Titel: | Horizontaler Mahlgang von Carl Th. Umfried in Berg bei Stuttgart. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXII., S. 414 |
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CXII.
Horizontaler Mahlgang von Carl Th. Umfried in
Berg bei Stuttgart.
Nach Armengaud's Génie industriel, December 1869, S.
291.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Umfried’s horizontaler Mahlgang.
Das System dieses Mahlganges, welcher sich durch eigenthümliche Construction
auszeichnet und manche beachtenswerthe Vortheile gewährt, wurde schon vor einiger
Zeit bekannt.
Dieser Mahlgang enthält drei Steine, einen Läufer und zwei Bodensteine, welche in
einem geeigneten Gestell der Art angeordnet sind, daß die Achsen derselben in einer
geraden horizontalen Linie liegen und der Läufer sich zwischen den beiden
Boden-, resp. Seitensteinen befindet. Elfterer wird durch die ebenfalls
horizontal im Gestelle gelagerte Betriebswelle in Umdrehung gesetzt, welche durch
die in den Seitensteinen angebrachten Augen durchgeführt ist. Das zu vermahlende
Getreide gelangt, indem es von einem über den Steinen stehenden Rumpfe durch zwei
seitliche Canäle in die Augen der Seitensteine geleitet wird, in die beiden zwischen
dem Läufer und den zwei anderen Mühlsteinen vorhandenen Mahlflächen, um im
gemahlenen Zustand unterhalb der Steine wieder abzulaufen.Dr. Grothe's
Jahresbericht für mechanische Technik, Jahrgang IV und V, S. 539.
In Figur 6 und
7 ist Umfried's horizontaler doppelter Mahlgang im Längsschnitt
und in der Seitenansicht dargestellt.
A und A' bezeichnen die
beiden Seitensteine, welche fix in den Gestelltheilen S
und S' eingelassen sind, während der ganze Mahlgang auf
dem Grundgerüst F ruht, doch derartig, daß die
Steinstellung mit Hülfe der Schrauben r und r' bequem erfolgen kann. Zwischen beiden Seitensteinen
dreht sich mit dem Mühleisen C der Läufer B und ist ersteres – versehen mit der
Riemenscheibe P – in den Gestellstheilen S, S' eingelagert. Auf beiden Enden des Grundgerüstes
F erheben sich die Ständer E und E', in welchen die zur richtigen
Einstellung des Läufers dienenden Schrauben f und f' aufgenommen werden.
In fester Verbindung mit den Gestelltheilen S und S' befinden sich die Getreidezuführungsröhren g und g', welche zugleich
die Traverse h tragen. Auf dieser ruht der zweiseitige
Rüttelschuh k, dessen stoßweise Bewegung von der Mühlspindel aus
durch das Excenter 1 und den Hebel in erfolgt. T
bezeichnet den Rumpf, welcher mit Hülfe der Stege n, n
auf die Traverse h aufgesetzt ist. Mit der Stellung der
Schieber q und q' am
Trichter kann die Regulirung des Mahlgutes, welches zwischen die Steine gelangen
soll, bewerkstelligt werden.
Das den Läufer umgebende Gehäuse ist aus Blech und nach dem Gesagten die
Wirkungsweise dieses Mahlganges vollkommen erkenntlich. Das gemahlene Getreide
gelangt schließlich durch die beiden Mehllöcher u, u
nach dem Abfallrohr.
Professor C. H. Schmidt
empfiehlt a. a. O. diesen Mahlgang besonders für wasserarme Gegenden, wo der Betrieb
mittelst eines Pferdegöpels oder einer Locomobile erfolgen kann. Es sind circa drei Pferdekräfte zum Vollbetrieb erforderlich
(wenn der Steindurchmesser 0,54 Meter beträgt), doch hilft man sich, wenn eine
geringere Betriebskraft zur Verfügung steht, dadurch daß man nur eine Mahlfläche
benutzt, indem eines der Register q oder q' geschlossen und der betreffende Seitenstein
ausgerückt wird.
Die Maschinenfabrik von A. Hild in Berg bei Stuttgart hat
(wenigstens im Jahre 1866) die Ausführung dieses Mühlsystemes, welches patentirt
ist, übernommen und lieferte den Gang
mit schweizer (Waldhüter) Steinen um
730 fl.
„
ungarischen „
„
760 fl.
„
französischen
„ „
860 fl.
Gewicht eines Mahlganges mit Steinen
20 Ctr.
J. Z.