Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 82
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Miscellen. Miscellen. Ueber fetthaltige Speisewässer für Dampfkessel. Bekanntlich sind bei Borsig in Oberschlesien und bei Farcot in Pont-Rémy ganz neue Kessel durch fetthaltiges Speisewasser nach kurzer Zeit völlig undicht geworden.Polytechn. Journal, Jahrgang 1866, Bd. CLXXX S. 254 und Jahrg. 1868, Bd. CLXXXVII S. 431. Ich habe in der Dampfweberei von J. H. Rubens in Copenhagen ganz dasselbe erlebt und gefunden, daß ein Zusatz von 0,0001 Soda dem Uebelstande völlig abhalf. Ich arbeitete mit zwei Kesseln, welche von der hier zu Land rühmlichst bekannten Firma Burmeister und Sain geliefert, 1863, auf 60 Pfd. Druck geprüft, in Gebrauch genommen wurden und bis 1866 nichts zu wünschen übrig ließen, um welche Zeit die vorderste Platte in den 33 Zoll engt. Durchmesser haltenden Feuerröhren erneuert werden mußte. Da ich wegen Wassermangel abwechselnd mit Hoch- und Niederdruckarbeiten mußte, so wurde beschlossen, den Brunnen tiefer zu bohren, wobei auf Kalkstein gestoßen und das Wasser sehr kalkhaltig wurde. Kurze Zeit darauf waren beide Kessel völlig ruinirt und gänzlich undicht, so daß das ausströmende Wasser das Feuer auslöschte. Die Feuercanäle wurden vollständig neu gemacht und mit Galloway'schen Röhren versehen, und zwei große flache Wasserbehälter angelegt, in deren einen durch eine lange Rinne das Condensationswasser geleitet wurde. In diesen Bassins verringerte sich unter Einwirkung der atmosphärischen Luft nach der chemischen Analyse der Gehalt des Wassers an kohlensaurem Kalk und anderen festen Stoffen von 0,00068 auf 0,00041, so daß sich das Wasser nun dem hiesigen Trinkwasser der Wasserleitung, welches ich wegen der Lage der Fabrik leider nicht benutzen kann, ganz gleich stellte. Trotzdem und obgleich das Wasser der Leitung überall ohne jede Störung gebraucht wird, waren im Februar d. J. wieder beide Kessel undicht und obgleich jedesmal ganz neue Platten eingesetzt wurden, so gingen doch vier Wochen hinter einander, nach kaum 18stündigem Gebrauch beide Kessel jedesmal entzwei. Da nun zur Evidenz erwiesen war, daß den Feuermann gar keine Schuld trifft, so konnte die Ursache dieser Vorkommnisse nur im Wasser liegen, welches in dem zweiten Bassin, in welches der tägliche Wasserbedarf aus dem ersten übergefüllt wird, durch die abgehenden Dämpfe bis auf circa 48° R. vorgewärmt wird, wobei der Gehalt an Kesselstein bildenden Substanzen bis auf 0,00032 herabgebracht wird. Von Kesselstein ist auch gar keine Rede, denn nach fünf Wochen findet sich nur eine Postpapierdichte Schicht und über den Feuerplatten fast gar nichts. Dennoch konnten wir nur von Montag Früh bis Dienstag Mittag arbeiten. Da fiel mir der über die Beobachtungen von Farcot veröffentlichte Artikel in die Hände und ich versuchte den Zusatz von Soda, indem ich im zweiten Bassin auf je 10000 Pfd. Wasser 1 Pfd. gewöhnliche krystallisirte Soda gab und mit aufwärmen ließ, das Saugrohr aber mit einem Holzkohlenfilter umgab. Seit der Zeit hat sich das Wasser in den Wasserstandsgläsern ganz klar gezeigt, ohne das fettige, weißliche Pulver, welches sonst zu sehen war, und ich habe mit den Kesseln keine weiteren Störungen gehabt. Verminderte ich dagegen den Sodazusatz, so war wieder weißes schwimmendes Pulver zu bemerken und ein vergrößerter Zusatz machte die Nietnägel so weit undicht, daß man ein Durchschwitzen des Wassers bemerken konnte. Nach der Erfahrung von fast acht Monaten muß der Sodazusatz mit dem Gehalte an feuerfesten Bestandtheilen des Speisewassers correspondiren und bewährt sich jedenfalls, wo durch die Dämpfe fetthaltige Bestandtheile, wenn auch in fast unwägbaren Mengen, dem Speisewasser zugeführt werden. Max Triepcke. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 37.) Die verbesserte Feldle'sche Infanterie-Kanone. Am 27. September d. J. wurden in Gegenwart des Kriegsministers und verschiedener hoher Militärpersonen und Officiere auf dem Kugelfang bei Oberwiesenfeld nächst München Versuche mit der verbesserten Feldle'schen Infanteriekanone aus der „Maschinenfabrik Augsburg“ angestellt, welche dieselben Läufe und dieselbe Munition wie die neuen Werdergewehre hat. Hierbei ergaben sich folgende höchst günstige Resultate: es wurden auf 1000 Schritt Entfernung in 64 Secunden 320 Schüsse, worunter 210, also 65 Procent, Treffer waren, auf die gewöhnliche Infanteriescheibe gemacht, sodann auf eine Entfernung von 500 Schritt in 70 Secunden 320 Schüsse mit 265, somit 83 Procent, Treffern auf eine Infanteriescheibe, welche jedoch von größerer Breite war, und wobei durch entsprechendes Verändern der Seitenrichtung (Streuen) die ganze Breite beschossen worden ist. (Allg. Ztg.) Verfahren zum Gusse stählerner Pflugscharen, stählerner Zahnräder, Wellen u.s.w.; von David Greig und John Fernie in Leeds. Beim Gießen stählerner Pflugscharen nach dem jetzt üblichen Verfahren werden durch die Anfertigung der zweckentsprechenden Sand- oder Lehmformen, welche sehr sorgfältig getrocknet werden müssen und dann immer nur zu einem einzigen Gusse verwendet werden können, bedeutende Kosten verursacht. Zur Verdrängung dieses Verfahrens haben sich die Genannten eine neue Methode patentiren lassen, welche darin besteht, die Pflugscharen mit Anwendung metallener Formen zu gießen, wodurch viel Arbeit erspart wird, indem solche Formen sehr lange benutzt werden können. Diese Formen oder Coquillen werden über Modelle gegossen, welche in gewöhnlicher Weise angefertigt sind. Dieselben können nach Gypsformen gegossen werden; die Erfinder gießen sie vorzugsweise aus Stahl. Sie werden mit Scharnieren an einen Rahmen befestigt, so daß beim Gießen die einzelnen Theile der Coquille sich öffnen lassen und das Gußstück rasch herausgenommen werden kann. An den mit dem flüssigen Stahle zuerst in Berührung kommenden Theilen der Coquille ist eine Vertiefung angebracht, welche mit Lehm ausgefüttert ist, damit die Coquille nicht weggefressen wird. Wenn möglich läßt man den Stahl nicht von oben in die Form einfließen, sondern vom Boden oder den Seiten derselben aus aufsteigen. Innen werden die Coquillen mit gepulvertem Thon oder Graphit überzogen oder auf gewöhnliche Weise angeräuchert. In manchen Fällen erhält die Form eine solche Einrichtung, daß, wenn das Metall schwindet, Theile der Form, welche, wenn sie starr und unnachgiebig blieben, auf das Gußstück drücken und es verderben würden, dem Schwinden nachgeben können, so daß der Guß, so lange er noch weich oder plastisch ist, nicht gespannt wird. Dieser Zweck wird auf die Weise erreicht, daß in die einem Drucke oder einer Spannung ausgesetzten Theile der Form eine Schicht Lehm oder Sand gebracht wird, welche so dick ist, daß sie dem Drucke des flüssigen Metalles zu widerstehen vermag, dabei aber von solcher porösen Beschaffenheit und von solcher Gestalt ist, daß sie einem geringen Drucke Raum gibt. Die Erfinder wenden auch ein Material an, welches aus einer dünnen Decke von Lehm, die dem flüssigen Metalle zu widerstehen hat, und aus einer Unterlage von einer Substanz besteht, welche letztere, sobald die Hitze des eingeflossenen Stahles durch die Lehmdecke dringt, schmilzt oder verbrennt. Auf diese Weise können sich einzelne Theile der Formen zusammenziehen. – Ein anderes Verfahren zu diesem Zwecke besteht darin, die Theile der Form, welche einem Drucke ausgesetzt sind, durch Wegnahme von Keilstücken unmittelbar nach dem Eingießen des Metalles zu lösen. Beim Gusse von Zahn- und anderen Rädern aus Stahl werden gleichfalls Metallformen mit nachgiebigen oder beweglichen Theilen der beschriebenen Art angewendet. Bei der Anfertigung von Formen für Treibräder, deren Zähne an der Basis kleiner sind, als am oberen Theile, wird eine Anzahl kleiner, den Zwischenräumen der Zähne entsprechender Metallstücke angewendet und im Inneren der Form eingesetzt; sie haben eine solche Gestalt, daß sie, sobald das Metall zu schwinden beginnt, eingezogen werden können. Die Formen für gußstählerne Kurbelwellen sind innen so gestaltet, daß das Gußstück auf der rechten oder linken Seite die richtige Kröpfung erhält; sobald das Metall eingegossen worden, pressen die Erfinder mit Hülfe von Schrauben oder von hydraulischer Kraft Metallstücke durch die Seiten der Form in die Stellen der Kurbeln, welche zur Aufnahme der Zapfen ausgebohrt werden müssen. Auf diese Weise werden unganze Stellen vermieden, welche sonst dadurch entstehen würden, daß das Metall dieser Theile in Folge ihrer größeren Stärke länger heiß bleibt. Bei doppelt gekröpften Wellen wird die Form so eingerichtet, daß der zwischen den Kröpfungen befindliche Theil sich in der bereits beschriebenen Weise zusammenziehen kann, so daß das Gußstück in Folge des Schwindens keine Spannung erleidet. (Mechanics' Magazine, Juli 1869, S. 41.) Ueber den Gehalt der Bleiglätte an beigemengtem Blei. Wenn man die Operation der Gewinnung der Bleiglätte bei der Abtreibung des Bleies vom Silber auf den Hüttenwerken mit angesehen hat, so muß es eher in Verwunderung setzen, wenn sie frei von Metall ist, als wenn sie solches enthält. Der Erfolg hängt lediglich von der mechanischen Routine des Arbeiters ab, und es wird auch dem erfahrensten Hüttenmanne hie und da begegnen, daß beim Abziehen und Ablassen der flüssigen Glätte von dem darunter lagernden flüssigen Metalle etwas von letzterem mitfolgt. Ich habe in früheren Jahren viel Emplastrum diachylon simplex bereitet, kann mich aber nicht erinnern, am Boden des kupfernen Kessels oder der fertigen Pflastermasse je einen Bleiregulus bemerkt zu haben. Enthielten also die verarbeiteten Glätten wirklich Metall, so betrug das jedenfalls nur äußerst wenig, und ich hatte es mithin immer mit einem möglichst sorgfältig gewonnenen Hüttenproducte zu thun. Diese Sorgfalt scheint aber den gegenwärtigen Hüttenleuten zum Theil abhanden gekommen zu seyn, denn es sind in neuester Zeit von mehreren Seiten Klagen über metallhaltige Glätte laut geworden. Rump fand eine (englische) Glätte ganz bleifrei, und in einer anderen 0,9 Proc. Ich dagegen bekam bei der Prüfung von zwei Sorten aus einer Apotheke (in München), welche bei der Bleipflasterbereitung einen Regulus am Boden abgesetzt hatten, 1,25 und 3,10 Proc. Metall. Bei der Anwendung einer solchen metallhaltigen Glätte zur Bestimmung des Brennwerthes einer Substanz fällt das Resultat natürlich zu hoch aus; man muß daher durch einen besonderen Versuch den Metallgehalt der Glätte ermitteln und diesen von dem Gewichte des erzeugten Regulus abziehen. Die Prüfung der Glätte auf Blei geschieht einfach durch Behandeln mit Essigsäure, wobei das Metall sich sofort ausscheidet. Wittstein. (Pharmaceutische Vierteljahresschrift, Bd. XVIII S. 579.) Analyse des peruanischen Wismuths; von Gustav Barth. Der seit Jahren immer höher gestiegene Preis des Wismuthmetalles, welches bisher ganz oder fast ausschließlich im sächsischen Erzgebirge gewonnen wurde, hat zu Forschungen nach diesem Metalle in anderen Ländern Veranlassung gegeben, die auch nicht vergebens gewesen sind; wenigstens befindet sich seit Kurzem im Handel Wismuthmetall aus Peru. Eine ansehnliche Probe desselben verdankt Dr. Wittstein dem Hrn. J. C. Sticht, Fabrikant chemischer Präparate in Brooklyn bei New-York, und davon erhielt ich einen Theil zur Ermittelung seiner chemischen Beschaffenheit. Durch qualitative Analyse wurden darin neben Wismuth gefunden: Antimon, Kupfer, Zinn und Eisen, die Heiden letzteren nur in Spuren, während Arsenik, Schwefel und sonstige fremdartige Materien gänzlich fehlten. Zur quantitativen Analyse wurden 20 Gran mit reiner Salpetersäure von 1,17 spec. Gew. behandelt. Die Auflösung erfolgte, zuletzt mit Unterstützung von Wärme, sehr rasch. Der dabei verbliebene weiße Absatz betrug nach dem Auswaschen mit Salpetersäure von 1,08 spec. Gew. und Trocknen bei 120° C. 1,09375 Gran, welche als SbO³ angenommen 0,91381 Gr. Sb entsprechen. Es befand sich darin natürlich auch noch die Spur Zinn. Die von dem weißen Absatze getrennte Flüssigkeit wurde sammt den sauren Waschwässern bis auf ein sehr kleines Volum verdunstet, um die meiste freie Säure auszutreiben, mit einer Lösung von 20 Gr. Kochsalz in 60 Gr. Wasser versetzt und die noch klare Mischung so lange mit Wasser vermischt, bis auf ferneren Zusatz keine weitere Trübung erfolgte. Der dadurch hervorgebrachte weisse Niederschlag setzte sich rasch ab, ließ sich gut filtriren, waschen, wog nach dem Trocknen bei 120° C. 23,75 Gr. und nach mäßigem Glühen 23,25 Gr. Da derselbe nach der Formel 2BiO³ + BiCl³ zusammengesetzt ist, und demgemäß 80,316 Procent Bi enthält, so enthalten jene 23,25 Gr.: 18,6735 Gr. Bi. Die vom basischen Chlorwismuth getrennte Flüssigkeit wurde erst mit Soda gesättigt, dann mit Kali warm gefällt, der Niederschlag von Kupferoxyd (incl. einer Spur Eisenoxyd) gewaschen, getrocknet und geglüht. Er wog 0,51536 Gr., enthielt mithin 0,41159 Gr. Cu. Die Zusammensetzung des peruanischen Wismuths ist daher folgende: In 100. Wismuth 18,67350         93,372 Antimon (mit wenig Zinn)       0,91381 4,570 Kupfer (mit wenig Eisen)   0,41159 2,058 –––––––– ––––––– 19,99890. 100,000. Das gänzliche Fehlen von Arsen und Schwefel unterscheidet dieses peruanische Wismuth vortheilhaft von dem sächsischen; Kupfer und Eisen enthält auch das letztere; und was das Antimon und Zinn betrifft, so stellen diese beiden Metalle der Verwendung des Wismuths zum Magisterium gar kein Hinderniß in den Weg, weil sie als Oxyde in reiner Salpetersäure unlöslich sind und leicht durch Filtration beseitigt werden können. (Wittstein's pharmaceutische Vierteljahresschrift, Bd. XVIII S. 560.) Obernetter's Druckverfahren (Glasdruck) für photographische Bilder. Hr. Obernetter (in München) sandte uns einige Abdrücke in fetter Druckfarbe, welche sich dem Besten, was unsere Sammlung in diesem Genre enthält, anreihen. Ein Urtheil darüber abzugeben, ob diese Abdrücke die Albert'schenAlbert's Druckverfahren (Glasdruck) wurde nach der Beschreibung seines französischen Patents im polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 325 (zweites Augustheft 1869) mitgetheilt. und ähnliche in jeder Beziehung erreichen, ob das neue Verfahren ebenso praktisch ist, wie die verschiedenen Druckmethoden, welche sich jetzt zum Eintritt in die photographische Praxis vorbereiten und zum Theil ihre ersten Schritte gethan haben, wäre voreilig. Wir bemerken indessen, daß die uns vorliegenden Obernetter'schen Visitenkarten eine größere Schärfe und Detaillirung zeigen, als die meisten anderer „Lichtdrucker“ und den besseren Phototypien von Maréchal in diesen werthvollen Eigenschaften fast gleichkommen. Die Details seines Verfahrens theilt uns Hr. Obernetter in folgenden Worten mit: „Eine Spiegelplatte überziehe ich mit einer Lösung von Gelatine, Albumin, Zucker und Bichromat, trockne, belichte unter einem Negativ und stäube die Platte, ähnlich wie beim Porzellanverfahren, mit Zinkpulver (Staub aus den belgischen Zinköfen) ein. Dann erhitze ich die Platte auf circa 150° C. oder belichte sie so lange, bis die Schicht ganz unlöslich ist. Vor dem Drucken ätze ich mit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure; hierdurch wird an den Stellen wo Zink war, die Chromgelatineschicht durch den entbundenen Wasserstoff im status nascens reducirt, für Wasser mehr oder weniger empfänglich, während an den anderen Stellen, no kein Zink war, die Schicht für Fett empfänglich ist. Das Drucken geschieht wie bei einem lithographischen Stein. Vor anderen Methoden besitzt dieses Verfahren folgende Vorzüge: 1) die Platten sind viel haltbarer; 2) die Schicht quetscht oder rutscht nicht, was die meisten Abdrücke bei den anderen Verfahren verdirbt; 3) die Platte kann nach einer beliebigen Anzahl von Drucken aufbewahrt werden und zu jeder Zeit ist dieselbe wieder druckfähig.“ Sehr feines Zinkpulver läßt sich, wie uns Hr. Raphael Schlegel mittheilt, leicht herstellen, wenn man eine Zinkplatte mit Feuersteinen abschleift und den sich in Menge bildenden Schlamm von den Feuersteinen trennt und trocknet. Dr. Paul Liesegang. (Photographisches Archiv, September 1869, S. 265.) Darstellung von Photographien in natürlichen Farben. Die Darstellung von Photographien in natürlichen Farben scheint nach einem Berichte in Les Mondes vom 1. Juli 1869 einem jungen Franzosen, Ducos du Hauron, auf einem ganz eigenthümlichen Wege gelungen zu seyn. Der Entdecker hat das Princip und das technische Verfahren in einer besonderen Schrift veröffentlicht,Production des couleurs en photographie, par M. LouisDucos du Hauron. (Un volume in 8°, Paris. A. Marion, éditeur, 16, cité Bergère.) von welcher uns nur der Auszug in Les Mondes vorliegt. Hiernach beruht das Verfahren auf dem Satze, daß alle Farben aus drei Grundfarben gemischt sind und in diese auch zerlegt werden können. Von ein und demselben Gegenstand erhält man daher drei verschiedene negative Bilder, wenn man das von demselben ausgehende Licht durch drei in den Grundfarben gefärbte Gläser gehen läßt. Von diesen drei negativen Bildern, welche im Allgemeinen wohl ähnlich sind, von denen aber jedes nur eine Farbe des Gegenstandes darstellt, werden drei entsprechend gefärbte Photographien dargestellt, und zwar jede in der Farbe, welche dem bei der Darstellung des Negativs benutzten Glase entspricht; von dem Negativ z.B., welches durch das rothe Glas erhalten worden, fertigt man eine rothe Photographie in ähnlicher Weise, wie man mit dem Kohledruck schwarze Bilder macht. Die drei in den Grundfarben ausgeführten Bilder werden dann zu einem einzigen vereinigt, und geben nach ihrer Mischung alle Farben wieder, die der zu photographirende Gegenstand besitzt. Diese Bilder haben den großen Vortheil, daß sie sich nicht verändern. Die Farben sind hier ebenso dauerhaft, wie die Schwärze der Kohledruckbilder. Welche technische Schwierigkeiten dieses Verfahren außer dem Uebelstande, daß drei Aufnahmen desselben Gegenstandes erfolgen müssen, bietet, besonders bei der Vereinigung der drei in den Grundfarben ausgeführten Bilder zu einem einzigen Bilde, ist aus dem kurzen Berichte nicht zu entnehmen. Die praktischen Erfolge sollen sehr befriedigende seyn, und die Einfachheit, womit hier eines der schwierigsten Probleme der Photographie gelöst ist, verdient volle Beachtung. (Naturforscher, September 1869, Nr. 39.) Farbstoffausbeute aus den Steinkohlen. Th. Chateau gibt in seinem Werk Manual de la Fabrication des couleurs d'aniline etc. über die Ausbeute an Theerproducten an, daß 100 Pfund Theer 3 Pfd. käufliches und 1 1/2 Pfund reines Benzol liefern, aus welchem 3 Pfd. käufliches Nitrobenzol hergestellt werden können. Diese 3 Pfund Nitrobenzol liefern 2,25 Pfund Rosanilin und dieses 3,37 Pfd. rohes Anilinroth, aus dem 1,12 Pfd. reines Fuchsin gewonnen werden kann. Da also 100 Pfd. Theer 1,12 Pfd. reines Fuchsin, 100 Pfund Steinkohlen aber nur 3 Pfd. Theer liefern, so sind zur Darstellung von 1 Pfund reinem Fuchsin circa 3000 Pfund Steinkohlen nöthig. Da die gesammten Gasfabriken Europa's jährlich circa 160 Millionen Centner Steinkohlen consumiren, so würden diese, wenn man auf 1 Centner Kohle 3 Pfund Theer rechnet, circa 53,000 Centner Fuchsin liefern können. (Wagner's Jahresbericht für 1868.) Appretur für schwarze Zeuge; von Jeannolle. Die Appreturmasse, welche Jeannolle sich nach dem Moniteur de la teinture patentiren ließ, ist nach folgenden Principien zusammengesetzt. Die gewöhnlichen Apprets bringen den gefärbten Stoffen keine Farbe. Oft sogar wirken sie so ein, daß sie die dunkleren Farben der Stoffe heller erscheinen lassen, besonders ist dieß bei schwarzer Waare der Fall. Jeannolle schlägt daher für dergleichen Zeuge eine gefärbte Appretur vor, welche die Farbe schwarzer, brauner und anderer dunkel gefärbter Zeuge nur erhöhen, nicht aber vermindern kann. Die Appreturmasse besteht aus einer tanninhaltigen Substanz, welche durch Kupfervitriol oxydirt und mit einem eiweißartigen Körper versetzt ist. Diese Composition gibt eine unlösliche und stark gefärbte Masse, welche den damit behandelten Stoffen Körper und Consistenz ertheilt ohne der Farbe schädlich zu werden. Man kann beispielsweise Kastanienholzextract,Wir würden Eichenholz- oder Blauholzextract vorschlagen. M. Reimann. Kupfervitriol und Ochsenblut mit einander mischen. Die dicke und schleimige Flüssigkeit kann auf die Zeuge aufgebracht werden und bildet nach dem Trocknen auf denselben eine Art Firniß, der, unlöslich in Wasser, die Farbe des Stoffes erhöht und noch einen gewissen Glanz gibt. Ein anderer Vortheil dieser Masse ist, daß sie nicht in Fäulniß übergehen kann. Der starke Gehalt an Gerbsäure verhindert dieß. Natürlich kann eine solche Appretur niemals bei Weiß oder anderen lichten Farben Anwendung finden. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 17.) Roth auf Wolle mit Lac-dye. Man übergießt gepulverten Lac-dye mit Schwefelsäure und rührt damit zu einer gleichförmigen Masse an. Man läßt dann einen Tag lang stehen. Für 10 Pfund Wolle nimmt man 1 Pfund Weinstein, 2/3 Pfund salpetersalzsaures Zinn und 24 Loth Lac-dye-Auflösung, kocht in einem damit angesetzten Bade die Wolle 3/4 Stunden, spült sorgfältig und trocknet. (Moniteur de la teinture; Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 17). Verfahren zur Präparirung und Behandlung des Holzes für die Papierfabrication; von Dr. Matthieson. Dr. Matthieson, Docent der Chemie am St. Bartholomews-Hospital zu London, ließ sich kürzlich eine auf die Vorbereitung und Behandlung von Faserstoffen für die Papierfabrication bezügliche Erfindung patentiren. Das zu diesem Zwecke bestimmte Holz wird in zertheiltem Zustande (in Form von Hobel- und Sägespänen, Hauspänen etc.) einem Verrottungs- oder Vermoderungsprocesse unterworfen, d.h. man bringt es im Zustande einer mehr oder weniger feinen Zertheilung in fließendes oder auch stehendes Wasser und läßt es in demselben eine Gährung durchmachen, durch welche gewisse seiner näheren Bestandtheile zersetzt und entfernt werden. Dadurch wird die nachfolgende Behandlung der zurückbleibenden Holzfaser zur Bereitung von Papierzeug billiger gemacht und das Kochen und Bleichen des letzteren erleichtert. Die zur Vollendung des Verrottungsprocesses erforderliche Zeit hängt von der Temperatur des Wassers, sowie von der Beschaffenheit und dem mehr oder weniger zertheilten Zustande des Holzes ab; je höher jene Temperatur, desto rascher tritt die Vermoderung ein. Der Erfinder unterwirft auch das fein zertheilte Holz einer wiederholten und successiven Behandlung mit Wasser von weniger als 100° C., um die in Wasser löslichen näheren Bestandtheile entweder vor oder nach dem Verrottungsprocesse zu entfernen. Durch diesen Nebenproceß wird eine viel billigere weitere Behandlung der zur Darstellung von Holzbrei dienenden Holzfaser ermöglicht, als bei Anwendung der jetzt gebräuchlichen Methoden zum Kochen und Bleichen des Papierzeuges aus diesen Substanzen. Der auf diese Weise erhaltene Brei wird mit Alkalilauge behandelt und dann in der üblichen Weise gekocht und gebleicht. Ein drittes Verfahren des Erfinders besteht in der Behandlung von Holz in Form von Stämmen, Balken oder Klötzen mit Wasser oder Alkalilösungen, bei gewöhnlicher oder bei höherer Temperatur nach einem dem Boucherie'schen ähnlichen Verfahren, und zwar unter Anwendung eines solchen Druckes, daß die Zellen des Holzes von dem in ihnen enthaltenen Safte etc. möglichst vollständig gereinigt werden. Das auf diese Weise vorbereitete Holz kann dann nach dem oben angegebenen oder nach jedem anderen Verfahren zu Brei oder Zeug umgewandelt werden. Alle diese Methoden können sowohl bei trockenem als bei grünem Holze angewendet werden, doch verdient letzteres den Vorzug. (Mechanics' Magazine, August 1869, S. 140.) Analyse einer eßbaren Erde aus Java; von Max Hebberling. In einer Sammlung javanischer Gegenstände des großherzoglichen Museums zu Darmstadt befindet sich auch eine, vom Stabsarzt Dr. Wienike auf Java eingeschickte Flasche mit eßbarer Erde, welche folgende Aufschrift trägt: „Es ist ein allgemeiner Gebrauch der Javanen von dieser Erde zu essen; Gesundheitsstörungen entstehen durch diese Geophagie nicht. Fundort der Erde ist in der Regentschaft Berbek, Residenzie Kedirie.“ Es erschien von einigem Interesse festzustellen, ob die fragliche Erde von den Eingeborenen aus reiner Liebhaberei verspeist werde, oder ob irgend welche organische oder anorganische Nahrungsstoffe darin enthalten setzen, welche den Genuß rechtfertigen. Dem äußeren Ansehen nach war die Substanz ein brauner eisenschüssiger, stark anhaftender, sehr fetter Thon, in etwa 2 Quadratcentim. großen, 2–3 Millim. dicken unregelmäßigen Stücken mit dem reinen Thongeruch und Thongeschmack; in Wasser zerrieben, blieb er sehr lange suspendirt. Unter dem Mikroskope konnten durchaus keine bestimmte organisirte Formbestandtheile erkannt werden, keine Spur eines Infusorienskeletts war zu entdecken. In der Röhre erhitzt, schwärzte sich der Thon, gab viel brenzlich riechendes Wasser aus, das deutlich alkalisch reagirte und wurde nach längerem Erhitzen wieder braun, vor'm Löthrohre war er nur an den Kanten abrundbar. Die chemische Analyse, nach den gewöhnlichen Methoden ausgeführt, gab folgende Resultate: 100 Theile Thon enthalten: Kieselerde 39,771 Eisenoxyd   9,806 Thonerde 25,939 Kalk   3,025 Magnesia   1,352 Manganoxydul   0,591 Kali   0,572 Natron   3,858 Wasser und flüchtige Substanzen 14,801 (darin 0,506% Ammoniak) –––––– 99,715. Durch das dreifache Volum kalter Salzsäure wurde ziemlich viel gelöst und zwar folgende Bestandtheile: 100 Theile Thon enthalten in Salzsäure Lösliches: Kieselerde 0,411 Kalk 0,225 Magnesia 0,079 Eisenoxyd 6,681 Thonerde 4,807 Kali 0,073 Natron 0,152 Wasser 14,801 In Salzsäure Unlösliches 72,791 ––––––– 100,020. Sollte auch wirklich cm Theil dieser Körper durch die sauren Verdauungssäfte gelöst werden, so tragen sie doch gewiß nur wenig zur Ernährung bei, da der größte Theil der gelösten Substanzen Eisenoxyd und Thonerde ist. Im wässerigen Auszuge des Thones konnte das Chlor nur spurenweise nachgewiesen werden, die Erde wird also auch nicht, wie schon öfter vermuthet wurde, wegen eines Gehaltes an Kochsalz gegessen. (Wittstein's pharmaceutische Vierteljahresschrift, Bd. XVIII S. 558.)