Titel: | Untersuchungen über die Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Manganverbindungen; von A. Wagner. |
Autor: | A. Wagner |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CL., S. 532 |
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CL.
Untersuchungen über die Einwirkung von
Schwefelwasserstoff auf Manganverbindungen; von A. Wagner.
Wagner, ü. die Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf
Manganverbindungen.
Nach Versuchen von P. W. Hofmann ist bekannt, daß auf
nassem Wege erhaltenes Einfach-Schwefelmangan, der Luft ausgesetzt, sich in
Manganoxyd unter Ausscheidung des Schwefels verwandelt, so daß sich nur eine Spur zu
MnO, SO³ oxydirt. Ich habe zunächst die Einwirkung von Schwefelwasserstoffgas
auf trockenes Manganoxyd, sowie die Regenerationsfähigkeit des erhaltenen
Schwefelmangans in Untersuchung gezogen.
Dieser Versuch, sowie die folgenden, scheinen mir deßhalb von allgemeinem Interesse
zu seyn, weil gegenwärtig in den Gasfabriken zur
Reinigung des Gases von HS Manganreinigungsmasse wieder häufiger angewendet
wird.
1) Ueber lufttrockenes Manganoxydhydrat wurde 6 Stunden lang ein Strom von HS
geleitet, wobei es sich sehr stark erwärmte. Die Masse wurde hierauf in eine flache
Schale gebracht und eine Woche lang der Einwirkung der Luft ausgesetzt. Mit HCl
behandelt entwickelte sie eine reichliche Menge von HS. Es fand sich:
Gesammtmenge des Schwefels
35,4 Proc.
hiervon durch Schwefelkohlenstoff
extrahirbar
23,7 „
Schwefel zu SO³ oxydirt
0,3 „
Mangan (auf metallisches berechnet)
45,2 „
Hieraus berechnet sich:
Mn²O³
34,4 Proc.
MnS
32,2 „
MnO, SO³
1,5 „
durch Schwefelkohlenstoff extrahirbarer
S
23,7 „
Wasser
8,2 „
––––––––
100,0 „
Man sieht hieraus, daß die Zeit von einer Woche zur Regeneration des MnS nicht
genügt, indem nach dieser Zeit noch eine sehr beträchtliche Menge von unzersetztem
MnS sich vorfand.
Eisenmasse, zur Gasreinigung verwendet, regenerirt bekanntlich binnen einer Woche
ziemlich vollständig; Manganreinigungsmasse dagegen bedarf also hierzu längerer
Zeit.
Da die Masse 45,2 Mn = 64,6 Mn²O³ enthielt, so berechnen sich nach der
Gleichung: Mn²O³ + 3 HS = 2 MnS + S + 3 HO für 45,2 Mangan, 38,7
Schwefel. Ich fand nur 35,4 als Gesammtmenge des Schwefels; der Grund mag wohl darin
liegen, daß in dem zum Versuche verwendeten Mn²O³ (durch Liegen von
MnO an der Luft entstanden) wahrscheinlich ein Theil des Mangans noch als Mn O
vorhanden war.
2) Kohlensäure treibt aus Schwefelmangan Schwefelwasserstoff aus; aus Schwefeleisen
dagegen nicht.
Mn²O³ wurde durch sechsstündiges Durchleiten von HS in Mn S verwandelt,
durch Leuchtgas das überschüssige HS verdrängt, und dann 48 Stunden lang ein starker
Strom reiner gewaschener CO² durchgeleitet. Es trieb hierbei die CO²
eine merkliche Menge von HS aus, welches sich durch Einleiten in mit NO⁵
angesäuerte Bleilösung zu erkennen gab. Selbst nach 48stündigem Durchleiten gab eine
Probe noch ein reichliches Auftreten von HS zu erkennen.
Unter ganz ähnlichen Verhältnissen wurde nun Fe²O³ durch HS in FeS
verwandelt, durch Durchleiten von Leuchtgas das überschüssige HS verdrängt, und
hierauf ein starker Strom von CO² durchgeleitet. Hierbei trat nun keine Spur
von HS aus.
Bei der auf erwähnte Art behandelten Probe von Mn S wurde das Durchleiten von
CO² nach 48 Stunden unterbrochen und die Masse eine Woche lang in einer
flachen Schale der Einwirkung der Luft ausgesetzt. Hierauf zur Untersuchung gezogen,
braußte sie mit HCl beträchtlich auf und entwickelte hierbei merkliche Mengen von
HS.
Die Analyse ergab nun:
Gesammtmenge des Schwefels
28,4 Proc.
durch Schwefelkohlenstoff extrahirbarer
Schwefel
22,6 „
Schwefel zur SO³ oxydirt
0,14 „
Mangan (auf metallisches berechnet)
40,5 „
Hieraus berechnet sich:
MnS
15,8 Proc.
durch Schwefelkohlenstoff extrahirbarer Schwefel
22,6 „
MnO, SO³
0,7 „
31,0 Mangan, theils in der Form von
Mn²O³, theils als MnO, CO².
3) Auf MnO, CO² wirkt HS sehr wenig ein.
Ueber lufttrockenes MnO, CO² wurde 6 Stunden lang HS geleitet. (Dasselbe war
bereitet durch Fällen einer Lösung von MnO, SO³ mittelst NaO, CO²,
enthielt folglich basisches Salz.) Die Masse erwärmte sich hierbei gar nicht.
Es wäre zu vermuthen gewesen, daß MnO, CO² + HS geben würde: MnS + CO²
+ HO. Der Versuch entsprach jedoch dieser Voraussetzung nicht, indem nur ganz
geringe Spuren von CO² (kenntlich durch Barytwasser) angezeigt wurden. Die
Masse wurde nun 8 Tage lang zur Regeneration der Einwirkung der Luft ausgesetzt; sie
gab, mit HCl behandelt, Spuren von HS und enthielt auf 50 Proc. Mn nur 1,95 Proc.
Schwefel.
4) Ueber käuflichen, ziemlich eisenfreien Braunstein (MnO²) wurde 6 Stunden
lang HS geleitet. Derselbe erwärmte sich hierbei sehr stark und zersetzte den HS
vollständig, so daß lange Zeit kein HS austrat. Die Masse wurde hierauf in eine
Schale gebracht und eine Woche lang der Luft zur Regeneration ausgesetzt, wobei sie
eine braune Farbe annahm. Hiernach zur Analyse verwendet, entwickelte sie, mit HCl
behandelt, Spuren von HS; sie enthielt auf 33,1 Proc. Mn nur 6,1 Proc. freien durch
Schwefelkohlenstoff extrahirbaren Schwefel. Zu SO³ hatten sich nur Spuren
oxydirt.
Die Menge des Schwefels ist auffallend gering. Würde die Reaction nach der Gleichung:
MnO² + 2 HS = MnS + S + 2 HO stattgefunden haben, so müßte sich nach der
Regeneration eine circa sechsmal größere Menge von
Schwefel ausscheiden, als gefunden worden ist.
5) Braunstein wurde auf dieselbe Art wie beim vierten Versuche mit HS behandelt;
hierauf jedoch der HS-Apparat schnell mit einem Kohlensäure-Apparat
vertauscht. Selbst nach zwölfstündigem Durchleiten von gewaschener CO² konnte
noch ein deutliches Auftreten von HS nachgewiesen werden; nach 24 Stunden jedoch
nicht mehr. Diese Masse wurde nun zur Regeneration eine Woche lang der Luft
ausgesetzt; sie hatte
hierbei eine graue Farbe angenommen. Mit HCl braußte sie auf; HS entwickelte sich
nicht. Dieselbe enthielt nun 29,9 Proc. Mn auf 5,0 Proc. Schwefel.