Titel: | Ueber die Einwirkung des Sauerstoffes der Luft auf Einfach-Schwefeleisen; von A. Wagner. |
Autor: | A. Wagner |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XXXI., S. 131 |
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XXXI.
Ueber die Einwirkung des Sauerstoffes der Luft
auf Einfach-Schwefeleisen; von A.
Wagner.
Wagner, über Einwirkung des Sauerstoffes auf
Einfach-Schwefeleisen.
In den Lehrbüchern der Chemie findet sich jetzt noch gewöhnlich angegeben, entweder:
„das Einfach-Schwefeleisen oxydirt sich an der Luft rasch zu
schwefelsaurem Eisenoxydul,“ oder: „das
Einfach-Schwefeleisen oxydirt sich rasch zu basisch-schwefelsaurem
Eisenoxyd.“
Nach in diesem Betreff angestellten Versuchen sind jedoch beide Angaben nicht den
thatsächlichen Vorgängen entsprechend, indem das Einfach-Schwefeleisen
hauptsächlich in freien Schwefel und Eisenoxyd zerfällt. Nebenbei tritt jedoch auch
Schwefelsäure und Eisenoxydul, beide aber in unbestimmt wechselnden Verhältnissen,
auf.
Directe Versuche haben ergeben, daß hauptsächlich die Wärme die Bildung von
Schwefelsäure begünstigt, während bei gewöhnlicher Temperatur sehr wenig
Schwefelsäure auftritt.
Zu diesen Versuchen wurde aus möglichst neutralem oxydfreiem Eisenchlorür und
farblosem Schwefelammonium schnell bereitetes Einfach-Schwefeleisen in drei
Portionen getheilt, und jede derselben drei Wochen lang zur Regeneration stehen
gelassen. Dieselben wurden während dieser Zeit stets unter folgenden Verhältnissen
gehalten:
Portion I warm (circa 100° C.) und feucht;
Portion II kalt und feucht;
Portion III kalt und trocken.
(Zur Darstellung des trockenen Schwefeleisens wurde das frisch gefällte, feuchte
Schwefeleisen in einer Liebig'schen Trockenröhre bei
Ausschluß der Luft, nämlich durch einen darüber geleiteten Strom von Leuchtgas, bei
100° getrocknet. Zur Regeneration wurde dasselbe in einen durch Schwefelsäure
trocken gehaltenen Raum gestellt.)
Die Analyse der drei Portionen nach der Regeneration, in wasserfreiem Zustande
berechnet, ergab:
Portion I (warm und feucht):
Schwefel
24,35
Schwefelsäure
7,76
Eisenoxyd
61,72
Eisenoxydul
6,17
–––––––
100,00
Portion II (kalt und feucht):
Schwefel
28,32
Schwefelsäure
0,96
Eisenoxyd
61,51
Eisenoxydul
9,21
–––––––
100,00
Portion III (kalt und trocken):
Schwefel
27,94
Schwefelsäure
2,39
Eisenoxyd
46,43
Eisenoxydul
23,24
–––––––
100,00
Es berechnet sich hiermit bei:
Portion I (warm und feucht) auf 1 Gewichtstheil Schwefel:
0,319 Schwefelsäure
Portion II (kalt und feucht) auf 1 Gewichtstheil
Schwefel: 0,034 Schwefelsäure
Portion III (kalt und trocken) auf 1 Gewichtstheil
Schwefel: 0,085 Schwefelsäure
Ferner bei:
Portion I (warm und feucht) auf 1 Gewichtstheil
Eisenoxyd: 0,100 Eisenoxydul
Portion II (kalt und feucht) auf 1 Gewichtstheil
Eisenoxyd: 0,151 Eisenoxydul
Portion III (kalt und trocken) auf 1 Gewichtstheil
Eisenoxyd: 0, 500 Eisenoxydul
Bemerkenswerth ist, daß bei Portion III bei Abwesenheit
von Feuchtigkeit sich bloß die Hälfte zu Oxyd oxydirte, während die andere Hälfte
sich nur zu Oxydul
oxydiren konnte. Da selbst nach vielen Wochen noch Oxydul in der Masse vorhanden
ist, so ist eine Bildung von Eisenoxyduloxyd nicht unwahrscheinlich.Der Verf. hat im Jahre 1867 nachgewiesen, daß das Anderthalb-Schwefeleisen (Fe2
S3), der Luft ausgesetzt, durch den Sauerstoff derselben direct in
Eisenoxyd übergeht, unter Ausscheidung seines ganzen Schwefelgehaltes; man s. polytechn. Journal Bd. CLXXXV S.
315.A. d. Red.