Titel: Das Verfahren zur Wiedergewinnung von Schwefel und Mangansuperoxyd aus den Rohsoda- und Chlorblasen-Rückständen zu Dieuze, bezüglich der dabei angewandten Apparate und der mechanischen Arbeit; von Rosenstiehl.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. C., S. 464
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C. Das Verfahren zur Wiedergewinnung von Schwefel und Mangansuperoxyd aus den Rohsoda- und Chlorblasen-Rückständen zu Dieuze, bezüglich der dabei angewandten Apparate und der mechanischen Arbeit; von Rosenstiehl. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XXXVII p. 567; December 1867. Mit einer Abbildung auf Tab. IX. Verfahren zur Wiedergewinnung von Schwefel und Mangansuperoxyd aus den Rohsoda- und Chlorblasen-Rückständen zu Dieuze. Ich beabsichtige im Folgenden die Verarbeitung der Rohsoda- und Chlorblasen-Rückstände zu Dieuze bloß aus dem Gesichtspunkte der Apparate und der mechanischen Arbeit zu beschreiben, so viel als möglich abgesehen von der chemischen Theorie.Bezüglich der chemischen Theorie des in Dieuze angewandten Verfahrens verweisen wir auf den in diesem Bande des polytechn. Journals S. 304 (zweites Februarheft 1869) mitgetheilten Bericht und bemerken nachträglich, daß der Verfasser dieses (der Jury der Pariser Welt-Ausstellung mitgetheilten) Berichtes Herr Paul Buquet, Director der Salinen zu Dieuze, ist, dessen andauernden Arbeiten in Verbindung mit dem Chemiker Dr. P. W. Hofmann man die gegenwärtige Vollkommenheit des Verfahrens verdankt.A. d. Red. Bevor wir in die Details eingehen, wollen wir einen Blick auf die Gesammtheit der für die Wiedergewinnung des Schwefels und Mangansuperoxydes bestimmten Fabrikabtheilung werfen, von welcher Fig. 15 den Grundriß darstellt, im Maaßstab von 2 Millimeter per Meter. Derselbe gibt genau die Dimensionen der Apparate. Die Tiefe der Bassins oder Reservoirs geben die zwischen Klammern eingeschriebenen Ziffern an. Um eine Durchschnittszeichnung der Apparate zu ersparen, wurde für die Krönung jedes Bassins und für die Leitungen, welche deren Verbindung mit den die Rückstände liefernden Ateliers herstellen, die Höhe über dem Meeresspiegel angegeben. Diese Fabrikabtheilung ist unter freiem Himmel angelegt; nur der Raum, in welchem der niedergeschlagene Schwefel ausgeschaufelt wird und der zum Trocknen des Schwefelmangans dienende Ofen stehen unter Dach. Sämmtliche Apparate nehmen mit Einschluß des zur Aufnahme der festen Rückstände bestimmten Platzes einen Flächenraum von 13600 Quadratmeter ein, von denen etwa 1200 von den dem Oxydationsprocesse unterworfenen Sodarückständen bedeckt werden. Da alle Rückstände in flüssiger Form zur Verarbeitung kommen, so war es von vorn herein wünschenswerth, zur Fortbewegung derselben das natürliche Gefälle des Bodens zu benutzen, und die zu kostspielige Anwendung der Säurenpumpe zu vermeiden. Die Niveau-Differenz der Chlorkalkfabrik und des Flusses beträgt aber zu Dieuze bloß 4,64 Met. Man konnte deßhalb das Bodengefälle nur bei den Einrichtungen für die Neutralisirung der Rückstände benutzen; das Neutralisirungsreservoir wurde daher am tiefsten Punkte der Werke und fast im Niveau des Flusses angelegt. Zur Fortbewegung der Flüssigkeiten von dieser Stelle ab war die Anlage eines Pumpwerkes erforderlich. In dem Grundrisse ist dasselbe am Punkte U angegeben, in Wirklichkeit steht es aber noch jetzt viel weiter von dem Atelier entfernt, in der Nähe eines der Motoren der Fabrik. Die Flüssigkeiten werden mittelst der Pumpe in Cisternen L geleitet, welche in der Nähe des Neutralisirungsbassins G liegen. Diese Flüssigkeiten sind dreierlei Art, nämlich: 1) Die von der Chlorkalkfabrication herrührenden, neutralisirten Rückstände; dieselben werden aus G in eines der zur Abscheidung des Eisens bestimmten Bassins A geleitet. 2) Dieselben Rückstände in eisenfreiem Zustande; sie werden in der Cisterne L' gesammelt und aus dieser in eines der Becken M geleitet. 3) Die gelben Schwefellaugen, welche aus den Auslauggefäßen C kommen; dieselben sammeln sich in der Cisterne L und werden entweder in eines der Bassins M oder in eines der Becken N geleitet. Diese Einrichtung ist für jetzt noch unvollständig; die Anwendung einer und derselben Leitung und einer und derselben Pumpe zur Fortbewegung so verschiedenartiger Flüssigkeiten schadet der Reinlichkeit der Arbeit in gewissem Grade. Ein – außerhalb des im Grundrisse dargestellten Flächenraumes gelegenes – Reservoir liefert das zum Auslaugen erforderliche süße Wasser durch Röhrenfahrten und an den geeigneten Stellen angebrachte Hähne. Da das ganze Verfahren gleichzeitig auf zweierlei Rückstände angewendet wird, welche bei jeder Operation vorkommen, so müssen wir dieselben in allen Stadien ihrer Verarbeitung gleichzeitig in Betracht ziehen; die Behandlung beginnt jedoch nicht an demselben Punkte für die beiden Rückstände. Um die Unklarheit zu vermeiden, welche hieraus für die Beschreibung erwachsen würde, werde ich Anfangs mein Hauptaugenmerk auf die Sodarückstände richten und annehmen, daß die Rückstände von der Chlorkalkfabrication bereits neutralisirt sind, also nur Eisenchlorid und Manganchlorür enthalten. 1) Darstellung der gelben Laugen. Die Arbeit beginnt in einem der Bassins A, zu welchem die Rückstände Dom Auslaugen der Rohsoda auf einem Schienenwege transportirt werden. Diese Bassins oder Behälter lassen sich mit verhältnißmäßig sehr geringen Kosten auf nachstehende Weise herstellen. Zunächst construirt man aus Bohlen, die äußerlich durch einige Pfähle und eine Böschung von stark geschlagenem Thon zusammengehalten werden, die Umfassungswände; innerlich bedeckt man die Bohlen mit einer 20 Centimet. starken Schicht oder Mauer von Sodarückständen, welche mittelst Einwirkung der Luft rasch und in solchem Grade erhärtet, daß sie von den Laugen nicht durchdrungen wird und sich mit der Schaufel nur schwierig anstechen läßt. Derartige Bassins besitzen eine außerordentliche Dauerhaftigkeit; ist die Rückstandsmasse einmal erhärtet, so kann man die Bohlen ungescheut wegfaulen lassen, da sie nach dem Erhärten der Mauer ganz unnöthig sind. In einer der Ecken bringt man einen Schutz oder eine Abflußthür an, welche die ganze Höhe des Bassins hat und innen mit einem Mantel aus Weidengeflecht umgeben ist, so daß Kohlenstückchen, Cinders etc. nicht mit abfließen können. Im Laufe der Nacht sind durch die Pumpe die in einem Arbeitstage erzeugten Chlorrückstände in eines dieser Bassins gehoben worden, nachdem dieselben vorher neutralisirt wurden. Gegen sechs Uhr Morgens werden die Sodarückstände aus dem zum Auslaugen der Rohsoda bestimmten Atelier herbeitransportirt; von denselben werden 4 bis 5 Kubikmeter an den Rand des Bassins A geworfen und gleichzeitig 3 Kubikmeter Abfälle von gelöschtem Kalk hinzugefügt. Ein Arbeiter schaufelt beide Rückstände in das Bassin, während zwei andere die Flüssigkeit mit Schöpfschaufeln durchrühren. Der Zusatz des Kalkabfalles bezweckt die Fällung eines Theiles des Eisens und des Mangans in Form von Oxyd. (Täglich werden ungefähr 25 Kubikmeter Sodarückstände erzeugt; demnach bleiben 20 Kubikmet. übrig, von denen noch nicht die Rede War. Diesen Antheil verwendet man zu einer am Abend vorher begonnenen Operation; er wird hierzu später in den Behälter A eingetragen.) Die Arbeiter fahren mit dem Umrühren der Flüssigkeit bis zu dem Augenblicke fort, wo fast alles Eisen niedergeschlagen ist. Damit sie diesen Zeitpunkt erkennen können, sind sie mit einigen Reagircylindern nebst Trichtern und Filtern versehen; sie filtriren eine kleine Menge der Flüssigkeit ab und versetzen das Filtrat mit einem Tropfen gelber Lauge; an der Farbe des Niederschlages erkennen sie den Gang der Operation; wenn der Niederschlag grau ist, hören sie mit dem Umrühren auf. Diese Ausfüllung des Eisens ist gewöhnlich gegen 2 Uhr Nachmittags vollendet. Hierauf läßt man das Bassin mit seinem Inhalte bis zum Abend in Ruhe; dann ist die Pumpe verfügbar geworden und man öffnet den Schutz (die Abflußthür); die Flüssigkeit läuft in die Cisterne L' und wird aus dieser in eines von den Bassins M gepumpt. Am anderen Morgen werden zunächst 5 Kubikmeter Sodarückstände in ein anderes zum Ausscheiden des Eisens dienendes Bassin eingetragen; dann werden die noch übrigen 20 Kubikmet. auf die am Abend vorher vorbereiteten eisenhaltigen Sodarückstände gebracht und das Ganze wird von zwei Arbeitern mit Schaufeln tüchtig unter einander gearbeitet. Am ersten Tage läßt man das Gemenge im Bassin und fängt erst am vierten Tage an, es aus demselben zu entfernen. Diese Arbeit wird von fünf besonderen Arbeitern (terrassiers) verrichtet; sie werfen die Masse mit der Schaufel von der Seite B (der Haufen hat die bei B¹ angegebene Lage) über den Rand des Beckens; hier bilden die Rückstände einen Haufen von 1,50 bis 2 Met. Höhe, 3 bis 4 Met. Breite und einer der des Bassins gleichen, also 15 Met. betragenden Länge. Auf diese Weise bleibt eine und dieselbe Rückstandsmasse vier Tage hintereinander in demselben Bassin und daraus ergibt sich die Nothwendigkeit, mindestens vier dieser Bassins zu haben, wenn ein ununterbrochener Betrieb stattfinden soll. Die Rückstände bleiben nun sechs bis sieben Tage an der Luft liegen; inzwischen wird der Haufen einmal umgestochen, indem man ihn an die mit B² bezeichnete Stelle versetzt. Nach Verlauf dieser Zeit sind die Rückstände zum Auslaugen fertig. Die dazu erforderlichen Behälter C sind auf einer Linie parallel mit derjenigen der Bassins A angeordnet; ihre Anzahl beträgt drei; ihre Wände bestehen aus gut cementirtem Mauerwerk. Sie sind mit einem hölzernen durchlöcherten Doppelboden versehen, so daß die Flüssigkeiten ganz klar ablaufen können und haben einen solchen Inhalt, daß jedes von ihnen das Product von einem Arbeitstage nebst 30 Kubikmeter Wasser aufzunehmen vermag. Sie stehen mit einander durch gußeiserne Röhren in Verbindung, welche so angeordnet sind, daß sie ein systematisches Auslaugen gestatten. Mittelst unten angebrachter Hähne kann man den flüssigen Inhalt entweder in einen mit der Cisterne L communicirenden hölzernen Canal oder in eine Bleiröhrenleitung treten lassen, welche mit dem Neutralisirungsbassin in Verbindung steht. Ist das Bassin mit Rückständen angefüllt, so läßt man aus einem der anderen Reservoirs schwache Schwefellauge eintreten, indem man in das die bereits am meisten erschöpften Rückstände enthaltende Auslauggefäß reines Wasser einfließen läßt. Die gelbe Lauge sättigt sich bald mit Polysulfureten; sie hat beim Ablassen gewöhnlich eine Stärke von 15° Baumé und eine Temperatur von 50° C. (die in der Oxydation begriffenen Rückstände sind nämlich stets warm). Die Rückstände bleiben in dem Gefäße drei Tage, einschließlich der zum Beschicken und Entleeren je eines Bassins per Tag erforderlichen Zeit. Sobald die Lauge behufs ihrer weiteren Verarbeitung abgezogen wird, läßt man in das die am stärksten ausgelaugten Rückstände enthaltende Bassin frisches Wasser eintreten, und nur in diesem Zeitpunkte dauert das Auslaugen fort; den übrigen Theil des Tages hindurch ist es stationär. Man erhält durch diese Operation täglich 30 bis 35 Kubikmet. gelbe Schwefellauge, welche nach dem Erkalten eine Stärke von 17 bis 18° Baumé zeigt. Nach den letzten Auslaugetagen, also ungefähr am vierzehnten Tage nachdem das jeweilig behandelte Quantum Rückstände in Arbeit genommen worden, entfernt man dieselben aus dem Becken und bringt sie an dem mit D bezeichneten Platze in Haufen; hier bleiben sie zwei bis drei Tage liegen und kommen dann zur zweiten Auslaugung. Da die Rückstände nunmehr bedeutend an Volum verloren haben, so ist es vortheilhaft, die von zwei Tagen herrührende Quantität derselben in einer einzigen Operation zu verarbeiten. Zu diesem Behufe sind die Auslaugbassins etwas größer als die ersteren; jedes Becken wird zur Hälfte mit den zwei Tage lang der Einwirkung der Luft ausgesetzt gewesenen und zur Hälfte mit solchen Rückständen gefüllt, welche drei Tage lang an der Luft gelegen haben. Uebrigens verfährt man bei diesem zweiten Auslaugen ebenso wie bei dem ersten; es dauert nur so lange fort, als die Lauge abgezogen wird, um neutralisirt zu werden. Man erhält mittelst dieses zweiten Auslaugens 35 bis 40 Kubikmet. „oxydirter gelber Lauge“ von 14 bis 16° Baumé. In diesen Bassins bleiben die Rückstände noch drei Tage; nach Verlauf dieser Zeit (am neunzehnten oder zwanzigsten Tage der ganzen Behandlung) werden sie ausgetragen und auf die Halde gestürzt, nachdem sie den dritten Theil von ihrem ursprünglichen Volum verloren haben. 2) Rückstände von der Chlorkalkfabrication; Neutralisirung derselben. – Fällung des Schwefels. Diese flüssigen Rückstände werden mittelst eines hölzernen Canals aus der Chlorkalkfabrik in eines von den Bassins F geleitet. Diese letzteren bestehen aus großen Sandsteinplatten, deren Fugen mit Schwefel ausgegossen sind. Die Anzahl dieser Behälter beträgt drei; jeder derselben hat einen Inhalt von etwa 30 Kubikmeter, vermag also das Product eines Arbeitstages zu fassen. Die Flüssigkeit bleibt in einem Becken etwa 24 Stunden lang ruhen, bevor sie zur Fällung des Schwefels benutzt wird; in dieser Zeit klärt sie sich ab. Die hierbei sich anhäufenden Absätze würden die Bassins nach Monatsfrist anfüllen, wenn man nicht dafür sorgte, daß sie von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Dieser saure Absatz wird auf dem Boden ausgebreitet, mit Abfällen von gelöschtem Kalk gemengt und über die Halde gestürzt. Zur Erleichterung dieser Reinigung sind drei Becken F angelegt worden, während deren zwei genügend gewesen wären; das zweite ist gewöhnlich leer, wird aber in Reserve gehalten, denn es würde sehr nachtheilige Folgen haben, wenn man diese Rückstände in den Fluß laufen lassen wollte. Die Neutralisirung der sauren Flüssigkeiten, von denen hier die Rede ist, wird in einem großen Bassin G vorgenommen, welches ebenso construirt ist wie die Reservoirs F, und ungefähr 65 Kubikmet. Flüssigkeit zu fassen vermag. In diesen Behälter münden die bleiernen Röhrenleitungen, welche die gelbe Lauge zuführen, sowie der Heber, durch den die geklärte saure Chlorürlösung zufließt. Erwiesenermaßen läßt sich jede Entwicklung sowohl von Schwefelwasserstoff als von Schwefligsäuregas vermeiden, wenn man mit einem in geeigneten Verhältnissen zusammengesetzten Gemisch von sulfurethaltiger und von bereits oxydirter gelber Lauge operirt; indessen könnte zufälligerweise eine zu große Menge der ersteren zufließen, oder es könnte von derselben sogar eine den regelmäßigen Verbrauch übersteigende Menge producirt werden, welche zersetzt werden müßte, um den in ihr enthaltenen Schwefel zu gewinnen. In beiden Fällen ist eine Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas unvermeidlich und man mußte daher Maßregeln zum Schutze der Arbeiter gegen die Wirkungen dieses Gases treffen. Ein solcher Fall tritt allerdings nur selten ein; es wurde daher in meiner Gegenwart sulfurethaltige gelbe Lauge zersetzt, damit ich mich von der Zweckmäßigkeit der getroffenen Einrichtungen überzeugen konnte. Die auf einander reagirenden Flüssigkeiten (anstatt sich frei in einem Fällungsbassin zu vereinigen, von wo die Gase sich unvermeidlich in die Atmosphäre verbreiten würden) werden in einen sehr sinnreichen Apparat geleitet, mittelst dessen die sich entwickelnden Gase gesammelt und an jede beliebige Stelle der Fabrik geleitet werden können. Dieser Apparat besteht aus einem Bleikessel von 1 Meter Höhe und 0,90 Meter Durchmesser, welcher mit einem conischen, aus verbleitem Eisenblech angefertigten Hute bedeckt ist. Die Flüssigkeiten werden mittelst zweier Röhren in das Innere des Apparates geleitet; die flüssigen Producte ihrer gegenseitigen Einwirkung treten durch zwei andere, mit Röhrenansätzen versehene Seitenöffnungen aus dem Apparate heraus; die Spitze des Hutes läuft in ein Rohr aus, mittelst dessen die Gase in einen kleinen Feuerraum geleitet werden. Die Sohle dieses kleinen Ofens ist ein kreisförmiger gemauerter Raum, in dessen Mittelpunkte die das Schwefelwasserstoffgas zuführende Röhre mündet. Ueber dieser Oeffnung steht auf einem Dreifuß eine eiserne Schale, welche zur Aufnahme eines mit Flamme brennenden Brennstoffes dient. Der Dom dieses Oefchens besteht aus einem eisenblechernen Kegel, an dessen Basis die zur Regulirung des Luftzutrittes dienende Thür angebracht ist; die Spitze dieses kegelförmigen Domes endigt in einem weiten Rohre, mittelst dessen die Verbrennungsproducte in Blechkästen geleitet werden. Die Anzahl dieser Kästen beträgt drei; sie stehen mit einander in Verbindung und münden in eine Esse S, durch welche die gasförmigen Verbrennungsproducte schließlich in die Atmosphäre gelangen. Die Kästen enthalten Nasser; durch entsprechend angebrachte Scheidewände werden die Gase gezwungen, nahe an der Oberfläche der Flüssigkeit abzuziehen. Die Röhren, welche die beiderlei Laugen zuführen, vereinigen sich zu einer einzigen, welche mit der einen der erwähnten beiden Zuflußröhren mittelst eines Kautschukschlauches verbunden ist. Durch die andere Zuflußröhre treten die Rückstände von der Chlorfabrication ein, indem sie mittelst eines Bleihebers aus einem der Reservoirs F gehoben werden. Das Volum der Flüssigkeiten, welche in hinreichender Menge zufließen müssen, daß die Abflußöffnungen durch den auslaufenden Flüssigkeitsstrahl vollständig gefüllt sind und Gas durch dieselben nicht entweichen kann, wird mittelst Hähnen regulirt, welche auf den verschiedenen Leitungen angebracht sind. Die Flüssigkeiten, welche beim Eintritte in den Apparat ganz klar sind, erscheinen beim Austritte aus demselben in Folge der Masse des ausgeschiedenen Schwefels schlammig. An der Färbung des abfließenden Flüssigkeitsstrahles läßt sich der Verlauf der Operation leicht beurtheilen; nämlich: ist diese Färbung gelb, so ist überschüssige Säure vorhanden; ist sie schwarz, so deutet dieß auf die Gegenwart von überschüssiger gelber Lauge; erscheint sie grau, so sind nur Spuren von überschüssiger gelber Lauge vorhanden und der Apparat arbeitet normal. Gleich beim Beginne der Operation werden in der im Oefchen stehenden eisernen Schale Späne von harzigem Holze (Kien) in Brand gesetzt; sobald Schwefelwasserstoffgas zutritt, entzündet sich dasselbe und brennt mit einer großen blauen Flamme. Der Zutritt der Luft in den Ofen wird in solcher Weise regulirt, daß das Gas nur zum Theile verbrennt, daß sich somit Schwefel ausscheidet und in den erwähnten Blechkästen absetzt, deren Temperatur sich im Laufe des Processes so erhöht, daß der Schwefel zum Schmelzen kommt. Das überschüssige Schwefligsäuregas wird entweder von dem in den Kästen enthaltenen Wasser absorbirt oder durch die Esse in die Luft geführt. Allerdings könnte man gegen dieses Verfahren einwenden, daß es sehr unvollkommen ist und nur einen kleinen Theil des in dem Gase enthaltenen Schwefels wieder zu gewinnen gestattet; man darf jedoch nicht übersehen, daß dieser Theil der Fabrication ein sehr nebensächlicher ist; Zweck des besprochenen Verfahrens ist nämlich nicht, den Schwefel des Schwefelwasserstoffes zu extrahiren, sondern aus gesundheitlichen Rücksichten die sich zufällig entwickelnden geringen Mengen dieses Gases zu zerstören. In dem Augenblicke wo das Gas in dem Oefchen angezündet wird, kann wohl eine Detonation stattfinden, wie dieß auch in meiner Gegenwart der Fall war; ich kann jedoch versichern, daß Zufälle dieser Art keineswegs gefährlich sind. Die ganze Erscheinung beschränkt sich auf eine vorübergehende Vermehrung des im Apparate bestehenden Druckes, in Folge deren die Flüssigkeit aus den Abflußröhren kräftig herausgepreßt wird. Zuweilen, wenn die Detonation sehr heftig ist, pflanzt sich dieser Druck bis in die Condensirungskästen fort, so daß die Deckel derselben emporgehoben werden. Bei der guten Anordnung des Neutralisirungsapparates und der hohen Temperatur der Flüssigkeiten findet ein Entweichen von übelriechendem Gase in die Atmosphäre nicht statt. Nähert man sich den Neutralisirungsbecken, so wird das Geruchsorgan nur durch die Ausdünstungen der die Chlorblasenrückstände enthaltenden Behälter berührt, und selbst wenn der Apparat in Thätigkeit ist, muß man sehr nahe an denselben herantreten, um wahrnehmen zu können, daß er Schwefelverbindungen enthält; gewöhnlich ist der Geruch auch bei dieser geringen Entfernung nur schwach und demjenigen in den Räumen wo Sodasalzmutterlaugen eingedampft werden, vergleichbar. Fehlt es an der zur Zersetzung der vorräthigen oxydirten gelben Laugen erforderlichen Menge von saurem Chlormangan, so muß man zu gewöhnlicher Salzsäure seine Zuflucht nehmen; die Zersetzung wird dann in kleineren, in der Zeichnung bei K angegebenen Becken vorgenommen. Die stattfindende Reaction ist in diesem Falle lebhafter, die Temperatur steigert sich höher und der Schwefel setzt sich in Form von halb geschmolzenen Platten und in sehr reinem Zustande ab. Die Fällung des Schwefels wird gewöhnlich Nachmittags ausgeführt; ein einziger Mann, dem die Aufsicht über die Becken übertragen ist, genügt zu dieser Arbeit. Während der ganzen Dauer der Operation sind zwei am Rande des Neutralisirungsbeckens stehende Arbeiter mit dem Herausziehen des ausgeschiedenen Schwefels beschäftigt, welcher zu Boden sinkt. Gegen Morgen wird diese Arbeit sehr interessant; der größte Theil der neutralisirten Flüssigkeiten ist während der Nacht durch die Pumpe entfernt und in eines von den Bassins A gehoben worden, um hier vom Eisen befreit zu werden. Auf dem Boden des Reservoirs G ist dann eine 40 Centim. starke Schicht von Schwefelteig zu bemerken. Der Raum, in welchem das Ausschaufeln des Schwefels geschieht, befindet sich unter einem Schutzdach; die Sohle desselben fällt nach dem Becken zu, so daß das Wasser vom Auswaschen des Schwefels in das Becken zurückfließen kann. Die Apparate dieses Fabrikraumes bestehen in zwei Abtropfkästen H, zwei Auswaschkästen I und einer doppeltwirkenden hydraulischen Presse J. Die Tropf- und die Waschkästen sind rechteckig aus Latten zusammengefügt, und haben bei 4 Met. Länge und 1,20 Met. Breite eine Höhe von 1 Meter; innen sind sie mit grober Leinwand (von Chilisalpeter-Säcken) ausgefüttert. Der Schwefel tropft sehr bald ab; er wird dann auf die Auswaschfilter I gebracht und auf diesen von Zeit zu Zeit mit etwas frischem Wasser begossen; hierauf bringthringt man ihn, um das Wasser möglichst zu entfernen, unter die Presse und darnach in die Schwefelsäurefabrik, wo er mit Hülfe der Ueberhitze der Schwefel- oder der Schwefelmanganöfen getrocknet wird. Mit diesem Stadium ist die Verarbeitung der Sodarückstände nahezu beendigt; die oxydirten gelben Laugen sind gänzlich zersetzt, ebenso ein Theil der sulfurethaltigen gelben Laugen. Zusammen haben sie ungefähr 36 Procent des gesammten Schwefelgehaltes der Rückstände geliefert. Es ist jetzt nur noch ein Ueberschuß an sulfurethaltiger gelber Lauge übrig, welche nun zur Verwerthung zu bringen ist. 3. Fällung des Schwefelmangans. Wir verließen die Rückstände von der Chlorkalkfabrication in einem der Becken M, in welches sie gelangten, nachdem sie den größten Theil ihres Eisengehaltes in den frischen Sodarückständen zurückgelassen hatten. In dieses Bassin sind sie gegen Abend gebracht worden und können in demselben etwa 24 Stunden lang bleiben, weil deren zwei zur Verfügung stehen. Sie müssen hier die letzten Spuren von Eisen abgeben; in Dieuze wird alle Sorgfalt darauf verwendet, ein eisenfreies Manganoxyd zu erhalten, da man für ein solches bei den Glashütten Absatz zu finden hofft, wodurch sein Werth bedeutend erhöht und die Gesammtkosten des neuen Verfahrens schon durch dieses Product allein reichlich gedeckt würden. Die letzten Spuren von Eisen werden dadurch entfernt, daß man die Flüssigkeit im Bassin mit 1 Kubikmeter sulfurethaltiger gelber Lauge versetzt, dann umrührt und absetzen läßt. Die Klärungsbassins M befinden sich am höchsten Punkte der Anlage; ihre Krönung liegt 7,59 Meter über dem Spiegel des Flusses. Gleich den Bassins N und O sind sie in einer Bettung von rothem Thon eingeschnitten, deren Böschungen fest geschlagen sind und an der den früheren Abtropfkästen P zugekehrten Seite von einer Mauer gestützt werden. Das Innere der Reservoirs M ist mit Asphalt ausgegossen, so daß von der Flüssigkeit Nichts verloren gehen kann; denn diese hat nach den sämmtlichen Bearbeitungen, denen sie bisher unterworfen worden, einen gewissen Werth erlangt. Von diesen Bassins sind, wie erwähnt, zwei vorhanden; jeden Abend wird eines derselben gefüllt und eines geleert. Nachdem alles Eisen ausgeschieden ist, wird die klar gewordene Flüssigkeit durch eine von oben zu öffnende Abzugsthür in eines von den Bassins N decantirt; sie enthält nunmehr nur noch Chlorcalcium und Manganchlorür. Diese Bassins liegen etwas tiefer als die Klärbassins M; da das Chlormangan nicht lange in ihnen verweilt, so sind die Thonwände einfach mit Bretern bedeckt, damit sich das Schwefelmangan bequem ausschaufeln läßt. Sobald die Flüssigkeit vollständig decantirt worden, läßt man die gelbe Lauge zutreten. Der Bassinaufseher überwacht die Operation, indem er die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit probirt, um zu sehen ob die Fällung vollständig stattgefunden hat. Ist ein geringer Ueberschuß von Schwefelcalcium vorhanden, so sperrt man den weiteren Zufluß von gelber Lauge ab und läßt das Schwefelmangan sich 24 Stunden lang absetzen, was recht gut ausführbar ist, da zwei solcher Bassins N vorhanden sind. Nachdem man dann die über dem Niederschlag stehende klare Flüssigkeit noch einmal probirt hat, läßt man sie ablaufen. Streng genommen, könnte man sie unmittelbar in den Fluß weglaufen lassen, da sie nur aus einer verdünnten und bereits ziemlich klaren Chlorcalciumlösung besteht; in Dieuze verlangt aber die Polizei, daß die Rückstände erst nach vollständiger Klärung in den Fluß gelangen sollen. Aus diesem Grunde sind hinter den Fällungsbassins noch zwei andere, mit einander communicirende, und einfach in gleichem Niveau in den Thon gegrabene Reservoirs O angelegt worden. Die Chlorcalciumlösung ergießt sich langsam in das erste Bassin und ein gleiches Volum läuft am entgegengesetzten Ende des zweiten durch ein Ueberfallrohr ab. Hier wird sie von den beauftragten Polizeibeamten mittelst Lackmuspapier auf ihre vollständige Neutralität geprüft. Nunmehr ist der Rest des von den Sodarückständen herrührenden Calciums, und alles von den Chlorblasenrückständen herstammende Chlor, zusammen in Form von Chlorcalcium abgeschieden; dieses bildet somit den letzten Rückstand des besprochenen Fabricationszweiges. Das erhaltene Schwefelmangan läßt man in jedem der Bassins N drei Tage lang sich ansammeln; hierauf entleert man dieselben. Der einen flüssigen Brei bildende Niederschlag von Schwefelmangan wird aus dem Bassin in eine hölzerne Rinne geschöpft und läuft aus dieser in einen der Waschapparate q. Letztere sind große, ovale Bottiche mit Doppelboden und innen mit Leinwand überzogen; in ihnen wird das Schwefelmangan zur Hälfte durch Decantiren und zur Hälfte durch Filtriren ausgewaschen. Da solcher Bottiche zwei vorhanden sind, und da sich in jedem derselben das Product von drei Arbeitstagen anhäuft, so kann der Niederschlag sechs Tage in denselben bleiben und diese Zeit genügt zum Auswaschen. Das noch etwas Chlorcalcium enthaltende Waschwasser wird mittelst eines Gerinnes in die Cisterne T geleitet, in welcher es sich klärt, bevor man es in den Fluß weglaufen läßt. Das Trocknen des Schwefelmangans geschieht auf einer gußeisernen, von unten unmittelbar von der Flamme geheizten Platte; die Herdgase ziehen durch die Esse S ab. Die Arbeit wird durch einen Mann verrichtet, der sich hauptsächlich angelegen seyn lassen muß, bei möglichst niedriger Temperatur zu trocknen um die Selbstentzündung des Schwefelmetalles zu verhindern, indem er die etwa zusammengeballten Stücke desselben mit seiner Schaufel zerdrückt. Das getrocknete und pulverförmige Schwefelmangan wird sofort zur Schwefelsäurefabrik transportirt. Beschreibung der Abbildung, Fig. 15. A, A, A Bassins, in denen die Rückstände oxydirt und von Eisen befreit werden. B Platz, auf welchem die Sodarückstände während ihrer Oxydation lagern. C, C, C erster Auslaugapparat. D Lagerplatz für die einmal ausgelaugten und noch weiter zu oxydirenden Sodarückstände. E, E, E zweiter Auslaugapparat. F, F, F Bassins für die Klärung des Chlormangans. G Becken zum Niederschlagen des Schwefels. H, H Abtropfapparate. I, I Waschapparate. J, J Pressen. K, K Bassins zum Niederschlagen des reinen Schwefels. L Cisterne für die sulfurethaltige gelbe Lauge. L' Cisterne zur Aufnahme des Manganchlorürs. M, M Klärbassins für das Chlormangan. O, O, O Klärbassins für die behandelten Chlorblasenrückstände. P, P, P...., Abtropfapparate. Q, Q Waschapparate. R Platte zum Trocknen S Esse. T Cisterne. U Pumpwerk. a, a, a.... hölzerne Leitungen für den Transport der Flüssigkeiten. b, b, b bleierne Röhrenleitungen zu dem gleichen Zwecke. Die in Klammern eingeschlossenen Zahlen geben, wie erwähnt, die Tiefe der Bassins an. Die Höhe über dem Meeresspiegel beträgt für: die Sohle der Chlorkalkfabrik 209,68 Meter das Niveau des Wassers im Flusse Spin 205,04    „ die Sohle der Halde 207,35    „ den Schienenweg für den Transport der Sodarückstände 210,69    „ die obere Krönung des Bassins A 209,79    „ „      „           „       des ersten Auslaugapparates C 210,31    „ „      „           „         „   zweiten         „                E 210,94    „ die Krönung der Bassins F 208,59    „ „      „          des Beckens G 207,59    „ die Krönung der Bassins  K 208,59 Meter „        „        der Cisterne T 210,65    „ „        „        der Bassins  M 212,63    „ „        „          „      „        N 211,88    „ „        „          „      „        O 211,13    „

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Tafel Tab. IX
Tab. IX