Titel: | Ueber Rodman's Messung der in schweren Geschützrohren beim Schusse herrschenden Gasspannungen. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXXVI., S. 285 |
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LXXVI.
Ueber Rodman's Messung
der in schweren Geschützrohren beim Schusse herrschenden Gasspannungen.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ueber Messung der Gasspannung in Geschützrohren.
Zum Messen des Druckes, welcher von den Pulvergasen beim Schießen mit schweren
Geschützrohren auf die verschiedenen Stellen der Rohr-Bohrungs- oder
Seelenwand ausgeübt wird, ist von Capitän Rodman (nach
dem Grundsatze, daß gleiche Wirkungen auf gleiche Ursachen schließen lassen)
bekanntlich vorgeschlagen worden, in genau gearbeitete Kupferplatten, vermöge eines
an verschiedene Stellen des Rohr-Inneren einzusetzenden Apparates, durch die
beim Schusse sich entwickelnden Pulvergase Stahlmeißel von ganz genau bestimmter
Härte und Schneide eintreiben zu lassen, aus deren Eindringungstiefen in Verbindung
mit dem Gewichte oder der Pressung, wodurch in einer Kupferplatte derselben Art und
vermittelst eines Meißels derselben Art genau derselbe respective Eindruck
hervorzubringen steht, dann auf die pro Quadratzoll der
Rohrseelenwand an betreffender Stelle stattgefundene Gasspannung geschlossen wird;
– eine Methode der Kraftmessung, bei deren Anwendung selbst ganz abgesehen
von den technischen Schwierigkeiten, welche einer genauen Messung der
Eindringungstiefen und dem Herstellen einer haarscharfen Uebereinstimmung aller
Platten und aller Meißel mit einander entgegenstehen, immer noch wohl zu
berücksichtigen ist, daß beim Entzünden explosiver Materien auch Schlagwirkungen nicht ausgeschlossen sind, welche
vorkommenden Falles und wie es hier geschieht, einfach auf eine Pressung durch aufgelegte Gewichte als ursachliches Moment
zurückgeführt, leicht zu dynamischen Fehlschlüssen führen können.
Zeichnungen solcher Apparate und mit letzteren erlangte Resultate liefert die
Zeitschrift Engineering vom 11. Juni 1869, woraus
folgendes hierauf Bezügliche entnommen werden möge:
Fig. 12 und
14
stellen den Längendurchschnitt und die obere Ansicht eines mit geringem Spielraume
in das Geschützrohr einzuführenden und an dessen Stoßboden anzulehnenden Cylinders
dar, welcher den beim Schusse entstehenden Pulvergasen vermöge seiner inneren
Einrichtung gestattet, einen Stahlmeißel von der Längendurchschnittsform a, b, Fig. 12, durch den
Stempel c in die Kupferplatte c einzutreiben, wie das die Querschnittszeichnung Fig. 13 (in welcher c den Stempel, a, b den
Meißel und d die Kupferplatte darstellen), sowie die in
Fig. 15
dargestellte obere
Ansicht der Zusammenstellung von Stempel, Meißel und Platte noch deutlicher machen
werden.
Fig. 16
stellt den Durchschnitt eines von oben in die Rohrwand einzuschraubenden, außerdem
jedoch genau auf denselben Principien beruhenden Apparates A,
B dar, welchen die im Rohre entstehenden Pulvergase durch den Canal c, c hindurch beeinflussen können.
Durch P, Q, Fig. 16, wird endlich der
seitlich in die Rohrwand einzusetzende Apparat illustrirt, welchen Oberst Bomford zur Construction der Columbiaden anwendete, um
den an verschiedenen Stellen der Rohrseelenwand herrschenden Gasdruck, welcher dann
als Anhaltspunkt für die Bestimmung der betreffenden Rohrwandstärke zu dienen hatte,
dadurch zu messen, daß in senkrecht zur Seelenachse seitlich in die Rohrwand
eingebohrte Canäle Pistolenrohre eingeschraubt wurden, deren gleichmäßig eingesetzte
Kugeln, durch die ihnen beim Abfeuern des zugehörigen Geschützrohres ertheilten
Anfangsgeschwindigkeiten dann ebenwohl einen zuverlässigen Schluß auf die
betreffenden Gasspannungen im Rohre als ursachliches Moment dieser
Anfangsgeschwindigkeiten gestatten sollten.
Capitän Rodman's Methode wird hierbei jedoch als die zu
sichereren Resultaten führende bezeichnet und dann durch Zusammenstellung der
mittleren Versuchsreihen-Resultate von je 10 aus 7-, 8- und
9zölligen Geschützrohren abgegebenen Schüssen, auch noch auf die vermittelst der
ersteren Apparate gemachten interessanten Wahrnehmungen hingewiesen, daß wie sich
aus untenstehender Tabelle ergibt: in bedeutendem Grade ein Steigen der Gasspannungen im Rohre bei Pulverladungen von circa 1/15 Geschoßgewicht und zollweisem Zusatz zum
Kaliberdurchmesser stattfindet, und ferner bei allen drei
Rohren gleichmäßig ein Pulvergasdruck-Minimum für 42 Zoll vom Stoßboden des Geschützrohres
entfernt liegende Seelenwandstellen desselben eintritt.
Textabbildung Bd. 193, S. 286
Kaliber-Durchmesser;
Spielraum; des Rohres Zoll; Pulverladungs-; Geschoß-; Gewicht
Pfund; Geschoß-Anfangsgeschwindigkeit; am Stoßboden; Gaspressung; Zoll
vom Stoßboden entfernt; pro Quadratzoll Rohrseelenwand in Pfunden
ausgedrückt
Rendsburg, im Juni 1869.
Darapsky.