Titel: | Ueber die von der Mansfeld'schen Ober-Berg- und Hütten- Direction prämiirten Kupferbestimmungsmethoden. |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XI., S. 50 |
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XI.
Ueber die von der Mansfeld'schen
Ober-Berg- und Hütten- Direction prämiirten
Kupferbestimmungsmethoden.
Ueber die v. der Mansfeld'schen Gewerkschaft prämiirten
Kupferbestimmungsmethoden.
Hr. Dr. H. Schwarz hat in
diesem Journal Bd. CXCI S. 285 (zweites Februarheft 1869) eine
„nothgedrungene“ Erwiederung auf die von der Mansfeld'schen
Ober-Berg- und Hütten-Direction (in demselben Bande S. 147)
erlassene Abwehr veröffentlicht.
Diese Erwiederung erfordert noch einige Erläuterungen:
1) Es wird zugestanden, daß die Methode des Kupfertitrirens mit xanthogensaurem Kali
in der Trennung des Kupfers durch Ammoniak eine Schattenseite hat, welche durch
gewisse Modificationen paralysirt werden muß.
2) Hr. Dr. Schwarz sagt
dann:
„Ich habe von der Mansfelder Gewerkschaft die Probeschiefer in derbem,
nicht in gepulvertem Zustande erhalten und daran, schon aus den Ausscheidungen
des Buntkupfererzes leicht den Unterschied zwischen reichen und armen Erzen
erkennen können. Wer zwingt denn dazu, erst die Probe zu pulvern und dann das
Urtheil über größeren oder geringeren Reichthum der Schiefer zu
fällen?“
Zuvörderst ist in dieser Hinsicht daran zu erinnern, daß Hr. Schwarz bei seinem Verfahren nicht bloß reiche und arme, sondern reiche,
mittlere und arme Erze unterscheidet, mithin drei Classen macht, welche eine
verschiedene Behandlung erfordern. Abgesehen davon, muß bestritten werden, daß es
für gewöhnlich überhaupt möglich ist, einem Stück Schiefer mit Sicherheit anzusehen,
ob dasselbe viel oder wenig Kupfer enthält. Selbst die im Betrachten dieser Schiefer
erfahrensten Techniker vermögen dieser Anforderung nicht zu entsprechen. Die
Schiefer sind eben schwarz und mit einer außerordentlich feinen Speise imprägnirt,
welche selbst mit Hülfe der Loupe oder des Mikroskopes keinen Schluß auf die Höhe
des Kupfergehaltes gestattet, besonders auch weil die Erze außer Kupfer noch andere
geschwefelte Metalle führen, namentlich Kies und Blende. Wenn hin und wieder
Ausscheidungen von Buntkupfererz vorkommen, so kann man solche Stücke vollends nicht
zur reicheren Sorte rechnen, weil dann in der Regel das Kupferglas fehlt, und weil
überhaupt der größte Metallgehalt vorhanden zu seyn pflegt, wo das Erz in ganz
feiner Speise auftritt.
Wie aus der citirten Frage folgt, weiß Hr. Dr. Schwarz auch nicht, daß die in das Laboratorium kommende
Probe-Substanz zerkleinert seyn muß. Jede solche Probe ist das Ergebniß eines
größeren Haufwerkes von 4 bis 6 Centner, welches von mehreren Lachtern Streblänge
oder aus den Ortsdimensionen genommen wird und in Stücken von verschiedenen
Kubikzollen Inhalt bis zur Staubform aus den Gruben zu Tage kommt. Dieses Haufwerk
erfordert nothwendig eine mehrfache Verjüngung durch die Kreuzprobe und dadurch eine
Zerkleinerung der Masse zu gleicher Korngröße, welche zuletzt bis zur feinsten
Mehlform übergehen muß, damit man sicher ist, daß die zu untersuchende Substanz den
Durchschnitt des ganzen Haufwerkes repräsentirt.
Die bezügliche Frage des Hrn. Dr. Schwarz beweist also eine vollständige Unkenntniß der in Betracht zu
ziehenden Verhältnisse und ist nichts weniger als geeignet die Gründe zu widerlegen,
aus welchen die Methode desselben als eine für die Praxis unbrauchbare bezeichnet
werden mußte.
3) Was die Vorprobe mit Cyankalium betrifft, so muß die Behauptung aufrecht erhalten
werden, daß diese Zwischenarbeit in den meisten Fällen werthlos ist. Hr. Dr. Schwarz gibt übrigens
selbst zu, daß eine Erleichterung nicht eintritt, wenn die Schiefer zinkhaltig sind;
dieß ist aber fast immer der Fall.
Die Angabe der durch Zeise bekannt gewordenen Reaction des
xanthogensauren Kalis auf Kupferoxydlösungen würde allerdings entbehrlich gewesen
seyn, wenn Hr. Dr. Schwarz
dem prämiirten Verfahren nicht den Vorwurf der Combination bekannter Reactionen
gemacht und lediglich etwas ganz Neues erwartet, gleichwohl aber auf sein Verfahren
großes Gewicht gelegt hätte, welches nur bezüglich der Anwendung auf die Probirkunst
neu ist.
4) Wenn Hr. Dr. Schwarz ferner
hervorhebt, daß dieselben Beamten, denen es naturgemäß obgelegen habe, die Arbeiten
ihrer Concurrenten der experimentalen Prüfung zu unterwerfen, zur Prämiirung
zugelassen worden seyen, so ist bereits in dem in der Fresenius'schen Zeitschrift für analytische Chemie, erstes Heft von 1869,
veröffentlichten Referat Seite 5 ausdrücklich hervorgehoben, daß bei den fraglichen
Prüfungen nur völlig unbetheiligte Personen zugezogen worden sind. Diese
Verdächtigung wird mithin als eine entschiedene Unwahrheit zurückgewiesen.
Ebenso ist es unwahr, daß über die Arbeiten bewährter Männer ohne unparteiische
Prüfung zur Tagesordnung übergegangen worden sey.
Allerdings mußte es kein geringes Befremden erregen, daß gerade die von
hervorragenden Männern der Wissenschaft eingegangenen Arbeiten die Prüfung sehr
leicht machten, weil dieselben Vorschläge enthielten, welche in dem
gewerkschaftlichen Laboratorium zu Eisleben schon seit Jahren ausgeführt worden
sind.
5) Daß es ferner lediglich angemessen gewesen ist, die Concurrenz bei der fraglichen
Prämiirung nicht zu beschränken, beweist der Erfolg. Wollte sich aber Hr. Dr. Schwarz nur bei
beschränkter Concurrenz auf die Sache einlassen, so mußte er sich das vorher
überlegen, und gar nicht als Preisbewerber auftreten.
Die Mansfeld'sche gewerkschaftliche Ober-Berg- und
Hütten-Direction wird fernere Erwiederungen des Hrn. Dr. Schwarz, insofern sie ebenso wie die in
Rede stehende auf mangelhafter Kenntniß der in Betracht kommenden Verhältnisse oder
falschen Angaben beruhen, völlig unbeachtet lassen.