Titel: | Norton's neuerfundene Pumpbrunnen. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. IV., S. 25 |
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IV.
Norton's neuerfundene
Pumpbrunnen.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1868, Nr.
48.
Mit Abbildungen.
Norton's Pumpbrunnen.
Bei dem Anklang, den die in so kurzer Zeit einzurichtenden Norton'schen Pumpbrunnen auch bei uns finden, sehen wir uns veranlaßt,
über die Construction und das Einsetzen derselben Näheres anzugeben.
Die Construction ist eine sehr einfache. Die Röhren sind gewöhnliche oder auch etwas
verstärkte 30 Millimeter weite gewalzte eiserne Gasröhren, welche wie diese durch
etwas verlängerte, aus gleichem Material bestehende, mit innerem Gewinde versehene
Muffe verbunden werden. Die Pumpe gleicht ganz den gewöhnlichen Handpumpen; ihre
untere Oeffnung besteht in einem Röhrenansatze, der dasselbe Gewinde und Kaliber hat
wie die Brunnenröhre. Das zuerst einzurammende Stück dieser letzteren ist unten
durch eine eingeschweißte viereckige Stahlspitze verschlossen, deren größter
Durchmesser denjenigen der Verbindungsmuffe gleichkommt. Zunächst über dieser Spitze
ist die Röhre mittelst kleiner 4 Millimeter weiter Löcher auf 33 Centimeter Höhe
durchbohrt, deren Gesammtquerschnitt nahezu dem dreifachen desjenigen der Röhre
gleichkommt. Der Erfinder ertheilt bezüglich des Einsehens dieser Brunnen folgende
Vorschriften:
In der Regel wird man wohl daran thun, ehe man an's Einrammen dieser Brunnen geht,
sich wo möglich zu vergewissern, in welcher Tiefe ungefähr man an betreffendem Orte
auf Wasser stößt, worüber vorhandene gegrabene Brunnen den bestell Aufschluß geben.
Fehlen diese und hat man eine geologische Karte, auf der die Schichten des
Districtes ersichtlich sind, so kann man diese zu Rathe ziehen.
Die muthmaßliche Tiefe des zu erstellenden Brunnens gibt dann den Anhalt für die
geeignete Länge der erforderlichen Rohre. Kann man sich eine solche Auskunft nicht
verschaffen, so ist es nöthig, beim Einrammen in kurzen Zwischenräumen den Senkel in das Rohr
hinabzulassen, um zu sondiren, ob man auf Wasser gestoßen; andernfalls könnte, wenn
man dieß außer Acht läßt, das Rohr gerade durch die Wasser gebende Schichte hindurch
getrieben werden, ohne daß es der Arbeiter gewahr wird.
Der Patent-Rohrbrunnen in seiner gewöhnlichen Anwendung ist nicht dazu
bestimmt, Felsen oder feste Steinbildungen zu durchbrechen, wohl aber ist er
vollkommen geeignet, in sehr harte und dichte Bodenarten einzudringen, und kann
ebenso mit Erfolg durch Kalkgerölle dringen, ohne von den Kieselsteinen behindert zu
werden. Erreicht er aber Fels- oder Gesteinlager, so sind besondere Bohrmittel anzuwenden. Wo man auf Fels oder
Stein stößt, thut man am besten daran, das Rohr wieder herauszuziehen, um das
Einrammen an anderer Stelle zu versuchen. Das Gleiche ist anzurathen, wenn man in
tiefe Lehmlager eingedrungen ist; auch hier ist es zweckmäßiger, die Röhre wieder
herauszunehmen und es in einiger Entfernung von Neuem zu versuchen; in den meisten
Fällen wird man durch dieses Verfahren rascher zum Ziele gelangen, und Wasser
finden.
Textabbildung Bd. 191, S. 25
Zwei Männer reichen aus, um die kleinen Brunnenröhren einzurammen, und ist erst
der Ort, wohin der Brunnen zu stehen kommen soll, gewählt, so wird, nachdem der
Verbindungsmuff am oberen Rohrende abgeschraubt ist, die Kluppe D mittelst zweier Bolzen an das durchlöcherte Rohr
A fest angeschraubt, ungefähr zwei oder drei Fuß
von der unten befindlichen Spitze entfernt. Die Kluppe darf nicht gleich zu fest
geschraubt werden, dagegen sind die Bolzen nach den ersten Schlägen mit der
sogen. Katze wieder anzuziehen, weil dadurch die Gänge des innen seitigen
Gewindes der Kluppe sich in das Rohr A einschneiden.
Man versäume nicht beim Einrammen die Bolzen immer wieder auf's Neue anzuziehen,
da das Prellen an der Katze C, besonders bei hartem
Boden, sie zu lockern strebt.
Die Katze oder der Rammklotz C wird zunächst von oben
über das Rohr A gleitend gegen die Kluppe D eingestellt und die beiden Rollen B werden am Rohr A
befestigt, etwa 6 Fuß über der Kluppe.
Sind sodann die Seile an der Katze festgebunden und über die Scheiben der Rolle
gezogen, so wird das Rohr A vom Boden aufgerichtet und
lothrecht gestellt.
Ein Mann hält das Rohr A in dieser Stellung, während der
andere die Katze C lüpft und sie zwei- oder
dreimal auf die Kluppe D fallen läßt, bis das Rohr A genügend in den Grund getrieben, und so zum
Alleinstehen, natürlich so senkrecht als möglich, gebracht ist. Beide Männer heben
darauf die Katze durch Anziehen der Seile und lassen sie auf die Kluppe
niederfallen, bis diese nach wiederholten Schlägen den Boden erreicht hat. Die
Kluppe D muß sodann losgemacht und ebenso wie vorher 2
Fuß höher am Rohr A befestigt werden, zugleich sind auch
die Rollen B entsprechend höher anzubringen.
Wird der Grund oder die Erdschichte sehr hart befunden, so darf die Kluppe D höchstens 15–16 Zoll über dem Boden befestigt
werden, und ist darauf zu achten, daß die Bolzen stets festsitzen, damit die Kluppe
nicht heruntergleite.
Dieses Verfahren beim Einrammen ist beizubehalten, bis das obere Ende des Rohres nur
noch 6 Fuß von der Erde entfernt ist. Alsdann kommt die Verlängerungsstange F in Anwendung, deren dünneres Ende in das eingerammte
Rohr eingesteckt wird.
Zweck dieser Stange F ist: eine, einstweilige
Verlängerung des Rohres herzustellen, an welche die Rollen B angebracht werden, um so das Brunnenrohr einrammen zu können, bis dessen
Mündung nur noch einen Fuß von dem Boden absteht. Die Verlängerungsstange F wird darauf abgenommen, und ein zweites Rohrstück
mittelst gewöhnlicher Gasmuffe an das Rohr A
angeschraubt. Der Muff muß sorgfältig mit breiförmigem Oelkitt aus Bleiweiß
verkittet werden.
Die Klappe D und auch die Katze werden am neuen Rohrstück angebracht, bevor dieses an das schon
eingerammte Rohr A angeschraubt ist. Ein Mann hält das
Rohrstück aufrecht, während der andere es rund herum festschraubt.
Mit dem Rammen wird weiter fortgefahren wie zuvor, – nur vergesse man nicht,
häufig mit dem Senkel zu untersuchen, ob Wasser vorhanden – und ist das Rohr
mindestens 40 Centimeter tief in die Wasserschichte eingedrungen, so kann die Pumpe
angebracht werden.
Zuerst bestreiche man das Schraubengewinde an der Pumpe
mit dem Bleiweißkitt und schraube letztere an's Rohr; dann gieße man ein wenig
Wasser in die Pumpe, um den ledernen Kolbenstiefel geschmeidiger zu machen, damit er
beim Arbeiten luftdicht schließe. Das Ingangbringen der Pumpe beansprucht ein wenig
Geduld, besonders wenn die Erdschichte sehr dicht ist, weßhalb man gerne durch
Zugießen von Wasser nachhilft; läßt man aber gleich darauf die Pumpe mit schnellem
und kurzem Drucke spielen, so wird es bald zum Laufen kommen.
Das Wasser ist anfänglich mehr oder weniger schlammig, je nach der Beschaffenheit der
Schichte; bei stetigem Pumpen dagegen klärt es sich bald und wird für den Gebrauch
geeignet.
Sollte der Grund, durch welchen das Rohr getrieben wurde, sich von solch lehmiger
oder sandiger Beschaffenheit zeigen, daß er in erheblicher Menge seinen Weg durch
das durchlöcherte Rohr A nimmt, so daß, wenn die Pumpe
eingesetzt wird, das Wasser nicht durch diese Ansammlungen hindurchdringen kann, so
ist die Anwendung von Ausräumröhren von kleinerem Durchmesser geboten. Eine
hinlängliche Anzahl solcher muß aneinander geschraubt werden, um in die weitere
Röhre bis auf den Grund derselben eingeführt zu werden.
Der zum Apparat gehörige Verengungsmuff wird hierauf mit dem kleinen Gewinde an das
obere Ende der eingesteckten Röhre und mit dem größeren an die Pumpe geschraubt; ist
dieß geschehen, so wird Wasser in das Brunnenrohr gegossen, welches die erdigen
Theile lockert, so daß sie durch die enge Röhre heraufgepumpt werden können; man
gießt so zu wiederholten Malen frisches Wasser nach, bis zuletzt aller im Rohr
angehäuft gewesene Niedersatz ausgeräumt ist. Zieht man darauf die enge Röhre wieder
heraus und schraubt die Pumpe an das Brunnenrohr, so ist der Brunnen in Ordnung.
Es kann sich ereignen, daß das Brunnenrohr über die wasserhaltende Schichte hinunter
eingerammt wurde; in diesem Falle braucht man nur das Rohr bis zur Wasserschichte
aufwärts zu ziehen.
Sollte man beim Einrammen des Rohres auf Felsen stoßen, oder wird aus sonst einer
Ursache für nöthig befunden, es herauszunehmen, so kann dieß geschehen indem man die
Kluppe D wenige Zolle vom Boden abstehend an's Rohr
befestigt und an beiden Seiten eine Winde wirken läßt; dabei schraubt man nach jedem
Hub die Kluppe wieder um so viel tiefer. Eine andere Verfahrungsart, das Rohr in die
Höhe zu treiben, ist die: man bringt Katze und Kluppe nicht wie beim Einrammen,
sondern in umgekehrter Ordnung – letztere ungefähr einen Fuß oberhalb am
Rohre – an. An jeder Seite schnellt hierauf ein Mann die Katze gegen die
Kluppe in die Höhe, um so das Rohr aufwärts zu treiben; sind alle Rohre
herausgezogen, so können sie an anderer Stelle von Neuem dienen. Beim Herausnehmen
muß jedes Rohrstück immer gleich abgeschraubt werden.
Bei einigen besonders dichten Schichten ist man gezwungen, um dem Wasser den Weg zum
Rohrbrunnen zu öffnen, an der Mündung des Rohres eine Druckpumpe anzubringen,
vermittelst welcher Wasser unter großem Drucke hinuntergetrieben, die Schichte
durchweicht und dem Wasser der Zutritt zum Rohrbrunnen gebahnt wird. Sobald alsdann eingegossenes
Wasser ohne Gewalt von selbst in der Röhre hinabsinkt, ist die Operation gelungen.
Diese Anwendung einer Druckpumpe ist gleichfalls von großem Vortheil, wenn der
Rohrbrunnen ganz in der Nähe von Wasser in einem sogen.
„Lehm-Topf“ steckt, indem durch das gewaltsame
Hinuntertreiben von Wasser ein Weg zur wasserhaltenden Schichte eröffnet und so ein
guter Brunnen erzielt wird.
Der Erfinder wendet auch noch eine weitere Methode des Einrammens mit Hülfe eines
Dreifußes an, von welchem die Rollen getragen werden. Er erleichtert das
Niedertreiben der Röhren sehr und dürfte sich für diejenigen eignen, welche das
Einsetzen solcher Brunnen gewerbsmäßig betreiben.