Titel: Jouannin's Maschine zur Herstellung von Netzen zum Fischfang etc.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XC., S. 377
Download: XML
XC. Jouannin's Maschine zur Herstellung von Netzen zum Fischfang etc. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Jouannin's Netzmaschine. Zu den sinnreichsten und schönsten Maschinen der letztjährigen Pariser Welt-Ausstellung gehört diese Netzmaschine, auf welcher nach Belieben Netze mit kleineren und größeren Maschen, aus Zwirn oder Spagat, erzeugt werden können. Das gebildete Netz hat ganz das Aussehen der durch Handarbeit erzeugten Fischernetze. Fig 9 zeigt das Netz, wie es durch diese Maschine hervorgebracht wird, nur sind die entstehenden Knoten aufgelockert gezeichnet, um die Fadenlage erkennbar zu machen. Schon eine flüchtige Betrachtung der Figur läßt erkennen, daß die Netzbildung durch das Zusammenwirken zweier Fadensysteme erfolgt. Die Fäden des ersten Systemes a haben die einfachere Lage, sie bilden bloß Schlingen; die Fäden des zweiten Systemes b umfassen diese Schlingen und gehen durch dieselben hindurch. Die Erzeugung eines solchen Netzes läßt sich zurückführen auf die Erfüllung der Bedingung: die Fäden a, des ersten Systemes haben der Reihe nach oder gleichzeitig Schlingen zu bilden, welche durch die durch Verdrehung jedes der Fäden b gebildeten Schlingen gezogen und endlich über die Spulen geworfen werden müssen, von welchen die Fäden b kommen. Dieser Forderung entsprechend ist vorliegende Maschine gebaut. Die Fäden a sind fast vertical aufgespannt; sie kommen von Spulen, welche die Fäden mit einer gewissen Spannung ablaufen lassen, gehen über Streichbäume und sind einer elastischen Spannung unterworfen, so zwar daß, wenn die Fäden behufs Bildung einer großen Schlinge stark ausgezogen werden, die Anspannung doch rasch und kräftig erfolgt. Die Fäden b sind horizontal ausgespannt und kommen ebenfalls von Spulen, aber von sehr dünnen, scheibenartigen, welche viele Aehnlichkeit haben mit jenen an den Greifer-Nähmaschinen verwendeten. Die beiden Fadensysteme treffen sich an der vorderen Kante der Leiste 1 (Fig. 1015) und fallen dann gemeinsam, schon als Netz, über die Walzen w, w1, w2 in einen untergestellten Kasten. Ueber den horizontalen Fäden ist ein hohles eisernes Prisma befindlich, welches starke um ihre Achse drehbare Hakennadeln in derselben Anzahl trägt, als Fäden b vorhanden sind. Wie die Bildung einer Reihe von Knoten (Verschlingungen) erfolgt, dürfte aus dem Nachstehenden klar werden. Das Prisma dreht sich so, daß die Haken nach abwärts stehen und sinkt; die Haken ergreifen die Fäden b, das Prisma steigt in die Höhe und die Haken heben die Fäden, welche rechts durch die Leiste 1, links durch ein zweites, gleichfalls an einer Leiste angebrachtes Hakensystem gehalten werden (Fig. 10). Ist dieß geschehen, so erfolgt eine volle Drehung der Haken, welche Bewegung von einem im Inneren des Prisma angebrachten Mechanismus bedingt ist; hierdurch bilden sich Schlingen (Fig. 11). Das Prisma dreht sich nun derart, daß die Haken eine horizontale Lage annehmen; es nähert sich dem Fadensystem a (Fig. 12), ergreift die Fäden und zieht ihre Schlingen durch die Schlingen der Fäden b, wobei sich die Haken um ihre Achsen drehen (Fig. 13 und 14). Das Prisma bewegt sich so weit zurück, zieht also die nun ebenfalls gedrehte Schlinge von a so lange aus, bis es möglich wird, dieselbe über die Spule der Fäden b zu werfen. Hierbei läßt der den Faden b festhaltende Haken denselben fahren (Fig. 14 und 15). Sobald die Fadenschlinge a über die Spule von b geworfen ist, wirkt der Fadenspannungsmechanismus derart, daß die entstandene Fadenverschlingung sich zum Knoten an der vorderen Kante von I zusammenzieht. Das hier beschriebene Spiel wiederholt sich nun, jedoch mit dem Unterschiede, daß der Faden b nicht mit a1, sondern mit a2, ferner b2 mit a3, b3 mit a4 u. f. w. verknüpft wird; denn nur hierdurch ist es möglich, einen Zusammenhang unter allen Fäden herzustellen und ein Netz von rhomboidischer Form der Maschen zu bilden. Der erste und letzte Faden des Systemes a. ist in Folge dessen auch nur halb so oft verknüpft, als alle anderen (Fig. 9). Diese Maschine arbeitet sehr gut, wird mit Dampf betrieben, von einer Arbeiterin bedient und liefert bei einer Breite des Netzes von circa. 3½–4 Fuß und einer Maschenlänge von 1¾ Zoll gegen 80 Fuß Länge per Stunde. Die erzeugten Netze sind zum Fischfang, zum Schutz von Gewächsen gegen Vögel etc. verwendbar. Um die Maschenlänge bedeutender verändern zu können, als dieß eine einzige Maschine zuläßt, baut Jouannin vier der Größe nach verschiedene, von denen jede 1000 Fr. kosten soll. (Kick, Beiträge zur Spinnerei-Mechanik, Wien 1868.)

Tafeln

Tafel Tab.
									VII
Tab. VII