Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. , S. 338
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Miscellen. Miscellen. Vorschlag zu allgemeinen Profilen für Eisenbahnschienen. Unter diesem Titel enthalten die Hefte V–VIII der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines eine Abhandlung von dem Oberingenieur der k. k. priv. österreichischen Staatsbahn, Hrn. H. Schmidt, dem Folgendes entnommen ist: Beim Beginn des Eisenbahnbaues herrschten die verschiedensten Ansichten über die zweckmäßigste Form der Schienen und entwickelte sich so eine große Anzahl der mannichfaltigsten Profile. Nachdem aber mit der Vervollständigung der Bahnnetze der Verkehr sich ungemein vergrößerte und sich das Bedürfniß herausstellte, daß mit dem Bau und dem Betrieb der Eisenbahnen nach einheitlichen Grundsätzen vorgegangen werden müsse, zu welchem Zwecke sich der Verein deutscher Eisenbahn-Verwaltungen gebildet hat, so dürfte auch die Einführung eines einheitlichen Schienenprofiles in diesem Verein von großem Nutzen seyn. Es würde dadurch in der Materialgebahrung eine große Vereinfachung und Oekonomie eintreten, weiter aber würden die Schienen ein allgemein gangbarer Handelsartikel und durch die entstehende ungeheure Concurrenz die Schienenpreise auf das mögliche Minimum herabgedrückt werden, wobei noch der Vortheil hinzukommt, daß jede Eisenbahn ihre Vorräthe zur Bahnerhaltung auf ein Minimum reduciren könnte, da sie im Stande ist, zu jeder Zeit beliebig viele Schienen in kürzester Frist aufzutreiben. Maßgebende österreichische Hüttenleute sind der Ansicht, daß hierdurch der Zoll-Centner Schienen in Oesterreich mindestens um 1 Thaler, die Tonne somit um 30 fl. billiger als bisher geliefert werden könnte. In Deutschland, wo durch die Concurrenz für Eisenproducte die Schienenpreise jetzt schon sehr niedrig sind, dürfte der Preis durch die vorgeschlagene Maßregel sich um 15 fl. pro Tonne reduciren. Dieser Gewinn entziffert für eine Länge der Bahnen in Oesterreich und Deutschland von 4350 Meilen die Summe von 54,400,000 fl., und die durchschnittliche Dauer einer Schiene zu 15 Jahren angenommen, einen Gewinn für ein Jahr von 3,360,000 fl. – Die Qualität und mit ihr die Dauerhaftigkeit der Schienen könnten sich die Eisenbahn-Verwaltungen durch Forderung einer gewissen Garantiezeit und Bestimmungen von Conventionalstrafen sichern; übrigens werden die soliden Firmen bald bekannt seyn und deren Fabrikzeichen, wie bei anderen Eisen- oder Stahlwerken, Gewähr für gute Waaren leisten. Für die Construction des Profiles geht der Verfasser von folgenden Grundsätzen aus: Eine Schiene aus Eisen soll bei ruhigem Drucke der Maximallast nie über 5 Kilogrm. pro Quadrat-Millimeter angestrengt werden. Bei Schienen aus Bessemergut mittelharter Qualität (Nr. 6 oder höchstens Nr. 5) darf der Druck 8 Kilogrm. betragen. Damit das Material möglichst gleichförmig in Anspruch genommen werde, soll die neutrale Achse des Querschnittes möglichst genau in der halben Höhe desselben liegen, wenn nicht genau, so doch nur um etwas Weniges höher, niemals aber tiefer. Die beiden Stützpunkte zunächst des Schienenstoßes sind näher als die übrigen Zwischenstützen zu legen, und zwar der Stärke der Laschen entsprechend, so daß die letzteren nicht mehr in Anspruch genommen werden, als die Schienen zwischen oder über den am entferntesten liegenden Stützen. Die Laschen sollen etwas keilförmig seyn und die Schienentöpfe und Füße entsprechend schief ausschneiden, um durch Anziehen der Verbindungsbolzen die Wirkung der Laschen zu sichern. Auf Grund dieser Principien hat nun der Verfasser 3 Schienenprofile berechnet, deren Zeichnungen in den oben angeführten Heften enthalten sind. Das erste Profil ist für Schienen aus gewöhnlichem Eisen zu Bahnen ersten Ranges und wiegt der laufende Meter 43,24 Kilogrm. Das zweite Profil für Schienen aus Bessemermetall oder Puddelstahl zu Bahnen ersten Ranges oder für Schienen aus gewöhnlichem Eisen zu Bahnen zweiten Ranges wiegt pro laufenden Meter 30,0, beziehungsweise 29,5 Kilogrm. Das dritte Profil ist das einer symmetrischen Stuhlschiene, als besonders geeignet bei Anwendung freischwebender Stöße; aus Bessemerstahl gewalzt, wiegt diese Schiene 32 Kilogrm. pro laufenden Meter. (Berggeist, 1869, Nr. 8.) Beseitigung der Gefahr der schlagenden Wetter in Steinkohlengruben. Die leider alljährlich sich wiederholenden beklagenswerthen Unglücksfälle in den Steinkohlengruben haben seit langer Zeit den Scharfsinn und Erfindungsgeist der Menschen mit Recht in Anspruch genommen. Humphry Davy's Sicherheitslampe spielt noch immer eine große Rolle in der Kohlenindustrie, ohne die Gefahren der Explosionen vollständig beseitigt zu haben. Ich erlaube mir deßhalb nachfolgenden GedankenWenn der Gedanke der Anwendung der Elektricität schon früher u.a. von Delaurier (polytechn. Journal Bd. CXC S. 329) ausgesprochen ist, so lege ich doch den Nachdruck auf meine Art der Ausführung desselben. Der Verf. der Oeffentlichkeit zur Prüfung an maaßgebender Stelle zu übergeben. Bekanntlich sind die dynamo-elektrischen Maschinen von W. Siemens in Berlin sehr gut geeignet, vereinzelte Wirkungen, als einzelne Glockensignale, Entzündungen von Patronen bei Minen-Sprengungen u. d. m. hervorzubringen. Mein Vorschlag geht deßhalb dahin, dergleichen Apparate bei Steinkohlengruben in der Weise zu verwerthen, daß man vom Verwaltungsgebäude aus elektrische Leitungen nach den Haupt-Stollen und insbesondere nach den als gefahrvoll bekannten Punkten führt, um zu bestimmten Tageszeiten, jedenfalls auch vor dem Einfahren mit Hülfe des dynamoelektrischen Apparates Sprengpatronen zu entzünden, welche, wenn schlagende Wetter vorhanden wären, dieselben zur Explosion bringen und somit vor dem Beginne der Arbeit beseitigen würden. Da der Apparat keine elektrische Batterie erfordert, in der Handhabung äußerst einfach ist, der Reparaturen nur selten bedarf und schließlich auch nicht zu theuer ist, so könnte man wenigstens versuchsweise der Sache näher treten; ob die Patrone explodirt, also der Apparat seine Schuldigkeit gethan hat, könnte durch ein in den Stromlauf eingeschaltetes Läutewerk, welches in demselben Raume sich befindet wo der Siemens'sche Apparat steht, mit Leichtigkeit festgestellt werden. Potsdam, den 7. Februar 1869. Langhoff,                  Director der Provinzial-Gewerbeschule. Der Albert'sche Photographiedruck. (Albertotypie.) Ein Vierteljahrhundert ununterbrochener Vervollkommnung, kaum geahnten Fortschreitens wie der ungeheuersten Verbreitung haben bekanntlich einige Hauptgebrechen der Photographie noch immer nicht beseitigen können, vor Allem jenes schwerste der mangelnden Haltbarkeit ihrer Producte. Wer irgend photographische Werke zur Hand nimmt, die nur einige Jahre alt sind, wird sofort gewahr werden wie verändert die Bilder aussehen, die einst in Ton und Farbe alle zusammenpaßten. Ja es kann ihm dieses wenig angenehme Erstaunen in besonderen Fällen schon nach einigen Monaten oder gar Wochen bereitet werden, daß einzelne Blätter, die durch die niemals ganz verhütbare Nachlässigkeit eines Arbeiters nicht lange genug ausgewaschen worden, nach und nach sich entfärben, die Fülle und den Reiz des Tones verlieren, ein unangenehm grünliches, mageres Aussehen bekommen, die Mezzotinten, deren Weichheit ja gerade den Hauptreiz der Photographie ausmacht, das wie Tusch luftige zarte Lüster mehr und mehr verlieren bis sie ganz unkenntlich sind, mährend andere Blätter daneben sich noch ganz gut erhalten haben, und keine Spur des Verfalles zeigen. Leider entgehen auch sie ihm über kurz oder lang ebensowenig, der Ruin einer Photographie ist bis jetzt nur eine Frage der Zeit. Solange es nicht gelingt, die photographische Tinte mit vollkommener Sicherheit nicht nur zu entsäuern, sondern ihr auch ein Bindemittel wie Oel oder Harz beizumischen, das sie weniger empfindlich gegen alle Temperaturveränderungen macht, so lange muß man sich an den Gedanken gewöhnen, daß das Bild unserer Frau oder Geliebten ihre Reize so wenig festzuhalten vermag, daß es sie wahrscheinlich noch vor dem Original schwinden sieht. Da kein Photograph der Welt, und die besten, also beschäftigtsten, gerade am allerwenigsten, jeden Abdruck und jeden Arbeiter so controliren kann, daß Nachlässigkeiten nicht beständig und unausweichlich vorfielen, da er noch weniger die nachtheiligen Einwirkungen der Sonne, der Temperaturveränderungen, gewisser Gase, die alle Einfluß auf die Dauer haben, nachher abhalten kann, so war einem Uebel bis jetzt auf keine Weise beizukommen das uns über kurz oder lang, immer aber sicher, um alle photographischen Urkunden, geschichts- und wissenschaftlichen Quellen bringen muß. Ist dieß unstreitig das größte Gebrechen der bisherigen photographischen Technik, so gibt es deren doch auch noch andere. So die Nothwendigkeit die Blätter auf dickes Papier aufzuziehen und die dadurch entstehende Ungleichheit beim Zusammenbinden, wie die Unmöglichkeit viele Photographien in einen Band zu bringen; ferner die außerordentliche Unsicherheit des ganz vom Wetter abhängigen Verfahrens, durch welche das Einhalten bestimmter Termine beim Abdruck größerer Auflagen fast unmöglich wird; endlich die immer noch viel zu große Kostspieligkeit der Vervielfältigung, die mit der wachsenden Größe der Platten so enorm steigt. Aber auch für kleinere Formate ist sie doch immer noch so groß, daß es sich z.B. schon bei einer Auflage von nur 2000 Exemplaren besser rentirt die Platte stechen zu lassen, weil die Mehrkosten des Stiches durch die geringeren des Druckes mehr als hereingebracht werden. Aus allen diesen Gründen waren bekanntlich schon lange alle Anstrengungen der Photographie auf die Erfindung einer Methode gerichtet, welche den Abdruck ihrer Platten von diesen verschiedenen Mängeln befreien, ihn dem von Kupferstichen oder Lithographien mehr annähern sollte. Bis jetzt war die Aufgabe aber niemals befriedigend gelöst worden; bei der Uebertragung auf Kupfer- oder Zinkplatten, wie auf lithographische, gieng immer so viel verloren, daß eine Concurrenz mit wirklichen Photographien so wenig möglich war als mit Aquatinte oder Schabkunst, welchen die Erzeugnisse in der Regel ähnlich sahen, wenn sie nicht noch mehr verätzten und ausgedruckten Lithographien glichen, da es nie gelang die feinen Halbtöne festzuhalten, oder die tiefen auch klar darzustellen. Braun in Dornach erfand endlich ein Verfahren, durch das es ihm wohl gelang den Photographien jede beliebige Farbe zu geben, so daß es ihm dadurch möglich wurde seine bewunderungswürdigen Reproductionen alter Handzeichnungen herzustellen, im Uebrigen scheint dasselbe aber weder in Bezug auf die Dauerhaftigkeit noch in Bezug auf den zu hohen Preis des Druckes viel geändert zu haben. Es war erst Albert in München vorbehalten, nach jahrelangen Versuchen, eine Technik zu erfinden, welche den oben gerügten Gebrechen gründlich und auf alle Fälle abzuhelfen verspricht, und die bereits jetzt, wo doch die Drucker sich unmöglich schon jene vollkommene Sicherheit erworben haben können, die nur durch jahrelange Uebung errungen wird, zu Ergebnissen geführt hat, die in vielen Fällen von dem wirklichen Lichtbild auch dem geübten Auge kaum mehr zu unterscheiden gelingt. Es gilt das besonders auch von den eigentlichen Photographien, d.h. den Reproductionen der Natur, nicht nur solcher von Kunstwerken. So liegen uns z.B. Visitenkartenporträte vor von einer Weichheit der Mitteltöne, die kaum mehr etwas zu wünschen übrig läßt, ebenso landschaftliche Scenen, die, während unserer Anwesenheit in der Werkstatt abgedruckt, selbst von Photographen nur nach genauer Untersuchung als nicht auf photographischem Weg erzeugt erkannt wurden. Bei Reproductionen von Zeichnungen und Bildern ist dieß bisweilen ohnehin fast unmöglich. Die Hauptvortheile des Albert'schen Verfahrens lassen sich nach den Angaben des Erfinders überhaupt vorläufig dahin zusammenfassen: 1) Die Farbe ist, wie man sich bei frischen Abdrücken leicht selbst durch Auflösen mit Terpenthinöl überzeugen kann, eine Oelfarbe, sie gibt also dieselbe Garantie unbeschränkter Dauerhaftigkeit wie die der Kupferstiche oder Lithographien. 2) Der Abdruck, dessen Herstellung der eines Aquatintablattes am meisten entspricht, ist auch jetzt schon um etwa die Hälfte des bisherigen Preises zu liefern, und wird voraussichtlich später noch billiger werden. 3) Er bedarf keines besonderen Papieres, keines Aufziehens auf Cartons, er verändert auch durch das Trocknen seine Proportionen nicht wie die Kupferstiche und Lithographien, da das Papier zum Drucke nicht angefeuchtet wird. 4) Man kann Platten nach beliebiger Anzahl herstellen, jede Platte gibt indeß auch jetzt schon mindestens 1000 gute Abdrücke. 5) Ebenso kann man der Farbe jeden beliebigen Ton mittheilen, ferner sie matt lassen oder, wie die Photographien, lackiren. Seit etwa einem halben Jahre war Referent selbst im Stande, die allmähliche Steigerung der Güte des Productes dieser neuen Technik zu beobachten, die jetzt jedenfalls einen Grad erreicht hat, der es dem Erfinder erlaubt größere Aufträge zur Ausführung zu übernehmen, da er bereits eine vollständige Druckerei eingerichtet hat, und sich durch Patente in allen Ländern die Ausbeutung seiner Erfindung sicherte. Dem Vernehmen nach hat dieselbe unter seinen Standesgenossen, z.B. bei der neulichen photographischen Ausstellung in Hamburg, das größte Aufsehen erregt; die Wiener photographische Gesellschaft hat ihn dafür zu ihrem Ehrenmitglied ernannt, und auch in München wird man nicht umhin können, dem so begabten Erfinder eine wohlverdiente Anerkennung dafür zu zollen, und zu wünschen, daß es ihm vergönnt seyn möge alle jene Früchte davon zu ernten, ihr noch jene ganze Ausbildung zu geben, deren sie, soviel wir dieß ohne Kenntniß des Verfahrens selber zu beurtheilen vermögen, durchaus fähig erscheint. Bestätigt sich dieses Letztere, wie wir kaum bezweifeln, so ist sie unstreitig bestimmt eine ebenso gänzliche Revolution in dieser Technik hervorzubringen, als diese schon einmal durch die Umänderung der Daguerréotypie in die Photographie erfahren hat, und dadurch erst jener ungeheuren Verbreitung fähig wurde, die wir heute Alle anstaunen, und die offenbar ihre Grenzen so wenig erreicht hat als der Buch- oder Kupferdruck nach dem ersten halben Jahrhundert ihrer Erfindung. Blieb aber jener dann drei Jahrhunderte ziemlich stationär, und erlangte seine dermalige Ausdehnung erst mit Erfindung der Schnellpresse und dem Wachsen des Zeitungswesens in unserem unruhigen Jahrhundert, so scheint die Photographie durch Albert's Erfindung bereits jetzt an der Schwelle dieser zweiten Periode bisher ungeahnter Popularisirung zu stehen. F. Pt. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 1869. Nr. 36.) Die patentirte Garndruckmaschine von C. Werner, Druckfabrikant in Glauchau. Diese Maschine bezweckt das Bedrucken von Stückgarnen (Garne in Strähnen) und ist namentlich im Vergleich zu den Walzendruckmaschinen als vollkommen in ihrer Art zu bezeichnen. Anfänglich bestanden alle Operationen des Garndruckes in Handarbeit, später kam der Druck mit Walzen auf und hieran reihte sich die Anwendung der Walzendruckmaschine. Letztere hat allerdings den Vortheil, daß sie schnell arbeitet und viel leistet, im Uebrigen aber ist ihre Anwendung eine nur beschränkte, oder, wie man will, eine sehr kostspielige, weil jedes hervorzubringende neue Muster die Herstellung neuer Druck- oder Musterwalzen bedingt, wodurch dem Druckfabrikanten bedeutende Unkosten verursacht werden. Die Hervorbringung möglichst vieler Muster ist aber beim Garndruck eine Hauptsache und diesen Zweck, der durch die seitherigen Walzendruckmaschinen nur in mangelhafter Weise verfolgt werden konnte, erreicht die neue Werner'sche Garndruckmaschine auf's Vollkommenste. Diese Maschine weicht vom Principe der Walzendruckmaschine gänzlich ab und ihr Druckverfahren gründet sich eigentlich auf das ursprüngliche Operiren mit der Hand. Sie besitzt daher keine Walzen, sondern einfache Druckformen, die, gewöhnlich aus Holz, zuweilen auch aus Metall hergestellt, sofort und ohne Umstände ausgewechselt werden können und deren Anfertigung keine erheblichen Kosten verursacht. Jedes beliebige Muster kann auf dieser Maschine in der kürzesten Zeit hergestellt werden und wenn es sich um geradlinige Streifen handelt, so ist mit einer und derselben Form allein, schon durch Stellung gewisser Theile der Maschine, eine zahllose Abwechselung in Breite und Entfernung der Streifen hervorzubringen, wodurch es ermöglicht wird, daß die Kosten der Formen, dem Handdrucke gegenüber, höchstens den vierten Theil betragen. Keine der bisher benutzten Maschinen vermag eine solche Einrichtung nachzuweisen und in letzterer besteht der wesentlichste Vortheil gegenwärtiger Neuerung. Zur Bedienung genügt ein gewöhnlicher Arbeiter – ein gelernter Drucker ist durchaus nicht erforderlich. Die Maschine arbeitet bei gleichmäßigem guten Druck ganz selbstständig und kann mit der Hand oder auch durch Elementarkraft betrieben werden; im ersteren Falle befindet sich auf der Hauptwelle eine Kurbel, während sie im anderen Falle mit einem Rädervorgelege und Fest- und Losscheibe versehen ist. Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit ist anzunehmen, daß die neue Maschine bei flotter Bedienung wenigstens noch einmal so viel fertig macht, als ein tüchtiger Drucker. Noch sey bemerkt, daß die fragliche Maschine auch für Rahmendruck eingerichtet ist, welcher bekanntlich für gewisse Muster mit großem Vortheile gebraucht wird. Die Anfertigung der patentirten Garndruckmaschine, deren Preis sich auf 250 Thlr. stellt, hat Hr. Maschinenfabrikant Richard Hartmann in Chemnitz übernommen. Die Unterzeichneten, welche das Werner'sche Patent käuflich an sich gebracht haben, sichern die beste Ausführung der ihnen ertheilten Aufträge zu. Lachmann und Breuninger in Glauchau. Ueber künstliche Bildung von Alizarin; von C. Graebe und C. Liebermann. Vor fast einem Jahre theilten wir der chemischen Gesellschaft die ersten Resultate einer Untersuchung mit, die wir unternommen hatten, um die Constitution des Alizarins aufzuklären. Wir fanden damals, daß das Alizarin ein Derivat des Anthracens ist. Die Frage nach der Zusammensetzung dieses Farbstoffes war dadurch entschieden und wir in den Stand gesetzt, auf Grund theoretischer Betrachtungen eine rationelle Formel für denselben aufzustellen. Gleichzeitig war damit der erste Schritt gethan, um zur künstlichen Darstellung des Alizarins zu gelangen. Jetzt ist es uns geglückt, dieses zweite Problem zu lösen; wir haben aus dem Anthracen künstlich Alizarin dargestellt. Die Eigenschaften des von uns gewonnenen Productes, sowie die Farben, die wir mit demselben auf gebeizter Baumwolle erhielten, beweisen vollkommen die Identität des künstlichen Alizarins mit dem aus der Krappwurzel. Wir legen Proben des sublimirten künstlichen Farbstoffes, sowie Muster damit gefärbten Kattuns der Gesellschaft vor. – Die Methoden, die zu obigem Resultate geführt haben und die wir später beschreiben werden, bestätigen die Richtigkeit der von uns früher für das Alizarin aufgestellten rationellen Formel. Von welcher Wichtigkeit unsere Entdeckung für die Krappindustrie seyn wird, wenn es gelingt dieselbe technisch verwendbar zu machen, brauchen wir nicht ausführlich hervorzuheben. Der enorme Verbrauch von Krapp in der Kattundruckerei, die großen Strecken fruchtbaren Bodens, die zu dessen Anbau nöthig sind, sprechen hinreichend klar für die Bedeutung, welche ein neuer Industriezweig erlangen würde, der auf der künstlichen Darstellung des Alizarins aus einem Bestandtheil des Steinkohlentheeröles beruht. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 1.) Schwarz auf wollenen Plüschen; von E. Wolffenstein. Für Plüsche mit baumwollener Kette muß der Sud stärker als auf reiner Wolle genommen werden, da die Baumwolle etwas chromsaures Kali absorbirt. Man berechnet daher den Sud auf das volle Brutto-Gewicht der Waare und nimmt auf 40 Pfund Waare: 1 Pfund chromsaures Kali, 3 Loth Kupfervitriol, 1/2 Pfd. Schwefelsäure. Auf frischer Flotte fügt man auf dieselbe Menge noch: 1/8 Pfd. chromsaures Kali und 1/8 Pfd. Schwefelsäure diesem Sud zu. Man läßt 1 1/2 Stunden gut kochen, verkühlt die Waare, läßt über Nacht liegen und schreitet dann zum Ausfärben. Zu diesem Ende besprengt man in einem passenden Gefäß circa 60 Pfd. geraspeltes Blauholz mit 1/2 Pfd. Salmiakgeist, den man vorher in einer Gießkanne mit der nöthigen Wassermenge verdünnt hat, arbeitet das Gemisch gut durch, so daß das Blauholz vom Salmiakgeist durchdrungen ist, und kocht das so präparirte Blauholz in Säcken eingebunden im Ausfärbekessel aus. Die Menge des Blauholzes richtet sich nach der Schwere der Waare, und zwar kann man im Allgemeinen fast ebenso viel Blauholz (wobei Gewicht des genäßten Holzes nach Abzug des mit Salmiakgeist zugesetzten Wassers verstanden ist) nehmen, als das Gewicht der Waare beträgt. Auf 40 Pfd. Waare kämen sonach 40 Pfd. Blauholz und 2 Pfd. Gelbholz. Man hantiert die Waare kochend in dieser Flotte 3/4–1 1/4 Stunden, schlägt dann heraus, verkühlt und läßt mindestens 6 Stunden an der Luft liegen. – Auf platten Plüschen (Seehund und Pallas) wird das Schwarz mit bläulichem Schein verlangt, zu welchem Ende man die Menge des Salmiakgeistes vermehrt und die des Blauholzes vermindert. Die gelockten Waaren dagegen (Krimmer etc.) verlangen ein tiefes Schwarz, für welches obige Methode gilt. Hat die Waare genügende Zeit an der Luft gelegen, so wäscht man auf der Waschmaschine zunächst in Urin 1/2 Stunde, dann 2 Stunden in Wasser, trocknet und appretirt. So einfach diese Methode ist, so ist sie doch die einzige, um ein glanzendes Schwarz auf Plüschen zu erzeugen. (Musterzeitung, 1869, Nr. 1.) Bleichen von Holzzeug. Bei Versuchen über das Bleichen von Holzzeug hat Orioli gefunden, daß Chlorkalk, wenn er nicht in übergroßer Menge angewendet wird, Neigung hat, den Holzzeug gelb zu färben, und daß alle starke Säuren ohne Ausnahme bewirken, daß der Zeug sich an der Sonne oder mit der Zeit bei Gegenwart von Feuchtigkeit roth färbt, endlich, daß die geringsten Spuren Eisen in sehr kurzer Zeit eine schwarze Färbung des Zeuges hervorbringen. Nach Orioli lassen sich nun alle diese Uebelstände vermeiden, wenn man 100 Pfund Holzzeug mit 4/5 Pfund Oxalsäure und 2 Pfund ganz eisenfreier schwefelsaurer Thonerde behandelt. Die Oxalsäure wirkt energisch bleichend auf die vegetabilischen Farbstoffe, während die schwefelsaure Thonerde zwar an sich nicht bleicht, aber mit dem Farbstoff des Holzes einen fast farblosen Lack bildet. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 1.) Ueber eine Verbesserung in der Fabrication des Stärkezuckers. Bekanntlich muß bei der Fabrication des Stärkezuckers das durch die Einwirkung der Schwefelsäure auf die Stärke nebst dem Stärkezucker gebildete Stärkegummi (Dextrin) durch fortgesetztes Kochen mit der verdünnten Säure in Traubenzucker verwandelt werden. Diese Umwandlung geht aber (bei gewöhnlichem Drucke) zuletzt nur äußerst langsam vor sich, daher die meisten Fabrikanten dieselbe nicht abwarten, sondern lieber einen dextrinhaltigen Stärkezucker in den Handel bringen.Ist alles Stärkemehl und Dextrin in Zucker verwandelt, so veranlaßt starker Weingeist keine Fällung mehr in der Lösung. Die vollkommene Ueberführung des Stärkemehles in Stärkezucker gelingt aber ungleich rascher, wenn man das Kochen des Stärkemehles unter einem höheren Drucke als dem gewöhnlichen Atmosphärendruck, oder was dasselbe ist, die Einwirkung der Säule auf die Stärke bei einer höheren Temperatur stattfinden läßt. Auf dieser Thatsache beruht die neue Fabricationsmethode des Stärkezuckers von A. Maubré, welche nach dem chemischen Centralblatt die folgende ist: Man kocht das Gemenge aus verdünnter Schwefelsäure und Stärkemehl bei hohem Drucke und einer Temperatur von 160° Celsius. Die dazu nöthigen Kessel haben die Form der Hochdruckkessel, sind aus starkem Eisenblech angefertigt und inwendig mit Blei gefüttert. Im Kessel liegt ein durchlöchertes Dampfleitungsrohr von Blei. Ferner ist der Kessel mit einem Dampfabzugsrohre, mit Sicherheitsventilen, Probehähnen. Thermometer u.s.w. versehen. Man verdünnt zur Darstellung 56 Pfund Schwefelsäure von 60° Baumé mit 5600 Pfd. Wasser, erhitzt im Kessel auf 100° Cels. und verdünnt gleichzeitig in einem Holzgefäße abermals 56 Pfund Schwefelsäure mit 5000 Pfd. Wasser, welche man mittelst Dampf auf eine Temperatur von 30° Cels. bringt. Letztere Flüssigkeit wird mit 2240 Pfd. Stärkemehl gemischt, und unter fortwährendem Umrühren auf 38° Cels. erhitzt. Man gießt diese Mischung nach und nach in die kochende verdünnte Schwefelsäure im Kessel und läßt während dessen durch ausströmenden Dampf die Temperatur auf 100° C. steigen. Hierauf schließt man den Kessel, bis die Temperatur 160° C. geworden ist und öffnet dann den Abzugshahn für den Dampf, damit Druck und Temperatur eine zeitlang constant bleiben. Man kocht so lange, bis herausgenommene Proben die völlige Umwandlung des Stärkemehles in der Flüssigkeit anzeigen, was meistens nach 2 bis 4 Stunden der Fall ist. Darauf zieht man das Ganze in ein hölzernes Gefäß, rührt 168 Pfund gereinigten kohlensauren Kalk, der mit 100 Pfund Wasser angesetzt ist, hinzu, läßt absitzen, filtrirt durch Spitzbeutel, dampft auf 20° Baumé ein, klärt mit Blut und Kohle, filtrirt wieder u.s.w. und erhält so vollkommen reinen Stärkezucker, der frei von bitterem und empyreumatischem Geschmack ist. (Bayerischer Bierbrauer.) Ueber ein neues Verzögerungs- und Erhärtungsmittel bei der Anfertigung von Gypsformen und Gypskitten; von C. Puscher. Bekanntlich erlangt der durch Brennen von seinem (circa 22 Proc.) Krystallwasser befreite gepulverte Gyps seine Härte größtentheils dadurch wieder, daß ihm nur so viel Wasser zugesetzt wird als nöthig ist, um damit einen steifen Teig zu bilden. Es sind dazu mindestens 33 Proc. Wasser erforderlich, wovon aber nur die erwähnten 22 Proc. als Krystallwasser gebunden werden, während das übrige Wasser verdunstet und die Porosität des erhärteten Gypses bedingt. Bei kleinen Mengen von Gyps hat man kaum vor der Erhärtung einige Minuten Zeit, um den Teig zu Formen und Kitt verwenden zu können, bei größeren Quantitäten, bei welchen das Anfertigen des Teiges längere Zeit in Anspruch nimmt, erhärtet derselbe zuweilen schon während des Anmachens. Diesem Uebelstand läßt sich jedoch dadurch abhelfen, daß man dem gebrannten gepulverten Gyps 2–4 Proc. fein gepulverte Eibischwurzel zufügt und die innige Mischung mit 40 Proc. Wasser zum Teige knetet. Durch den großen Pectingehalt der Eibischwurzel (50 Proc.) erhält man eine, dem fetten Thone gleichende Masse, die erst nach einer Stunde zu erhärten beginnt und nach dem Trocknen so zähe ist, daß sie sich feilen, schneiden, drehen und bohren läßt; daher außer zu Gypsformen und Kitten noch vielseitige Verwendung, z.B. zu Domino- und Schachsteinen, zu Würfeln, Brechen, Dosen etc. zuläßt. Ein Gemenge von Gyps mit 8 Proc. gepulverter Eibischwurzel, verzögert das Hartwerden noch längere Zeit und erhöht die Zähigkeit der Masse. Sie läßt sich mit der Nudelwalze auf Glasflächen zu großen und dünnen Platten auswalzen, die beim Trocknen niemals springen, sich leicht vom Glase ablösen und schon durch's Reiben Politur annehmen. Mit Erd- oder anderen Farben gefärbte Massen geben durch geeignetes Zusammenkneten sehr schöne Marmorimitationen. Auch kann die Masse erst nach dem Trocknen durch in Wasser lösliche Farben gefärbt und nachher durch Tränken mit Leinölfirniß durch Poliren oder Lackiren wasserdicht gemacht werden. Welche Vortheile daraus der Schlosser erzielt, der der Masse zur noch größeren Härtung seine übliche Eisenfeile zufügen kann, der Spiegelrahmen-Fabrikant, der niemals ein Springen seiner Fabricate zu gewärtigen hat, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Aber auch dem Chemiker und Fabrikanten wird diese billige Mischung zum Lutiren von Gefäßen aller Art vortreffliche Dienste leisten. Je nach der Feinheit und Reinheit des Gypses bedarf derselbe einige Procente mehr oder weniger Wasser, weßhalb ein genaues bestimmtes Verhältniß von demselben nicht angegeben werden kann. Zu vielen Zwecken braucht das erwähnte Eibischpulver nicht von bester Qualität gefertigt zu seyn. Durch eine frisch angefertigte Masse, sowie durch Vorlagen von Gypsformen, Schachsteinen. Knöpfen etc. bestätigte Hr. C. Puscher in seinem betreffenden Vortrage im Nürnberger Gewerbevereine die vortrefflichen Eigenschaften dieser vorzüglichen Masse.