Titel: Ueber eine eigenthümliche Wirkung des Lichtes auf Silbersalze; von Professor Morren.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XLIX., S. 228
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XLIX. Ueber eine eigenthümliche Wirkung des Lichtes auf Silbersalze; von Professor Morren. Vorgetragen in der Versammlung der British Association zu Norwich . – Aus der Chemical News, vol. XVIII p. 122; September 1868. Morren, über die Wirkung des Lichtes auf Silbersalze. Die durch den Einfluß des Lichtes hervorgerufenen Molecularbewegungen bieten großes Interesse dar und ich will deßhalb die Resultate einiger über diesen Gegenstand angestellten Versuche mittheilen, obgleich dieselben noch nicht abgeschlossen sind. Bringt man durch Chlorwasser frisch gefälltes Chlorsilber in ein 14 bis 15 Zoll langes und 1 bis 2 Zoll weites Rohr von weißem Glase, und setzt dasselbe der directen Einwirkung der Sonnenstrahlen aus, so bemerkt man, daß, so lange die wässerige Chlorlösung noch gelb ist, das Chlorsilber vollkommen weiß bleibt; später aber wird die Chlorlösung farblos, und das Chlor zersetzt unter Einwirkung des Lichtes das Wasser. Sobald das Chlorsilber an seiner Oberfläche dunkle Färbung annimmt, rühre man es von Zeit zu Zeit um, und setze es mehrere Tage lang dem directen Sonnenlichte aus, bis das Ganze schön schwarz geworden ist. Stellt man nun die Glasröhre mit ihrem Inhalte an einen dunkeln Ort, so verschwindet die schwarze Färbung allmählich, es bildet sich von Neuem Chlorsilber und der Inhalt des Rohres wird wieder vollkommen weiß, hat aber, wie man deutlich wahrnehmen kann, eine andere Structur angenommen, als er vor der Belichtung besaß. Setzt man nun dieses Chlorsilber von Neuem der Einwirkung der Sonnenstrahlen aus, so daß es sich wieder schwarz färbt, so läßt es sich durch Hinstellen in's Dunkle wieder weiß erhalten. Dieser Versuch läßt sich in's Unendliche wiederholen und liefert den Beweis, daß bei diesen abwechselnden Reactionen das Chlor, der Sauerstoff, der Wasserstoff etc. ihr Verbindungs- und Wiederverbindungsvermögen beibehalten. Die gasförmigen Körper zeigen hierbei die ihnen im Entstehungszustande eigenthümlichen Eigenschaften, welche sicherlich elektrischer Natur sind und nur unter gewissen Bedingungen hervortreten. Bringt man bloß Chlorsilber in ein einseitig geschlossenes dünnes Glasrohr von 1 Millim. lichtem Durchmesser und stellt dasselbe in das oben erwähnte weitere Rohr, so wird das Chlorsilber in Folge der Einwirkung des Lichtes zwar dunkel, bleibt aber auch so, wenn man es auf die angegebene Weise behandelt, während der Inhalt des weiteren Rohres, welches das engere umschließt, in Folge der abwechselnden Wirkung von Licht und Dunkelheit schwarz und wieder weiß wird, ein offenbarer Beweis dafür, daß durch das Licht im Chlorsilber Molecularbewegungen hervorgerufen werden, wenn diese Verbindung in einem geeigneten Medium sich befindet. Wie werthvoll die Kenntniß dieser Eigenschaft des Chlorsilbers für die Photographie seyn muß, ist leicht zu begreifen. Wir ersehen daraus, daß wir auf die vollständige Befreiung der sensibilisirten Papiere von ihrem Feinde, der Chlorwasserstoffsäure, die größte Sorgfalt verwenden müssen, und daß ein vollkommenes Trocknen dieser Papiere und die gänzliche Entfernung aller hygroskopischen Salze aus denselben unerläßlich sind, widrigenfalls das Bild, namentlich die dunkleren Partien desselben, die oben angegebene Zersetzung und Regeneration durchzumachen haben würden. Bromsilber zeigt ein gleiches Verhalten, aber zur Entfärbung desselben ist eine längere Exposition erforderlich. Bei Jodsilber sind besondere Bedingungen zu erfüllen, wenn die gedachte Erscheinung eintreten soll und es gelang mir nur, dasselbe durch Einwirkung der Sonnenstrahlen zu schwärzen, nachdem ich es mit Hülfe von Pyrogallussäure sensibilisirt hatte, denn ohne ein Reductionsmittel dunkelt es nicht in wahrnehmbarem Grade.