Titel: | Bestimmung der mittleren Größe der Stärkemehlkörner; von Dr. Schönn. |
Autor: | Schönn |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXXVII., S. 469 |
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CXXVII.
Bestimmung der mittleren Größe der
Stärkemehlkörner; von Dr. Schönn.
Schönn, über Bestimmung der mittleren Größe der
Stärkemehlkörner.
Da bei der so sehr wechselnden Größe und Form der Stärkemehlkörner derselben Sorte
die Ermittelung der mittleren Größe durch directe Messung der Körner zu höchst
unsicheren Ergebnissen führt und nur auf einer annähernden Schätzung beruhen kann,
erlaube ich mir folgende leicht auszuführende und zu einem bestimmten Resultate
führende Methode vorzuschlagen.
Man bringt äußerst wenig trockenes Stärkemehl auf einen
Objectträger, legt ein feines Deckgläschen lose herauf, wendet ein System an,
welches etwa 20 Stärkemehlkörner im Gesichtsfelde sehen läßt, und zeichnet
vermittelst eines Zeichnenprismas die Umrisse aller Körnchen auf. Darauf verschiebt
man den Objectträger etwas und zeichnet wieder das neue Gesichtsfeld ab, wobei man
darauf zu achten hat, daß man solche Bilder, ausschließt, in denen sich Körnchen
gegenseitig verdecken, was bei sehr geringer Menge ursprünglich auf den Objectträger
gebrachten Mehles leicht ist. Diese Operation wiederholt man etwa fünfmal, indem man
die Umrißzeichnungen auf demselben Blatte Papier
ausführt. Hierauf schneidet man mit einer Schere die einzelnen gezeichneten Körnchen
sorgfältig aus, wiegt dieselben auf einer feinen
Waage, dividirt das Gesammtgewicht durch die Anzahl der Körnchen, und erfährt so das
mittlere Gewicht eines Papierstärkemehlkornes. Durch Vergleichung dieses Gewichtes
mit demjenigen einer Kreisfläche von bekanntem Durchmesser aus demselben Papier, erfährt man den Durchmesser des mittleren
Papierstärkekornes, und aus der bekannten Vergrößerung der Zeichnung ergibt sich der
mittlere Durchmesser der kreisförmig gedachten Stärkemehlkörner.
Man habe z.B. gefunden, daß 100 Papierstärkekörner 722 Milligramme wiegen, so ist das
mittlere Papierstärkekörnchen 722/100 = 7,22 Milligram. schwer. Schneidet man aus
demselben Papier eine Kreisfläche von 30 Millimeter Durchmesser, also 2828,5
Quadratmillimeter Inhalt, und findet daß diese Papierscheibe 65 Milligramme wiegt,
so wird der Inhalt x des mittleren Papierstärkekörnchens
nach der Proportion 7,22/65 = x/2828,5 gefunden, also
x = (2828,5. 7,22)/65 = 314,22 Quadratmillimeter.
Der Durchmesser r kann jetzt aus der Gleichung
r² π = 314,22
oder r² . 3 1/7 = 31422 erhalten werden. Demnach
ist r² = (314,22 . 7)/22 = 2199,54/22, also sehr
nahe = 2200/22 = 100; folglich r = 10 Millimeter. Da nun
die Vergrößerung der Zeichnung ein für alle Mal bekannt ist, so kennt man jetzt auch
den wirklichen mittleren Durchmesser. Ist die Vergrößerung z.B. eine 200 fache, so
ist im obigen Falle der wirkliche mittlere Durchmesser der Stärkemehlkörner = 10/200
= 0,05 Millimeter.
Kommt es nur darauf an zu entscheiden, welche von verschiedenen Stärkemehlsorten die
größten Körner hat, so erspart man selbstverständlich alle Rechnung, da die Gewichte
der gleichen Anzahl Papierstärkekörner der verschiedenen Sorten dieß unmittelbar
angeben, vorausgesetzt daß diese Zahl genügend hoch gewählt ist. – Ich
benutzte ein großes Hartnack'sches Mikroskop, System 7
und ein Hartnack'sches Zeichenprisma. Bei den kleinstell
Stärkemehlsorten wendet man Immersionssysteme an. Um bei starker Vergrößerung ein
lichtstarkes Bild zu erhalten, wende ich über dem Spiegel ein Beleuchtungssystem
nach Hartnack an. – Daß obige Methode auch auf
andere Gegenstände als Stärkemehl anwendbar, ist einleuchtend.
Stettin, 13. Februar 1870.