Titel: Ueber Bessemer's neue, mit heißem Winde betriebene Hochdrucköfen für die Stabeisen- und Stahlfabrication.
Fundstelle: Band 193, Jahrgang 1869, Nr. C., S. 376
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C. Ueber Bessemer's neue, mit heißem Winde betriebene Hochdrucköfen für die Stabeisen- und Stahlfabrication. Aus dem Engineer, Juli 1869, S. 19. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Bessemer's Hochdrucköfen für die Stabeisen- und Stahlfabrication. Unter dem Titel: „Verbesserungen in der Fabrication von Gußstahl und Stabeisen, ferner im Schmelzen verschiedener Sorten von Stabeisen und Stahl und deren Legirungen, sowie in der Construction und im Betriebe der zu diesem Zwecke angewendeten Oefen und anderen Apparate“ hat Bessemer am 10. Mai d. J. dem Patentamt die Specification eines neuen Patentes eingereicht. Es war schon seit längerer Zeit kein Geheimniß mehr, daß Bessemer sein seltenes Genie auf die Erfindung eines zweckentsprechenden Verfahrens zum Verschmelzen von alten Eisenbahnschienen und dergl. gerichtet hatte und dieses Patent, dessen Beschreibung durch ihre Ausführlichkeit fast einen Band über Metallurgie bildet, ist wohl eines der Hauptresultate seiner Bestrebungen. Offenbar ist das System auch in praktischer Beziehung vollständig ausgearbeitet. Zunächst bespricht Bessemer die charakteristische Eigenschaft seiner Birne – die rasche Weise, in welcher sie die erforderliche Hitze erzeugt: – Intensität der Hitze ist weit mehr als Quantität derselben die wesentliche Bedingung zum erfolgreichen Betriebe der beim Schmelzen von Stabeisen und kohlenstoffarmem Stahl angewendeten Oefen. Eine Substanz, zu deren Schmelzung eine Temperatur von 3000° F. erforderlich ist, läßt sich ganze Tage lang hinter einander auf einer Temperatur von 2900° erhalten, ohne vollständig in Fluß zu kommen, wogegen eine Steigerung der letzteren Temperatur um nur 100 bis 200° in einem derartigen Falle eine vollständige Schmelzung der Substanz binnen sehr kurzer Zeit herbeiführen würde. Zur Erzielung dieser Intensität oder raschen Erzeugung der erforderlichen Hitze benutzt Bessemer Luft von gleichzeitig hoher Temperatur und hoher Pressung. Atmosphärische Luft und andere gasförmige Flüssigkeiten erlangen in erhitztem Zustande eine noch höhere Temperatur, wenn sie in einen kleineren Raum zusammengepreßt werden; diese Temperaturerhöhung steht im Verhältnisse mit der Volumverminderung oder mit der Anzahl von Atmosphären, welche in den unter gewöhnlichen Verhältnissen von einer Atmosphäre eingenommenen Raum gepreßt werden.“ Demzufolge construirt Bessemer seine Oefen von solcher Stärke, daß sie einem inneren Drucke von zwei oder mehr Atmosphären widerstehen können; er bemerkt indessen ausdrücklich, daß er auf diese Weise durch die Verbrennung oder die Verbindung einer gegebenen Menge Kohlenstoff mit Sauerstoff keineswegs eine größere Wärme quantität zu erzeugen beabsichtigt, als sich mit dieser Menge in gut construirten Oefen hervorbringen läßt: denn die Compression der gasförmigen Verbrennungsproducte in einem Ofen erzeugt keine Hitze, sondern concentrirt dieselbe nur in einen kleineren Raum und gibt derselben Wärmemenge oder derselben Anzahl von Wärmeeinheiten größere Intensität, als wenn diese (ohne Anwendung von Druck) in einem mehr diffusen Zustande existirten. Wenn daher die Temperatur, welche durch die Verbrennung von Brennstoff in gewöhnlichen, frei in die Esse mündenden Oefen erzeugt wird, zu einem bestimmten Zwecke, z.B. zur Verdampfung des Wassers in Dampfkesseln hinreichend ist, so würde durch Compression der gasförmigen Verbrennungsproducte in solchen Oefen ein Verlust entstehen, denn der zur Compression der Gase erforderliche Aufwand an mechanischer Kraft würde – unter sonst ganz gleichen Verhältnissen – größer seyn als die Kraft, welche man durch die in Folge dieser Compression erzeugte größere Dampfmenge gewinnt. Wenn aber die in gewöhnlichen, mit der Esse frei communicirenden Oefen erzeugte höchste Temperatur wirklich geringer ist, als die zu dem angestrebten Zwecke absolut nothwendige, oder wenn sie die letztere nur wenig übersteigt, so ist der Fall ein gänzlich veränderter. Obgleich auf die angegebene Weise eine sehr hohe, von dem gegebenen Drucke bedingte Temperatur erzeugt werden kann, gibt Bessemer, um den Ofen nicht zu rasch und zu stark abzunutzen, einer mäßig raschen Schmelzung den Vorzug. Seiner Angabe nach „kamen in einem kleinen Ofen, mit Kohks, bei kalter Gebläseluft von 20 Pfd. per Quadratzoll Pressung und einem Druck im Ofen über den Druck der äußeren Atmosphäre von 17 1/2 Pfd., kleine Proben von kaltem Schmiedeeisen sehr rasch in Fluß. So z.B. wurde ein 12 Zoll langes, 13 Pfd. schweres Stück von einer 2 Zoll im Quadrat messenden Stabeisenstange kalt in den Ofen gebracht und war in fünf und einer halben Minute vollständig geschmolzen. In denselben kleinen Ofen wurden drei Centner Schmiedeeisenabfälle kalt eingesetzt und konnten nach fünfzehn Minuten in völlig flüssigem Zustande abgestochen werden. Bei diesem Versuche wurde der Ofen mit einem inneren Drucke von durchschnittlich 15 bis 16 Pfd. per Quadratzoll über die äußere Atmosphäre betrieben.“ Nach Bessemer's Ansicht „wird sich in der Praxis ein Druck über den der äußeren Atmosphäre von 20 bis 30 Pfd. als der vortheilhafteste erweisen; denn wahrscheinlich würde bei Anwendung einer viel größeren Pressung die Temperatur so hoch steigen, daß sich das Eisen rasch in Dampfform verflüchtigen würde, wie dieß gegen Ende des Processes in der gewöhnlichen Bessemerbirne wirklich der Fall ist. Das in diesen Oefen zu verschmelzende Metall sind Puddeleisen- oder Stahlmasseln, in Stücke zerschnittene Stabeisen- oder Puddelstahlstäbe, oder mit Natronsalpeter gereinigter Stahl, die abgeschnittenen Enden von Stahlschienen, alte Schienen, verlorene Köpfe von Gußstahl und andere Abfälle. Auch werden diese Oefen zum Verschmelzen des gemischten Stahlmetalles für den Guß von Drehscheiben für Eisenbahnen, von Rädern, Glocken, Amboßblöcken, Pochschuhen, Geschützrohren und anderen Artikeln benutzt. Das System läßt sich sowohl auf Kupol- und Tiegelöfen, als auch auf Flammöfen anwenden. In allen diesen Fällen wird der Ofenmantel vorzugsweise von schmiedeeisernen oder stählernen Kesselplatten, mit vollständig luftdicht abgedichteten Nietfugen und von hinreichender Stärke, um dem inneren Drucke zu widerstehen, angefertigt. Im Inneren wird der Ofen mit feuerfesten Ziegeln von Stourbridge, mit Dinasteinen, Graphit oder mit gemahlenem Ganister nach dem für die Bessemerbirne üblichen Verfahren gefüttert. Zum Schmelzen von Stabeisen und Stahl zieht Bessemer, wenn es weniger auf Reinheit des Productes als auf Billigkeit des Verfahrens ankommt, die Anwendung seines neuen Systemes auf einen Kupolofen vor, welcher mit einem zur Aufnahme der Beschickung und des Brennmateriales dienenden Dome versehen ist. Die kreisförmige Thür ist an einen beweglichen schmiedeeisernen Arm befestigt, der einen verticalstehenden Cylinder mit beweglichem Boden trägt, in welchen das Metall und das Brennmaterial aufgegeben wird. Um die erwähnte Thür gegen das Feuer zu schützen und ein Entweichen der Gase oder ein Herausschlagen der Flammen zu verhüten, ist rings um den Thürrahmen ein hohler Canal angebracht, in welchen Dampf oder Luft von höherer Pressung, als in dem Ofen herrscht, eingeleitet wird. Der Querschnitt der zum Entweichen der Verbrennungsproducte bestimmten Oeffnung kann durch Einsetzen kleiner Blöcke von feuerfestem Thone verkleinert werden. Der heiße Gebläsewind, dessen Pressung gleichfalls um zwei bis sechs Pfund höher ist als die im Ofen, wird mittelst mehrerer aus feuerfestem Thone angefertigter Düsen zugeleitet. Auch ist eine Vorrichtung angebracht, um mit dem gepreßten Winde pulverförmige Materialien in den Ofen einzublasen. Der Kupolofen kann behufs des Ausfütterns, wie die Bessemerbirnen in zwei Stücke zerlegt werden. Um die Einrichtung eines nach Bessemer's neuem System umgewandelten Kupolofens zu versinnlichen, hat der Berichterstatter unserer Quelle die in Fig. 1924 abgebildete Form gewählt, obgleich der, gleich der Bessemerbirne auf Zapfen ruhende Kupolofen als eine vollkommenere Form angesehen werden muß. Fig. 19 ist ein Verticalschnitt nach der Linie AB der Fig. 20; Fig. 20 ein Horizontalschnitt nach der Linie CD der Fig. 19; Fig. 21 eine Vorderansicht des Ofens und Fig. 22 ein Grundriß vom oberen Theile derselben; Fig. 23 und 24 sind Verticalschnitte der Oeffnung, durch welche die Verbrennungsgase entweichen. a, Fig. 19, ist der Ofenmantel, aus starken, mit einander vernieteten und vollkommen zusammengedichteten Kesselplatten bestehend und mit Winkeleisen a' zur Verstärkung des Bodens versehen; b ist das aus feuerfestem Thone, oder Graphit, Ganister etc. bestehende Futter; c, c sind aus feuerfestem Thone angefertigte, außen quadratisch geformte Düsen, mit einem runden Loch für den Durchgang des Gebläsewindes versehen. Letztere sind in die viereckigen, mittelst versenkter Niete mit dem Ofenmantel verbundenen und nach innen sich verjüngenden eisernen Nahmen (Gebläseformen) d eingesetzt; das äußere Ende der Düsen c ist erweitert und der zwischen diesem sich erweiternden Theil und den verjüngten Seiten der Formen d befindliche Raum wird mit Eisenkitt, aus Schmiedeeisenspänen und Salmiak bestehend, abgedichtet, so daß um die Düsen herum kein Gas aus dem Ofen entweichen kann. Die Flanschen e der Windleitungsröhren f sind mit den schmiedeeisernen Rahmen d verbolzt; diese Windleitungsröhren sind mit der Hauptleitung durch Flanschen f' verbunden. In dem Hauptleitungsrohre g' ist in der Nähe des Ofens ein Gleichgewichtsventil angebracht, mittelst dessen der Wind zugelassen, abgestellt und beliebig verstärkt oder abgeschwächt werden kann. Die Gichtmündung oder die zum Aufgeben der Beschickung und des Brennmateriales dienende Thür ist bei diesen Oefen so klein, daß eine besondere Einrichtung erfordert wird, um in dieselben gelangen und den Kernschacht (das Futter) von Zeit zu Zeit repariren zu können. Zu diesem Zwecke ist der Ofen durch zwei massive, luftdicht zusammenschließende, und in der bei h' zu ersehenden Weise durch Schraubenbolzen und Muttern mit einander verbundene Manischen h, h in zwei Theile getheilt. Bei vorkommenden Reparaturen wird der obere dieser Theile mit Hülfe eines Krahnes abgehoben und dann ist der untere Theil sofort zugänglich. Durch die kleine Manische a² wird verhindert, daß beim Abheben des oberen Theiles der Kernschacht oder das Futter abfällt. Der untere Theil ist mit einem mit Lehm ausgeschlagenen Ausgusse i versehen, durch den das Metall in die Gießpfanne geleitet wird. An dieser Stelle ist eine Thür j angebracht, welche eine nur kleine Oeffnung hat. Nach dem Losbolzen dieser Thür und nach Entfernung eines Theiles des Futters kann der Ofen gereinigt werden, und darnach wird das Futter wie bei einem gewöhnlichen Kupolofen wieder hergestellt. Zum Verschluß der Abstichöffnung dient ein conisches Stück n von feuerfestem Thone, so daß, wenn das Eisen aus dem Ofen abgestochen wird, die Arbeiter, anstatt mit einer spitzen Stange ein Loch in die feste Wand stoßen zu müssen, einfach den Kegel n in den Ofen zurückzustoßen haben, wodurch sofort eine der Größe dieses Kegels entsprechende Oeffnung entsteht. Durch eine kleine Stange mit Schraube wird verhütet daß der Kegel zufällig aus dem Ofen hinausgeblasen wird, indem diese Stange sich quer über die Thür j erstreckt und die Schraube gegen das dünnere Ende des Conus n drückt. Um zu verhüten, daß durch die Thür, welche die Gichtmündung des Ofens verschließt, Verbrennungsgase entweichen, oder daß diese Thür durch die Kraft des gepreßten Windes geöffnet wird, ist auf die Kronplatte oder den Dom a³ ein starker eiserner Ring p genietet und rings um diesen herum ein Reif dicht angetrieben, so daß ein ringförmiger Canal s (Fig. 21) entsteht, in welchem Wasser circulirt, wodurch er kühl erhalten wird. Dieses Wasser fließt durch das Rohr o zu, circulirt um den Ring p und fließt durch das Rohr q ab; außerdem wird der Ring durch das Ofenfutter geschützt, wie bei b* (Fig. 19) ersichtlich ist. Der Rahmen u (Fig. 19) ist mit einem um seine obere Fläche herumlaufenden Canale versehen, über welchen der eiserne Reif w dicht festgetrieben ist, wodurch der ringförmige geschlossene Raum x entsteht. Die untere Fläche des Rahmens u ruht auf der oberen Fläche des Ringes p. In die untere Seite des Rahmens u ist eine kleine Vförmige Vertiefung eingedreht, und ungefähr einen Zoll von einander entfernt sind rings um sie herum kleine Löcher eingebohrt, welche unter einem Winkel nach oben gehen und den Vförmigen Canal mit dem ringförmigen Raume x in Verbindung setzen. Durch das Rohr 2* wird von dem Windleitungshauptrohre aus dem Canal x Luft zugeführt, welche durch die eingebohrten zahlreichen kleinen Löcher hinabströmt, so daß gepreßte Gebläseluft in den erwähnten Vförmigen Canal tritt. Nun ist die Pressung der Gebläseluft stärker als der Druck der Gase im Inneren des Ofens; folglich muß jede Unvollkommenheit in der Dichtung des Thürrahmens u auf die Domplatte p hinab, anstatt die stark erhitzten Gase entweichen zu lassen, im Gegentheil dieses verhindern, weil die in der Vförmigen Vertiefung befindliche gepreßte Luft in Folge ihrer stärkeren Pressung in die undichten Stellen eindringt und theils in den oberen Theil des Ofens, theils in die äußere Atmosphäre entweicht. Um die Thür u von der Gichtmündung leicht abnehmen und rasch wieder an ihren Platz bringen zu können, wird eine Art Krahnarm (Fig. 19) angewendet, der aus zwei starken schmiedeeisernen Wangen A, A besteht, welche an die Krahnsäule B gebolzt sind; letztere ruht mit ihrem unteren Ende in einem an die Winkelflantsche h gebolzten Zapfenlager l. Das obere Ende der Krahnsäule wird von einem starken Querarme D gehalten, welcher mit einer Oeffnung versehen ist, in der die Säule sich dreht; bei E ist ein beweglicher Hals angebracht, welcher in eine in die Krahnsäule eingedrehte Nuth paßt, um zu verhindern daß die Säule sich emporhebt, wenn auf die Gichtthür eine Pressung stattfindet. Zwischen den Wangen A ist ein Eisenstück A' festgebolzt, welches in der Mitte einen Schlitz hat, worin ein Schraubenrad G angebracht ist. Dieses Rad und seine verlängerten Naben G' bilden eine Mutter für die Schraube H, welche an ihrem oberen Ende mit einem Vierkant H' versehen ist, so daß sie sich nicht herumdrehen kann, wogegen ihre Bewegung auf- und abwärts in dem Eisenblocke A' ungehindert ist; die Höhlungen in diesem Blocke sind so weit als der größte Durchmesser der Schraube und es sind in dieselben keine Gewinde eingeschnitten, da sie bloß zur Führung der Schraube H dienen. An ihrem unteren Ende ist diese Schraube mit einer Platte verbunden, welche lose in einen mit Flantschen versehenen Ring K paßt, der an die obere Platte der Ofenthür gebolzt ist. Dieser Ring K und die in denselben passende Platte sind dazu bestimmt, die Thür, wenn sie gehoben wird, in horizontaler Lage zu erhalten, damit sie sich stets wieder gehörig auf den Ring p auflegen kann, wenn das Ende der Schraube H mit der oberen Platte u der Thür in Berührung kommt und sie auf ihren Sitz niederdrückt. Zum Heben der Thür sind die Handhaben L an der Welle N angebracht, auf welcher der Trieb P (Fig. 22) befestigt ist; letzterer greift in das Schraubenrad G, durch dessen Rotation die Schraube H ohne Drehung gehoben und gesenkt wird, wobei sie die Thür u mit sich führt. Man kann zwei Aufhalter benutzen, um zu verhindern daß der Krahnarm sich zu weit in der einen oder anderen Richtung bewegt. Zum Aufgeben des Brennstoffes und des Metalles dient der verticale Speisecylinder I, welcher aus Eisenblech besteht und mittelst des starken Querstückes O (Fig. 21) an den Krahnarm befestigt ist. Der untere Theil des Cylinders ist mit einer Platte Q (Fig. 21) versehen, welche an einer verticalen Spindel R. festgekeilt ist; diese Spindel wird von Trägern S gehalten, welche an der Seite des Cylinders befestigt sind; an ihrem oberen Ende hat die Spindel eine Handhabe T, mittelst deren die Bodenplatte so bewegt wird, daß sie die untere Mündung des Cylinders öffnet oder verschließt. Nachdem das Gebläse angelassen worden, geben die Arbeiter Kohks und mit denselben den zu verschmelzenden Abfall oder anderes hämmerbares Metall in den Cylinder, stellen, sobald derselbe gefüllt ist, das Gebläse ab, setzen die Handhaben L in Bewegung und heben die Thür u (Fig. 19) hinreichend, daß durch Drehung des Krahnarmes der Cylinder I vertical über die Ofenmündung gebracht werden kann. Mittelst einer kleinen Bewegung des Handgriffes T wird die Platte Q von der unteren Mündung des Cylinders entfernt, so daß das in demselben enthaltene Beschickungsmaterial in den Ofen hinabfällt. Dann wird der Krahnarm rasch wieder in seine frühere Stellung gebracht und die Thür u (Fig. 19) durch Drehung der Handhaben nieder gedrückt. Unmittelbar darauf wird das Gebläse wieder angelassen und die Ofenoperationen werden wieder aufgenommen; nach Verlauf der erforderlichen Zeit wird das beschriebene Verfahren wiederholt. In dem Grundriß (Fig. 22) ist der Krahnarm in der Stellung abgebildet, welche er beim Aufgeben des Brennmaterials etc. in den Ofen einnimmt; die Platte Q ist vom Boden des Cylinders I weggenommen. Bessemer nimmt den der Thür u (Fig. 19) zuzuführenden Wind aus dem Hauptleitungsrohre an einer Stelle, wo das Gleichgewichtsventil den Zufluß nicht absperrt; auf diese Weise strömt die Gebläseluft ununterbrochen auch während der Zeit zu, wo die Beschickung aufgegeben wird, und beim Zurückbewegen der Thür auf ihren Sitz blasen die aus den erwähnten kleinen ausgebohrten Canälen hervortretenden zahlreichen Luftströme sämmtliche Theilchen von Brennstoff oder anderem Material mit bedeutender Kraft von der Fläche weg, auf welche die Thür zu liegen kommt. Damit man den Krahn bewegen kann, ohne das Zuströmen des Windes unterbrechen zu müssen, ist das Rohr 2 bis zum oberen Ende der Krahnsäule geführt und hier mit dem Rohr 2* verbunden; letzteres besteht aus schwachem Kupferblech und ist genügend elastisch, um die schwache Hebung und Senkung der Ofenthür u zu gestatten. Eine Haupteigenthümlichkeit dieses Betriebes mit starker Pressung der im Ofen enthaltenen gasförmigen Verbrennungsproducte besteht in der Einrichtung der für den Abzug der Flamme bestimmten Oeffnung; dieselbe ist von der bei gewöhnlichen Kupolöfen üblichen, bei denen sie meist den vollen Durchmesser des Ofenschachtes hat, gänzlich verschieden. Der Erfahrung zufolge ist beim Betriebe eines solchen Hochdruckofens mit starker Pressung eine Oeffnung (für den Abzug der Flammen und Verbrennungsgase) von zwei und einem viertel Zoll Durchmesser für einen Ofen von 572 Quadratzoll Querschnittsfläche hinreichend. So wurde gefunden, daß bei einem inneren Druck von 16 bis 18 Pfd. per Quadratzoll über den der äußeren Atmosphäre, annähernd 1 Quadratzoll als die zum Verbrennen von 2 (engl.) Centnern Kohks per Stunde in diesem Ofen erforderliche Austrittsfläche gerechnet werden kann. Die für den Abzug der Flamme bestimmte Oeffnung bei U besteht in ihrer einfachsten Form in einem quadratischen Blocke aus feuerfestem Thon, welcher mit einer kreisförmigen Oeffnung von der erforderlichen Größe versehen ist. Der Block hat äußerlich eine Schulter, welche an die innere Seite des Ofenmantels a anstoßt, so daß er durch den inneren Druck nicht herausgetrieben werden kann. Selbst eine nur unbedeutende Differenz im Querschnitte dieser Abzugsöffnung ist von wesentlichem Einflusse auf den guten Zustand des Ofens. Fig. 23 zeigt den Verticalschnitt eines solchen Blockes V, welcher zweierlei innere Durchmesser hat, so daß eine Schulter gebildet wird. In den weiteren Theil desselben wird ein kurzer Cylinder von feuerfestem Thon W geschoben, so daß der Querschnitt der Oeffnung verengert wird. In Fig. 24 bezeichnet X einen solchen Block oder Abzugsstein, in dessen Oeffnung ein kleines passend geformtes Stück Y von feuerfestem Thon eingesetzt wird, welches aus der Oeffnung so weit vorstehen muß, daß es mit einer Zange herausgenommen und gegen verschieden große Stücke ausgewechselt werden kann. In beiden Figuren bezeichnet Z eine mit Flantschen versehene Platte, durch welche der Block oder Abzugsstein an seinem Platze gehalten wird. Muß derselbe in Folge von Abnutzung gegen einen neuen ausgewechselt werden, so braucht man nur diese Platte abzuschrauben. Der Grad der Pressung, auf welchem die gasförmigen Producte innerhalb des Ofens erhalten werden, hängt hauptsächlich von der Regulirung der Pressung des Gebläsewindes ab; der Querschnitt der Abzugsöffnung muß ebenfalls so regulirt werden, daß die Pressung über den erforderlichen Grad hinausgeht oder unter denselben sinkt. In manchen Fällen kann der Abzug der Flamme und der Verbrennungsgase mittelst eines belasteten Ventiles regulirt werden, dessen dem Feuer zugekehrte Fläche aus gut gebranntem Thone besteht; man kann dann einen Aufhalter anbringen, damit sich das Ventil niemals vollständig schließt. Wie oben bemerkt wurde, gibt Bessemer auch die Beschreibung und Abbildung eines Kupolofens, welcher auf Zapfen beweglich ist, dessen Mantel, Düsen, Dom, obere Theile, Krahnsäule, Gichtthür und Aufgebe- oder Speisecylinder aber ganz dieselbe Einrichtung haben, wie bei dem im Vorstehenden beschriebenen Ofen. In dem Hochdruckofen werden als Brennmaterial vorzugsweise harte Kohks oder anthracitische Steinkohlen benutzt; indessen können auch gasförmige Brennstoffe angewendet werden. Die Gase werden dann in der gewöhnlichen Weise erzeugt und mittelst eines Gebläses in einen Gasometer geleitet und in demselben comprimirt. In diesem Falle erhält der zum Schmelzen von Stahl und Schmiedeeisen dienende Ofen die Form eines Flammofens und wird, wie gewöhnlich, aus Ziegeln aufgemauert, jedoch mit einem starken schmiedeeisernen Mantel umgeben und mit einer Thür von derselben Einrichtung, wie sie für den Kupolofen beschrieben wurde, versehen. Bei einem solchen Flammofen können auch flüssige Kohlenwasserstoffe, entweder für sich allein, oder in Verbindung mit festem Brennmaterial verwendet werden. Die flüssigen Brennstoffe werden dem Windleitungsrohre zugeführt und mit dem Winde in Regenform in den Ofen eingeblasen. Das zu verschmelzende Metall kann durch Ueberziehen mit einem Gemenge von Thon, Kalk und Sand, allenfalls mit einem Zusatze von Rotheisenstein oder Alkalisalzen, vor Oxydation geschützt werden. – Tiegelöfen werden nach diesem Systeme mit einer cylindrischen Feuerkammer construirt, welche mit Gebläsewind in derselben Art wie der beschriebene Kupolofen gespeist wird, mit ähnlicher Regulirung für den Druck.

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