darstellt, für gleiche Heizkraft aber durchaus keinen kleineren Raum als die Kohle einnehmen kann und dabei doch mindestens fünfmal theurer ist.Nach sorgfältigen und lange fortgesetzten Versuchen hat der Marineminister der Vereinigten Staaten von Nordamerika endlich gegen die Anwendung des Petroleums als Brennstoff für Dampfschiffe berichtet. Er sagt: „Das Repräsentantenhaus bewilligte am 17. April 1866 fünf Tausend Dollars, um die Anwendbarkeit des Petroleums als Brennmaterial für Marinekessel zu erproben. Eine Reihe von Versuchen wurde mit der größten Sorgfalt von den Marine-Etablissements zu New-York und Boston ausgeführt, durch welche man zu dem Schlusse gelangte, daß die Rücksichten auf Bequemlichkeit, Gesundheit und Sicherheit gegen die Anwendung des Petroleums auf Dampfschiffen sprechen, und daß der einzige Vortheil desselben, welcher sich bis jetzt herausstellte, eine nicht sehr bedeutende Verminderung im Volum und Gewicht des mitgeführten Brennstoffes ist.“ (Chemical News vom 24. Januar 1868, S. 48.)A. d. Red. Anders stellt sich jedoch die Frage, wenn von Heizeinrichtungen im Kleinen die Rede ist, namentlich wo das Petroleum die Haushaltungs- oder Küchengeschäfte gelegentlich unterstützen oder fördern soll. Hier wird nicht sowohl sein Preis gegenüber den Brennstoffen in die Waagschale fallen, als die Annehmlichkeit, die Bequemlichkeit, welche sein Gebrauch in Ausführung gewisser Operationen darbietet. Auf der Pariser Ausstellung begegneten wir zwei Apparaten, die dazu bestimmt sind, Kochgeschäfte vermittelst der Petroleumflamme zu verrichten. Dieselben waren von Allez frères, rue St. Martin 1 Paris, ausgestellt; der eine war genannt fourneau automatique au bain Marie und kostete 39 1/2 Frcs., der andere war bezeichnet als fourneau calorifère à air chaud, sein Preis 22 Frcs. Mit deutschen Namen wollen wir jenen als Wasserbad-Kochofen, diesen als Heißluft-Kochofen bezeichnen. Der Wasserbad-Kochofen dient wesentlich dazu, Fleischbrühe zu kochen, den Pot au feu zu bereiten; auf dem Heißluft-Kochofen kann man hingegen kleinere Quantitäten Wasser in's Kochen bringen, Cotelettes, Beafsteakes braten, Pfannenkuchen backen etc. Der Wasserbad-Kochofen, in Fig. 7 im Durchschnitt dargestellt, besteht aus einer auf drei Füßen ruhenden Vorrichtung, welche unten eine gewöhnliche Petroleumlampe mit rundem Docht und oben eine Art Kessel enthält; derselbe ist mit Wasser theilweise angefüllt und wird unten wie an den Seiten von der durch die Verbrennung des Petroleums erzeugten heißen Luft getroffen; letztere kann durch eine Anzahl kleiner Löcher oben aus dem Apparat heraustreten. Die Petroleumlampe ruht auf einem Teller, der an zwei Drähten, die oben in Schraubenfedern endigen, aufgehängt ist; auf diese Weise erhält die Lampe einen festen Anschluß und läßt sich doch auch leicht durch Verlängern der Federn wegnehmen. Direct über der Lampe ist ein kleiner Hahn zu sehen; vermittelst desselben kann Wasser abgelassen werden, welches aus dem Kessel niedersinkend den Zugcanal der Lampe umschließt, um die Wärme möglichst auszunutzen. In den Kessel wird der Topf eingesenkt, worin man das Fleisch kochen will. Der Kochtopf befindet sich also in einem Wasserbad, er wird nicht unmittelbar von dem Feuer oder der heißen Verbrennungsluft getroffen; das Kesselwasser nimmt die Wärme der Flamme auf und überträgt sie dann in das Kochgefäß. In letzterem kann dadurch die Temperatur nie ganz bis zum Siedepunkt steigen; sie bleibt einige Grade darunter. In Folge dessen ist aber auch der reichlichen und gewöhnlich übermäßigen Verdampfung der Flüssigkeit vorgebeugt; sie kann stundenlang darin zubringen, ohne ihr Volum merklich zu vermindern; auch kann nichts anbrennen. Man kann somit den ganzen Apparat auf viele Stunden sich selbst überlassen; man setzt ihn in der Frühe in Thätigkeit und zur Mittagszeit findet man das Gericht fertig. – Wir stellten, um den Apparat in seiner Wirkung zu prüfen, den folgenden Versuch an. Der Kessel wurde mit 7 Pfund Brunnenwasser (9 bad. Schoppen) gefüllt; in den Kochtopf kam die gleiche Menge Wasser und 2 Pfund Fleisch. Die Flamme wurde allmählich so hoch geschraubt, bis sie, wie man durch ein seitlich angebrachtes Schauloch erkennen konnte, zu rußen anfieng. Nach gerade 2 Stunden kam das äußere Wasser in's Kochen, die Flüssigkeit im Kochtopf hatte dabei gleichfalls ihre höchste Temperatur von etwa 77° R. erreicht. Nach einer weiteren Stunde wurde das Fleisch herausgenommen, es war gaar, hätte aber vielleicht noch eine halbe Stunde länger in der Brühe verweilen dürfen. Zu dem Ende wäre es jedoch nicht erforderlich gewesen, die Flamme länger brennend zu halten, da in den gegen die Abkühlung wohlverwahrten Gefäßen die hohe Temperatur auf mehrere Stunden erhalten bleibt. – Die Fleischbrühe war vorzüglich und reichlich für 6 Personen; durch Beifügen von Suppenzugaben, Körnern, Kartoffeln, Sago, Gemüse könnte man sich jede gewünschte Suppe fertig herstellen. Der Kochtopf könnte seinem Fassungsraum nach etwa 1/3 mehr Wasser und das Doppelte an Fleisch aufnehmen; es wäre dann beiläufig die Hälfte mehr an Zeit erforderlich, um das letztere gaar zu machen, 4 bis 5 Stunden. – Die Flamme consumirt per Stunde, bei ihrer größtmöglichen Stärke, genau 3 Loth Petroleum. Bei dem gegenwärtigen Preis des letzteren, 20 bis 24 Kreuzer die Maaß bad. (1 1/2 Liter) oder 9 Kreuzer das Pfund (1 Pfund gleich 1 7/10 Schoppen) kosten diese 3 Loth 27/32 Kreuzer, d.h. nicht ganz 1 Kreuzer. In der Zeit von 3 Stunden würde also für 2 1/2 Kreuzer Petroleum verbraucht, um die obige Speise zu bereiten. Wäre die Lampe nach 2 Stunden kleiner geschraubt worden, so weit bis das Petroleum anfieng zu riechen, was bekanntlich immer geschieht, wenn die Flamme sehr klein wird, so hätte man bei etwa dem halben Petroleumverbrauch das Wasser noch recht gut im Kochen halten und in der dritten Stunde etwa 1/2 Kreuzer sparen können. Die Gesammtauslagen würden sich dann auf 2 Kreuzer belaufen haben. Nehmen wir jedoch lieber etwas zu viel als zu wenig, erhöhen wir die Auslagen auf 3 Kreuzer, so betragen die Heizungskosten für Bereitung von mindestens 1 Pfund Suppe und 1/3 Pfund Fleisch per Person immer erst 1/2 Kreuzer. Die Menge der in den Kochtopf gebrachten Flüssigkeit, versetzt mit Gemüse, Kartoffeln etc., winde ausreichen, um etwa 3 Personen ein vollständiges Mittagessen zu bereiten; in diesem Falle betragen die Heizungskosten per Person 1 Kreuzer. So hoch etwa stellen sich in kleiner Haushaltung auch die Auslagen für das gewöhnliche Küchenherd-Holzfeuer. Der Petroleum-Wasserbad-Kochofen erscheint somit als ein recht nützlicher, gewiß in vielen Fällen vortheilhaft anzuwendender Apparat. Die Ausführung des uns zugekommenen Exemplares ist auch recht solid; dasselbe ist überall gut verzinnt und verspricht lange Dauer. Als nicht geringe Annehmlichkeit ist noch zu betrachten, daß man in dem Kessel eine ziemliche Portion kochenden Wassers erhält (bis an 9 Pfund), womit man die Schüsseln reinigen oder auch Kaffee nach Tisch bereiten kann. Der hohe Preis von nahe 20 Gulden dürfte allerdings einer ausgedehnten Verbreitung des Apparates im Wege stehen. Derselbe ist 3 Fuß (0,9 Met.) hoch und wiegt 18 Pfund. Der in Fig. 8 im Durchschnitt abgebildete Heißluft-Kochofen ist dem vorigen Apparat ähnlich gebaut; äußerlich sieht er allerdings mehr wie ein kleines rundes Oefchen aus, da der Träger des Ganzen aus einem bis zum Boden heruntergehenden Blechcylinder besteht. Die Lampe ist in derselben Weise befestigt, wie vorher. Der kleine Zugcanal über der Flamme geht hier in ein offenes Becken aus, in welches man verschiedenartige Gefäße einsetzen kann, die von der Hitze der Flamme unmittelbar getroffen werden. Dem Apparat ist auch noch ein aufzusetzender Deckel beigegeben, wie die äußere Ansicht in Fig. 9 erkennen läßt. Derselbe dient jedoch nur als Zierde; er erfüllt keinen weiteren Zweck. Da er ganz entbehrlich ist, so ließe sich der Apparat schon um ein paar Franken billiger herstellen; der Preis von nahe 11 fl. ist übrigens nicht hoch zu nennen. Das Oefchen ist 2,3 Fuß (70 Centimeter) hoch und wiegt 12 Pfund. Töpfe sind nicht beigegeben; man muß sich solche auswählen, wie sie der Form des Beckens entsprechen, am besten aus Blech. Beafsteaks lassen sich nach unseren Versuchen recht gut zubereiten, in 10 bis 15 Minuten; Cotelettes und Omelettes natürlich ebenfalls. Es war uns namentlich interessant, zu sehen, in welcher Zeit in dem Ofen kleinere Mengen Wassers für Kaffee oder Thee sich in's Kochen bringen lassen, ein Bedürfniß, das in jeder Haushaltung täglich sich einstellt und das überall, wo man Gas brennt, so leicht befriedigt werden kann. Bei stärkster Petroleumflamme, wobei der Verbrauch an Oel gerade so groß war, wie bei dem früheren Apparat, konnte 1 Pfund Wasser von der Temperatur des Brunnenwassers (9° R.) in genau 1/4 Stunde Zeit in bedecktem Gefäße in's Kochen versetzt werden; die Auslagen dafür betragen noch nicht 1/4 Kreuzer. 1 Pfund Wasser entspricht 4 großen Tassen voll. Die Auslage ist sehr gering und die Zeit nicht sehr lange, doch wächst dieselbe im Verhältniß als mehr Wasser kochend gemacht werden soll, für 3 Pfund (1 bad. Maaß) also 3/4 Stunden. In solchem Falle wird das Geschäft etwas langwierig. Auf einem Gas-Kochapparat dauerte es nur die Hälfte an Zeit, um die gleichen Mengen Wassers zu kochen; die Auslagen bei den hiesigen Preisen von 4 fl. 50 kr. für 1000 Kubikfuß engl. waren gerade so groß wie für die Petroleumflamme (3/4 Kubikfuß Gas für je 1 Pfund Wasser); es entspricht dieß wie auch bei dem Petroleum etwa halbem Nutzeffect der producirten Verbrennungswärme. Für den Zweck, kochendes Wasser zu bereiten, dürfte es sich empfehlen, der Petroleumlampe etwas stärkeren Docht zu geben (der gegenwärtige hat, flach zusammengelegt, 32 Millimet. Breite); es sollte die doppelte Menge Petroleums angesogen und ohne Ruß verbrannt werden können. Im Uebrigen ist der fragliche Apparat recht gut eingerichtet, solid, und verdient gleichfalls alle Empfehlung.