Titel: | Moncrieff's System der Geschützbedienung. |
Autor: | Henry Darapsky |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XXV., S. 133 |
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XXV.
Moncrieff's System der
Geschützbedienung.
Mit einer Abbildung.
Moncrieff's System der Geschützbedienung.
Die mehrfach zur Oeffentlichkeit gelangten Nachrichten über Capitän Moncrieff's zum geschützten Ueberbankfeuern von
Positionsgeschützen construirte Laffette und die mit diesem Systeme zu Shoeburyneß
angestellten Schießversuche werden folgende auszugsweise Mittheilung aus der vom
Erfinder selbst zu London gegen Ende d. J. 1868 herausgegebenen Schrift:
„Moncrieff's
System of Working Artillery“ nicht
unerwünscht erscheinen lassen.
Ueber sein System der geschützten Geschützbank (protected
barbette) selbst sagt Capitän Moncrieff darin
Folgendes:
„Vor Erklärung des mechanischen Theiles dieser Erfindung mögen zunächst
die davon zu hoffenden Resultate sowie die hauptsächlichsten Schwierigkeiten mit
denen sie zu kämpfen hatte, zur Sprache gebracht werden.
„Die Bedingungen, denen entsprechen zu können gewünscht wurde, bestanden
einfach darin, ein der Art zum Feuern über solide Brustwehren geeignetes System
herzustellen, daß dasselbe weder eine Beschränkung der Seitenrichtung, noch ein
Exponirtwerden von Geschütz und Mannschaft, noch endlich Schwierigkeiten beim
Empor – und Niederbringen des Stückes involvirte, mit anderen Worten alle
Vortheile des Ueberbankfeuers ohne dessen Nachtheile darbiete.
„Die der Lösung dieser Aufgabe entgegenstehenden Schwierigkeiten waren
mechanischer, zugleich aber so schwieriger Natur, daß sie wohl schon Manchen,
der denselben Weg wie ich verfolgte, abgeschreckt haben mögen; da aber die
Vortheile, welche diese Idee in Aussicht stellt, sehr wichtige sind, so habe ich
meine Versuche trotz bedeutender Kosten und ungeachtet großer Entmuthigungen und
Verzögerungen fortgesetzt.
„Während des Krim-Krieges begann ich Methoden des
Geschütz-Emporhebens zu ersinnen und erkannte, bei dieser Arbeit auf das
nunmehr von mir adoptirte Princip stoßend, sofort, daß in ihm ein zum Ziele
führendes Mittel gefunden worden sey.
„Es möchten zum Aufrichten und Niedersenken der Geschütze allerdings und
sogar mit vergleichsweiser Leichtigkeit auch statische Kräfte in Anwendung
gebracht werden können; dieselben wirken aber in einer ganz anderen Weise und es
wird Jeder, der die Schwierigkeit, dem Rücklaufe der modernen schweren
Geschütze zu begegnen, und die zerstörenden Wirkungen starker Ladungen auf
Pivots und Läufer kennt, gewiß gern die im vorliegenden Falle zu überwindende
Schwierigkeit anerkennen, wobei es darauf ankam, der Gewalt des Rückstoßes nicht
wie bei gewöhnlichen Bettungen und Gleitbahnen in der Ebene seiner Kraftwirkung,
sondern weit unterhalb derselben entgegenzutreten.
„Die ein plötzliches Einwirken dieser Rückstoß-Kraft auf die
Geschützbettung begleitende Gefahr ist durch das Einschieben eines beweglichen
Unterstützungspunktes zwischen sie und das Geschützrohr beseitigt und
gleichzeitig damit ein dem Rücklaufstoße begegnendes Gegengewichts- oder
sonstiges Kraft-Aequivalent so in Verbindung gebracht worden, daß dadurch
die Initialgeschwindigkeit dieses Gegengewichtes (ohne Störung des
Gleichgewichtes) auf ein Minimum reducirt werden konnte. – Die dem
Geschützrohre durch Abfeuerung der Ladung mitgetheilte und sonach in ihm
lebendig gewordene Zerstörungs-Kraft hat zum Maaße das Product von dessen
Gewicht in seine Geschwindigkeit, und ist die dem Rohre und dessen Gegengewicht
mitgetheilte Geschwindigkeit also nur einmal erschöpft, so kann dann deren
Trägheitsvermögen (vis inertiae) auch keinerlei auf
die Zwischenglieder des Apparates auszuübende zerstörende Einwirkung mehr
zugeschrieben werden, wodurch allein es möglich wird, Kräfte und Gewichte dieser
Größe auf eine Structur einwirken zu lassen, die der einer statischen
Unterstützung des Rohres entsprechenden nur wenig an Stärke überlegen ist, und
von welcher bei anhaltendem Gebrauche dennoch eine größere Dauerhaftigkeit
vorausgesetzt werden darf, als den Laffetten, deren Rücklauf durch Friction
gehemmt werden muß, thatsächlich zukommt.
„Der Rücklauf des Geschützes wird bei der den Gegenstand dieses
Vorschlages bildenden Anordnung ohne jede zerstörend wirkende Kraftäußerung
genau in derselben Weise geregelt, wie es beim Rollen eines Schiffes der Fall
ist, also durch allmähliches Emporsteigen des Schwerpunktes der
Gesammt-Construction bis zur jedesmaligen Begrenzung der nach einer
bestimmten Richtung hin statthabenden Bewegung, wobei dann die von den
Elevatoren des Apparates gebildete Curve der des Meta-Centrums
entspricht, dessen Resultate auch nahezu erreicht werden.
„Die nachstehende Figur zeigt das Allgemeine der Construction einer für 7
Tonnen schwere Geschützrohre bestimmten Moncrieff'schen Laffette.
„Sie besteht aus drei Haupttheilen, nämlich der Laffette selbst A, den Elevatoren B, und
der Bettung C.
Textabbildung Bd. 191, S. 135
„Letztere ist etwa 16 Fuß 6 Zoll lang und beschreibt, an einem
Central-Pivot befestigt, Kreisbogen von 14 Fuß RadiusDiameter ist hierbei offenbar ein Druckfehler. um denselben herum. Zwischen den Elevatoren ist ein zur Ausgleichung des
Rohrgewichtes genügend schweres Gegengewicht D
angebracht. – Nahe der für das Geschütz-Laden bestimmten Position
haben Elevatoren und Laffette die in der Figur bei B/2 und respective A/2 angedeutete Lage.
„Während das Rohr in der Feuerstellung befindlich ist, liegen der
Schwerpunkt des Gegengewichtes, der bewegliche Laffetten-Stützpunkt b und die Schildzapfen des Geschützrohres selbst
nahezu in einer und derselben Vertical-Ebene, und beim Abfeuern des
Geschützes rollen die Elevatoren mit dem beweglichen Laffetten-Stützpunkt
rückwärts zur Bettung nieder, wobei das Gegengewicht (anfänglich mit
Geschwindigkeits-Beschleunigung) emporsteigt und das Rohr eine
Cycloidal-Curve beschreibt. – Der im Centrum des kreisförmigen
Elevatoren-Theiles liegende gemeinsame Schwerpunkt von Geschützrohr und
Gegengewicht geht hiernach, so lange das Zurückrollen der Elevatoren auf ihrer
Kreislinien-Begrenzung geschieht, in einer Horizontal-Ebene
zurück, was, da diese kreisförmigen Elevatoren-Begrenzungen etwa
Quadranten und alle Theile des Apparates nahezu im Gleichgewicht sind, zu
Uebungszwecken ebenso wie das Emporbringen des Rohres zur Feuerstellung aus
seiner zum Vornehmen des Ladens geeignet geschützten Position heraus, mit
Leichtigkeit von der Bedienungs-Mannschaft bewirkt werden kann. Sobald der Elevator bei
seinem Zurückrollen jedoch von dem kreisförmigen Theile seiner Begrenzung auf
Punkte der sich daran reihenden größeren Curve übergeht, treten auch sofort für
die Wirkung des Gegengewichtes immer günstiger werdende Hebelverhältnisse ein,
bis sich dieselben in aufsteigender Progression zur Herstellung eines genügenden
Widerstandes gegen die äußerste Rücklauf-Kraft gesteigert haben, wodurch
letztere, ohne irgend eine Frictions-Anwendung nothwendig gemacht zu
haben, absorbirt, das bei gewöhnlichen Bettungen so zerstörend wirkende und
demnach bedeutende Kosten verursachende Gestoßen- und Erschüttertwerden
der Pivots und des Mauerwerkes etc. in diesem Falle also gänzlich vermieden
wird.
„Sobald das Rohr an der Grenze seines Rücklaufes angekommen ist, fällt, um
es in dieser zum geschützten Geladenwerden geeigneten Position festzuhalten,
eine selbstthätige Sperrklinke in den Laffetten-Gang ein, wornach dem
Rohre auch die beabsichtigte Elevation in dieser geschützten Stellung gegeben
werden kann, da der Rohr-Schildzapfen mit entsprechendem Zeiger und die
Laffettmange mit zugehöriger Segment-Scala ausgerüstet sind.
„Nach Wiederaushebung der genannten Sperrklinke hebt dann die (im
Gegengewichte gewissermaßen aufgespeichert gewesene) Kraft des Rückstoßes das
Rohr empor, wobei diese Aufwärtsbewegung durch einen einzigen die Handhabe des
Frictionsbandes anfassenden Bedienungskanonier regulirt werden kann, und die so
gefährliche zerstörende Kraft des Rückstoßes in diesem Falle also nicht nur
gezähmt, sondern auch in einen nützlichen Diener umgewandelt erscheint.
„Das solchergestalt in die Feuer-Stellung eingeführte Geschützrohr
kann dann auf gewöhnliche Weise oder vermittelst des von mir construirten
Reflexionsvisirs (reflecting sight) von unten aus
gerichtet werden. – Im ersteren Falle steigt Nr. 1 zunächst auf das
hinter dem Rohr befindliche Trittbret empor, und stellt sich hiernach auf eine
seitlich der Laufschiene angebrachte Stufe, wo er dann ungefährdet auch während
des Geschützabfeuerns stehen bleiben kann. Die dabei zum Uebergange von der
einen zur anderen Stellung erforderliche Zeit ist geringer als die bei einer
gewöhnlichen Rahmenlaffette zum Geschützrichten erforderliche, und wendet man zu
Letzterem das Reflexionsvisir an, so läßt sich diese Operation sogar ganz und
gar von unten, also einer gedeckten Stellung aus, controliren, wobei gar kein
Exponirtwerden der Mannschaft mehr stattfindet und das Geschütz auch in jedem
Momente, ohne deßhalb nach dem Augenmaaße vorgerichtet werden zu müssen, auf ein
in Bewegung befindliches Zielobject abgefeuert werden kann, da die zum Geben der
Höhen- und Seitenrichtung dienenden Schrauben in solchen Fällen von der
Laffettenbrust resp. einem zur Seite der Bettung liegenden Punkte aus gehandhabt
werden können.
„In dieser Abhandlung soll weder auf weitere Details noch auf die
Beschreibung einer anderen Laffette dieses Systemes eingegangen werden, da die
einer einzigen zur Illustrirung des allen gemeinschaftlichen Principes genügend
ist, wobei allerdings von der Behandlung des interessanten Specialfalles der für
Belagerungsgeschütz bestimmten Laffetten abgesehen werden muß, bei denen die
Räder als Elevatoren zu dienen haben und vom Gegengewichte (im Falle von
Transport-Schwierigkeiten) auch wohl ganz abzusehen ist, so daß dadurch
neue Mittel geschaffen werden, den durch schweres Schiffsgeschütz secundirten
Landungstruppen mit erleichterten Geschützen entgegentreten resp. die Front
ständiger Lager und Angriffsarbeiten etc. rasch damit armiren zu können.
„Im königl. Arsenal bin ich seit dem 13. August (1868) mit der Leitung des
Baues einer Laffette beauftragt, welche dem gezogenen 7 Tonnen Geschützrohr
angepaßt seyn soll, indem der betreffenden Regierungs-Entscheidung zu
Folge meine Erfindung an der Anwendung meines Principes der Geschützbedienung
auf diese Geschützart geprüft werden soll; ich habe dem entsprechend eine
vollständige Laffette in reiflich erwogener Weise der neuen Einrichtung angepaßt
darzustellen, wodurch meine Aufmerksamkeit auf das Aeußerste in Anspruch
genommen wird, weil die bisher auf meine eigenen Kosten ausgeführten
Versuchsreihen, welche seit 1857–1858 begonnen haben, sich nur auf
Laffetten-Modelle für 32 pfündige 48 Centner-Geschützrohre
bezogen, und ein weiter Raum zwischen dem 32 Pfünder und dem gezogenen M. L. 7 Tonne-Geschütze liegt. Ein neues
Princip nach wenigen vorausgegangenen Versuchen sogleich der Controlle derartig
ungeheurer Kräfte und Gewichte unterworfen zu sehen, dürfte in der Mechanik
überhaupt noch nicht vorgekommen seyn, aber um so mehr wird der bevorstehende
Versuch, wenn er gelingt, für den Werth des von mir vertretenen Principes
sprechen.
„Bevor auf noch weitere und sehr wichtige Betrachtungen übergegangen wird,
soll hier zunächst nochmals kurz des Reflexions-Visirs Erwähnung
geschehen, welches als ein wichtiges, wenn auch für sich bestehendes Glied der
Erfindung zu betrachten ist. Dasselbe besteht aus einem den Schildzapfen des
Geschützrohres gegenüber gestellten Reflector und einem wieder diesen
gegenübergestellten Bordervisir (fore sight),
welches letztere von Null ab niederwärts bis zu den größten in Yards
ausgedrückten Schußweiten abgetheilt und zur Derivations-Correctur des
dem gezogenen Rohre zugehörigen Projectiles zugleich noch in den betreffenden
Winkel gegen die
Verticale gestellt ist. Die parallel zur Rohrachse laufende Linie erscheint auf
diesem Instrumente einerseits durch den Nullpunkt des Vordervisirs, sowie
andererseits durch den Schnittpunkt eines am Reflector angebrachten Drahtkreuzes
festgelegt, und das Gesichtsfeld dieses Visirs endlich kann nach Belieben durch
Bewegung des richtenden Auges erweitert werden. Das gewöhnliche Geschützrichten
geschieht bekanntlich selbst bei guter Sehkraft nicht von allen Leuten mit
derselben Leichtigkeit, was der Schwierigkeit des gleichzeitigen Accomodirens
vom richtenden Auge nach verschieden entfernten Gegenständen zuzuschreiben ist.
– Bei meinem Reflexionsvisir ist diese Thätigkeit aber nicht
erforderlich, da sowohl dessen Vordervisir als auch dessen Drahtkreuz am
Reflector so ziemlich gleich weit von dem das Geschütz richtenden Auge entfernt
sind, während das Ziel Object immer mit beiden in einer und derselben Ebene
liegt. Es läßt sich im letzteren Falle also auch noch eine Erleichterung des
Richtens selbst voraussetzen, worüber jedoch erst praktische Erfahrungen
entscheiden müssen.
„Die von der Laffette selbst dargebotenen Vortheile und das System auf
welches sie basirt ist, erhalten ihren eigentlichen Werth aber erst durch die
neu eingetretenen Umstände, welche sie aufsuchen und vorschlagen ließen, und es
handelt sich zum Nachweise dieses Satzes nur noch darum zu zeigen, wie die in
Rede stehenden Laffetten-Vorzüge des Bewahrtseyns der Bettung vor
schädlichen Stößen und Erschütterungen in horizontaler Richtung, sowie des
Geschütztseyns von Material und Mannschaft, endlich der
Bedienungs-Erleichterung (welche darin liegt es bei Emporhebung des
Geschützrohres nur mit der leicht zu bewältigenden Gewichts-Differenz von
Rohr und Gegengewicht anstatt mit der ganzen Schwere des ersteren zu thun zu
haben) sich nach den verschiedenen Richtungen des Dienstes hin zur Geltung
bringen lassen.
Die hiernach zu discutirenden Hauptpunkte würden also seyn:
1) Schutz vor Verticalfeuer;
2) Schutz vor directem Feuer;
3) Größe des bestrichenen Raumes;
4) Ersparniß an Erbauung der Werke;
5) Ersparung an Menschenleben und
6) Größe der dem Feinde dargebotenen Zielfläche, sowie Stärke der
Geschütz-Maske.“
Aus der Besprechung aller dieser Punkte von Seite des Verf. der erwähnten Schrift
theilen wir im Folgenden das Wesentliche mit.
ad 1. Die Kleinheit der Horizontalausdehnung des wenig
markirten Zieles läßt von dem bekanntlich sehr unsicheren Verticalfeuer nicht viel fürchten, während
andererseits die durch Erbauung von Thürmen, Casematten etc. entstehenden sehr
bedeutenden Kosten bei diesem Systeme vermieden werden.
ad 2. Moncrieff's hinter
einer massiven Erddeckung aufgestellte Laffette läßt alle Vortheile des Feuerns über
Bank und des Schartenfeuers mit einander vereinigen und steht also vollkommen auf
der Höhe ihrer Zeit.
ad 3. Das Schußfeld, welches sich mit dem nach Moncrieff laffettirten und hinter dessen Erdmaske
aufgestellten Geschütze erlangen läßt, kommt an Größe selbst demjenigen gleich,
welches durch das Feuern aus beweglichen Kuppeln oder Thürmen zu erreichen ist.
ad 4. Die große Treffsicherheit des directen Feuerns von
gezogenem Geschütz hat das Ueberbankfeuern fast unmöglich und selbst das
Schartenfeuer in einer solchen Weise gefährlich gemacht, daß dadurch sehr
kostspielige Deckungsbauten nothwendig erschienen; Moncrieff's System führt viel einfacher und zugleich weit billiger zum
Ziele.
ad 5. Die in Moncrieff's
Batterie aufgestellten Leute erscheinen während des directen feindlichen Feuers
weder durch Geschosse, noch durch abgerissene Mauersplitter, Panzerplattenbolzen
etc. gefährdet.
ad 6. Die Moncrieff'sche Erdmaske wird schon an sich, wenn sie von durchsichtigen, dem
Farbentone des Terrains angepaßten Blendschirmen umgeben ist, ein schwer zu
entdeckendes Zielobject darbieten wobei das hinter ihr aufgestellte Geschütz nur
während seines Abfeuerns sichtbar zu seyn braucht und die Stärke der massiven
Erddeckung ganz nach Erforderniß angeordnet werden kann.
In einer dem Obigen vorausgeschickten Einleitung sagt der
Verfasser noch weiter:
Die Anordnung der Batterien muß stets mit Sperrungen und Torpedos in Verbindung
gebracht und ebenso detaschirten Batterien die Möglichkeit gegeben werden,
übereinstimmend zusammenwirken zu können.
Um die Ersparniß nachzuweisen, welche sich in solchen Fällen durch Anwendung der Moncrieff'schen Laffette erzielen läßt, möge ganz einfach
von einer Batterie ausgegangen werden, welche zur Bestreichung eines ihre ganze
Front umspülenden Fahrwassers dienen soll. Nach bisheriger Constructionsart wird
dieselbe, um 180° zu commandiren, bei Schartenöffnungen von der Theorie nach
70° (der Praxis nach aber nur 60°) Gesichtsfeld mindestens drei Facen
haben müssen; – bei Moncrieff's System kann aber
jedes Geschütz dieses ganze Gesichtsfeld von einer einzigen Face aus bis auf die in
deren Verlängerung liegenden beiden todten Punkte bestreichen. Es ist also jedes
Geschütz Moncrieff'scher Batterien als ein Aequivalent
von drei Casemattengeschützen zu betrachten, was bei dem Zusammenwirken ganzer
Reihen von Batterien natürlich zu sehr großen Ersparnissen an Geschütz und Mauerwerk
etc. sowie an Bedarf von Bedienungsmannschaft führen muß.
Sollte ausnahmsweise ein Erdglacis sich irgendwo gar nicht anlegen lassen, so kann
die neue Laffette auch hinter eine solide Eisenbrustwehr gestellt werden, welche in
diesem Falle noch leicht zur gleichzeitigen Deckung gegen den hoben Bogenschuß
benutzt werden kann, indem man sie zur Form einer Halb-Casematte sich bis
nahe an die Schildzapfen des in Feuerstellung befindlichen Geschützrohres hinten
überbiegen läßt, was die Feuerwirkung bei diesem. Geschützbedienungssystem gar nicht
beeinträchtigt.
Daß endlich im Nothfalle, wie z.B. zum Schütze gegen das Flintenfeuer von der
Takelage vorbeisegelnder Schiffe aus, auch die Verwendung von Blindagen vom
Gebrauche Moncrieff'scher Geschützgruben nicht
ausgeschlossen ist, sowie daß dieselben im Allgemeinen nicht nur leicht Gelegenheit
zum Anbringen von Pulvermagazinen und sonstigen bombensicher eingedeckten Räumen
darbieten, sondern nöthigenfalls auch ebenso wie andere Vertheidigungswerke mit
Gräben und anderen Hindernißmitteln ausgestattet werden können, ist
selbstverständlich.
Als Anhang ist der besprochenen, gewiß interessanten
Schrift eine mathematische Abhandlung: „Ueber die gekrümmte Zahnstange von
Moncrieff's geschützter
Geschützbank-Laffette,“ verfaßt von Rev. James White
M. A., beigefügt. In derselben wird das Krümmungsgesetz
der Zahnstange (z in der
Figur S. 135) besprochen, welche Moncrieff zur Kontrolle
des vom beweglichen Unterstützungspunkte (moveable
fulcrum) b der Laffette beim Hoch- und
Niederbringen des Geschützrohres zu durchlaufenden Weges in feste Verbindung mit den
Elevatoren der Laffette gebracht hat, um solchergestalt bei deren Rücklauf auf ein
in der festen Bettungs-Seitenwand befestigtes Getriebe einwirken lassen zu können, vermittelst dessen dann auch die
Gangwerke der Frictions- und Einfallklinken-Räder geregelt würden.
Die Curve, nach welcher diese Zahnstange gekrümmt ist, läßt sich durch jeden festen
Punkt einer cylindrischen Scheibe mit rollender Fortbewegung derselben an einer
festen Wand hin, auf letzterer beschreiben und ist, wie das schon die nicht genau
kreisförmige Form der Elevatoren-Laufflächen erkennen ließ, ihrer
mathematischen Bezeichnung nach nicht, wie Capitän Moncrieff voraussetzte, als in der Technik schon mehrfach
zur Anwendung gekommene und namentlich als Zugprofil (m. s. polytechn. Journal Bd.
CLXXIV S. 89) benutzte Cycloide, sondern als eine Convolute aufzufassen,
welche, da sie vom Capitän Moncrieff zum erstenmale
verwendet wurde, Prof. Sylvester die „Moncrieff'sche“ zu benennen
vorschlägt.
Stade, im December 1868.
Darapsky.