Titel: | Hammer und Ramme mit Pulverbetrieb; von Th. Shaw in Philadelphia. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XCIV., S. 356 |
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XCIV.
Hammer und Ramme mit Pulverbetrieb; von Th. Shaw in Philadelphia.
Nach dem Journal of the
Franklin Institute, April 1869, S. 217.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Shaw's Hammer und Ramme mit Pulverbetrieb.
In einer der letzten Versammlungen des Franklin Institute
in Philadelphia war ein von Thomas Shaw ausgeführter
Hammer für Pulverbetrieb ausgestellt, über welchen unsere Quelle nachstehenden
Bericht gibt.
Eines der ersten und nützlichsten mechanischen Werkzeuge ist der Hammer, dessen
Betrieb bei großen Dimensionen durch Wind, Wasser oder Dampf bewerkstelligt wird.
Als ein neues Betriebsmittel wird nun Schießpulver
vorgeschlagen.
Die Vortheile dieses Betriebsmittels bestünden:
1) in der Verwendung von Kohlenstoff in inniger Vermengung mit Sauerstoff abgebenden
Körpern, so daß dessen Verbrennung von natürlichem oder künstlichem Zug unabhängig
gemacht ist;
2) in der vollständigen Ausnutzung der Expansion der erzeugten Gase, ohne Verwendung
von Ventilen oder sonstigen mechanischen Anordnungen;
3) in der Leichtigkeit, womit die Maschine abgestellt werden kann; das Spiel
derselben beginnt mit der Entzündung des Schießpulvers und hört auf, sobald die
Speisung mit demselben unterbleibt;
4) in der Einfachheit der ganzen Maschinerie, im Vergleich mit den bisher angewandten
Constructionen;
5) in der leichten Handhabung, die sogar ein Kind besorgen kann; endlich
6) in der Oekonomie, da die Anlage- und Betriebskosten die geringsten sind;
die Verbrennung des Pulvers wird so viel als möglich zur Expansion der gebildeten
Gase und somit als Betriebskraft ausgenutzt, da keine Wärme durch Ausstrahlung etc.
verloren geht.
Der Block oder der Hammer bewegt sich bei Shaw's Anordnung
(Fig. 37,
38 u.
39)
zwischen verticalen Führungsbalken auf und ab. Am unteren Ende desselben befindet
sich ein Kolben I, welcher in einen kräftig gehaltenen Cylinder C einfällt. Der Cylinder ruht auf dem Gegenstand B, auf den die Schläge ausgeübt werden sollen; der Klotz
dagegen kann in der Höhe erhalten bleiben, indem eine Sperrklinke O
in eine Zahnstange an
einem Führungsbalken eingreifen kann, wie dieß aus dem Detail Fig. 39 zu entnehmen ist.
Wird der Klotz durch Anziehen an der Schnur G ausgelöst,
so fällt er frei herab.
Auf dem Boden des Cylinders C befindet sich nun die
Pulverladung; der fallende Hammerklotz treibt den Kolben I in den Cylinder C, comprimirt und erhitzt
folglich die darin enthaltene Luft, welche daher das Pulver entzündet. Die
expandirenden Gase treiben nun den Hammer D wieder nach
aufwärts, aber auch der Cylinder, respective der Pfahl B
wird nach abwärts getrieben.
An dem oberen Theile des Poch- oder Rammgerüstes befindet sich ein Luftbuffer
E, um eine etwa allzugroße aufwärts treibende Kraft
zu begrenzen.
Shaw hält die soeben im Princip erläuterte Anordnung
besonders für Fallhämmer anwendbar, welche unabhängig von sonstigen Kraftquellen in
Betrieb gesetzt werden können. Für ebenso günstig hält er die Wirkung eines so
construirten Schmiedehammers; es dauert der Druck des Hammers jedenfalls länger an,
als der momentan wirkende Stoß eines gewöhnlichen Fallhammers. Man macht in dieser
Absicht den Cylinder C etwa 40 Zoll hoch und erzielt
damit eine continuirliche Einwirkung auf das Schmiedestück, etwa wie bei
hydraulischen Schmiedepressen, nur daß bei der Langsamkeit der hydraulischen
Maschinen eine zu große Abkühlung des zu schmiedenden Gegenstandes schädlich wirkt.
Der mit Pulver betriebene Hammer aber vereinigt die Raschheit mit einer günstigen
Wirkungsart.
Als Modell wurde eine Ramme ausgeführt mit einem Klotz von 3 Pfund Gewicht und 8 Fuß
Fallhöhe. Als Ladung genügte ein halber Gran des weißen Schießpulvers von Augendre (welches bekanntlich aus 1 Th. krystallisirtem
Blutlaugensalz, 1 Th. weißem Zucker und 2 Th. chlorsaurem Kali besteht).
Eine größere Ramme mit einem 73 Pfund schweren Klotz und 20 Fuß Fallhöhe desselben
beanspruchte zur günstigen Wirkung eine Ladung von 14 Gran Schießpulver. Auf einem
Pfahl wirksam aufgestellt, wurde dieser um 1/4 Zoll per
Schlag weitergetrieben, wenn der Rammbär mechanisch gehoben und losgelassen wurde;
dagegen betrug die Fortrückung des Pfahles achtmal mehr,
d.h. 2 Zoll per Schlag bei Verwendung des Pulvers in der
oben angezeigten Art. Der Pfahlkopf zeigte nach dem Eintreiben von 4 Fuß keine Spur
einer Beschädigung.
Weitere Berichte sind wohl abzuwarten, ehe ein maßgebendes Urtheil über diese
Anordnungen gefällt werden kann.
J.
Z.