Titel: Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme und für andere Beleuchtungszwecke (insbesondere für Kriegsschiffe).
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. CIII., S. 425
Download: XML
CIII. Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme und für andere Beleuchtungszwecke (insbesondere für Kriegsschiffe). Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme etc. Bekanntlich sind wohl begründete Aussichten vorhanden, die seit den, Jahren 1865 und 1866 im Gebiete der angewandten Elektrodynamik gemachten neuen Eroberungen für praktische Zwecke auch in der Art verwerthen zu können, um die magneto-elektrischen Rheomotoren in ihrer Anwendung für die Erzeugung von Licht und zu elektrochemischen Zwecken auf ihre einfachste Ausstattung zu bringen. Immerhin wird jedoch noch eine gewisse Zeit erforderlich seyn, um den sogenannten dynamo-elektrischen oder dynamo-magnetischen MaschinenPolytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 177; Bd. CLXXXIV S. 15 und 533; Bd. CLXXXV S. 160; Bd. CLXXXVII S. 471; Bd. CLXXXVIII S. 3. einen derartigen Grad der Vervollkommnung beizubringen, in welchem sie die von der Praxis bereits anerkannten Maschinen (von Nollet, Holmes u. A.) zu verdrängen im Stande seyn werden. Die von der Gesellschaft l'Alliance zur Erzeugung des elektrischen Lichtes verbreiteten Maschinen rühren von der Erfindung des belgischen Physikers Nollet her, und wurden bekanntlich durch den ehemaligen Mechaniker des letzteren Jos. van Malderen wesentlich vervollkommnet. Die bei Anwendung derselben für Beleuchtungszwecke erhaltenen praktischen Resultate erscheinen uns nun interessant genug, um eine kleine Skizze der Einrichtung des Beleuchtungsapparates für Leuchtthürme und andere Zwecke hierüber vorzuführen, wie dieselben unter Berlioz's Leitung ausgeführt worden sind. Es erscheint uns dabei als zweckmäßig, alle Hauptbestandtheile der ganzen Einrichtung in so weit hier wiederholt zu berühren, als die früher in diesem Journale hierüber gemachten Mittheilungen durch die aus der jüngsten Zeit herrührenden Berichte eine Erweiterung oder Ergänzung erfahren können. 1. Der magneto-elektrische Apparat. — Dieser Apparat ist in eingehender Weise schon bei einer früheren Gelegenheit in diesem JournalePolytechn. Journal Bd. CLXVII S. 104; Februar 1863. beschrieben worden; wir können uns daher darauf beschränken, als Ergänzung noch einiges Detail den dortigen ErörterungenNach dem Bulletin de la Société d'Encouragement t. XIV p. 785; December 1867. anzufügen, welches für die Ausstattung der in Rede stehenden Maschinen von Wichtigkeit ist. Es stellt nämlich Fig. 1 ein Stück eines Längen- oder Verticalschnittes der Maschine dar, dessen Ebene durch die Drehungsachse F geht, während in Fig. 2 ein Querschnitt senkrecht zu dieser Achse dargestellt ist. Aus diesen Abbildungen ist zunächst zu ersehen, wie die Treibwelle F mittelst der gußeisernen Gestelle A, A, die unter sich durch vier Eisenstäbe B, B verbunden sind, unterstützt ist; weiter erkennt man, wie die zusammengesetzten Hufeisenmagnete M, M mittelst der Längenhölzer C, C getragen und an diesen durch die conischen Keile D befestigt sind; die Unordnung einer der sogen. Scheiben L, L, welche parallel unter sich an der Treibwelle angebracht sind, und wovon 4 bis 6 bei einer großen Maschine dieser Art vorkommen können, läßt erkennen wie die Inductionsspiralen oder Inductoren K, K auf der hölzernen Scheibe E vertheilt, unter sich verbunden und bei ihrer Rotation vor den Magnetpolen der inducirenden Magnete M, M vorbei geführt werden. In Fig. 1 ist der Durchschnitt des Lagers der Treibwelle F angedeutet, das selbst von dem gußeisernen Gestelle A, A mittelst einer Platte G eines isolirenden Materiales isolirt ist; um das Ende der Welle ist auf dieser Seite ein isolirendes Futter H gelegt, das mit einem metallenen Ringe bedeckt ist, mit welchem dieses Ende der Welle in dem Lager sich dreht. Vermöge dieser Anordnung ist also die Welle an dem hier angezeigten Ende vom Lager und letzteres vom Gestelle isolirt. Der eine der Polardrähte des ganzen Apparates ist an das isolirte Metallstück I befestigt, welches mittelst des isolirten Lagers mit der hier angeschraubten Klemmschraube J in Verbindung steht; die weitere Fortleitung geht dann durch den Draht O′ nach dem Metallstabe O, welcher an dem hölzernen Träger C isolirt befestigt ist. Der andere Polardraht kann an irgend einer Stelle des Wellbaumes F metallisch befestigt werden. Der Apparat, in welchem die Wirkungen der inducirten Ströme hervorgebracht werden sollen, wird daher mittelst starker Leitungsdrähte zwischen dem Metallstabe O und irgend einem Punkte des Wellbaumes F eingeschaltet. 2. Der verbesserte automatisch wirkende Kohlenlicht-Regulator von Serrin. — Der gleichfalls in eingehender Weise in diesem JournalePolytechn. Journal Bd. CLXIII S. 268; Jahrgang 1862. bereits beschriebene Kohlenlicht-Regulator von Serrin hat seit jener Zeit, zu welcher er als Lampe auf den Leuchtthürmen zu Havre verwendet wird, die damals in Aussicht gestellten Erwartungen vollkommen bestätigt. Seine Anwendung bei Eisenbahnbauten für Tunnels, bei Hafen-Arbeiten etc. hat vielfach dargethan, daß seine Thätigkeit von der Beschaffenheit der Stromquelle unabhängig ist, und daß derselbe sowohl für die Benutzung von hydro-elettrischen Rheomotoren, als auch bei Anwendung von magneto-elettrischen Maschinen in sicherer Weise adjustirt werden kann. Die Erfahrungen, welche seit jener Zeit bezüglich der Thätigkeit des Serrin'schen Apparates gesammelt worden sind, haben in den letzten Jahren zu einigen Verbesserungen Veranlassung gegeben, durch welche übrigens das Wesen des Systemes selbst, wie dasselbe früher erörtert wurde, keinerlei Aenderung erlitten hat. Trotzdem halten wir es für zweckmäßig, den ganzen Apparat nach der Ausstattung, wie er dieselbe auf der vorjährigen Welt-Ausstellung zu Paris hatte, nach der uns vorliegenden QuelleBulletin de la Société d'Encouragement, t. XIV p. 741 et 786; December 1867. nochmals in Kürze hier vorzuführen. Die Abbildungen Fig. 35 zeigen uns die neue Anordnung des Serrin'schen Regulators in vollständiger Weise, und zwar läßt der Aufriß in Fig. 3 die innere Einrichtung, Fig. 5 letztere in einem Querschnitte nach der Richtung X Y und Fig. 4 die vollständige Unordnung des oberen Kohlenhalters erkennen. — Bekanntlich besteht das Wesen des vorliegenden Apparates darin, daß zunächst — wie bei mehreren anderen schon bekannten Regulatoren — das zur Bewegung der Kohlenspitzen bestimmte Triebwerk durch das Gewicht des oberen Kohlenträgers in Thätigkeit versetzt und seine Bewegung unter Einwirkung einer gegliederten Kette auf den unteren Kohlenträger übertragen wird, ferner aber durch eine eigenthümliche Anordnung des elektromagnetischen Systemes mit den damit verbundenen Organen jene Bewegung unterstützt und in der Art regulirt werden kann, daß das gegenseitige Annähern und Entfernen der Kohlenspitzen sowohl von der etwa eintretenden Veränderlichkeit der Stromstärke, als auch von dem Wechsel der Richtung des Stromes unabhängig gemacht werden kann. Der hinreichend schwere metallische verticale Stab A, B hat in dem festen metallenen Rohre E, E seine Führung, ist an seinem unteren Ende gezahnt und trägt am oberen mittelst eines Systemes von regulirbaren Armen die eine Kohlenelektrode C, D nämlich die sogen, positive, bei welcher der Strom eintritt, wenn eine hydro-elektrische Kette als Stromquelle benutzt wird. Diese Elektrode kann mit der unteren Spitze gehörig centrirt werden, wenn man die Schraubenköpfe C′ und D′ lüftet oder anzieht. Dreht man nämlich bei C′, so wird der horizontale Stab C,″ der mit dem Stücke 1,2 durch Kniegelenke verbunden ist, vor- oder rückwärts gestellt, und man kann so die Elektrode C, D in eine bestimmte Ebene bringen; durch den Kopf D′, welcher mit einem excentrischen Arme D″, der in einer Rinne beweglich ist, verbunden ist, kann man den oberen Kohlenträger um die Achse des horizontalen Armes 3 bewegen, so daß derselbe in verticale Lage kommt. Der verzahnte Theil A des Stabes A, B greift in das Rad F ein, an dessen Achse die Rolle G sich befindet. Ueber letztere ist die metallene Kette H, H gelegt und mit einem Ende an dem Umfange von G, am anderen mittelst der kleinen Platte I am unteren Kohlenhalter K befestigt, wobei sie aber auf ihrem Wege um die kleine auf einem beweglichen Theile angebrachte Leitrolle J geht, welche letztere durch Einwirkung des Ankersystemes des geneigten Elektromagneten N (dessen Polflächen bei O, O′ sichtbar sind), um einige Millimeter hin- und hergehen, also oscilliren kann, wenn die elektromagnetische Anziehung erfolgt. Tritt nun eine Bewegung des gezahnten Stabes A, B ein, so wird dieselbe mittelst der Kette H, H auf den unteren Kohlenhalter K so übertragen, daß, während die obere Elektrode C, D nach abwärts, die untere L nach aufwärts sich bewegt; dabei ist aber das Verhältniß der Halbmesser des Rades F und der Rolle G so gewählt, daß es demjenigen der von den beiden Elektroden — beim allmählichen Abbrennen der Kohlenspitzen — zurückgelegten Wege ganz und gar gleich seyn muß, so daß der Lichtpunkt nahezu immer in derselben Höhe verbleibt. Der untere Kohlenhalter K kann jeder Bewewegung der Kette H folgen, da am unteren Theile der Röhre M, in welcher er seine Führung hat, ein Schlitz für die Platte I angebracht ist, welche das Ende der Kette H aufnimmt. Zur Regulirung der Bewegung und zum sicheren selbstständigen Einstellen ist nun der Cylinder P, Q aus weichem Eisen, welcher die Armatur des Elektromagnetes O, O′ bildet, eigenthümlich angeordnet. Mit dem Anker P, Q ist nämlich das gegliederte Parallelogramm RSTU verbunden, welches das oscillirende System bildet, das das gegenseitige Entfernen der Kohlenspitzen und Annähern derselben bei eintretender Stromschließung oder Stromunterbrechung zu bewirken hat, und dessen Anordnung von der (a. a. O. S. 271) beschriebenen nicht verschieden ist. Wird der Strom hergestellt, so wird in Folge der Anziehung des Ankers die verticale Platte S, T und mit ihr die Röhre M, sowie die Rolle J, also auch der untere Kohlenhalter nach abwärts gezogen, und das ganze System kann je nach der Stärke der Anziehung und mit der Veränderung der letzteren auf- und abwärts oscilliren, also die Elektroden annähern und namentlich von einander entfernen; die Amplitude der Oscillationen des Parallelogrammes kann mittelst der Schraube V regulirt werden. Während der Thätigkeit der Platte S, T arretirt sie mittelst des an ihr angebrachten federnden Armes d das Sperrrad c, welches durch das Räderwerk e, f, g, h, i vom Rade F in Drehung versetzt wird; die Bewegung des Räderwerkes wird — bei der Annäherung der Kohlenspitzen — durch das auf der gemeinschaftlichen Welle von c und des Getriebes i sitzende doppelte Flügelrad j regulirt. Wenn so aus dem Bisherigen hervorgeht, daß während des Verbrennens der Kohlenspitzen eine allmähliche Annäherung und bei einer zu weit erfolgenden Annäherung derselben durch das oscillirende Ankersystem wieder eine Entfernung der unteren Spitze von der oberen bewerkstelligt wird, so muß noch weiter bemerkt werden, daß wenn durch die Entfernung der Kohlenspitzen die Stromstärke auf einen gewissen Grad gesunken ist, durch die gleichzeitige Einwirkung der beiden Gegenfedern W und Z (von welchen jene mit einem Ende an der Platine bebefestigt ist und mit ihrem anderen mit der Basis des Parallelogrammes in Verbindung steht, diese aber einerseits an dem Ankersysteme befestigt und andererseits in bekannter Weise mit dem beweglichen Arme a. verbunden ist) ein sicheres Abreißen des Ankers P, Q erfolgen muß, wodurch dann das oscillirende System in die Höhe geht, das Räderwerk auslöst und das gegenseitige Annähern der Elektroden wieder gestattet. Bei Anwendung einer hydro-elektrischen Batterie hat man den positiven Pol mit der Schraube o, den negativen mit der Schraube n zu verbinden, während bei Benutzung des magneto-elektrischen Apparates, bei welchem für diese Zwecke ein Commutator nicht angebracht ist, um den alternirend wechselnden Strömen beständig dieselbe Richtung zu geben, diese beiden Stellen ohne Rücksicht auf die Stromrichtung mit den früher gedachten Polenden der Maschine in Verbindung zu fetzen sind. Daß der Strom auf seinem Wege von O aus durch das Rohr E etc. zu den Kohlenspitzen C, D und L. gelangen kann, um durch die Röhre M zu der wellenförmigen und mitschwingenden Platte 1 — die isolirt von E an dieser Röhre angebracht ist — und von da aus durch die Spirale des Elektromagnetes N zum negativen Pole n der Kette zurückzukehren, ist ohnehin aus bekannten Erläuterungen klar. — Die Verbesserungen, welche der vorliegende Apparat in der letzten Zeit erfahren hat, beziehen sich zwar nur auf einige Details, erscheinen aber trotzdem für den geregelten Gang des Apparates von großer Wichtigkeit. Eine dieser Verbesserungen besteht nämlich in der Arretirungsweise des Sperrrades, welche jetzt durch eine biegsame Lamelle bewerkstelligt wird, und sicher die Auslösung des Apparates herstellt; eine andere hat den Zweck, die Bewegung der Rolle J durch Einwirkung des oscillirenden Systemes so empfindlich zu machen, daß trotz der nur sehr kleinen Verrückungen, welche jene Leitrolle hierbei annimmt, die während der Bewegung eintretenden veränderlichen Reibungszustände der Kette H, H auf den Gang des unteren Kohlenhalters keinen Einfluß ausüben können; theilweise ist diese Function auch der allmählich sich abwickelnden Gegenkette m zuzuschreiben, obgleich der eigentliche Zweck der letzteren darin besteht, den Gewichtsverlust der unteren Kohlenelektrode beständig zu compensiren. Die an dem elektromagnetischen Systeme den früheren Anordnungen gegenüber vorgenommene Abänderung ist aus den bereits erläuterten Abbildungen ohnehin zu ersehen. Die für den Beleuchtungsapparat verwendeten Kohlen werden nach dem (bis jetzt noch nicht bekannt gewordenen) Verfahren von Jacquelin aus den bei der Steinkohlengas-Bereitung in den Retorten Zurückbleibenden festen Producten — nämlich aus der sogen. Retorten- oder Gaskohle — bereitet; das Licht, welches diese Kohlen bei Einwirkung des elektrischen Stromes verbreiten, soll um ¼ stärker seyn als jenes, welches man durch die gewöhnlichen Gaskohlen erhält. Jede der angewendeten Kohlenelektroden hat eine Länge von 27 Centimeter und einen quadratischen Querschnitt von 7 Millimeter Seite; dieselben können bis auf 20 Centimeter abbrennen, ehe sie durch andere ersetzt werden müssen. Man rechnet per Stunde einen Aufwand von 5 Centimeter für jede Elektrode, so daß man also mit 2 Elektroden die Beleuchtung durch 4 Stunden unterhalten kann. 3. Anwendung des elektrischen Lichtes zur Beleuchtung auf Leuchtthürmen.Bulletin de la Société d'Encouragement, t. XIV p. 762; December 1867. — Als Beleuchtungsapparat wird das von Fresnel zuerst in die Praxis eingeführte System in Anwendung gebracht. Bekanntlich besteht dasselbe in einem Systeme von sogen. Zonen-Linsen (Fig. 6), die unter sich ringartig verbunden sind, während an den Kanten, sowie zur Aufnahme der nach auf- und abwärts gehenden Lichtstrahlen ein System von Reflexionsprismen benutzt wird. In dem gemeinschaftlichen Brennpunkte des ganzen Linsensystemes ist die Lichtquelle angebracht und die Hauptbrennweite so gewählt, daß dieselbe etwa das Fünfzehnfache der Höhe des Lichtbogens beträgt. Die von irgend einem Punkte des letzteren auf das centrale Linsensystem fallenden Lichtstrahlen werden in demselben so gebrochen, daß sie nahezu parallel unter sich aus dem dioptrischen Systeme austreten; die auf das katoptrische System fallenden Lichtstrahlen werden vermöge der Anordnung und Zusammenstellung des letzteren so reflectirt, daß die von jedem Punkte der Lichtquelle ausgehenden in cylindrischen Lichtbüscheln reflectirt werden. Ein Stück einer solchen katoptrischen Calotte ist mit dem Gange der Lichtstrahlen, die vom Punkte F ausgehen, in Fig. 7 angedeutet. Vermöge dieser Combination wird das ganze Strahlensystem, welches divergirend vom Lichtbogen auf die einzelnen Zonen fällt, so austreten, daß die nach allen Richtungen hin nach Außen gehenden Strahlenbüschel nahezu unter sich parallel sind. In 1/10 wirklichen Größe ist die ganze Anordnung, wie sie auf den französischen Leuchtthürmen gegenwärtig benutzt wird, in Fig. 8 dargestellt. — Unter Anwendung einer magneto-elektrischen Maschine mit 4 Scheiben kann bei gewöhnlichem Zustande der Atmosphäre eine derartige Helligkeit erhalten werden, daß die Beleuchtung auf eine Entfernung von 20 Seemeilen oder 38 Kilometer (beiläufig 5 deutsche Meilen) sich erstrecken kann; diese Entfernung kann 27 Seemeilen oder 50 Kilometer (7 bis 8 deutsche Meilen) erreichen, wenn eine magneto elektrische Maschine mit 6 Scheiben verwendet wird. Auf jedem der Leuchtthürme — gegenwärtig besitzen die Leuchtthürme von Havre de Grâce die vollständige Einrichtung — sind alle Apparate zweifach vorhanden. Eine solche Einrichtung für einen Leuchtthurm ist in Fig. 9 dargestellt. Hierin bedeuten A, A die zum Betriebe der magneto-elektrischen Apparate gehörenden Dampfmaschinen; B, B die magneto-elektrischen Apparate; C die Abtheilung für den Wasser- und Kohlenvorrath; D den äußeren Raum des Leuchtthurmes; E, E eine akustische Röhre, welche von der Hauptkammer nach den unteren Räumen des Leuchtthurmes sich erstreckt; F, F die Leitungsdrähte für die beiden Kohlenlichtregulatoren. Letztere befinden sich mit dem katoptrischen Apparate in zwei verschiedenen Etagen der sogen. Laterne. — Außerdem sind am Eingange zu den Laternen in jeder Etage Commutatoren oder vielmehr Ausschalter angebracht, um dem Wärter zu gestatten den Strom zu unterbrechen oder herzustellen, da die Kohlenlichtregulatoren von Serrin unmittelbar nach dem Schließen der Kette automatisch ihre Thätigkeit beginnen und unterhalten. Die Ersetzung einer Lampe durch eine andere kann sehr leicht vorgenommen werden, da für jede Abtheilung der Laterne eine doppelte Schienenbahn angebracht ist, mittelst welcher der Austausch der Lampen in wenigen Secunden ausgeführt werden kann. Obgleich vermöge der Anordnung des Serrin'schen Apparates der letztere so adjustirt werden kann, daß der Lichtbogen beständig dieselbe Lage beibehält und die Kohlenspitzen in derselben Entfernung (beiläufig 1 Centimeter) von einander bleiben, so hat dennoch die Leuchtthurmwache, um jeder Störung in der Beleuchtung vorzubeugen, beständig den Gang des Apparates zu beobachten. Um ohne Ermüdung diesen Dienst besorgen zu können, ist hinter der Lampe eine kleine Sammellinse von sehr kurzer Brennweite so aufgestellt, daß ihre Achse durch die Mitte des Lichtbogens geht und letzterer außerhalb ihres Brennpunktes sich befindet; die Wache hat dann nur die objectiven Bilder der beiden Kohlen, welche durch diese Linse auf der Rückwand der Laternenkammer erzeugt werden, zu beobachten; da dieses Bild die Distanz der beiden Kohlenspitzen in der 22 fachen Vergrößerung repräsentirt, so kann die Wache eine Veränderung der Distanz der Elektroden von weniger als 1 Millimeter sehr leicht erkennen; sobald eine derartige Aenderung eintritt, ist sogleich die Adjustirung wieder vorzunehmen, was durch Drehung eines außerhalb der Lampe angebrachten Schraubenkopfes leicht ausgeführt werden kann. Ueber die bezüglich der Einrichtung und der Unterhaltung sich herausstellenden Ausgaben gibt unsere Quelle die folgenden Aufschlüsse: 1. Einrichtungs-Kosten eines doppelten Leucht-Apparates für einen Leuchtthurm. Zwei magneto-elektrische Maschinen mit je 4 Scheiben 16000 Francs zwei Dampfmaschinen mit Zugehör 6000 Francs zwei Regulatoren und deren Aufstellung etc. 3000 Francs katoptrischer Apparat, Laterne etc. 3000 Francs ––––––––––––––––––––––––– Summe: 28000 Francs 2. Unterhaltungskosten per Stunde (die Beleuchtungsdauer während des ganzen Jahres beträgt 4000 Stunden). Zinsen und Amortisation des Capitales 0,70 Francs Brennmaterial für die Dampfmaschinen 0,40 Francs Gehalt der zwei Heizer, 2800 Fr. per Jahr 0,70 Francs Gehalt der zwei Thurmwächter, 2000 Fr. per Jahr 0,50 Francs Kohlenelektroden, 2,25 Fr. per Meter 0,36 Francs Unterhaltung der Maschinen etc. 0,13 Francs ––––––––––––––––––––––––– Summe: 2,79 Francs. Da das von dem katoptrischen Apparate ausgesendete Lichtbündel eine Lichtstärke von beiläufig 3500 Einheiten (wobei die Flamme einer Carcel'schen Oellampe, welche 40 Gramme Oel per Stunde verbraucht, als Einheit angenommen ist) besitzt, so stellt sich der Preis einer Einheit des gegen den Horizont ausgesendeten Lichtes zu 2,79 Fr/3500 = 0,079 Centimes heraus, während jene Lichteinheit selbst unter den gleichen Umständen 0,58 Centimes, also mehr als das Siebenfache kostet; die Helligkeit der von den älteren Beleuchtungsapparaten auf den Leuchtthürmen erhaltenen Lichtstärken betrug (nämlich bei Anwendung von Oellampen) im Maximum 630 Lichteinheiten, so daß also jene Beleuchtungsstärke zu der neuen mittelst des elektrischen Lichtes sich verhält wie beiläufig 1 Zu 5. Dasselbe Verhältniß stellt sich beiläufig heraus, wenn man die Lichtstärke im Brennpunkte des Beleuchtungssystemes betrachtet; bei der ursprünglichen Oelbeleuchtung war die Lichtintensität des Brennraumes 23, bei der elektrischen Beleuchtung beträgt sie 125 Lichteinheiten. — Die Beleuchtungskosten können natürlich bedeutend vermindert werden, wenn das elektrische Licht für industrielle Zwecke verwendet werden soll, wo nicht bloß dieselben Motoren auch für andere Arbeiten angewendet werden können, sondern auch in den meisten Fällen die Aufstellung und Unterhaltung eines eigenen katoptrischen Apparates wegfallen dürfte. Wenn man für derartige Fälle mit einer Lichtintensität von 125 Einheiten sich begnügen kann und zunächst annimmt, daß die Dampfmaschine lediglich zum Betriebe des magneto-elektrischen Apparates benutzt wird, so kann man für die Kosten der ersten Einrichtung beiläufig 12000 Francs ansetzen; unter Einrechnung der 10procentigen Zinsen dieses Capitales stellen sich dann die Kosten der Beleuchtung per Tag von 10 Stunden zu 17,25 Francs, für 5 Stunden per Tag aber zu 12,85 Francs heraus, wobei die sämmtlichen Unterhaltungskosten in Rechnung gebracht sind. Wenn jedoch die zum Betriebe benutzte Dampfmaschine auch für andere Zwecke verwendet wird, so kann das Einrichtungscapital bis auf die Summe von 9000 Francs reducirt werden; eine 10stündige Beleuchtung per Tag kostet dann (Zinsen und Unterhaltungskosten in Rechnung gebracht) 8,4 Francs, eine 5stündige per Tag kann zu 5½, Francs angeschlagen werden. Anwendung des elektrischen Lichtes für Kriegsschiffe.— Die Anwendung des elektrischen Lichtes für Kriegszwecke ist im letzten Jahrzehnt von den Fachmännern bekanntlich vielfach in Ueberlegung gezogen worden. Es scheint uns, daß hauptsächlich zwei Gründe es seyn dürften, welche die Verwendung der im Vorhergehenden besprochenen Beleuchtungsapparate für den Angriff und die Vertheidigung fester Plätze, nämlich für Belagerungszwecke erschweren. Der eine Grund dürfte wohl rein ökonomischer Natur seyn, da die Einrichtungskosten einiger an verschiedenen Plätzen aufzustellenden Maschinen bei Anwendung der bisher im Gebrauche befindlichen magneto-elektrischen Apparate sehr beträchtlich sind, während ein anderer wichtigerer Grund, welcher sich der Einführung jener Attribute für feste Plätze u. dgl. entgegenstellt, nicht bloß darin zu suchen seyn dürfte, daß die Aufstellung und die hierfür erforderlichen Räumlichkeiten in manchen Fällen wesentliche Hindernisse darbieten können, sondern daß insbesondere die Transportabilität der ganzen Anordnung nur dann ermöglicht werden kann, wenn für diesen Zweck schon bei der Anlage der Festung — etwa durch die Ausführung von Schienenbahnen — in ausreichender Weise Sorge getragen wird. Dieß mögen auch beiläufig die Gründe seyn, welche es als vortheilhafter erscheinen ließen, für diese Zwecke die Beleuchtung mittelst des Drummond'schen Kalk- oder jene mittelst des Magnesium-Lichtes in Vorschlag zu bringen. Weit günstiger erscheinen aber jene Verhältnisse auf Kriegsschiffen, wo man ohnehin schon einen Motor zum Betriebe der magneto-elektrischen Maschine zur Verfügung hat und der Aufstellung sowie der eigentlichen Beweglichkeit des ganzen Apparates keine wesentlichen Hindernisse sich entgegenstellen. Vorschläge dieser Art wurden in der letzten Zeit von August Berlioz (technischer Vorstand bei der Gesellschaft l'Alliance) gemacht und durch einige Versuche am Bord der Yacht des Prinzen Napoleon auf dem Canale (La Manche) näher erläutert. Die hierüber von Berlioz gegebenen DarlegungenLes Mondes, t. XVI p. 488; März 1868. zeigen, daß durch die Benutzung des elektrischen Lichtes auf einer Flotte der Angriff der letzteren wesentlich erschwert, ihre Operationen hingegen bedeutend erleichtert werden können (vorausgesetzt, daß das feindliche Schiff nicht mit den gleichen Mitteln versehen ist). Jene Erörterungen legen ferner dar, wie man von einem Kriegsschiffe aus nicht bloß die Operation auf festen Plätzen in der Nähe der Küsten bei Nachtzeit überwachen, sondern sogar das feindliche Feuer zum Stillstande bringen und die Belagerung von Forts und Festungsbatterien erleichtern könne. Endlich macht Berlioz noch auf den sehr wichtigen Umstand aufmerksam, daß die Benutzung von Torpedos bei Nachtzeit nur dann in erklecklicher Weise geschehen könne, wenn die Stellen, wo sich jene befinden, mit einem sehr starken Lichte beleuchtet werden, um sie in demselben Momente sprengen zu können, in welchem die feindlichen Schiffe jene Stellen Passiren. Endlich macht Berlioz mit Recht darauf aufmerksam, daß das elektrische Licht für Signalisirungsapparate auf dem Meere, da seine Tragweite jene anderer Quellen weit übertrifft, bedeutende Vortheile darbieten würde. Für alle derartigen Zwecke ließ sich Berlioz einen magneto-elektrischen Signalisirungs- und Beleuchtungsapparat patentirenMechanics' Magazine, Januar 1868, S. 30., fur welchen J. Guyot die Idee angegeben haben soll. Da dieser Apparat von dem oben erwähnten sich hauptsächlich nur durch seine Compendiosität unterscheidet, so mag es ausreichen, die Einrichtung desselben in einigen allgemeinen Umrissen hier in Erwähnung zu bringen. Derselbe, in Fig. 10 in einem Längenschnitte und in Fig. 11 in einem Querschnitte nach der Linie 3–4 der Fig. 10 dargestellt, besteht nämlich in einer sogen. Lünette, einem kupfernen Rohre C, das an seiner Rückwand geschlossen und um die Achse c, c drehbar an einem Gestelle angebracht ist, welches nach Bedürfniß um eine verticale hohle Säule p drehbar angeordnet werden kann. Durch letztere gehen die Leitungsdrähte zur dunklen Kammer, wo an der Rückseite bei B der Kohlenlicht-Regulator A angebracht ist, und zwar so, daß der Lichtbogen den Brennpunkt des katoptrischen Linsensystemes L. einnimmt, während an der Rückwand ein sphärischer Concavspiegel D so angebracht ist, daß sein geometrischer Mittelpunkt in den Mittelpunkt des Lichtbogens zu liegen kommt. Dieser optische Apparat wird verwendet, wenn die Beleuchtung sich auf sehr große Distanzen erstrecken soll. Zur Beleuchtung auf kurze Distanzen bis zu etwa 1½ englische Meilen (etwa ⅓ deutsche Meile) wird das Linsensystem L hinweggenommen, und es kann dann der parabolische Reflector D′ benutzt werden. Da der ganze Apparat um eine verticale Achse leicht drehbar angeordnet werden kann, da ferner der obere Theil um die Achse c, c gedreht, in jede beliebige Lage gebracht und mittelst der Schraube bei m hier festgestellt werden kann, und da ohnehin der gabelförmige Halter um die Säule P, wenn letztere fest ist, in einer horizontalen Ebene beliebig bewegt und durch Festschrauben beider Platten p, p′ bei m′ auch in dieser Lage fixirt werden kann, so gestattet derselbe also, das Lichtbündel nach jeder beliebigen Richtung hin zu dirigiren. — Wir müssen hier bemerken, daß der eben beschriebene optische Apparat kaum eine so große Vollkommenheit in Anspruch nehmen dürfte, wie jener, welcher in diesem Journale (Bd. CXXII S. 422, Jahrgang 1851) beschrieben und seiner Zeit von Stevenson ausgeführt wurde. In der letzten Zeit hat Stevenson seinen sogen. Holophotalapparat abgeändert und den Gebrauch desselben für Punkte in der Nähe und in großen Entfernungen vom Leuchtthurme etc. angeordnet. Da aber dieser Apparat, dessen principielle Ausstattung in einer uns vorliegenden QuelleCivil Engineer and Architect's Journal, August 1867 S. 219. erörtert ist, in umfassender Weise schon im J. 1855 (im Edinbourgh new philosophical Journal, vol. I p. 273) von dem Erfinder beschrieben wurde, so mag es ausreichen bei dieser Gelegenheit den verbesserten katoptrischen Beleuchtungsapparat Stevenson's in Erinnerung gebracht zu haben.