Titel: Eincylindrische Dampfmaschine ohne Schwungrad.
Fundstelle: Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXXXII., S. 490
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CXXXII. Eincylindrische Dampfmaschine ohne Schwungrad. Nach dem Engineer, Januar 1870, S. 18. Mit Abbildungen auf Tab. X. Eincylindrische Dampfmaschine ohne Schwungrad. Nach dem von William Macgeorge in London und Arthur Rigg in Chester genommenen Patent soll bei eincylindrischen Dampfmaschinen das Schwungrad ersetzt, d.h. die Kurbel über die todten Punkte geführt und auch eine gleichförmige Geschwindigkeit der Maschine erzielt werden, indem ein constanter Druck auf eine Herzscheibe ausgeübt wird, welche auf die Kurbelwelle aufgekeilt ist, sich also mit dieser umdreht. Die Angabe der Patentträger, daß solche eincylindrische Maschinen zur Bewegung von Schiffsschrauben oder als Fördermaschinen beim Bergbau allgemein verwendbar sind, dürfte nur für Maschinen von verhältnißmäßig geringer Stärke gelten, da erfahrungsgemäß größere Widerstände günstiger durch mehrcylindrische Maschinen überwunden werden. Um jedoch den erwähnten neuen Compensator zu erläutern, ist derselbe in Figur 26 mit einer stehenden Maschine in Verbindung gebracht. Auf der Kurbelwelle B sitzt außer der üblichen Kurbel A noch die Herzscheibe scheide C, gegen welche unaufhörlich die Frictionswelle E drückt, indem diese am Ende eines im Cylinder L befindlichen Kolbens F gelagert ist, unter welchen der Dampf aus dem Kessel durch das Rohr G geleitet wird, so lange die Maschine im Betrieb ist. Es ist aus dieser Anordnung zu entnehmen, daß der zeitweilig von dem Hülfskolben F auf die Herzscheibe C und umgekehrt von dieser auf jenen ausgeübte Druck die Bewegung der Kurbelwelle beeinflussen, reguliren wird. Die vier verschiedenen Stellungen der Kurbel A, der Herzscheibe C und der Frictionsrolle E sind in Figur 27 übersichtlich neben einander gestellt. Handelt es sich um eine Maschine welche umgesteuert werden muß, so müßte eine zweite Herzscheibe C₁ (in der in Figur 26 punktirten Lage gegenüber C) zur Wirkung mit der Frictionsrolle E gelangen, die andere C aber ausgerückt werden. Diese Verstellung läßt sich jedoch nicht praktisch durchführen, weßhalb für einen solchen Fall die etwas complicirtere Anordnung der Skizze Figur 28 zur Geltung gelangt. Wie man sieht, ist eine zweite Kurbel K, gegen A verstellt, auf der Kurbelwelle B aufgekeilt und durch die Schubstange S mit dem Ende der Kolbenstange des um die Achse M oscillirenden Cylinders L und dem schwingenden Arm H in Verbindung gebracht. Der im Cylinder L befindliche Kolben wird einmal vom Kesseldampf, dessen Zuleitung entsprechend erfolgt, nach aufwärts, beim Umsteuern nach abwärts gedrückt und damit eine ähnliche Wirkung wie vorher erzielt. Durch das Diagramm in Figur 30 soll die ungleichmäßige Arbeitsübertragung auf die Kurbelwelle veranschaulicht werden. Mit Zuhülfenahme der Indicatordiagramme in Figur 29 ist für die gleichweit abstehenden Punkte a, b . . . . bis h die diesen Stellungen entsprechende, tangential an den Kurbelkreis wirkende Kraft in radialer Richtung durch die Linien aa', bb'. . . . bis kk' aufgetragen und eine continuirliche Curve durch die Endpunkte gezogen. Von der daraus abzuleitenden Form der Herzscheibe C wird der zu erzielende Grad der Gleichförmigkeit des Maschinenganges abhängen. Die in Figur 26 versinnlichte Anordnung soll schon an einer 100-pferdekräftigen Dampfmaschine eines Schraubendampfers angebracht seyn; der Antrieb derselben kann in jedem Punkte der Kurbelstellung erfolgen und die Maschine mit großer oder geringer Geschwindigkeit betrieben werden. Wenn sich die beschriebene Anordnung bewähren sollte, so ist aus dem Gesagten zu entnehmen, daß sie leicht an vorhandenen Maschinen angebracht werden kann. J. Z.

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