Titel: | Ueber das Probiren der Farbstoffe, insbesondere des Campecheholz-Extractes, mittelst der Färbemethode; von A. Houzeau. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LII., S. 243 |
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LII.
Ueber das Probiren der Farbstoffe, insbesondere
des Campecheholz-Extractes, mittelst der Färbemethode; von A. Houzeau.
Aus dem Comptes rendus,
t. LXXVII p. 716; October 1868.
Houzeau, über Untersuchung des Campecheholz-Extractes etc.
auf Verfälschungen.
Zur Prüfung der im Handel vorkommenden Farbstoffe auf Verfälschungen mit
indifferenten Substanzen mineralischen oder organischen Ursprunges, wie z.B. Sand,
Thon, Sägespänen, ausgenutzter Gerberlohe, Melasse etc., liefert die Färbemethode mit successiven
Erschöpfungen genügende und zuverlässige Resultate. Dieß ist aber nicht mehr der
Fall, wenn der zu prüfende Farbstoff mit gewissen anderen Substanzen von geringerem
Handelswerthe versetzt ist, wie mit Sumach, Kastanienextract, Galläpfelrückständen
u.s.w. Obgleich diese verschiedenen Ingredienzen, welche dem Farbstoffe zugesetzt
werden, um denselben zu billigerem Preise liefern zu können, an und für sich in der
Menge, in welcher sie zur Verwendung kommen, färbende Eigenschaften nicht oder nur
in sehr geringem Grade besitzen, ist ihre Gegenwart im Campecheholz-Extracte,
sowie im Krapp und im Garancin doch hinreichend, um das Färbungsvermögen dieser
wichtigen Producte bedeutend zu steigern. So gibt ein mit 10 Proc.
Kastanienrinden-Extract versetztes Campecheholz-Extract, obgleich es
weniger Hämatin oder Hämatoxylin enthält als echtes Campecheholz-Extract,
doch mit Eisen- und Thonerdebeizen reichere Farbentöne, als man mit dem
reinen Extract zu erzielen im Stande ist. Die violetten und die schwarzen Farben
namentlich werden satter.
Daraus folgt, daß man durch Verfälschung der im Handel zu beziehenden Farbstoffe mit
ganz indifferenten Substanzen und durch gleichzeitige Verbesserung der dadurch
veranlagen Schwächung ihres Färbungsvermögens mittelst Zusatz einer bestimmten Menge
gewisser adstringirender Stoffe (wie Kastanienrinden-Extract, Sumach etc.)
die Probirmethode durch Färben unbrauchbar und es den Coloristen unserer Fabriken
unmöglich macht, die Verfälschung zu erkennen.
Ich sah mich hierdurch zum Aufsuchen möglichst einfacher Mittel zur Nachweisung
dieser fremdartigen Substanzen in den Farbstoffen veranlaßt. Die Gegenwart von
Melasse in den verdächtigen Extracten läßt sich ziemlich leicht an ihrem übermäßigen
Glykosegehalte erkennen, mit Berücksichtigung derjenigen Menge dieses Körpers,
welchen sie im normalen Zustande enthalten können. Dagegen ist es keineswegs leicht,
die zugesetzten adstringirenden Substanzen, namentlich das
Kastanienrinden-Extract, mit Gewißheit nachzuweisen.
Demnach ist diese Frage von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, auch für den
technischen Chemiker, welchem derartige Aufgaben oft gestellt werden. Ich werde
sogleich angeben, wie diese Frage vom praktischen Standpunkte aus mit hinlänglicher
Genauigkeit gelöst werden kann.
Die Schwierigkeit, die adstringirenden Bestandtheile abzuscheiden und sie von denen,
welche im normalen Campecheholz-Extract enthalten sind, zu unterscheiden,
führte mich zu der nachstehenden Methode.Im Wesentlichen wurde dieses Verfahren bereits S. 85 in diesem Bande des polytechn. Journals mitgetheilt.
Man erschöpft 1 Gramm oder 1 Decigramm des verdächtigen Extractes, welches vorher bei
110° C. getrocknet worden, mit absolutem Aether vollständig und bestimmt die
Gewichtsmenge der in Lösung gegangenen Bestandtheile. Der ungelöst gebliebene
Antheil des Extractes wird nun mit absolutem Alkohol vollständig erschöpft. Die
Vergleichung dieser verschiedenen Gewichtsmengen mit den bei der gleichen Behandlung
eines unverfälschten Extractes erhaltenen Resultaten genügt, um auf den Umfang der
Verfälschung zu schließen. So gab z.B.
an in Aether löslichenBestandtheilen:
an in Alkohol löslichenSubstanzen:
echtes Extract
87,1Diese Zahlen geben die Gewichtsmenge des nach dem Verdampfen der
Lösung bleibenden Rückstandes an; in denselben ist folglich das
Oxydationsproduct der an der Luft veränderlichen Substanzen
inbegriffen.
14,3
verdächtiges, aus dem
Handel
bezogenes Extract
76,9
19,5
Nun gibt das Kastanienrinden-Extract an Aether nichts, oder beinahe nichts ab,
während es in Alkohol ziemlich löslich ist. Es ist daher einleuchtend, daß man in
dem verdächtigen Extracte eine größere Menge von in Alkohol löslichen Bestandtheilen
findet, als im unverfälschten.
Um zu erfahren, ob das verdächtige Extract von einem unverfälschten nicht bloß
hinsichtlich der Menge der in Alkohol und in Aether löslichen Bestandtheile, sondern
auch bezüglich der Natur dieser Bestandtheile sich unterscheidet, vervollständigt
man diese ersten Anzeigen mittelst einer einfachen Färbeprobe durch successive
Erschöpfung. Bei gleicher Gewichtsmenge müssen die in Alkohol und die in Aether
löslichen Antheile eines jeden Extractes eine gleich große Kattunfläche in derselben
Weise färben, wenn sie dieselbe Zusammensetzung haben; in verschiedener Weise
dagegen, wenn sie nicht aus denselben näheren Bestandtheilen und in denselben
Verhältnissen zusammengesetzt sind. Dieß wird durch das Experiment bestätigt.
In dem oben angeführten Beispiele färbten gleiche Gewichtsmengen der in Aether
löslichen Antheile des unverfälschten und des verdächtigen Extractes gleich große
Flächen des gebeizten Gewebes gleich stark, während die in Alkohol löslichen
Antheile, zu gleichen Gewichtsmengen mit einander verglichen, beim Färben ganz
verschiedene Resultate gaben.