Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 168
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Ueber die Widerstände der Eisenbahnzüge. Im Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin referirte Hr. Redlich über den Inhalt einer in den Memoires de la Société des Ingénieurs civils veröffentlichten Preisschrift der HHrn. Vuillemin, Guébhard und Dieudonné, betreffend die Bestimmung der Widerstände der Eisenbahuzüge. Dieselbe fußt auf ausgedehnten Versuchen, welche auf der französischen Ostbahn angestellt worden sind. Zur Ermittelung der Widerstände der einzelnen Wagen sind drei Versuchsmethoden angewendet, indem man die Wagen nach Ertheilung einer bestimmten Geschwindigkeit sich selbst überließ und entweder nur den bis zum Stillstand zurückgelegten Gesammtweg und die darauf verwendete Zeit, oder die für einzelne Zeitabtheilungen zurückgelegten Wege beobachtete. Die dritte Versuchsmethode, welche außerdem ausschließlich auf ganze Züge ausgedehnt wurde, maß den Widerstand durch einen in einem bedeckten, dem Tender folgenden Wagen befindlichen dynamometrischen Apparat, welcher die erforderliche Zugkraft selbstthätig und in Verbindung mit Zeit und zurückgelegtem Weg notirte. Unter anderen werden folgende Widerstände als hierbei ermittelt mitgetheilt: Geschwindigkeit in Kilometern per Stunde Widerstand in Kilogrammen per Tonne zweiachsiqe bedeckte Güterwagen (Oelschmiere)zweiachsiqe bedeckte Güterwagen (Oelschmiere) 1 bis 535 2,07,6 Methode I und II. zweiachsiqe bedeckte Güterwagen (Oelschmiere) 25 4,5 Güterzüge (günstige Verhältnisse) 5025 9,13,6 Methode III. Güterzüge (ungünstige Verhältnisse, Eis, Wind oder schlechte Nutzlast) 25 bis 6,3 Personenzüge, gewöhnliche Umstände 45 6,0 Personenzüge, (lange Züge) 60 8,4 Personenzüge, (lange Züge) 3946 6,57,2 76 14,6 Sanftes Anziehen der Güterzüge 0 13 (bei langen Zügen bis 6) Sanftes Anziehen der Personenzüge 0 22 Es wird ferner in der Preisschrift der Einfluß des Schmiermittels, der Zuglänge, der Curven, der Beschaffenheit der Bahn, des Windes speciell besprochen und durch Versuche nachgewiesen. Endlich sind in der Abhandlung unter Zugrundelegung der Form der Harding'schen Formel Textabbildung Bd. 192, S. 169 für den Widerstand der Züge, Formeln für diesen Widerstand und zwar nach wachsender Geschwindigkeit verschieden aufgestellt: a) Güterzüge bis 32 Kilometer Geschwindigkeit (horizontale Strecke, flache Curven, schönes Wetter, Temperatur + 15° C.). 1 für Oelschmiere r = 1,65 + 0,05 v, 2 für Fettschmiere r = 2,30 + 0,05v. b) Züge von 32 bis 50 Kilometer (Umstände wie vor) r = 1,80 + 0,08v + 0,009 Sv2/P. c) Züge von 50 bis 65 Kilometer (Umstände wie vor) r = 1,80 + 0,08v + 0,006 Sv2/P. d) Züge von 70 Kilometer (Umstände wie vor) r = 1,80 + 0,08v + 0,004 Sv2/P. (Deutsche Bauzeitung, 1869, Nr. 5.) Röhrenverbindung für Wasser- und Gasleitungen. In England werden jetzt die gußeisernen Röhren für Wasserleitungen vielfach ohne weitere Verdichtung auf die Weise mit einander verbunden, daß im Inneren der Schnauze eine kurze, etwas conische Fläche (1:40) genau ausgedreht und die zweite Röhre an ihrem Ende mit einer entsprechend abgedrehten Fläche versehen wird, die nur einen Anstrich mit Mennige erhält. Diese Verbindung wird z. B. bei den Röhren von 36 Zoll Durchmesser der Liverpooler Wasserleitung ausschließlich und mit dem besten Erfolge angewendet; ebenso liegen in Liverpool circa 80 geographische Meilen Gasröhren mit dieser Verbindung und der Gasverlust ist weit kleiner als in anderen Städten. (Berggeist, 1869, Nr. 27.) Neue Erfindung in der Weberei. Einen vollständigen Umschwung in der Weberei, schreibt die „Elberfelder Zeitung,“ läßt ein Verfahren, den Schußfaden in der Richtung eines Zirkelbogens die Kette durchlaufen zu lassen, erwarten, weil es gestattet, eine Mannichfaltigkeit der Muster nach Zeichnung und Farbe zu erzielen, wie dieß bislang außer dem Bereiche der Möglichkeit lag. Bei der bis jetzt gewöhnlichen Art zu weben, die Stoffe mögen seyn von welcher Art sie wollen, durchläuft der Schuß die Kette gerade, so daß beide unter einem rechten Winkel mit einander vereinigt werden. Diese neue, bereits patentirte, vom Fabrikanten M. Remisch im Großherzogthume Luxemburg erfundene Art zu weben, eignet sich für alle Stoffe, für glatte wie für gemusterte, für leinene, baumwollene, wollene, seidene, halbwollene, halbseidene etc., und kann eben so auf dem Handwebestuhle wie auf dem mechanischen Stuhle ausgeführt werden, ohne daß die Waare an Qualität geringer wird, als die mit geraden Fäden gewebte. Die Walzenpresse zur Saftgewinnung aus Runkelrüben, von Poizot und Druelle. Mit dieser Walzenpresse (beschrieben nach beigegebener Abbildung im polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXVIII S. 385) sind in Lembecq in Belgien bei Hrn. Claes Versuche mit einem Quantum von 400,000 Kilogrm. Rüben durchgeführt worden. Die Arbeit der Walzenpresse wurde verglichen mit derjenigen der stärksten hydraulischen Pressen von 40 Centimet. Durchmesser mit sehr kräftigem Pumpwerke. Folgendes sind die wesentlichsten Schlußfolgerungen des auf Grund dieser Versuche ausgestellten Gutachtens: 1) Die zum Vergleich gewählte Presse lieferte in der vorgerückten Jahreszeit (März) 23 Proc. Preßlinge. 2) Die Walzenpresse lieferte bei einmaligem Pressen 25 Proc. Preßlinge. 3) Bei wiederholter Pressung nach vorheriger Zerkleinerung der Preßlinge wurden 87 Proc. vom Gewicht der Rüben an reinem Saft gewonnen. 4) In besserer Jahreszeit wird unzweifelhaft eine höhere Auslieferung erreichtwerden, so daß man mindestens auf 90 Proc. Saft rechnen kann. 5) Die Arbeit mit dieser neuen Presse ist eine vollkommen regelmäßige und von dem Arbeiter unabhängige. 6) In 24 Stunden verarbeitet die Presse bei einer Preßbreite von 1 Meter 40,000 Kilogr. Rüben. 7) Die Beaufsichtigung ist leicht; ein Arbeiter reicht für zwei Pressen aus. 8) Die erste Pressung kann leicht ohne Wasserzusatz zum Brei geschehen. 9) Da der Saft fast augenblicklich ausgepreßt wird, so leidet er weniger durch Berührung mit der Luft. 10) Die Ausgabe für Tücher beträgt weniger als bei hydraulischen Pressen. 11) Der Preßraum ist leicht ganz rein zu halten.(Journal des fabricants de sucre, Jahrg. IX, Nr. 50) Ueber den unterirdischen Transport des Rübensaftes zur Zuckerfabrication. Das System der zu einer Hauptfabrik gehörende Neben-Pressereien mit unterirdischer EaftleitungMan s. hierüber polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 141 und Bd. CLXXXVIII S. 66. gewinnt in Frankreich mehr und mehr an Ausdehnung. Nach den betreffenden Mittheilungen im Journal des fabricants de sucre hat sich dieses System sogar auf bestehende Fabriken ausgedehnt, welche ihren Preßsaft ebenfalls an die Hauptfabrik abliefern. Eine solche ist in Flevy-le-Martel errichtet und besitzt eine Saftzuleitung von 20 Kilometern, mit drei oder vier Nebenpressereien und einer Zuleitung nach der Zuckerfabrik Seraucourt. Diese liefert nach einem auf längere Zeit abgeschlossenen ertrag ihr gesammtes Saftquantum zu 26 Franken die 1000 Liter bei einer Schwere von 4° Baumé, oder zu einem im Verhältniß mit dieser Schwere stehenden Preise, so daß also jeder Grad Baumé in 1000 Liter mit 6,5 Franken bezahlt wird. Dem Verkäufer bleibt jede Freiheit hinsichtlich der Dauer der Arbeit, der Art der Pressung u. s. w. belassen. Ueber die Bestimmung des Eisens im Roheisen; von C. Mène. Wenn man Roheisen in einer Säure (Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure, Königswasser) auflöst, bildet sich stets ein gasförmiger Kohlenwasserstoff, hernach Kohlenstoff, der sich oft in schwarze, mit gelben Theilen gemengte, glimmerartige Schüppchen zersetzt, welche durch das Austrocknen sehr sichtbar werden: dieß ist Graphitsäure (wovon ich mich durch die Elementaranalyse überzeugte). Ueberdieß bilden sich häufig in der Flüssigkeit lösliche Kohlenstoffhydrate in solcher Menge, daß es unmöglich ist, hernach das Eisen mit einer titrirten Lösung von übermangansaurem Kali zu bestimmen, denn dieses Salz wird dann in anormalen Quantitäten zersetzt. Es ist daher bei derartigen Analysen durchaus erforderlich, vor der Bestimmung des Eisens mit übermangansaurem Kali jede organische Substanz in der Glühhitze zu zerstören, (Comptes rendus, t. LXVIII p. 449; Februar 1869.) Haltbares Dicht- und Kittmittel für Eisen und Stein. Nach einer Mittheilung des Hrn. Werkführers Pollack in Bautzen erhält man für Eisen- und Steinverbindungen einen sehr haltbaren Kitt durch Vermischung von Glycerin mit Bleiglätte, welche, zu einem Brei vermengt, rasch zu verbrauchen ist, da die Masse schnell erhärtet. Nach Hrn. Pollack's mehrjährigen Erfahrungen ist jene Verbindung ein treffliches Mittel zum Dichten von Eisen auf Eisen, zum Verkitten von Steinarbeiten (und daher Bildhauern und Steinmetzen zu empfehlen), sowie vorzüglich auch zum Verkitten von Eisen in Stein, bei welch' letzterer Verwendung sie allen anderen bisher gebräuchlichen Mitteln vorzuziehen sey. Die Masse ist unlöslich und wird nur von starken Säuren angegriffen. Schon nach einigen Stunden kann man den betreffenden Gegenstand verwenden. Hr. Pollack hat Sandsteinstücke mit diesem Kitt verbunden, welche nach dem Trocknen des letzteren nur bei großem Kraftaufwand und unter Bruch einzelner Theile auseinander wichen. Damit vergossene Schwungradlager hafteten so fest, als nur überhaupt wünschenswerth erscheint. Zu beachten ist hierbei, daß der Kitt um so größere Haltbarkeit bekommt, je mehr Wasser die Bleiglätte aufsaugt. Bei mehr trockener Bleiglätte bindet er nicht so gut. Bei der Bereitung ist nur ganz reine Bleiglätte zu verwenden. (Oberlausitzer Gewerbeblatt, 1869, Nr. 4.) Die Fabrication der Kohlenziegel in Frankreich. Die Fabrication der Kohlenziegel (agglomerés) aus Steinkohlenklein mit Theer oder Pech verkittet, hat neuerdings in Frankreich bedeutend zugenommen, besonders als Heizmaterial für die Marinedampfer. Dazu ist von der Admiralität ein Gehalt von 8 Proc. Pech vorgeschrieben, da bei diesem Gehalt die Ziegel am festesten ausfallen. Es ist große Sorgfalt erforderlich, um das Pech gleichmäßig unter das Kohlenklein zu bringen und der Fabrikant kommt öfters in die Nothwendigkeit, sein Fabricat prüfen zu müssen, um sich zu vergewissern, daß es die richtige Menge Pech enthält. Dazu eignet sich nach Guérard-Deslaurier (s. Armengaud's Génie industriel) sehr gut der Schwefelkohlenstoff. Er hat keine Wirkung auf die Steinkohle, löst aber Theer und Pech soweit auf, daß die Steinkohlenstückchen auseinander fallen, Man wendet entweder Steinkohlentheer an, dieser läßt bei der Behandlung mit Schweselkohlenstoff 23,8 Proc. eines kieurußähnlichen Pulvers zurück. Durch Abdestilliren des Theeres bis 200° C. erhält man das fette Pech (bari gras), welches 27 Proc. unlösliche Theile, und bis 300° das trockene Pech (brai sec) welches 42,5 enthält. Man digerirt etwa 10 Gramme der Kohlenziegel mit Schwefelkohlenstoff und bestimmt die Menge des aufgelösten Theeres oder Peches aus dem Gewichtsverlust oder durch Verdunsten der Lösung. Der gefundenen Zahl legt man die dem angewandten Pech zukommenden unlöslichen Theile dann zu, was die ganze Menge desselben ergibt. Hat der Fabrikant ein fremdes Fabricat zu untersuchen, so kann er die Natur des angewandten Peches oder Theeres bestimmen. Der Rückstand von der Verdunstung des Auszuges mit Schwefelkohlenstoff wird auf 200° C. erhitzt. Theer verliert dabei 8,16 Proc. leichtflüchtige Oele. Dann erhitzt man auf 300°. Das fette Pech verliert dabei 16,66 Proc. schwer flüchtige Oele und das trockene nichts. Daraus lassen sich die angewendeten Mengen der verschiedenen Arten Pech und Theer finden, wozu der Verfasser die Rechnungsweise mittheilt. Es kann aber deßhalb auf die Original-Abhandlung um so eher verwiesen werden, da man Theer jetzt nur selten noch gebraucht wegen des starken Rauches, welchen er gibt und von dem Pech meist das trockene Pech (brai sec) verwendet. Str. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines, 1869 S. 50.) Verfahren zur Gewinnung des Jods und Broms aus dem Kelp, von Lauroy. Nach diesem (in England patentirten) Verfahren wird die Lösung des Kelp durch Abdampfen von den weniger löslichen Salzen befreit und bis zur Dichtigkeit von 45 bis 55° Baumé concentrirt. Man sättigt sie dann mit Salzsäure und trennt den dabei abgeschiedenen Schwefel von der Flüssigkeit. Diese wird darauf mit den salpetrigen Gasen behandelt, welche bei der Einwirkung von Salpetersäure auf organische Stoffe (wie bei der Bereitung von Oxalsäure, Pikrinsäure etc.) sich entwickeln. Wenn diese Gase hauptsächlich aus Stickstoffoxyd bestehen, wird ihnen Luft beigemischt. Man löst die Gase entweder in Schwefelsäure auf und versetzt die Flüssigkeit mit dieser Lösung, oder man leitet, wenn die Flüssigkeit hinreichend Alkali enthält (?), die Gase direct in dieselbe, so lange sie absorbirt werden, und fügt nachher eine Säure hinzu, um das Jod niederzuschlagen. Das Jod wird vollständig gefällt, das Brom dagegen nicht frei gemacht. Nachdem das Jod von der Flüssigkeit abgeschieden ist, gewinnt man das Brom aus derselben auf die gewöhnliche Art. (Chemical News, vol. XIX p. 44.) Verbessertes Verfahren zur Fabrication des Nitroglycerins; von G. M. Mowbray. Einem kürzlich in einer Versammlung des American Institute gehaltenen Vortrage des Dr.D.Parmelee entnehmen wir den nachstehenden Bericht über das auf den Hoosac Tunnel Works befolgte Verfahren zur fabrikmäßigen Darstellung von Nitroglycerin: Das Nitroglycerin wird in dem zu diesem Zwecke in der Nähe des Schachtes angelegten Laboratorium unter der Leitung des Hrn. G. M. Mowbray dargestellt, welcher mehrere werthvolle Verbesserungen in der Fabrication dieses Präparates eingeführt hat. Häufig wird hier ein Quantum von 150 Pfd. täglich producirt. Der erste Gegenstand, welcher dem Besucher des Etablissements in die Augen fällt, ist ein langer, einer Pferdekrippe ähnlicher, etwa drei Fuß über dem Boden stehender Trog, welcher etwa 50 Fuß lang und mit einem, Gemenge von Eis und etwas Kochsalz gefüllt ist. In diesem Behälter stehen, etwa zwei Fuß von einander entfernt, Flaschen von Steingut, deren jede einen Gallen Inhalt hat, und deren Mündungen zwei bis drei Zoll aus dem Eise hervorstehen. Diese Flaschen enthalten das Gemisch von Salpetersäure und Schwefelsäure. Gerade über ihnen, zwei Fuß höher, stehen in einem Holzgestelle Kannen, deren jede ein Quart Glycerin enthält. Letzteres tröpfelt in das Säuregemisch hinab; das entstandene Nitroglycerin sinkt in den Flaschen zu Boden. Mowbray benutzt zum Umrühren des Sänregemisches kalte Luft; zu diesem Zwecke leitet er den durch theilweise Expansion comprimirter Luft erzeugten kalten Luftstrom mittelst eiserner Röhren in das Laboratorium; über jeder Flasche ist ein Hahn angebracht, an welchem ein an seinem unteren Ende mit einem Glasrohre versehenes Kautschukrohr befestigt ist. Während die Reaction in den Flaschen vor sich geht, reichliche Salpetrigsäuredämpfe sich entwickeln und die Temperaturerhöhung, welche fortwährend niedergedrückt werden muß, stattfindet, bewegen die Arbeiter das Glasrohr in dem flüssigen Gemische hin und her und leiten in dieser Weise einen kalten Luftstrom in dasselbe, durch welchen es in Bewegung gesetzt und zugleich kühl erhalten wird; mit dem Entweichen der eingepreßten Luft werden auch die Säuredämpfe verjagt, deren möglichst baldige Beseitigung nach ihrer Entstehung so sehr wesentlich ist. Der nächste Theil des Processes besteht in der Entfernung der Flaschen aus dem Eisbehälter und in der Entleerung ihres Inhaltes durch eine im Boden des Raumes angebrachte Klappe in ein ungefähr 40 Gallons Wasser enthaltendes Reservoir, in welchem das Nitroglycerin ausgewaschen und von jeder Spur von Säure befreit wird. Nach erfolgtem Waschen des Präparates wird das auf zwei Zapfen ruhende Reservoir langsam nach einer Seite zu geneigt und das Glycerin in Glas- oder Steinzeuggefäße gefüllt. Diese letzteren werden in das nur wenige Ruthen entfernt gelegene Magazin transportirt. Zu der Zeit, wo der Berichterstatter dieses Magazin besuchte, waren in demselben mehrere tausend Pfund Nitroglycerin in Flaschen von je drei bis fünf Gallons Inhalt vorräthig, welche auf Gestellen standen. Mowbray stellt seine Salpetersäure in einem in der Nähe befindlichen Raume selbst dar; ebenso conceutrirt er die zu verwendende Schwefelsäure selbst. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es der auf die Qualität der zu benutzenden Materialien, sowie auf das sorgsame Umrühren und auf die Vertreibung des Salpetrigsäuregases durch den kalten Luftstrom verwendeten großen Sorgfalt zuzuschreiben, daß er sein Nitroglycerin in solcher Quantität und von solcher Qualität gewinnt, wie es in der That der Fall ist. Aus zweiundvierzig Pfund Glycerin erhält er vierundneunzig Pfund Nitroglycerin, welches bei der Temperatur von 9° C. und darüber vollkommen klar und farblos ist. Etwas unterhalb dieser Temperatur gefriert es und gleicht dann gepulvertem Eise. Die Arbeiter, welche die in Folge des Sprengens im Tunnel entwickelten Nitroglycerindämpfe einathmen müssen, äußerten sich gegen den Berichterstatter dahin, doß; sie von den letzteren nur wenig belästigt würden, während früher, bei Verwendung des importirten Präparates, welches stärker oder schwächer gelb und braun gefärbt war, von heftigem Kopfweh geplagt gewesen seyen. Ein jedem Chemiker auffälliger physikalischer Unterschied zwischen dem importirten Nitroglycerin und dem von Mowbray selbst dargestellten Präparate besteht darin, baß eine zwölf Zoll hohe Säule des ersteren — in flüssigem Zustande — sich beim Gefrieren um dreiviertel Zoll in die Höhe ausdehnt, während eine gleich hohe Säule des letzteren sich um einen halben Zoll zusammenzieht. Wahrscheinlich beruht diese Erscheinung auf der Gegenwart von Salpetrigsäuregas in dem fremden, und der Abwesenheit dieses Gases, in dem Mowbray'schen Nitroglycerin. Mowbray und der Elektriker Brown haben Versuche mit dem gefrorenen Präparate abgeführt, bei denen Zinnröhren mit der flüssigen Substanz gefüllt wurden, worauf man letztere gefrieren ließ. Auf den Inhalt einer dieser Büchsen wurde Schießbaumwolle, auf den einer zweiten Knallquecksilber, auf den einer dritten Schießpulver gelegt. Dann wurden diese letzteren Substanzen mit elektrischen Zündern in Verbindung gebracht, die Zinnröhren zwischen schwere Eisblöcke gestellt und hierauf die Ladungen angezündet. Das gefrorene Nitroglycerin ward aus allen drei Röhren in Form von Kerzen in das Eis hineingetrieben; eine Explosion fanddurchaus nicht statt. Mowbray schließt aus den Resultaten dieser und noch anderer Versuche, daß das Nitroglycerin (wie schon Nobel veröffentlicht hat) in gefrorenem Zustande sich ohne alle Gefahr transportiren läßt. (Engineering vom 23. October 1868, S. 376.) Ein Versuch mit dem Nobel'schen Sprengpulver „Dynamit“. So großartig die Erfolge des Nitroglycerins auch sind, so haben mannichfaltige Unglücksfälle mit diesem Stoffe dennoch eine gewisse nicht ganz ungerechtfertigte Scheu vor seiner Anwendung bewirkt. Es gibt zwar Länder, in denen seit Jahren mit Nitroglycerin geschossen wird (wie z. B. in Bayern), ohne daß sich ein Unglück ereignet hätte, und ein solches ist auch bei nöthiger Vorsicht nicht gut möglich, allein man kennt die Fahrlässigkeit der Arbeiter zu gut, die, sobald sie mit einer gefährlichen Arbeit vertraut sind, jedwede Vorsicht versäumen und dadurch oft Veranlassung zu den furchtbarsten Unglücksfällen geben. Eine gewisse Zersetzbarkeit hat jedoch das Nitroglycerin mit allen Nitroverbindungen gemein und diese bietet in zweifacher Beziehuug gefährliche Momente, indem durch die sauren Zersetzungsproducte erstens die Löthstellen der Blechflaschen undicht werden und das Sprengöl herausrinnt und durch Zufälligkeiten entzündet werden kann, und auch andererseits eine mit Explosion verbundene Selbstzersetzung ganz gut möglich ist. Jedenfalls sollte Sprengöl, das sich zu zersetzen beginnt, was durch Ausstoßen rother Dämpfe sich ersichtlich macht, sogleich vertilgt werden. Es darf deßhalb nicht Wunder nehmen, daß in Berücksichtigung dieser nicht zu läugnenden gefährlichen Eigenschaften die Einfubr und der Transport dieses Stoffes in mehreren Staaten und auch in Oesterreich verboten wurde, nur kam damit ein ganz unschuldiges Präparat, „der Dynamit, welches auch in jene Verordnung miteinbezogen wurde, ungerechter Weise zu Schaden. Der Dynamit ist ausgeglühte Kieselguhr von der Lüneburger Haide, welche außer einem Zusätze, der das Präparat vor Selbsteutzündung schützt (?), mit 75 Proc. Nitroglycerin getränkt ist.Wir verweisen auf Nobel's Abhandlung über den Dynamit, im polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 124.A. d. Red. Das Präparat sieht wie Pfefferkuchen aus und wird bei + 70° C. hart, indem bei dieser Temperatur das darin enthaltene Nitroglycerin gefriert. In diesem Zustande läßt es sich nicht durch die gewöhnlichen Mittel zur Explosion bringen, welche Eigenschaft auch wieder große Sicherheit gewährt. In den Schußlöchern eingefrorene Ladungen explodiren nur, wenn man darauf eine Patrone gibt, in der die Zündkapsel steckt, welche eine höhere Temperatur als 7° hat, was die Arbeiter dadurch bewirten, daß sie diese kleinen Patronen bei sich tragen. seit 1866 wird dieser Stoff von Nobel in Hamburg fabricirt, seit derselben Zeit wird er in Schweden allgemein bei den Bergwerken und Steinbrüchen angewendet und ist in der Nähe von Stockholm eine Dynamit-Fabrik im vollsten Betriebe. In Preußisch-Schlesien werden monatlich circa 8000 Pfd. verbraucht, groß ist auch seine Verwendung in Saarbrücken, Westphalen, Nassau und Thüringen. In England und Belgien findet er seit 1868 auch vielseitige Anwendung. In St. Francisco in Californien wurde im März 1868 ebenfalls eine Dynamit-Fabrik errichtet und schon im Juli desselben Jahres war dieser Stoff so verbreitet, daß täglich 1 Ctr. abgesetzt wurde. Außer in den dortigen Minen, wird er auch noch in Mexico und bei den Sprengungen der Pacificobahn gebraucht. Auch dort hatte man Anfangs große Sorge vor Unfällen und keine Transport-Unternehmung wollte das neue Sprengmittel weiter befördern, bis vor einer eigens zu diesem Zwecke eingeladenen Versammlung sämmtlicher Vertreter der dortigen Transport-Compagnien durch vielfältige Experimente nachgewiesen war, daß eine Explosion beim Transporte nicht zu befürchten sey, worauf der Dynamit auf allen Bahnen, Dampfbooten und Postwägen aufgenommen wurde. Einen ähnlichen Zweck hatten die von den Vertretern des Herrn Nobel am 22. März in Hütteldorf vor einer Commission des Wiener Ingenieur-Vereines veranstalteten Versuche. Ein Fäßchen mit Dynamit-Patronen gefüllt, wurde von einer Wand des dortigen Steinbruches circa 15 Klafter hoch heruntergeschleudert. Obwohl es zu wiederholten Malen auf den Felsen aufschlug, fand doch keinerlei Explosion statt. Ebenso wenig explodirten 2 Patronen, welche man an der unteren Fläche eines schweren Steinwürfels befestigt hatte und von einer Höhe von 3 Klafter auf eine Steinunterlage fallen ließ. Die aufgefundenen Patronenreste waren ganz glatt gequetscht und sonst der Dynamit ganz unverändert. Hierauf wurden die als Stichproben aus dem Fäßchen genommenen Patronen untersucht. Man schnitt jede in zwei Theile, einen ließ man mittelst Zündschnur und Kapsel explodiren, während der andere Theil angezündet ruhig mit Hinterlassung von Kieselguhr abbrannte. Auf einem Eisenbleche über Feuer erhitzt, verdampfte das darin enthaltene Nitroglycerin ohne Explosion, ebenso wenig konnte man eine in das Feuer geworfene mit Dynamit gefüllte Blechbüchse zur Explosion bringen und das Anfangs erwähnte Fäßchen in's Feuer gelegt, brannte ganz ruhig, ab. Um zu zeigen, daß sich der Dynamit nur durch die starken Kapseln entzünden lasse, wurde eine damit gefüllte Blechbüchse mit einer Zündschnur angezündet, jedoch versagte er total. Nachdem durch diese Experimente die Ungefährlichkeit des Dynamits hinlänglich dargethan war, begann der zweite Theil der Versuche, der die mächtigen Wirkungen dieses neuen Sprengmateriales zeigen sollte. Auf eine 2 Zoll dicke Bohle von Ahornholz wurde eine Patrone gelegt und selbe entzündet. Sie schlug mit heftigem Knalle ein großes Loch durch. Da jedoch vielseitig das Vorurtheil herrscht, der Dynamit wirke nur nach unten, so wurde auch auf der unteren Seite einer ebenso dicken Bohle eine Patrone befestigt und abgethan, welcher Versuch von demselben Erfolge war. Ein in die Erde eingerammter Balken von 4 –5 Zoll Querschnitt wurde durch eine ½ Zollpfund schwere Patrone abgerissen. Hierauf ließ man auf einer 8 Millimeter dicken Eisenplatte ½ Pfd. Dynamit explodiren; die Platte wurde durchlöchert und zerrissen, ein beträchtliches rundes Stück herausgerissen und weit weggeschleudert. Die riesige Wirkung des Dynamits wurde aber durch folgendes Experiment in's hellste Licht gestellt. Ein schmiedeeiserner Cylinder von 8 Zoll Durchmesser und 13 Zoll Höhe, mit einem durchgehenden Bohrloche von 10 Linien Weite, wurde mit 8 Zollloth Dynamit, gefüllt und mittelst der Batterie von Marcus gezündet. Die Wirkung war eine Staunen erregende. Der Cylinder war in zwei Theile zerrissen, außerdem zeigten die Stücke 2 Fuß durchgehende und viele kleinere Risse. Die Bohrung war erweitert, an einer Stelle sogar von 3 Linien auf fast 21 Linien, das Gefüge der Stücke ganz verändert und es wäre gar nicht im Bereiche der Unmöglichkeit, daß vielleicht eben in einer plötzlichen Veränderung der Gruppirung der Molecüle der Körper, das Hauptmoment der Riesenkraft des Dynamits liegt. Schließlich wurde ein Stein ohne Bohrloch gesprengt und einige Schußlöcher ohne Besatz abgethan. Es waren 4 Löcher von 1½″ Durchmesser und zwar 3′, 2½′, 2′ und 16″ Tiefe. Das erste war mit 2 Pfd., das zweite mit 20 Loth, das dritte mit 16 Loth und das vierte im Gewölbe angebracht mit 2 Loth geladen. Das erste und dritte wurde gleichzeitig, das zweite später mit der Batterie von Marcus gesprengt, die auch hier ihren Ruf bewährte. Das vierte Loch wurde mit einem Gutta-percha-Zünder gesprengt. Der Effect war gut, obwohl das lässige Gestein zu solchen Versuchen nicht gut geeignet war. Max d. Wolfskron. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1869, Nr. 13.) Apparat zur Entfernung des Naphtalins aus Gasröhren-Leitungen, von Prof. Thury. Dieser Apparat besteht aus einer Pumpe (Saug- und Druckpumpe), einem Reservoir von 4 Litern Inhalt, in welchem die Luft bis auf 7 Atmosphären comprimirt werden kann, und einem Ventil, welches gestattet, daß man die comprimirte Luft beinahe momentan unter dem vollen Druck in das von Naphtalin zu reinigende Rohr einlassen kann. Er wird von der Société Génevoise pour la construction d'Instruments de physique in Genf, Plainpalais Chemin Gourgas No.107, angefertigt und kostet loco Genf 165 Francs. (Deutsche Industrie-Zeitung 1869, Nr. 2.) Noch ein Wort über die Preisausschreibung der Mansfeld'schen Gewerkschaft. Die Erwiederung, welche im vorhergehenden Heft S. 50 dieses Journals meiner Abwehr zu Theil geworden ist, zwingt mich durch einen Ausdruck zur Fortsetzung dieses unerquicklichen Streites, durch den Ausdruck „entschiedene Unwahrheit“ der einer Bemerkung von mir — „daß dieselben Beamten, denen es naturgemäß obgelegen hätte, die Arbeiten ihrer Concurrenten einer experimentellen Prüfung zu unterwerfen, zur Prämiirung zugelassen seyen“ —, entgegengesetzt wird. Ich richte nun die Anfrage an meinen Gegner: ob es wahr ist oder nicht, daß der eigentliche chemische Sachverständige der Commission Dr. B., der erste Probirer nach seinem ersten Berichte durch Krankheit verhindert wurde, der Commission seine Dienste ferner zu leisten; od es dann nicht naturgemäß gewesen wäre, den zweiten Probirbeamten mit den meiner Ansicht nach unentbehrlichen experimentellen Prüfungen zu beauftragen, und ob nicht gerade dieser zweite Probirer der Preisträger ist. Ich habe die Ehrenhaftigkeit der Prämiirungscommission in keiner Art bezweifelt, ich habe nur den naheliegenden Schluß andeuten wollen, daß eben die obengedachten Verhältnisse naturgemäß eine eingehende experimentelle Prüfung behindern mußten. Ich richte die fernere Frage an meinen Gegner, ob er wirklich behaupten will, daß die Bergbeamten ohne Unterschied Erze von 10 Proc. Kupfergehalt und von 0,25 Proc. Kupfergehalt zusammenwerfen; daß sie alle Aufklärung über den beiläufigen Gehalt der Erze einzig und allein von der Analyse erwarten, daß sie wirklich außer Stande sind, vor dem Nehmen der Kreuzprobe anzugeben, ob ihnen reichste, mittlere oder arme Erze vorliegen? Ich bin bisher der Meinung gewesen, eine ungefähre Taxirung könne und müsse, natürlich schon vor dem Pulvern, stattfinden und auf dem eingesandten Muster bemerkt werden. Wenn dieß nicht der Fall ist, wie käme es, daß soviel ich mich erinnere, in der Preisausschreibung dieser Unterschied zwischen reichen, mittleren und armen Erzen festgehalten wurde! — Uebrigens habe ich über das richtige Nehmen von Analysenproben schon vor Jahren in der von mir redigirten Zeitschrift des schlesischen berg- und hüttenmännischen Vereines einen Aufsatz veröffentlicht und brauche daher wohl keine besondere Belehrung über die Kreuzprobe. Ich hoffe, daß mein Gegner in diesen meinen Zeilen keine neue Beleidigung und keine weitere Gelegenheit zu nicht sorgfältig gewählten Ausdrücken finden wird. Was mich betrifft, so ist dieß mein letztes Wort in dieser Angelegenheit. H. Schwarz. Berichtigungen. Auf der Figurentafel dieses Heftes, Tab. III, fehlt in Fig. 11 (King's Dynamometer) bei S der in Fig. 9 vergrößert gezeichnete Apparat; ferner ist in dieser Figur statt A der Buchstabe t zu setzen. In dem im vorhergehenden Hefte enthaltenen Aufsatze über ein gleichförmiges Drahtmaaß hat der auf Seite 29 stehende unterste Absatz zu lauten: „Draht Nr. 15 alt entspricht fast genau Nr. 13 neu, wie dieß aus dem Holzschnitte auf Seite 30 zu entnehmen ist.“ — Auf Seite 32 und 33 sind die neben z stehenden Ausdrücke n2 – 5n/2 + 3 und n2 – 3n + 1 als Exponenten von z zu betrachten, wie dieß aus der Herleitung folgt.

Tafeln

Tafel Tab. III
Tab. III