Titel: Ueber Anfertigung eingebrannter Photographien auf emaillirten Glasplatten; von E. Duchemin.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. CI., S. 477
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CI. Ueber Anfertigung eingebrannter Photographien auf emaillirten Glasplatten; von E. Duchemin. Aus den Comptes rendus, t. LXVIII p. 88; Januar 1869. Duchemin, über Anfertigung eingebrannter Photographien. Die Emailplatten, welche früher zu der Art von Malerei, worin der berühmte Petitot sich so auszeichnete, benutzt wurden und in unserer Zeit mit so großem Geschick zur Anfertigung eingebrannter Photographien verwendet werden, stellt man auf Kupfer oder Gold, zuweilen auch auf Platin (einem Metalle, welches bekanntlich die höchsten Temperaturgrade zu ertragen vermag) her, und zwar hauptsächlich aus Kieselsäure, Zinnoxyd und Bleioxyd. Derartige Platten kommen ziemlich theuer zu stehen und haben den Fehler, daß sie keine ebene Fläche bilden, so daß bis jetzt Photographien auf Email nur durch Uebertragung angefertigt werden konnten. Indessen lassen sich diese Platten mit bedeutender Kostenersparniß durch Glasplatten ersetzen, welche mit einem leichtflüssigen Email, dessen Basis aus Arsenigsäure besteht, überzogen sind; derartige Platten halten sich im Feuer ganz gut und eröffnen den Fortschritten der Photographie und der schönen Künste einen neuen Weg. Zu beachten ist jedoch, daß der Email stets leichtflüssiger seyn muß als das Glas; ebenso muß auch die Ausdehnung des Glases, bei sonst gleichbleibenden Umständen, in richtigem Verhältnisse zu derjenigen des Schmelzes stehen. Diese Nothwendigkeit kannten schon unsere Vorfahren, da sie auch die Rückseite der Metallunterlage mit Email überzogen, um auf diese Weise die Verschiedenheit in der Ausdehnung beider Substanzen auszugleichen. Es ist daher keineswegs gleichgültig, welche Glassorte man für das Auftragen eines mehr oder weniger leichtflüssigen Emails wählt. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts waren die verschiedenen Glassorten so beschaffen, daß die Anwendung des hier in Rede stehenden leichtflüssigen Schmelzglases unmöglich gewesen seyn würde. In Folge der großen Fortschritte jedoch, welche die Chemie seit fünfzig Jahren gemacht hat, werden die verschiedenartigen neueren Glassorten mit solchen Eigenschaften hergestellt, daß viele von ihnen zum Ueberziehen mit dem in Rede stehenden Email ganz gut geeignet sind. Dieser Schmelz wird zusammengesetzt aus: weißem Arsenik (Arsenigsäure)     39 Grm. Salpeter   30   „ weißem Sande   90   „ Bleiglätte 250   „ Diese Art von emaillirtem Glase, welche in Frankreich bisher noch Nicht fabrikmäßig dargestellt wurde, kann auch, abgesehen von ihrer wichtigen Benutzung zur Photographie, zu zahlreichen anderen nützlichen Zwecken verwendet werden. So z.B. kann man auf solchem Glase ebenso geläufig schreiben und zeichnen, wie auf Papier, und es bedarf dann höchstens eines minutenlangen Einbrennens (in einer offenen Muffel), um die Schrift unveränderlich zu machen. Somit würde sich dieses Verfahren, welches ich zum Einbrennen durchscheinender sowohl, als auch undurchsichtiger Photographien benutze, auch zur Herstellung von unverändert bleibenden Zeichnungen, Autographien, Staatsacten, Etiquettes für Gärtnereizwecke etc. verwenden lassen. Die der (französischen) Akademie im December 1868 von mir vorgelegten Proben von Zeichnungen, Schriftstücken und Photographien dürften die Richtigkeit meiner Angaben außer Zweifel stellen. Ich wende mich jetzt speciell zu den eingebrannten Photographien. Zur directen Ausführung derselben, ohne Collodium und ohne Uebertragung, muß das von mir zu diesem Zwecke verwendete Schmelzglas ganz eben abgeschliffen werden, so daß es sich mit seiner Fläche genau an ein Negativ anlegen kann. Wenn die Emailfläche nach dem Glattschleifen genügend polirt worden ist, so erhält man Photographien von der größten Feinheit. Ich benutze also zur Aufnahme des Bildes, entweder in der Dunkelkammer oder mittelst eines Negativs oder Positivs, eine vollkommen ebene Fläche, deren Emailüberzug mehr oder weniger dick und somit wehr oder weniger durchscheinend ist (was sich bei Metallunterlagen nur schwierig und mit großen Kosten ausführen lassen würde). Auf diese Weise bin ich im Stande, bei Anwendung z.B. von Asphalt oder citronsaurem Eisen, oder von Eisenchlorid und Weinsäure, oder von zweifach-chromsaurem Kali, oder von einem anderen Salze, ohne Collodium und ohne Uebertragung, binnen wenigen Minuten eine gute Photographie anzufertigen. Nehmen wir z.B. zweifach-chromsaures Kali, als Lösung, welche in folgender Weise zusammengesetzt ist: Wasser 100 Grm. Gummi     4   „ Honig     1   „ krystallisirtes zweifach-chromsaures Kali         3   „ Diese Lösung wird filtrirt und auf die Emailfläche gleichmäßig aufgetragen; nachdem die auf diese Weise sensibilisirte Platte getrocknet worden ist, sind zur Herstellung einer eingebrannten Photographie vier einfache Operationen erforderlich, zu deren Ausführung wenige Minuten hinreichen, nämlich: 1) Exponiren des sensibilisirten Glases; 2) Entwickelung des Bildes durch Auftragen des in nachstehender Weise zusammengesetzten Pulvers mittelst eines Dachshaarpinsels: Kobaltoxyd   10 Grm. schwarzes Eisenoxyd       90   „ Mennige 100   „ Sand   30   „ 3) Zersetzung des Chromsäuresalzes durch Eintauchen in ein Bad, welches zusammengesetzt ist aus: Wasser 100 Grm. Salzsäure         5   „ Hierauf wäscht man das Bild in reinem Wasser aus und läßt es trocknen. 4) Einbrennen des Bildes auf einer eben geschliffenen und mit einer gleichmäßigen Schicht von gepulverter Kreide bedeckten Gußeisenplatte, auf welcher das Schmelzglas seine Form nicht verlieren kann. In einer hinlänglich erhitzten Muffel ist ein etwa minutenlanges Einbrennen genügend, um das Bild zu fixiren und zu glaciren. Dann läßt man dasselbe unter Beobachtung der bei Emails auf Kupfer gebräuchlichen Vorsichtsmaßregeln langsam erkalten. Die Erfahrung hat mir bewiesen, daß diese Emailplatten sich im Feuer ebenso gut halten wie Emails auf metallener Unterlage, und daß die Industrie von dieser Erfindung jedenfalls manchen Vortheil wird ziehen können. Da derartige emaillirte Glasplatten von größeren Dimensionen angefertigt werden können, so ist es jetzt möglich, auch große Photographien einzubrennen.