Titel: | Die Eisbereitungsmaschine von Franz Windhausen, Civilingenieur in Braunschweig. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XXXIV., S. 115 |
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XXXIV.
Die Eisbereitungsmaschine von Franz Windhausen,
Civilingenieur in Braunschweig.
Nach dem Mechanics' Magazine, November 1869, S.
387.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Windhausen's Eisbereitungsmaschine.
Windhausen's Eisbereitungsmaschine gehört in jene
Kategorie der Eismaschinen, bei welcher nach des Amerikaners Gorrie Idee durch eine Kraftmaschine Luft in einem Theile des Apparates
zusammengepreßt und diese in dem anderen Theile desselben wieder ausgedehnt wird.
Die bei der Zusammenpressung frei werdende Wärme wird von einem circulirenden
Wasserstrom aufgenommen, während die bei der Ausdehnung erforderliche Wärme dem in
Eis zu verwandelnden Wasser oder dem sonst zu kühlenden Fluidum entzogen wird.
Die Zusammenpressung und die Ausdehnung der Luft werden in einem Cylinder vollzogen,
in welchem ein Kolben durch einen Motor hin- und herbewegt wird. Die
comprimirte Luft gelangt aus dem Verdichtungsraum in einen Condensator oder Kühler, in welchem die Wärme
derselben aufgenommen wird.
Schon der Verdichtungsraum des Cylinders wird unausgesetzt abgekühlt und im
Condensator streicht aus demselben Grund die durch die Verdichtung erwärmte Luft
durch Röhren, welche in einer Abtheilung von dem Kühlwasser, in der zweiten aber von
der aus dem Verdünnungsraum und auch aus dem Refrigerator kommenden kalten Luft
umspült werden.
Die in dieser Art abgekühlte aber verdichtete Luft gelangt nun aus dem Condensator in
den Verdünnungsraum des Cylinders, geht von da durch einen stellbaren Wechsel in den
Refrigerator und auch zum Theil (wie oben bemerkt
wurde) in den Condensator.
Im Refrigerator befinden sich Zellen mit der zu kühlenden oder in Eis zu
verwandelnden Flüssigkeit, oder es durchziehen etwa zu kühlende Gase oder Dämpfe
Kühlröhren im Refrigerator. Die denselben passirende kalte Luft wird noch weiter im
Condensator ausgenutzt oder streicht durch Röhren, welche das Kühlwasser umgibt,
kommt aber schließlich wieder in den Verdichtungsraum, um immer wieder den
angedeuteten Weg von Neuem zu machen.
Zur Unterhaltung eines gleichmäßigen Druckes in den einzelnen Theilen des Apparates
steht mit dem Refrigerator ein ballonförmiger Druckregulator aus elastischem Material in Verbindung,
dessen Volum zunimmt, wenn der Druck im Inneren über den Atmosphärendruck steigt und
umgekehrt.
Figur 3 ist
ein Schnitt nach der Linie I, II der Figur 4, dem Grundriß der
Maschine mit weggelassenem Refrigerator.
A ist der Cylinder, in welchem der Kolben B, von der Schwungradwelle D
aus in Bewegung gesetzt, auf der einen Seite die Verdichtung, auf der anderen
dagegen die Verdünnung der Luft bewerkstelligt. Unter dem Cylinder und diesem zur
Auflage dienend befindet sich der Condensator oder Kühler F. Letzterer bildet einen rechteckigen verschlossenen Kasten, in welchem
horizontale Röhren angebracht sind. Ueber dem Cylinder befindet sich der
Refrigerator H, zum Theil auf jenem ruhend, und vorn
durch den Pfeiler G gestützt.
Die einzelnen Maschinenabtheilungen communiciren durch die Röhren J mit den verschiedenen Zeichen und die Ventile L, M, N und O.
Was die Construction selbst betrifft, so ist aus dem Schnitt zu entnehmen, daß die
Cylinderdeckel A¹ und A² hohlwandig sind und die Kammern bilden, welche mit a, b und a', b' bezeichnet
sind. Letztere communiciren mit dem Inneren des Cylinders durch Ventile; L ist das Auslaß-, M
das Einlaßventil für den rechts liegenden Verdichtungsraum; O und N sind die entsprechenden Ventile für die links liegende Verdünnungsabtheilung des Cylinders.
Den Cylindertheil, in welchem die Compression stattfindet, umgibt in einem gewissen
Abstande der Mantel W; der den Hohlraum ununterbrochen
durchziehende Wasserstrom kühlt die Cylinderwände ab. Der Theil Q der Cylinderwand, wo die Verdünnung stattfindet, ist
dagegen mit schlechten Wärmeleitern umhüllt, wozu man Sägemehl oder lose
Baumwollschichten benutzt. c ist eine Luftkammer, welche
ringförmig um den Cylinder geht, den Compressions- und den Expansionsraum von
einander scheidend. Durch einen gelassenen Spalt gelangt auch bei c die nöthige Schmiere zum Kolben B.
Der Kolben B ist fast so dick als die Hubhöhe beträgt,
und mit Rücksicht auf die Verhinderung jeder Wärmeleitung aus zwei von einander
abstehenden Scheiben, welche ein hölzerner cylinderförmiger Mantel verbindet,
construirt. Der innere Hohlraum ist mit schlechten Wärmeleitern ausgefüllt und die
an der inneren Cylinderwand streifenden Randplatten sind mit je einem Dichtungsring
versehen. Die Kolbenstange geht durch eine Stopfbüchse und erlangt weiterhin im
Pfeiler G eine zweite Führungsstelle.
Die Bewegung des Aus- und Einlaßventils N und O erfolgt von zwei excentrischen Scheiben S
auf der Hauptwelle mit Hülfe der aus der Zeichnung zu entnehmenden Mechanismen.
Während eines Theiles des Hubes von rechts nach links ist das Einlatzventil O geöffnet und abgekühlte comprimirte Luft gelangt
hinter den Kolben; das Ventil wird hiernach geschlossen und die Expansion tritt ein.
Beim Rückgang des Kolbens ist das Auslaßventil N
geöffnet.
Das Innere des Condensators ist in zwei Abtheilungen
getheilt, weil in jener rechts die durchgehenden Röhren, in welchen die comprimirte
Luft behufs der Abkühlung circulirt, vom wechselnden kalten Wasser umgeben sind;
letzteres wird durch Pumpen in den ringförmigen Raum W
und von da durch das Rohr W¹ zum Condensator
gebracht, den es durch das Rohr W² verläßt.
Um eine innige Berührung des Kühlwassers mit den Röhren zu veranlassen, sind
besondere Metallplatten eingestellt, um den Wasserstrom zweckmäßig zu leiten. Das
Wasser und die zu kühlende verdichtete Luft strömen einander entgegen. Die
Abtheilung links ist ähnlich construirt; das Kühlmittel bildet aber hier die Luft,
welche durch das Rohr J² (in Fig. 3 punktirt angezeigt)
direct aus der Verdünnungskammer b' und auch aus dem
Refrigerator H durch die Leitung J³ (ebenfalls in Fig. 3 punktirt) in der
Richtung der Pfeile zugeleitet wird. Hat diese Kühlungsluft den Condensator
durchstrichen, so gelangt sie durch J⁴ zur Kammer
b, wird durch das Ventil M, wenn vom Kolben angesaugt, eingelassen, beim Kolbenrückgang verdichtet
und erwärmt, durch das Ventil L und das Rohr J¹ aber nun neuerdings zur Abkühlung in den
Condensator geführt, so daß (abgesehen von Luftverlusten) ein ununterbrochener
Kreislauf derselben Luft stattfindet.
Die beiden Röhrensysteme im Condensator münden in die Trennungskammer i, in welche die erwärmte verdichtete Luft aus der
Kammer a durch das Rohr J¹ geleitet wird; die abgekühlte zieht dagegen durch J in den Expansionsraum a'
des Cylinders.
Der Refrigerator H ist aus Holz gezimmert, doppelwandig,
luftdicht und mit einer schlechtleitenden Schutzwand gefüttert. Sein Deckel hat
Ausschnitte zur Einstellung von oben geöffneten Metallbüchsen H¹. In diese stellt man die Zellen H² (d.h. jene welche die zu kühlende oder in Eis zu verwandelnde
Flüssigkeit enthalten). Zur Vermittelung eines besseren Contactes ist in H¹ etwas Spiritus oder eine Chlorcalciumlösung
enthalten.
Man kann indeß auch H¹ direct als Eisbüchse
verwenden, um so leichter, da sie nur lose eingestellt sind, aber zur Erzielung
einer luftdichten Verbindung mit der oberen Flantsche auf einem Filzring liegen.
Besondere zickzackförmige Zwischenwände H³, in den
Zwischenräumen des Refrigerators aufgestellt, sollen eine innigere Berührung der
wärmeentziehenden expandirten Luft mit den Gefäßen H¹ erzielen.
Die abgekühlte verdichtete Luft expandirt im hinteren Cylindertheil und in dem mit
diesem durch J⁵ in Verbindung gebrachten
Refrigerator, durchstreicht denselben und gelangt endlich, wie oben erwähnt, durch
J³ in den Condensator zur Abkühlung des
unterdessen comprimirten und in den Kühler eingeleiteten Luftantheiles.
Zur Unterhaltung eines gleichmäßigen Druckes dient der elastische Ballon Z, welcher durch das Rohr y
mit dem Inneren des Refrigerators communicirt.
Luftverluste werden durch das Ventil R ersetzt, wenn die
atmosphärische Luft Ueberdruck gewinnt; die eintretende Luft durchzieht sofort das
mit Chlorcalcium gefüllte unter R befindliche Gefäß.
Handelt es sich um Abkühlung von Luft, Gasen, Condensation von Dampf, so werden diese
durch Röhren geleitet, welche den Refrigerator durchziehen.
Auch zur Ventilation von Räumlichkeiten, wie Keller, Hospitäler, Theater etc. wird
diese Anordnung empfohlen. Die gekühlte Luft gelangt durch J⁵ in die zu ventilirenden Räume und frische atmosphärische Luft
wird durch J⁴ in die Verdichtungskammer
geleitet.
Noch bleibt zu erwähnen die Vorrichtung zur Theilung des verdünnten Luftstromes,
welcher vom Cylinder bekanntlich zum Theil und zwar durch J⁵ nach dem Eisraum, dem Refrigerator H, und theilweise durch J² zur Abkühlung in
den Condensator geführt wird. Die beiden letztgenannten Leitungsröhren J² und J⁵
stehen durch den Kasten J⁶ in Verbindung, in
welchem sich ein drehbarer Schieber P befindet, den der
Aufseher von Außen entsprechend stellt.
Das Maximum der Kälte ist erreichbar, wenn sämmtliche durch die Luftverdichtung,
ferner durch die Reibung des Kolbens etc. frei werdende Wärme vom Kühlwasser
aufgenommen und abgeleitet wird.
Eine solche Maschine wird jetzt im Krystall-Palast in London aufgestellt.
J. Z.