Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 417
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Miscellen. Miscellen. Ueber die hydraulische Presse von Desgoffe und Ollivier. Die gewöhnlichen hydraulischen Pressen bestehen bekanntlich aus zwei Cylindern, dem Kraft- und dem Preßcylinder. Je kleiner der Querschnitt des ersteren im Verhältniß zu dem des zweiten ist, ein desto größerer Druck wird unter sonst gleichen Umständen ausgeübt und um dieses Verhältniß möglichst klein zu machen, haben Desgoffe und Ollivier in Paris, Boulevard de Vaugirard 6, eine sinnreiche Construction in Anwendung gebracht, welche bereits im Jahrgang 1865 des polytechn. Journals, Bd. CLXXV S. 418, beschrieben und abgebildet wurde. Der Kraftkolben ist hierbei durch einen Metalldraht oder eine Darmsaite ersetzt, welche in den Preßcylinder gezogen wird. Der Draht oder die Saite, welche außen auf eine Trommel aufgewickelt ist und durch eine Stopfbüchse in den Preßcylinder eingeführt wird, wickelt sich in diesem auf eine Trommel auf, die von außerhalb durch eine Kurbel betrieben wird. Nach einem Bericht von Tresca an die Pariser Société d'Encouragement hat sich nun diese Presse innerhalb gewisser Grenzen als vollständig praktisch erwiesen; zur Schonung des Drahtes hat es sich aber als nöthig herausgestellt, statt des anfänglich angewendeten Wassers zur Füllung des Cylinders Oel zu benutzen. Die Construction führt allerdings verschiedene Schwierigkeiten mit sich. Um die Trommel im Cylinder unterzubringen, muß letzterer einen größeren Fassungsraum erhalten; um dieselbe in Bewegung setzen zu können, muß ihre Achse durch eine sehr dichte Stopfbüchse aus dem Cylinder herausgeführt werden; ebenso muß die Stopfbüchse, durch welche der Draht oder die Darmsaite eintritt, sehr gut gedichtet seyn, da sonst bei der Arbeit in Folge von Oelverlust eine ziemlich bedeutende Druckabnahme entstehen kann. Alle diese Schwierigkeiten sind aber glücklich überwunden worden. Auch der Niedergang des Kolbens läßt sich zwar langsam, aber doch ganz gut dadurch bewirken, daß man die äußere Trommel mit einer Kurbel versieht und sie in entsprechender Richtung dreht. Wird der Apparat unter den für ihn geeigneten Verhältnissen angewendet, so erweist er sich als ein sehr bequemes, wenig Raum beanspruchendes, sicher wirkendes Hülfsmittel: dieß gilt aber weniger für die Fälle, wo mittelst der hydraulischen Presse, wie jetzt so häufig, sehr starke Wirkungen ausgeübt werden sollen. Denn namentlich bei großen Apparaten ist der Raumverlust durch die Trommel von Nachtheil, da, wenn die äußeren Dimensionen des Cylinders übermäßig groß sind, auch die Wandstärken außerordentlich stark genommen werden müssen, um genügend widerstandsfähig zu seyn. Ist der Druck zu groß. so wird der Draht oder die Darmsaite beim Eintritt in den Cylinder zusammengedrückt und wirkt auf die Stopfbüchsenliderung, drückt sich gewissermaßen in dieselbe hinein; hierdurch können namentlich bei Darmsaiten, die sich noch am besten bewährt haben, leicht störende Verwickelungen und Verdrehungen hervorgerufen werden. Die großen Apparate werden selten gut unterhalten; fließt Oel während des Stillstandes durch die Stopfbüchsen aus, so kann Luft in den Cylinder eintreten, die dann jedenfalls entfernt werden muß, da sie sonst durch ihre Elasticität jedem hohen Druck entgegenwirken würde. Ein Nachtheil liegt auch darin, daß der Arbeiter, der die Presse bedient, bei Anwendung ein und derselben Kurbel einen desto größeren Widerstand zu überwinden hat, je mehr sich die Trommel im Cylinder füllt, so daß er im Allgemeinen gegen Ende einer Operation nicht einen gleich hohen Druck wie zu Anfang derselben erreichen kann. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 18.) Taschenuhrenhemmung nach dem Systeme von I. A. Sautter in Ravensburg. Fabrikant Sautter verfertigt seit Jahren Taschenuhren mit einer von ihm erfundenen eigenthümlichen Hemmung, welche gegen andere Ankersysteme wesentliche Vorzüge bietet. Die Sautter'sche Hemmung gehört unter das System der Ankerhemmungen, hat aber den großen Vorzug, daß deren Theile während ihres Gangeskein Oel erfordern, ein für die Dauer eines regelmäßigen Ganges wichtiger Umstand. Ein weiterer Vorzug der Sautter'schen Hemmung besteht darin, daß dieselbe leichter herstellbar ist, als der gewöhnliche Ankergang. Jedem geübten Uhrmacher wird es nicht schwer fallen, alle die einzelnen Theile der Hemmung zu fertigen, während gerade die beim Anker erforderlichen Steine und das sehr complicirte Ankerhemmungsrad die Wiederherstellung schadhaft gewordener Stücke sehr schwierig macht, so daß der Uhrmacher sich bloß durch Bezug derselben aus der Fabrik zu helfen im Stande ist. Das Sautter'sche Hemmungsrad hat eine außerordentlich einfache Form, die Zahl seiner Zähne ist bloß 6 statt der 15 des bekannten Ankerrades, und auch diese wenigen Zähne erfordern keinerlei Schmiermittel. Durch alle diese Vorzüge ist aber keineswegs die sichere und exacte Wirkungsweise der Hemmung beeinträchtigt. Es geht hieraus hervor, daß die Sautter'sche Hemmung dem Fabrikanten ganz erhebliche ökonomische Vorzüge gewährt und daß eine ausgedehntere Anwendung derselben im hohen Grade wünschenswerth wäre. (Württembergisches Gewerbeblatt 1868, S. 94.) Rußlands Telegraphennetz. Mit der Errichtung der elektrischen Telegraphen begann man in Rußland im Jahr 1853, und die ersten Städte welche durch Telegraphen verbunden wurden, waren St. Petersburg, Moskau, Kronstadt, Warschau und Königsberg, mit welch letzterer Stadt Rußland in den internationalen Telegraphenverkehr mit dem übrigen Europa eingetreten ist. Seit der Ausdehnung der Telegraphenlinie bis Königsberg im Jahr 1854 hat das Telegraphennetz sich nach allen Seiten hin über Rußland ausgespannt, und der Depeschenverkehr ist im Verhältniß damit gestiegen, wie nachstehende kurze Uebersicht nachweist: 1860. 1862. 1864. 1865. Länge der Linien (Werste) 16,474 22,765 31,902 33,514 Länge der Leitungen (Werste) 25,356 36,384 56,390 61,750 Zahl der Telegraphenstationen 160 195 308 323 Zahl der beförderten Depeschen 465,027 714,919 927,358 1,044,375 Darunter bezahlte inländische Correspondenzen 303,008 512,685 677,911 773,541 und in's Ausland gegangene bezahlte 49,131 68,512 81,079 88,254 Auf eine deutsche Meile gehen nahezu 7 Werste. Wenn man bedenkt, daß die Herstellung einer Telegraphenlinie in Rußland weit mehr Schwierigkeiten bietet als anderswo (hoher Arbeitslohn, Schwierigkeit des Materialtransports, ungünstige locale und klimatische Verhältnisse, Undichtigkeit der Bevölkerung u. dgl.), so muß man zugeben, daß die Regierung bis jetzt sehr fleißig für die Ausdehnung des Telegraphennetzes gesorgt hat. Unter den 15 Hauptstationen des russischen Telegraphennetzes nimmt selbstverständlich St. Petersburg die erste Stelle ein, das im Jahr 1865 abgefertigt hat: 66,952 inländische und 24,039 internationale Telegramme; empfangen hat es 83,507 inländische und 24,594 internationale Depeschen. Außer St. Petersburg haben den lebhaftesten Depeschenverkehr die Städte Moskau, Odessa, Warschau, Kijew, Charkow, Rostow am Don, Riga, Nishnij-Nowgorod, Cherson, Kasan und Taganrog. Im bezeichneten Jahr ergaben die russischen Telegraphen eine Reineinnahme von 114,428 Rubeln. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 1. Mai 1868.) Ueber Hélouis' Verfahren zur Fabrication des zu Posamentirarbeiten angewendeten unächten Golddrahtes; von Debray. Die unächte Vergoldung auf Kupferdraht gibt nur ordinäre Producte, welche sehr bald schwarz werden; die sogen,feine Vergoldung auf Silberdraht wird, obgleich sie schöner und dauerhafter ist, gleichfalls bald schwarz, wenn die aus solchem Drahte angefertigten Arbeiten der Einwirkung von Schwefelwasserstoffgas ausgesetzt werden. Hèlouis' (36, rue Meslay in Paris) hat ein neues Verfahren erfunden, welches er halbfeine Vergoldung nennt, und dessen Producte von den erwähnten Mängeln frei sind, indem zwischen das Gold und das Kupfer der gewöhnlichen Vergoldung eine äußerst dünne Schicht von Platin eingeschaltet wird. Zu diesem Zwecke steckt der Erfinder einen Kupferstab in einen start erhitzten angemessen dicken Ring von Platin. In Folge der beim Erkalten stattfindenden Zusammenziehung haften die beiden Metalle so fest aneinander, daß sie zu dem feinsten Drahte gezogen werden können, ohne sich von einander zu trennen; dann wird der Draht auf gewöhnliche Weise vergoldet. Auf diese Art erhält man Posamentirarbeiten, bei denen die als Unterlage gewöhnlich benutzte Seide wegfallen kann; dabei sind diese Arbeiten billiger, von schönerer Farbe und von größerer Dauer, als die nach dem jetzigen System angefertigten; überdieß hinterlassen sie nach ihrer Abnutzung Rückstände von größerem Werthe. (Les Mondes, t. XVI p. 664; April 1868.) Gußeiserne und Blechöfen mit Wasserglasanstrich. Die zahlreichen Versuche, welche man seit einer Reihe von Jahren mit den conservirenden Anstrichen von Wasserglasfarben anstellte, haben auch zu der Idee geführt, ob nicht hübsch modellirte Ornamente, wie sie z. B. in den herzogl. Albrecht'schen Eisengießereien an den Kochöfen angebracht werden, durch einen solchen Anstrich mehr hervortreten würden. Ein schwarzer Ofen, und sey er noch so kunstvoll angefertigt, wird in einen hübsch gemalten Salon nicht passen; überhaupt muß die Eisengußwaare, als Möbel betrachtet, sich stets mit Farbe maskiren, oder eine besondere Bronzirung oder Vergoldung erhalten. Dieser Umstand veranlaßte uns, eine weniger kostspielige Art des Anstriches an einem Guß-, sowie an einem Blechofen zu versuchen, welche vollkommen gelang. Dieses Verfahren erfordert jedoch einige Vortheile und es dürfte daher wohl Vielen willkommen seyn, ein Mittel kennen zu lernen, durch welches man einem solchen Ofen einen dem Zimmer harmonischen Anstrich gibt, zumal derselbe für den größten Ofen höchstens auf 50–60 kr. zu stehen kommt. Die erste Bedingung dabei ist, daß keine Spur von Fett auf dem Eisen hafte, und ebenso kein Rost. Ersteres läßt sich durch mehrmalige starke Heizung beseitigen, der Rost hingegen wird sich, selbst wenn man den Ofen blank geputzt hat, nur durch mehrmaligen Anstrich vollkommen entfernen lassen, da die dem Auge anfänglich nicht sichtbaren Rostflecken durch das Wasserglas zum Vorschein kommen und sich gleichsam durchfressen. Eine Metallkratzbürste beseitigt diese Flecken und ein abermaliger Anstrich genügt, um auf mehrere Jahre einen schönen, in mattem, farbigem Ton gemalten Ofen zu erhalten. Es kann dabei immerhin auf demselben gekocht werden, da das Wasserglas so fest an dem Ofen haftet, daß selbst Milch oder Suppe überlaufen kann, ohne der Farbe zu schaden; denn durch Anwendung von Wasser und Seife laßt sich jede Fläche wie gewöhnliches Geschirr abwaschen, und die Erfahrung hat gelehrt, daß dieser Anstrich nicht nur auf porösem Guß, sondern auch auf glatt gewalztem Eisenblech fest haftet. Roth- und Weißglühhitze vermag der Wasserglasfarbe nicht zu schaden, wenn sie wie oben angegeben auf einer reinen, nicht im mindesten fetten Fläche angebracht wird. (Verhandlungen und Mittheilungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins.) Verwendung des Gaskalkes zu Backsteinen. Auf der Gasanstalt zu Zweibrücken wird der Gaskalk schon seit längerer Zeit mit Vortheil zur Anfertigung von lufttrockenen Backsteinen verwendet. Auch T. Ilgen in Grünstadt ließ Backsteine aus Gaskalk ohne weiteren Zusatz anfertigen, solche gut an der Luft trocknen und fand dieselben so fest und consistent, daß sie weniger leicht zerbrechen wie die gewöhnlichen schwach gebrannten Lehmbacksteine oder wie die sogenannten Feldbacksteine (in Feldbrennereien dargestellte gebrannte Mauerziegeln), daß sie also mindestens den gleichen Werth wie gewöhnliche gebrannte Thonbacksteine haben. Zu 1000 Stück solcher Gaskalksteine (je 0,25 Met. lang, 0,125 Met. breit und 0,07 Met. dick) braucht man circa 42 Ctr. Gaskalk. Von 1 Ctr. gebrannten Kalk erhält man circa 2½ Ctr. Gastalk. Der Reinigungskalk wird mit ausgenutzter Lohe vermengt, weil diese billiger zu bekommen ist, wie Sägemehl, dessen sich Ilgen früher bediente. Dieser Lohzusatz bewährt sich sehr gut, indem er der Masse eine filzartige, faserige Structur verleiht, sie zähe macht und ihr festen Zusammenhalt gibt. Frühere Versuche ergaben, daß der Gaskalk auch beim Mauern nützliche Verwendung finden kann, nämlich mit Sand versetzt als Mörtel bei Fundamentmauerung; zu anderem Mauerwerk, sowie zu rauhem Verputz, jedoch nur unter Zusatz von ⅓ bis ½. abgelöschtem frischen Kalk, dem man noch etwas Steinkohlenasche beigibt. (Journal für Gasbeleuchtung.) Analyse einiger Thone von Lengenau im Canton Solothurn (Schweiz); von Dr. Graeger. Vermöge ihrer Zusammensetzung zeigen diese Thone einen hohen Grad von Feuerbeständigkeit, und verdienen daher zur Anfertigung von Glashäfen, feuerfesten Tiegeln und Ofensteinen sicher mehr Aufmerksamkeit als ihnen bisher zu Theil geworden zu seyn scheint. Die Thone bilden Bänke von 3 bis 4 Fuß Mächtigkeit, sind compact, lassen sich jedoch leicht zerreiben. Man unterscheidet wesentlich zwei Sorten, als eine erste und zweite Qualität; eine dritte Sorte kommt nur von Zeit zu Zeit vor, so daß die gegenwärtigen Besitzer der Gruben, die HHrn. Tuggmer und Comp. in Solothurn, zu laufenden Lieferungen sich nicht verbindlich machen können. Thon Nr. 1 in 100 Theilen. Geschlämmt. Mit dem Sande. Kieselsäure, an Thonerde gebunden 23,280 16,73 Kieselsäure freie 0,720 0,50 Thonerde 26,643 18,79 Eisenoxydul 0,107 0,07 Kalk mit Spuren von Bittererde 0,171 0,12 Natron und Kali 2,015 1,52 Wasser 2,500 1,76 Unzerlegter Rückstand 46,500 32,82 Sand 29,41 ––––––– ––––––– 101,221 101,42 Thon Nr. 2 in 100 Theilen. Geschlämmt. Nicht geschlämmt. Kieselsäure, an Thonerde gebunden 19,060 11,40 Kieselsäure, freie 0,840 0,50 Thonerde 19,000 12,56 Eisenoxydul 0,182 0,11 Kalk mit Spuren von Bittererde 0,227 0,13 Kali und Natron 2,700 1,23 Wasser 1,000 0,60 unzersetzter Rückstand 56,600 33,89 Sand 40,21 ––––––– ––––––– 98,979 100,63 Berlin, im Mai 1868. Ueber den Schmelzpunkt der Fette, von Dr. Th. Wimmel in Hamburg. Zur Ermittelung der Schmelz- und Erstarrungspunkte der Fette bedient man sich verschiedener Methoden; man bestimmt die Temperatur, dei welcher das Fett vollkommen flüssig oder durchsichtig wird und erhält in den meisten Fällen übereinstimmende Resultate. Manche Fette zeigen aber nach Wimmel ein abweichendes Verhalten; Schweineschmalz, Rinds- und Hammeltalg werden erst durchsichtig bei einer Temperatur, welche wenige oder mehrere Grade höher ist als diejenige, bei welcher sie völlig dünnflüssig geworden sind, und Japanwachs verhält sich umgekehrt. Einige Fette nehmen nach dem Schmelzen nur sehr langsam ihre volle Festigkeit wieder an und schmelzen so lange sie weich sind, bei weitem leichter. Der Erstarrungspunkt fällt bei den Fetten überhaupt nicht mit dem Schmelzpunkte zusammen. Alle eigentlichen Fette (welche bei der Verseifung Glycerin liefern) erstarren unter gewöhnlichen Umständen bei einer Temperatur, welche mehr oder weniger weit unter dem Schmelzpunkte liegt und unterscheiden sich hierdurch scharf z. B. vom Bienenwachs und Wallrath, bei welchen das Erstarren gleich unter der Schmelztemperatur erfolgt. Bei diesem Erstarren tritt dann immer eine Temperaturerhöhung ein und oft ist dieselbe so bedeutend, daß sie fast den Schmelzpunkt erreicht. Dieß erinnert lebhaft an viele ähnliche Erscheinungen, bei welchen man einen besonderen Zustand der Körper annimmt, den man, vielleicht nicht ganz treffend, mit Ueberschmelzung bezeichnet hat. Die Fette können aber auch ohne Temperaturerhöhung erstarren. Erwärmt man z. B. Talg längere Zeit bis eben über den Schmelzpunkt (48° C.,) so daß er ganz dünnflüssig, aber noch nicht ganz klar geworden ist (am besten gelingt dieser Versuch mit eben erstarrtem, also noch weichem Talg), so erstarrt er schon wieder bei 45–46° und ohne Entwickelung von Wärme. Für die einzelnen Fette ergaben sich bei zahlreichen Versuchen folgende Resultate: schmilzt bei erstarrt bei erwärmt sich dabei auf Rindertalg, frischer 43° C. 33° C. 36–37° C. Rindertalg, älterer 42½ 34 38 Hammeltalg, frischer 47 36 40–41 Hammeltalg, alter 50½ 39½ 44–45 Schweineschmalz 41½–42 30 32 Butter, frische 31–31½ 19–20 19½–20½ Faßbutter 32½ 24 25½ Japanwachs 52½–54½ 40½–41 45½–46 Cacaobutter 33½–64 20½ 27–29½ Cocosöl 24½ 20–20½ 22–23 Palmöl, frisches, weiches 30 21 21½ Palmöl, frisches, härteres 36 24 25 Palmöl, altes 42 38 39½ Muscatbutter 43½–44 33 41½–42 Bienenwachs, gelbesBienenwachs, weißes 62–62½63–63½ erstarren gleich unter dem Schmelzpunkte ohne Erwärmung. Wallrath 44–44½ (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1868. Bd. CXXXIII S. 121.) Young's Verfahren zur theilweisen Umwandlung der aus bituminöser Kohle gewonnenen Schweröle in Leichtöle. Armengaud berichtet in seinem Génie industriel, Mai 1868, S. 233 über einen Versuch mit diesem Verfahren (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 151), welchem er in der Fabrik von J. S. Brown, dem Agent des Hrn. Young, in La Chapelle, 56 avenue de Paris, am 12. März d. J. beigewohnt hat. Der Kessel des Apparates wurde zur Hälfte mit schwerem Schieferöl gefüllt, welches bei 13° C. Temperatur eine Dichtigkeit von 0,895 hatte. Man erhitzte, und als der Manometer einen Druck von beiläufig 1 ⅓ Atmosphäre anzeigte, öffnete man den mit dem Condensationsrohr communicirenden Hahn. Nach bewerkstelligter Destillation zeigte das Product eine Dichtigkeit von nur 0,769 bei 15° C. Die Mineralöl-Industrie in der preußischen Provinz Sachsen. Im Jahre 1867 existirten in der Provinz Sachsen und in nächster Nähe 48 Theerschwelereien und 18 Mineralölfabriken mit einem Gesammt-Anlage-Capitale von circa 5,400,000 Thlr. Die ersteren producirten, mit Aufwendung von 2,225,881 Tonnen Schwel- und 2,066,614 T. Feuerkohlen, 592,109 Ctr. Braunkohlentheer, welche mit einem weiteren Aufwand von circa 600,000 T. Feuerkohle zu Paraffin und Mineralölen aufgearbeitet wurden. Es sind somit durch diesen Industriezweig circa 5 Mill. Tonnen Braunkohlen verwerthet worden. Beschäftigt wurden bei der Herstellung und Aufarbeitung des Theeres selbst 3130 Arbeiter, welche mit ihren Angehörigen eine Kopfzahl von 10,809 repräsentiren. Außerdem bedürfen diese Fabriken so bedeutende Quantitäten von caustischer Soda, Schwefelsäure, Ballons, Gußeisen- und Maschinentheilen, daß manche größere Etablissements der Provinz zum Theil ausschließlich für jene arbeiten, resp. geradezu auf jene Industrie angewiesen sind. Welche bedeutende Summen von Land- und Eisenbahnfrachten von dieser Industrie bezahlt werden, ist leicht denkbar. Aus dem von den 18 Fabriken verarbeiteten Theer sind etwa 60,000 Ctr. Paraffin im Werthe von 20 Thlr. = 1,200,000 Thlr.; 240,000 Ctr. Mineralöl im Werthe von4 Thlr. = 960,000 Thlr.; 60,000 Ctr. Nebenproducte als schwere Oele, Asphalt, Goudron, Kreosotöl à 1 Thlr. = 60,000 Thlr., in Summa für 2,220,000 Thlr. verkäufliche Waare dargestellt. Nachtheiligen Einfluß auf diese Industrie hatten die billigen Preise des amerikanischen Petroleums, mit welchem die deutschen Märkte überfluthet wurden. Einem großen Theile der Schwelereien und Fabriken war es geradezu unmöglich, bei dieser Concurrenz des Petroleums noch mit Vortheil weiter zu arbeiten. Von den Schwelereien kamen 1867 bereits sechs zum Stillstande und im laufenden Jahre sind ihnen schon zwei gefolgt. Nur solche Schwelereien würden bei gleichbleibenden Verhältnissen noch mit einigem Nutzen weiter arbeiten können, denen eine bezüglich Qualität und Quantität des Theerausbringens ausgezeichnete Kohle zu Gebote steht. (Berggeist, 1868, Nr. 40) Für Branntweinbrenner und Spritfabrikanten; von Professor Carl Siemens in Hohenheim. Auf vielseitige Anfragen nach der Einrichtung meiner patentirten Destillirapparate sehe ich mich veranlaßt, einige Mittheilungen darüber zu veröffentlichen. Ihre Zusammensetzung ist eine verschiedene je nach dem Quantum des damit zu verarbeitenden Materiales oder nach der Ausdehnung des Betriebes. Für kleinere Brennereien bis zur täglichen, d. h. 12–14 stündigen Verarbeitung von 20–30 Ctr. Kartoffeln oder einer entsprechenden Menge Getreide und anderer Materialien, aus welchen direct Branntwein von 50 Proc. Tr. zu gewinnen ist, besteht der Apparat aus einem Holzgefäße, worin durch Gußböden statt der Holzböden eine Destillirblase und ein Vorwärmer, der zugleich auch als zweite Blase dienen kann, in einem und demselben Gefäße hergestellt sind. Auf dem oberen Boden dieses Gefäßes steht eine kupferne Rectificationssäule und auf dieser ein Dephlegmator, daneben eine Kühlvorrichtung. Ein solcher einfacher Apparat kostet gegen 400 Thaler. Größere Apparate zur täglichen Verarbeitung bis zu 80 Ctr. Kartoffeln zur Gewinnung eines Rohsprits von 85 Proc. Tr. bestehen gleichfalls aus einem gemeinschaftlichen Holzgefäße mit Gußböden für 2 Maischblasen und Vorwärmer, einer Rectificationssäule und 2 Dephlegmatoren nebst Kühler. Die Kosten dieser Rohsprit-Apparate betragen für das Maximum der angegebenen Größe 1000 Thaler. Für ausgedehntere Betriebe werden die Blasen einzeln neben einander gestellt und die Rectifications- und Dephlegmir-Vorrichtungen mit dem gemeinschaftlichen Vorwärmer verbunden. Die Herstellungskosten steigen lange nicht im Verhältniß ihrer größeren Leistung. Außer diesen Apparaten mit periodischer Füllung werden auch auf Verlangen solche für continuirliche Destillation hergestellt, deren Construction ein Ablagern fester Maischtheile, also auch ein Verstopfen in der Destillation sicher verhütet, so daß eine Reinigung der Apparate während der Brennperiode nicht nöthig wird. Feinsprit-Apparate werden in allen Größen geliefert und die Gewinnung von 80 Proc. der Blasenfüllung als Feinsprit von 95–96 Proc. garantirt. Die Einfachheit dieser Apparate ohne alle Sicherheitsventile, ohne Druck in der Rectificationssäule und ohne die Nothwendigkeit von Dampfautomaten oder Regulatoren, wie sie die Savalle'schen Apparate nöthig machen, vermindert nicht nur den Verlust an Alkohol, sondern macht es auch möglich, dieselben bei großer Solidität billig herzustellen. Für 2000 Thaler ist ein solcher Apparat gefertigt, womit in der Stunde 50 Berl. Quart Feinsprit von 85 Proc. Tr. gewonnen werden; ein größerer für 4000 Thaler liefert in der Stunde 150 Berl. Quart von gleicher Stärke. Die Apparate bestehen aus einer Doppelblase von Eisenblech mit kupferner Heizschlange, einer kupfernen Rectificationssäule, drei Dephlegmatoren und einer geschlossenen Kühlschlange. Das wesentlich Neue der patentirten Einrichtung besteht: 1) in der Art der Zusammensetzung oder Verbindung der Holz- und Metalltheile der Blasen für die Rohsprit-Apparate, wodurch diese eine Dauer erhalten, die der Dauer der reinen Metallblasen mindestens gleich steht. Es hat sich dieß bereits durch eine mehr als 10jährige Erfahrung erwiesen. Die Verbindungsweise der Böden mit dem Holze gestattet ein wiederholtes Nachbinden der Gefäße, was bei dem mit der Zeit unvermeidlichen Schwinden des Holzes nöthig werden wird, bei der bisherigen Verbindungsweise solcher Gesäße aber nur in sehr beschränktem Grade möglich wurde. Durch die Anwendung von Metallböden wird es andererseits möglich, alle Verbindungen der Gefäße stets dicht zu erhalten; 2) in der für die Ausdehnung des Betriebes passenden Zusammenstellung der einzelnen Apparattheile, wodurch der Fehler unserer meisten Destillirapparate beseitigt wird, die in ihrer Zusammensetzung trotz einer größeren oder geringeren Betriebsausdehnung sich gleich bleiben und deßhalb nur selten ihrem Zwecke vollständig entsprechen; 3) in der Art der Dampfvertheilung in den Blasen zur schnelleren Entgeistung oder Abtrieb der Maische. Eine nähere Untersuchung zeigt, daß bei der bisher üblichen Dampfzuleitung ein großer Theil der Heizdämpfe ohne Mittheilung oder Verlust ihrer Wärme aus der Maische wieder entweicht, wodurch der Abtrieb verzögert, viel Wärme verschwendet wird und wässerige Dämpfe aus der Maische entweichen, die eine wiederholte Rectification und stärkere Dephlegmirung zur Gewinnung eines hochgradigen Productes, also auch einen größeren Aufwand an Brennmaterial und Zeit nöthig machen. Die Menge des mit solchen älteren Apparaten erzeugten heißen Wassers liefert den Beweis dieser Verschwendung. Die verzögerte Entgeistung der Maische verursacht in der Regel auch einen unvollständigen Abtrieb derselben, indem die letzte geringe Alkoholmenge die Kosten des Brennmateriales, die bei solchen Apparaten nöthig wird, nicht lohnt. Diese unvollständige Entgeistung der Maische ist aber erfahrungsmäßig die Ursache von Krankheiten der Schlempefütterung; 4) in der eigenthümlichen Construction der Rectifications- und Dephlegmir-Vorrichtungen. So weit in ersteren eine wiederholte Destillation stattfindet, geschieht dieselbe so, daß ein Fortreißen der wässerigen Theile verhütet und dennoch eine innige Berührung der aufsteigenden Dämpfe mit der condensirt zurücklaufenden Flüssigkeit bewirkt wird. Es wird auf diese Weise eine vollständigere Entgeistung und bessere Absonderung des sogenannten Phlegmas erreicht. Dabei ist die Ansammlung dieser Flüssigkeit in der Rectificationssäule auch während des Betriebes verhindert. Diese schärfere Trennung der wässerigen und fuseligen Theile befördert die Gewinnung eines stärkeren und reineren Productes, und sie wird durch die eigenthümliche Construction der Dephlegmatoren noch vermehrt. In diesen wird die Abscheidung der Wassertheile durch Verhütung einer mechanischen Fortleitung derselben vervollständigt, ohne daß dazu eine stärkere Abkühlung oder Dephlegmirung nöthig ist. Diese Wassertheile, die als feiner Nebel (sichtbarer Wasserdampf) vom Alkoholdampf mechanisch auch durch kältere Räume mit fortgerissen werden, erschweren vorzugsweise die Gewinnung eines hochgradigen und reineren Productes. Durch die hier erforderliche geringere Abkühlung der Dephlegmatoren wird eine unnütze Condensation des Alkohols vermieden die anderen Falles eine wiederholte Verdampfung desselben nöthig machen würde. Die Vermeidung unnöthiger Condensationen macht aber eine wesentliche Ersparung an Brennmaterial und Zeit möglich. Dabei gestattet die Construction dieser Vorrichtungen jeder Zeit und ohne Unterbrechung des Betriebes eine leichte Reinigung der vorhandenen verticalen Kühl- oder Dephlegmirflächen, an welchen sich ohnehin die Unreinigkeiten und Niederschläge des Kühlwassers nicht so ansetzen, wie dieß bei den horizontalen Flächen der Pistorius'schen Becken der Fall ist. Die Verhütung dieser Ablagerung und die leichte Reinigung gewähren dabei den Vortheil, die anfängliche Leistungsfähigkeit der Apparate auch für die Dauer zu erhalten, was sonst selten der Fall ist. Auch innen wird eine Reinigung der Apparate in allen Theilen möglich, da kein dagegen abgeschlossener Raum vorhanden ist. Nähere Auskunft über die Kosten und Lieferung der Apparate wird auf directe Anfragen gern ertheilt und nur gebeten, das zu verarbeitende Quantum für eine bestimmte Abtriebszeit und die gewünschte Stärke des Productes gleich anzugeben, da dieß zur Berechnung der erforderlichen Größe nöthig ist. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1868, Nr. 17.)