Titel: | Apparat zum Erhitzen des Weines behufs der Conservirung desselben, von Terrel des Chênes. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CLIII., S. 552 |
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CLIII.
Apparat zum Erhitzen des Weines behufs der
Conservirung desselben, von Terrel
des Chênes.
Aus Armengaud's Génie industriel December 1869, S.
317.
Mit einer Abbildung auf Tab. X.
Terrel des Chênes, Apparat zum Erhitzen des
Weines.
Die von Pasteur empfohlene Erhitzung des Weines auf
50–60° C., um ihm größere Dauerhaftigkeit zu verleihen, hat bereits
mehrere Apparate zur Ausführung dieser Operation hervorgerufen.Der Apparat von Rossignol ist nach beigegebener
Abbildung im polytechn. Journal Bd. CXCI
S. 75 beschrieben; zwei andere Apparate sind in dem Bericht von
de Lapparent
„über die Conservirung des Weines durch Erhitzen“ Bd.
CXCII S. 245 beschrieben. So einfach die Sache scheint, so ergaben sich doch bei der Ausführung
mancherlei Schwierigkeiten: die Kosten der ersten Einrichtung, die umständliche
Handhabung, die vielfache Berührung des Weines mit der Luft, sind schwer zu
vermeiden, und haben viele Producenten und Weinhändler verhindert, sich der
Vortheile des neuen Verfahrens theilhaft zu machen.
Der von Terrel des Chênes aufgestellte und durch
Versuche erprobte Apparat scheint nun alle Schwierigkeiten überwunden und die Frage
in allgemeiner und praktischer Weise gelöst zu haben.
Dieser Weinerhitzer (oenotherme) besteht aus drei wesentlichen Theilen: dem Kessel, der Pumpe
und dem Zubehör.
Der Kessel ist conisch, besteht aus Kupferblech und liegt auf einem eisernen
Schubkarren; er hat unten 50, oben 40 Centimeter Durchmesser. Kessel und Karren
wiegen zusammen nur 95 Kilogrm. Der Kessel hat in seiner Mitte eine durch ihn ganz
hindurchgehende Feuerung, welche stündlich 15 Kilogrm. Kohlen verbraucht. Zwischen
der Feuerung und der äußeren Kesselwand befindet sich ein ringförmiger Raum von oben
10, unten 3 Centimet. Breite. In diesem Raume befinden sich 45 Liter Wasser und die
Erwärmungsröhren.
Statt der sonst üblichen Schlangen, welche sehr viel Raum beanspruchen würden, hat
Terrel des Chênes eine große Anzahl (nämlich
40) verticaler und sehr enger zinnerner Röhren angewandt, welche nur 4 Millimet.
inneren Durchmesser und 2 Meter Länge, also zusammen eine Erwärmungsfläche von 1,5
Quadratmeter haben. Alle diese Röhren sind von einander einen halben Centimeter
entfernt.
Das Warmwasserbad ist mit einem Doppelventil versehen, welches so eingerichtet ist, daß wenn
der Dampf es hebt und durch die eine Hälfte entweicht, kaltes Wasser durch die
andere Hälfte in den Kessel fließt, so daß das Wasser immer unterhalb des
Siedepunktes bleibt. An dem Ventil ist ferner ein Hebel befestigt, welcher mittelst
einer Kette den Ablaßhahn des Kessels regiert, so daß auch noch das warme Wasser zu
gleicher Zeit abfließt, und so dem kalten Platz macht.
Die Pumpe ist ebenfalls auf einem Schubkarren aufgestellt und wiegt mit demselben 98
Kilogrm. Sie kann je nach Bedürfniß Luft comprimiren, oder Flüssigkeiten
fortbewegen, saugen oder treiben, so daß sie sich zu mancherlei häuslichen Zwecken
anwenden läßt.
Diese Pumpe drückt durch Compression der Luft im Fasse den Wein so weit und hoch, wie
es für die Arbeit nöthig ist; sie kann bis zu 4–5 Atmosphären Druck
geben.
Unter dem Zubehör ist die höchst einfache Vorrichtung zum Dichten der
Röhrenverbindungen zu erwähnen, was beim Comprimiren von Luft und beim Bewegen
kostbarer Flüssigkeiten von großer Wichtigkeit ist. Die Kautschukröhren haben
nämlich an ihrem Ende einen um einen halben Centimeter vorspringenden
rechtwinklichen Rand von 1 Centim. Höhe, welcher von dem Gewinde der
Schlauchschrauben umfaßt wird. Werden nun letztere auf einander geschraubt, so
drücken sich in dem Gehäuse die Ränder der Röhren fest und absolut dicht auf
einander. Es kann nichts Einfacheres und Sichereres geben.
Die übrigen zugehörigen Theile haben nichts Bemerkenswerthes; es sind drei kupferne
Leitungen mit auf die Verbindungen passenden Schrauben, ein gekrümmter Hahn zur
Einführung des Weines in die leeren Fässer, Gummipfropfen mit Thermometer u.s.w.
Um diesen Apparat in Thätigkeit zu setzen, erhitzt man zunächst das Wasser zum
Sieden, was in einer Viertelstunde geschehen ist, kühlt es dann durch das oben
beschriebene Ventil ab und treibt den Wein durch die Röhren. Bei einem Versuche lag
das 550 Liter haltende Faß 1,2 Meter über dem Boden, der Kessel stand 4 Meter
entfernt im Hofe und das leere Faß lag 8 Meter vom Kessel entfernt und etwa 4 Meter
höher. Ein Mann überwachte dessen Füllung und rief die Temperatur des einfließenden
Weines aus, welche durch das Spiel der Pumpe leicht regulirt wurde. In 33 Minuten
war die Arbeit vollendet; nach einer Viertelstunde zeigte der Wein noch 50°
C. Später zu nehmende Proben werden die Wirkung der vorgenommenen Erhitzung
zeigen.
Die Anschaffungskosten des in Rede stehenden Apparates stellen sich auf 1000 Frs.
Ein anderer, kleinerer Apparat zum Erhitzen und
Wiederabkühlen des Weines beim Einfüllen in Flaschen ist in Figur 13 dargestellt.
Der Wein befindet sich in dem Fasse A, welches man
beliebig entfernt, jedenfalls aber höher legt als der Wärmkessel B im Ofen C ist.
Der Kessel wird durch das Rohr b mit Wasser gefüllt und
kann durch das Rohr b' entleert werden. Er enthält ein
Schlangenrohr E mit dem Einlauf E'. In dem Abflußrohr I steht das Thermometer
G. Von hier gelangt der Wein in die Schlange J im Kühler H, welcher
möglichst kaltes Wasser enthält, das bei h stetig
ein- und bei h' abfließt. Aus dem Hahn j fließt der Wein in die vorgelegten Flaschen.
Die Benutzung dieses Apparates ist einfach und leicht verständlich; seine Dimensionen
sind so getroffen, daß drei Flaschen in zwei Minuten gefüllt werden.
Die Wärmschlange ist leicht zu reinigen: man braucht nur das Rohr e mit b in Verbindung zu
setzen und nun Dampf durch die Schlangen ziehen zu lassen, welcher bei j ausströmt.
Die Verbindung der biegsamen Röhren E' und I geschieht durch das oben beschriebene System; die
Schlangenröhren können mit Vortheil durch die beim großen Apparat angewendeten
verticalen Röhrchen ersetzt werden.
Dieser kleine Apparat kostet 190 Francs, ohne Kühler 125 Francs.