Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 470
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Otto-Langen'sche Gaskraftmaschine. Im Journal für Gasbeleuchtung, November 1869, S. 634 wird erwähnt, daß der Consum von Otto und Langen'schen Gasmaschinen, von resp. 1 und 1/2 Pferdekraft, in einigen Fällen wegen seines stoßweisen Auftretens die Beleuchtung der betreffenden Etablissements unmöglich machte, bis durch Herstellung getrennter Einrichtungen und getrennter Zuleitung abgeholfen wurde. Eine 1pferdige Gasmaschine wirkt aber dann noch störend auf die theilweise 300 Fuß entfernten Nachbarn; das Hauptrohr der betreffenden Straße ist 3'' weit, 800 Fuß lang, an beiden Enden mit je 4 und 5'' Canalisationen verbunden. Der Druck in der Leitung beträgt während des stärksten Consums 25 Millimeter. In demselben Journal, Januar 1870, S. 19, werden jetzt mehrere ähnliche Fälle aufgeführt. In Cannstatt z.B. beseitigte man die Störungen dadurch, daß der Besitzer einer Gasmaschine einen kleinen Gasbehälter von ca. 30 Kbkf. Inhalt aufstellte. In Hamburg wurde für eine Buchdruckerei eine Gasmaschine mittelst zweizölligem, ca. 100 Fuß langen Zuleitrohr an ein sechszölliges Hauptrohr angeschlossen. Letzteres wurde aber auf mehrere hundert Fuß derartig beunruhigt, daß bald ein directer dreizölliger Anschluß der Gasmaschine an das nächste zwölfzöllige Rohr hergestellt werden mußte; in diesem wurde die Schwankung unmerklich. In einem anderen Falle wurde in Hamburg ein Ballon von ca. 2 Kbkf. Inhalt aus dicken Kautschukplatten in das Zuleitungsrohr eingeschaltet und hat gute Wirkung gethan. Metallene Reservoirs, selbst 5 Kbkf. groß, in der Zuleitung angebracht, wollten nicht genügen. Aus Basel werden Erfahrungen über zwei Gasmaschinen mitgetheilt. Die eine derselben, von 1/2 Pferdekraft, dient in einer Seidenbandweberei zum Betrieb der Windmaschinen. Anfangs war die Gaszuleitung zu derselben hinter dem für die Beleuchtung des Gebäudes aufgestellten Compteur von 100 Flammen abgenommen worden, allein die Schwankungen in den der Maschine zunächst liegenden Arbeitssälen waren der Art, daß man sich zur Herstellung einer besonderen Zweigleitung entschließen mußte. Das Fabrikgebäude steht in einem Hofraum, 170 Fuß von der in der Straße liegenden, 6'' engl. weiten Hauptleitung entfernt, und wurde nun die Maschine durch eine 5/4'' weite Zweigleitung mit derselben verbunden. Zum Messen der verbrauchten Gasmengen dient ein trockener Compteur, der ungefähr 30 Fuß vor der Maschine angebracht ist. In Folge dieser Abänderungen haben die Schwankungen im Gebäude selbst ganz aufgehört, auch bemerkt man deren keine an den in nächster Nähe angebrachten öffentlichen Laternen, noch bei den in der Nähe wohnenden Privaten. Der zweite Fall betrifft eine Maschine von 1 1/2 Pferdekraft, die in einer Buchdruckerei aufgestellt ist. Der Compteur ist 80 Fuß weit von der Maschine in die Zweigleitung eingesetzt. Diese letztere selbst war anfangs direct von der 2'' engl. weiten Straßenleitung entnommen und in einer Stärke von 1 1/2'' engl. bis zur Maschine 135 Fuß weit geführt worden. Kaum war dieselbe im Gang, so beklagte man sich in dem gegenüberliegenden Gebäude über Zucken der Gasflammen. Der Druck in der 2'' weiten Straßenleitung beträgt während des größten Consums ca. 30 Millimeter, war somit zu gering, um der arbeitenden Maschine rechtzeitig eine genügende Menge Gas zu liefern. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, ließ die Gasanstalt zwischen Compteur und Maschine zwei Blechbehälter von je ca. 6 Kbkf. Inhalt einsetzen, in denen sich die durch das Ansaugen der Maschine verursachten Schwankungen abschwächen oder ganz aufheben sollten. Der Erfolg entsprach jedoch den Erwartungen nicht und man verlängerte daher die Zuleitung in einer Weite von 2'' bis zu der 6'' weiten Hauptleitung; dieß half vollständig. Die Länge der neuen Zuleitung, von der 6'' wetten Hauptleitung weg bis zur Maschine beträgt ca. 280 Fuß; der Druck in der Hauptleitung beträgt während des stärksten Consums 35 Millimeter. Blake's Steinbrechmaschine. Der Director Hockin der St. John del Rey Mining Company berichtet über eine Steinbrechmaschine von Blake, nach einer 6 monatlichen Erprobung Folgendes. Der Preis der Maschine betrug 180 Pfd. Sterling, hierzu kommen die Anschaffungskosten der Dampfmaschine, des Wagens und der Aufstellung, so daß die Anlagesumme 500 Pfd. Sterling erreichte. Durch die Maschine werden aber 55 Arbeiter entbehrlich gemacht, welche einen Jahreslohn von 600 Pfd. Sterling beanspruchen. Die Betriebskosten der Maschine belaufen sich per Jahr auf etwa 55 Pfd. Sterling, worin die Wartung eines Arbeiters eingeschlossen ist. Wenn auch noch für Zinsen und Amortisation des Anlagecapitals, eventuelle Reparaturen etc. der nöthige Abzug gemacht wird, so ist doch der Nutzen der Steinbrechmaschine ein bedeutender. (Nach dem Mining Journal durch Engineering, Januar 1870, S. 6.) Ueber Betrieb der Nähmaschinen. In einer kürzlich stattgefundenen Sitzung der polytechnischen Gesellschaft des American Institute gab Hr. Babcock im Verlaufe einer Discussion über eine zum Betriebe von Nähmaschinen mittelst Uhrwerk bestimmte Vorrichtung folgende interessante Angaben über einige von ihm selbst in dieser Richtung gemachte Erfahrungen zum Besten: „Schon vor längerer Zeit habe ich – so bemerkte der Berichterstatter – die Aufmerksamkeit auf die Thatsache hingelenkt, daß zum Betriebe der Nähmaschinen und anderer kleinerer Maschinen für häusliche Zwecke ein Motor nöthig sey und in Folge dessen wendeten sich eine Menge Erfinder an mich, welche alle unter irgend einer Form die Federkraft oder das Uhrwerk zu diesem Zwecke in Vorschlag brachten. Um über die Sache zu einer Entscheidung zu kommen, stellte ich eine Reihe von Versuchen an, in der Absicht, die zum Betriebe einer Nähmaschine für eine gewisse Zeit nöthige Federkraft zu bestimmen. Ich fand zuerst, daß zum Betriebe einer Wheeler- und Wilson-Maschine, bei einer mittleren Leistung von 600 Stichen pro Minute, ungefähr 550 Fußpfund oder 1/60 Pferdekraft nothwendig sey. Es war eine leicht laufende Familienmaschine und nur die Willcox und Gibbs-Maschinen fand ich leichter laufend.“ „Ich ging dann daran durch Versuche zu bestimmen, wie viel Fußpfund Arbeit man von einem Pfund Stahl (als Feder verarbeitet) erhalten könne. Diese Arbeit variirte natürlich mit der Form und Größe der Federn. Eine flache Feder von durchaus gleichem Querschnitte lieferte wenigstens ungefähr 25 Fußpfund, wenn sie bis zu ihrer Elasticitätsgrenze angespannt wurde, und eine schwache Uhrfeder ergab 125 Fußpfund unter ähnlichen Umständen. Aus einer großen Zahl von Versuchen gelangte ich zum Schlusse, daß nach der Art und Größe der Federn, welche für solche Arbeit erforderlich seyn würden, 45 Fußpfund im Mittel die Maximalleistung sind, auf die man mit Sicherheit rechnen könne.“ „Da nun aber wenigstens 20 Procent der Federkraft zur Ueberwindung der Reibungswiderstände in der zur Kraftübertragung erforderlichen Maschinerie aufgezehrt werden, so würde zum Betriebe einer Nähmaschine während einer Minute Zeit eine Feder nothwendig seyn, welche nicht weniger als 690 Fußpfund Leistung zu verrichten vermöchte, und zur Herstellung einer solchen Feder würden 15 Pfund Stahl erforderlich seyn, so daß man demnach zum einstündigen Betriebe einer Nähmaschine 900 Pfund Stahlfeder und zum zehnstündigen Betriebe 9000 haben müßte.“ „Nun ist aber wiederum die Arbeit, welche ein starker Mann an der Kurbel bei achtstündiger Tagesarbeit pro Minute zu leisten vermag, gleich 3000 Fußpfund; wenn er aber nur eine kurze Zeit hindurch arbeitet, so kann man füglich das Doppelte dieser Leistung, also 6000 Fußpfund pro Minute annehmen. Demnach würde ein starker Mann zum Aufwinden einer Feder, welche eine Nähmaschine zehn Stunden lang betreiben soll, allerwenigstens eine Stunde und zehn Minuten Zeit nöthig haben. Aus dieser Thatsache ist jedenfalls ersichtlich, daß eine Feder unter keinerlei Form für diesen Zweck geeignet ist, und daß es demnach noch eine Aufgabe für Erfinder ist, einen einfachen und billigen Motor für diese und ähnliche Zwecke, wo nur eine geringe Kraftleistung nöthig ist, zu construiren.“ (Nach Engineering, Januar 1870, S. 6.) Smith's Anfertigung von Schachteln, Büchsen u. dgl. aus Papierzeug. Richard Smith zu Shelbrooke in Canada nahm in England ein Patent auf eine Maschine zur Darstellung von Schachteln und anderen hohlen Artikeln direct aus Papierzeug. Der Mechanismus besteht im Wesentlichen aus zwei Stempeln, welche nach einander zur Wirkung gelangen, so daß sich zunächst der Zeug an den Seiten des inneren Kolbens anlegt und wenn gehoben, durch den äußeren Kolben verdichtet wird. Ist ein Gefäß vollendet, so wird es durch den Boden der Form entfernt. Unter den Stempeln befinden sich zwei hin- und hergehende Formen, welche abwechselnd gefüllt werden und zur Thätigkeit gelangen. (Practical Mechanics' Journal, November 1869, S. 180.) Ueber Metalllegirungen, von Dr. Matthiessen. Dr. Matthiessen theilt nach den Chemical News die Metalle in zwei Classen. Der ersten Classe (A) gehören an: Blei, Zinn, Zink und Cadmium. Der zweiten Classe (B) sämmtliche übrigen Metalle. Werden je zwei der vier Metalle aus A mit einander legirt, so zeigt die Legirung stets physikalische Eigenschaften, welche das Mittel derjenigen der beiden Bestandtheile sind. Blei und Zink bilden keine wahren Legirungen, indem Blei schon von 1,6 Proc. Zink, und umgekehrt Zink von 1,2 Proc. Blei gesättigt wird. Aehnlich verhalten sich Zink und Wismuth. Nach des Verfassers Ansicht sind Legirungen nicht als wahre chemische Verbindungen, sondern nur als innige Gemische anzusehen. Einige Ausnahmen davon mögen wohl stattfinden, so namentlich das Natriumamalgam, bei dessen Entstehung bekanntlich Wärme frei wird, was auch bei Platin oder Gold mit Zinn der Fall ist. Setzt man dagegen Blei zu geschmolzenem Zinn, so findet Abkühlung statt, und Kupfer löst sich im Zinn nur sehr langsam, obgleich die Legirung beider neue sehr bemerkenswerthe Eigenschaften besitzt. Die specifische Wärme derselben ist das Mittel aus den specifischen Wärmen der Bestandtheile. Was die Krystallform der Legirungen anbetrifft, so krystallisiren nach Crookes Antimonzinklegirungen mit einem Zinkgehalte von 43 bis 64 Proc. in einer anderen Form, als alle übrigen. Dasselbe gilt für die Legirung aus Gold und Zinn mit 27 bis 43 Proc. des ersteren Metalles. Die Kupferzinklegirungen dagegen haben sämmtlich dieselbe Krystallform. Somit können bestimmte Formen erhalten werden, wenn die Bestandtheile auch nicht in stöchiometrischen Verhältnissen zugegen sind. Das Wärmeleitungsvermögen des Kupfers wird durch Zusatz eines Metalles aus Classe A rasch verringert; dagegen ist das Wärmeleitungsvermögen der Bleizinnlegirung das Mittel aus den entsprechenden Eigenschaften der Bestandtheile. Die Metalle der Classe A sind sämmtlich schlechte Leiter der Elektricität, und in Legirung leiten sie die Elektricität im Verhältnisse ihrer Volumina. Die Metalle der Classe B dagegen haben, mit einander legirt, stets geringere Leitungsfähigkeit als dem Mittel entspricht. Ebenso verhalten sich Legirungen von Metallen aus der Classe A mit solchen aus der Classe B. In Bezug auf den Klang unterscheiden sich die Legirungen ebenfalls. Stäbe von Kupfer, von Zinn und von einer Zinnkupferlegirung haben einen dumpfen matten Ton. Kanonenmetell klingt klar und glockenartig. Auch Messing klingt sonor, Zink aber dumpf. (Chemisches Centralblatt, 1869, Nr. 5.) Ueber die Fortschritte und den derzeitigen Stand der Fabrication von Trocken-Preßsteinen (Briquettes) aus klarer Braunkohle; von Robert Jacobi, Civilingenieur in Halle a. S. Die Schwierigkeiten welche das massenhafte und für die Sicherung der Leistungen nothwendig gleichmäßige Trocknen der Kohle bisher geboten hat, sind durch die neuesten Ausführungen meiner Trocken-Oefen in befriedigendster Weise beseitigt. Dieselben sind zwar in der Beschaffung theurer als andere zu diesem Zwecke bisher angewendeten Vorrichtungen; sie arbeiten aber ohne jede menschliche Beihülfe, verbrauchen als Wärmequelle nur den Rückgangsdampf der Betriebsmaschinen und sind sehr dauerhaft. Sie liefern ferner die getrocknete Kohle in leicht zu regulirender Weise stets genau in dem Trockenheitsgrade, welcher ihrer Preßnatur am besten entspricht und schließen Feuersgefahr vollständig aus. Die Construction der Presse, der ihr zugehörigen Betriebsmaschine und sämmtlicher Betriebsvorrichtungen ist dahin vervollkommnet, daß pro Arbeitstag 60–75,000 Steine mit einer Presse fabricirt werden können, ohne die Sicherheit der Leistung oder die Qualität der Steine in Frage zu stellen. Die maschinellen Einrichtungen für Sortirung und Transport der grubenfeuchten und der getrockneten Kohle sind ebenfalls dahin vervollkommnet, daß an menschlicher Beihülfe nur die Bedienung der Dampfkessel, das Aufgeben der feuchten Kohle auf die Trocken-Oefen, das Pressen der trockenen Kohle (je ein Mann per Schicht) und das Verladen der Steine auf die Transportwagen oder in den Vorrathsraum (3–4 Mann per Schicht) erübrigt. Ihrem Wesen nach können diese Arbeiten nie anders als von Menschenhand verrichtet werden, so daß in jeder Beziehung ein hoher Grad technischer Vollendung für diese Fabrication erreicht ist. Abzüglich der Sonn- und Festtage, sowie derjenigen Wochentage, auf welche zufällige Stillstände durch Wechsel der Formen, Reparaturen etc. fallen mögen, können per Jahr 290 volle Arbeitstage angenommen werden. Je nach Beschaffenen der Kohle, d.h. je nachdem dieselbe mild, bitumenreich und rein, oder hart, bitumenarm und mehr oder weniger unrein ist, Es ist mir jüngstens gelungen, Verunreinigungen durch Sand in eben so einfacher als billiger Weise zu beseitigen, so daß auch ein Vorkommen von 10 und mehr Proc. Sand nicht mehr als Hinderungsgrund der Verpressung anzusehen ist.J. R. liefert eine Presse bei der vorn angegebenen Leistung per Tag, daher per Jahr 17–22,000,000 Preßsteine. Nach Lage der Fabrik (ob näher oder ferner von Eisenbahn oder größeren Verbrauchssteller.) und nach den Preisen der concurrirenden Brennstoffe, sowie nach dem Brennwerthe der verpreßten Kohle kann der Preis von einem tausend Preßsteine auf 1 1/4–1 2/3 Thaler loco Etablissement angenommen werden. Der Werth der Jahresproduction beträgt daher im ungünstigen Falle, wo ungünstige Lage, geringwerthige Kohle und geringes Fabricationsquantum mit niederen Concurrenzpreisen zusammen treffen, 21,250 Thlr., im günstigen Falle, wo gute Kohle, günstige Lage, großes Fabricationsquantum und höhere Concurrenzpreise obwalten, 36,666 Thlr. Die Gesammt-Herstellungskosten dieses Werthes können nach dem Preise der Rohkohle von 12–17,000 Thlr. schwanken, so daß, conform diesen Verhältnissen, ein Brutto-Ueberschuß von ca. 9–19,000 Thlr. verbleiben muß. Die Anlagekosten einer Preßsteinfabrik von angeführter Leistungsfähigkeit betragen 30–33,000 Thlr, je nach dem Stande der Eisen- und Baumaterialien-Preise. Der schon angedeutete hohe Vollkommenheitsgrad der gesammten zugehörigen Maschinen und Apparate macht es mir möglich, für die angeführten Leistungen nach Maßgabe der Beschaffenheit der Kohle jede Garantie zu übernehmen. Auf Wunsch und nach Angabe der vorliegenden Verhältnisse bin ich gern bereit, Zeichnungen von Anlagen, specielle Anschläge über Bau- und Betriebskosten n. s. w. mitzutheilen, wie auch aus einzusendender Kohle Probe-Preßsteine herzustellen. Zu einem Tausend Preßsteine sind ca. 4 Tonnen Preßkohle und zur Erzeugung der erforderlichen Triebkraft ca. 1 1/4 Tonnen Brennkohle erforderlich. Eine Presse verarbeitet daher per Jahr ca. 90–125,000 Tonnen Rohkohle. Auffindung von Diamanten in Böhmen. Herr Dr. A. Schafarik, Professor der Chemie am böhmischen polytechnischen Landesinstitute, veröffentlicht unter dem 15. Januar dieses Jahres in einer Prager Zeitung folgende Nachricht. Acht Meilen nordwestlich von Prag, zwischen der Eger und dem Mittelgebirge, liegen westlich von Libochovitz die Granatgruben von Dlaschkovitz, welche dem Grafen v. Schönborn gehören, seit langem ausgebeutet werden und schon lange wissenschaftlich bekannt und von Professor A. E. Reuß beschrieben sind. Etwa 1/2 bis 1 Klafter unter dem Acker- und Lehmboden liegt dort auf den horizontalen Schichten des Plänerkalkes eine Reihe ausgedehnter flacher Mulden, die sich vom Basaltgebirge nach rein Flusse zu senken und von einer 1 bis 2 Klafter mächtigen Geröllschichte ausgefüllt sind. Das Gerölle besteht vorwiegend aus Brocken von Basalt, daneben noch Gneis, Sandstein, Plänerkalk, und ist gemengt mit Sand und Grus. Letzterer führt neben vorwiegenden Quarzkörnern auch kleine Körner verschiedener Edelsteine, namentlich Pyrop (sogenannten böhmischen Granat), Zirkon, Spinell (sowohl rothen – sogenannten Rubis-Balais, als schwarzen – sogenannten Pleonast), Corund (gewöhnlich blaugrau, unreinen sogenannten Sapphir), Chrysolit, und (selten) Turmalin. Von diesen wird nur der Pyrop durch Graben, Waschen und Auslesen des Sandes gewonnen und verschlissen, die übrigen wegen ihrer Unreinheit nicht beachtet; höchstens gelangt hie und da etwas davon in Mineraliensammlungen. Die Frau Gräfin von Schönborn läßt indeß die seltenen, etwas ansehnlicheren Exemplare der letztgenannten Edelsteine sammeln, schleifen und zu kleinen Bijoux fassen, um sie als böhmische Souvenirs zu verwenden, deren Hauptwerth natürlich in ihrer relativen Seltenheit liegt. Unlängst kam nun unter mehreren derlei Steinchen eines in die Schleiferei, welches die Aufmerksamkeit der Steinschleifer dadurch erregte, daß es nicht nur vom Smirgel nicht angegriffen wurde, sondern im Gegentheile die Schleifscheibe angriff. Der Glanz des Steinchens erregte die Vermuthung, daß es Diamant sey. Hr. Hauptcassier Maschek brachte dasselbe nach Prag zu Hrn. Professor Krejtschi. Mein College zeigte mir den Stein am 12. d. M. und hat mich ihn chemisch zu untersuchen, da dieß doch die meiste Sicherheit gebe. Es war uns zwar beiden unwahrscheinlich, daß der Stein Diamant sey, wahrscheinlicher Corund oder Chrysoberyll; um ihn jedoch nicht ohne Noth zu beschädigen, beschloß ich, vorher die physikalischen Eigenschaften genau zu untersuchen. Nachdem eine vorläufige Bestimmung des spezifischen Gewichtes ein ungünstiges Resultat ergeben hatte, nahm ich den Stein nach Hause, um seine Härte zu prüfen. Er ritzte Topas, Zirkon, Spinell und Chrysoberyll mit Leichtigkeit; hierauf nahm ich einen blauen sibirischen Corund (den härtesten Stein nächst Diamant), auch dieser wurde tief und kräftig geritzt. In größter Spannung ergriff ich nun einen braunen ostindischen Diamant und versuchte das Steinchen zu ritzen, aber nach längerem kräftigen Reiben blieb dasselbe gänzlich unversehrt. Es war somit Diamant. Sogleich eilte ich in mein Laboratorium und nahm nochmals mit möglichster Sorgfalt das specifische Gewicht; im Mittel aus zwei Versuchen fand ich 3,53, vollkommen dasjenige des Diamants. Auch die übrigen physikalischen Versuche ergaben die Eigenschaften des Diamants. Die chemische Untersuchung war überflüssig geworden. Der erste böhmische Diamant, von mir als solcher erkannt, wiegt genau 57 Milligramme oder 1/4 Karat, ist licht weingelb, und hat annähernd Würfelform mit stark verstümmelten Ecken und Kanten, auch sehr unebenen, aber dennoch glatten und glänzenden Flächen. Der kleinste Durchmesser ist 2 1/2, der größte 4 Millimeter; auf der einen Seite besitzt er einen einspringenden Winkel, was beweist, daß er ein unvollkommen ausgebildeter Zwillingskrystall ist; auf einer zweiten Fläche trägt er mehrere tiefe scharfkantige glatte Eindrücke von anderen Krystallen, in deren Nähe er sich gebildet hat; unter einem starken Mikroskope sieht man die Mehrzahl der Flächen von zahlreichen Parallelen Streifen (Krystallkanten) bedeckt, gemengt hie und da mit dreieckigen Vertiefungen und spiegelglatten, außerordentlich glänzenden vorragenden Octaëderflächen (bis 0,2 Millimeter groß). Durch Reiben wird der Stein stark positiv elektrisch. Beim Erwärmen auf etwa 150° C. konnte ich im Dunkeln keine Phosphorescenz bemerken; aber diese kann beim Aufkitten behufs des Schleifversuches durch die Erhitzung zerstört worden seyn. Im polarisirten Lichte spielt er Farben, wie schon Hr. Prof. Krejtschi bemerkt hatte, was sonst octaëdrisch krystallisirte Körper nicht thun; aber schon Sir David Brewster hat diese Anomalie beim Diamanten beobachtet, und auch ich fand, daß ein kleiner grüner Diamant aus Brasilien, den ich zum Vergleiche nahm, noch stärkere Farben zeigte als unser böhmischer. Mikroskopische Höhlungen oder Einschlüsse konnte ich nicht bemerken. Was die Härte betrifft, so sind bekanntlich nicht alle Diamanten gleich hart; es gibt welche, die jedem Schliffe widerstehen (holländisch Divelsteene, d. i. Teufelsteine genannt). Der ostindische gilt für hinter als der brasilianische, und wird daher vorwiegend zum Glasschneiden verwendet. Es ist nun interessant, daß der böhmische hierin dem ostindischen gleicht; die beiden hatten einander nichts an; während dagegen ein spitziger brasilianischer Splitter, womit ich unseren Stein anhaltend und stark rieb, gänzlich seine Spitze verlor, ohne daß der böhmische Stein unter dem Mikroskope eine Spur eines Ritzes zeigte. Diamanten wurden bisher gefunden: 1) in Ostindien, und zwar in zwei getrennten Gegenden Vorderindiens, ferner auf den Molucken: Borneo, Celebes, Java – dort überall seit den ältesten Zeiten; 2) in Brasilien, seit 1728 bekannt; 3) am Ural 1829, während Humboldt's sibirischer Reise, zuerst in Krestowozdwitzensk, östlich von Perm, also auf europäischer Seite, später (bis 1839) noch an drei anderen Orten, wovon 1 auf europäischer, 1 auf asiatischer Seite, 1 in dem ganz vom Gebirge umschlossenen Thale von Miask, berühmt durch seinen Mineralreichthum: 4) bald nachher in Mexico (Sierra Madre); 5) in Nordamerika, 1847 bis 1850 in Carolina und Georgia, später in Californien; 6) in Australien (Colony Victoria) 1860; 7) endlich 1867 in Südafrika, nördlich von der Capcolonie. Hieran reiht sich als 8) und erste, eigentlich europäische Fundstätte Böhmen. Dieselbe ist wichtig für die Frage nach dem räthselhaften Ursprunge des Diamanten, welchen Brewster, Liebig und andere bedeutende Forscher in der organischen Natur zu suchen geneigt sind, weil Diamant bis jetzt nur in älteren sedimentären Schichten vorkommt und bei sehr starker Hitze verkohlt; in Dlaschkovitz haben wir ihn gesellt mit Mineralien, welche entschieden ursprünglich im plutonischen Basalt eingewachsen waren, finden auch nirgends in der Nähe jene Gesteine, welche den brasilischen, uralischen und indischen Diamant begleiten. Zum Schlusse noch eine Bemerkung. Bei dem skeptischen Zuge unserer Zeit muß man auf Zweifel am Dlaschkovitzer Funde gefaßt seyn; auch über die ersten uralischen Funde wurde ausgestreut, man habe absichtlich geschnittene brasilische Steine dem Sande beigemengt, und doch sind laut eines Berichtes des berühmten Montanisten Zerrenner, Inspector der Krondiamantwäschereien, 1829 bis 1847 daselbst 64 verschiedene rohe Diamanten gefunden worden. Ueberlassen wir also die Zweifler dem Zweifel und uns der Freude am Funde, welchem nun, bei einmal geweckter Aufmerksamkeit, gewiß früher oder später andere folgen werden, sicher nicht häufige, sonst wären sie schon früher geschehen.Dr. Schafarik theilt in einem Schreiben an H. Sainte-Claire Deville (Comptes rendus, t. LXX p. 397, Februar 1870) mit, daß er den Stein von Dlaschkovitz, um jeden Zweifel zu heben, nun vor einer Kommission der chemischen Prüfung unterworfen hat, welche den aus den physikalischen Eigenschaften gezogenen Schluß bestätigte. Fünf Splitter des Steines, welche zusammen 2 Milligramme wogen, verschwanden in weniger als 15 Secunden in einer mit Sauerstoffgas gefüllten Verbrennungsröhre, welche mit Barytwasser abgesperrt war.A. d. Red. Das Vorkommen von Diamanten in Australien. In der letzten Zeit ist das Vorkommen von Diamanten mit einigen anderen Edelsteinen in Australien in mehreren Blättern angezeigt worden; der nachfolgende Auszug aus einem Schreiben von Dr. Bleasdale in Melbourne, welcher die Entdeckung von Diamanten in Neu-Süd-Wales bestätigt, verdient daher Verbreitung in weiterem Kreise. Dr. Bleasdale schreibt von Victoria-chambers unter dem 4. October 1869 Folgendes an die Redaction des Mining Journal in London: „Es ist keinem weiteren Zweifel unterworfen, daß werthvolle Diamanten-Gruben im Districte Mudgee, im Herzen von Neu-Süd-Wales betrieben werden. Die Anzahl der aus dem Cudgeegong Creek, welcher sich am Rande der die kleine Stadt Mudgee enthaltenden Ebene hinzieht, in Melbourne eingetroffenen Diamanten beträgt bereits einige Hundert. Mehrere derselben sind von mir, andere von mir und von Hrn. Crisp, einem wohlbekannten Juwelier in Melbourne, untersucht und im Allgemeinen von mehr als durchschnittlicher Qualität, im Gewichte aber von 1/4 Grain bis 5 5/8 Karat befunden worden. Letzterer ist der größte von allen und da er einen außergewöhnlich schönen Krystall bildet, so wurde er von der Bank von Neu-Süd-Wales für den Preis von 111 Pfund Sterl. (circa, 740 Thaler) angekauft, und soll mit der nächsten Post zum Schneiden an Hrn. Harry Emanuel gesendet werden.“ In einem anderen Berichte heißt es, daß bei Armidale ein angeblicher Diamant gefunden, der größer als der Koh-i-noor, aber bei näherer Untersuchung als bloßer Bergkrystall erkannt worden sey. Im Mudgee-Districte wurde in 60 Fuß Teufe unter einer 12 bis 18 Zoll mächtigen goldführenden Conglomerat-(Cement-) Schicht eine 1 bis 3 Fuß mächtige Ablagerung von Waschsand (wash-dirt) ersunken, in welcher sich die Edelsteine finden. Zu Ballarat in Victoria erhielt Hr. Hunt den schönsten, obwohl nicht den größten Rubin (ruby) von denjenigen, welche man in der Colonie Victoria aus den Waschabgängen (tailings oder Schlämmen) der Gruben Band and Albion Consols gewonnen hat. Man beabsichtigt zur Erleichterung und größeren Ausdehnung der Edelsteingewinnung in Australien eine, mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Eigenschwere der mit den Edelsteinen vorkommenden Mineralien hergestellte Separations-Maschine zum Verwaschen des dieselben enthaltenden Sandes und sonstigen Haufwerkes in Auwendung zu bringen und die Erwerbsquellen der Colonie wesentlich dadurch zu fördern. Bt. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1870, Nr. 4.) Nachweisung des Schwefelkohlenstoffgehaltes im Steinkohlenleuchtgase; von A. Vogel. Der Schwefelgehalt der Steinkohlen ist bekanntlich Veranlassung, daß das daraus gewonnene Leuchtgas stets in größeren oder geringeren Mengen Schwefelwasserstoffgas enthält. Neuerer Zeit ist indeß die Reinigung des Leuchtgases eine so vollständige, daß man vom Schwefelwasserstoffgas im Leuchtgase kaum Spuren zu entdecken vermag; im Münchener Leuchtgase wenigstens zeigt sich in der Regel auch nach mehrstündiger Einwirkung auf essigsaures Bleioxyd keine Reaction. Neben dem Schwefelwasserstoffgas bildet sich aber bei der Destillation schwefelhaltiger Steinkohlen stets auch Schwefelkohlenstoff, welcher durch die gewöhnlichen Reinigungsvorrichtungen nicht entfernt werden kann und daher ein Begleiter des Leuchtgases ist. Da der Gehalt an Schwefelkohlenstoff im Leuchtgase selbstverständlich doch meistens nur ein geringer seyn kann, so ist es nicht immer leicht dasselbe mit Bestimmtheit nachzuweisen. Zu den mannichfachen in dieser Beziehung angegebenen Methoden möchte ich noch eine weitere hinzufügen, welche nach meinem Dafürhalten entsprechende Resultate gewährt. Das Verfahren beruht ganz einfach auf der Bildung von Schwefelkupfer durch die Einwirkung des schwefelkohlenstoffhaltigen Leuchtgases auf metallisches Kupfer. Zu dem Ende wurde von Schwefelwasserstoffgas vollkommen gereinigtes Leuchtgas durch ein Kugelrohr über glühende Kupferstreifen geleitet. Nachdem ungefähr während vier Stunden ein ununterbrochener Gasstrom darüber geleitet worden war, hatten die ursprünglich metallisch glänzenden Kupferstreifen eine irisirende Oberfläche angenommen. Die mit Wasser verdünnte Auflösung derselben in Salpetersäure zeigte mit Chlorbaryum nach einigem Stehen einen deutlichen Niederschlag von schwefelsaurem Baryt. Es bedarf kaum der besonderen Erwähnung, daß das zum Versuche verwendete metallische Kupfer sowohl als die Salpetersäure sich beim Vorversuche ganz frei von Schwefel und Schwefelsäure ergeben hatte. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 20.) Ueber die Einwirkung von Chlor auf absoluten Alkohol bei Sonnenlicht; von G. Streit und B. Franz. Behufs der Darstellung von Chloralhydrat leiteten wir gut getrocknetes Chlor in absoluten Alkohol. – Bei Anwendung eines kräftigen Gasstromes erhitzte sich der Alkohol bald bis zu 62° C., worauf die Temperatur constant blieb. Während dieses Zustandes fiel zufällig ein Sonnenstrahl auf den Kolben, in welchem sich der Alkohol befand. Eine sofort eintretende, mit einem schwachen Knalle verbundene Detonation erregte unsere Aufmerksamkeit. Bei fortdauernder Bestrahlung erfolgten die Detonationen rasch hinter einander, mit Feuererscheinungen an der Stelle wo die Gasblasen in den Alkohol eintraten. Dabei erstreckte sich mehrfach die Feuererscheinung mehrere Zolle im Einleitungsrohre hinauf, so daß sie dem Leuchten der Geißler'schen Röhren ähnelte. Zugleich mit diesen Detonationen schwärzte sich der Alkohol bis zur völligen Undurchsichtigkeit, und aus ihm setzte sich im Ruhezustande ein schwarzes Pulver ab. Nach und nach steigerte sich nun die Temperatur bis zu 78° C., während dessen immer noch die Erscheinung beliebig hervorgebracht werden konnte. Das Phänomen blieb ganz dasselbe, ob directes oder gespiegeltes Licht angewendet wurde. Das erwähnte schwarze Pulver, welches wahrscheinlich Kohlenstoff ist, sowie die anderen flüssigen, höchst widerlich riechenden, roth gefärbten Producte, konnten nur wegen Mangel an Zeit noch nicht näher untersuchen. (Journal für praktische Chemie, 1869, Bd. CVIII S. 61.) Verfahren zur Gewinnung der im Krapp enthaltenen Oxalsäure; von Pernod. Dieses Verfahren gestattet die Rückstände der Garancin-Fabrication zu benutzen. Der Krapp enthält oxalsauren Kalk, welcher durch die zum Ertragen des Garancins angewandte Salzsäure oder Schwefelsäure zersetzt wird. Bisher ging die so frei gemachte Oxalsäure ganz verloren. Man leite diese Flüssigkeiten in Behälter und sättige sie mit Kalkhydrat, wodurch man einen reichlichen Niederschlag von oxalsaurem Kalk erhält. Derselbe wird gesammelt und dann mit einer nach der verarbeiteten Krappmenge berechneten Quantität Schwefelsäure behandelt. Bringt man hernach die Masse auf ein Wollfilter, so bleibt der schwefelsaure Kalk zurück und man erhält eine Lösung von Oxalsäure, welche man in bleiernen Pfannen abdampft, um die Oxalsäure in Krystallen zu erhalten; letztere wird einigemal umkrystallisirt, um sie von der mitgerissenen Schwefelsäure zu reinigen. (Moniteur de la teinture, Januar 1870, S. 10.) Jodgrünfärberei auf Wolle; von Theodor Peters in Chemnitz. Der Moniteur scientifique vom 15. November 1869 theilt bezüglich des von mir veröffentlichten Verfahrens zum Jodgrünfärben auf Wolle,In diesem Bande des polytechn. Journals S. 275 (erstes Februarheft 1870). einige Veränderungen in der Lösung des Jodgrünteiges mit, welche gewissermaßen bessere Resultate gegen die ursprünglich angegebene Lösung erzielen lassen. Es wird daselbst von den HHrn. Kalle und Comp. in Biebrich gesagt: „1) Wenn der Arbeiter nicht genau operirt, löst sich das Grün nicht vollständig in saurem Wasser und es entsteht dadurch ein Farbstoffverlust. 2) Der Farbstoff löst sich nicht vollständig und man ist genöthigt das Färbebad zu filtriren, was eine unangenehme Operation ist.“ Nach den früheren Angaben bleibt ein geringer Rückstand, den man aber sofort als Jodgrünteig wieder erkennen wird, der nicht gelöst war oder wieder ausgeschieden wurde und der, zu neuen Lösungen genommen, sich vollständig ausnutzen läßt, so daß jeder Verlust vermieden wird. Das Filtriren des Färbebades ist nicht nöthig, wenn man die filtrirte Lösung zum Färbebad nimmt, und erzielt man die schönsten und reinsten Nüancen, wie dieß im Großen constatirt wurde. Die Lösung von circa 25 Pfd. wurde nach und nach in folgenden Proportionen vorgenommen:        5 Pfd. Jodgrün in Teig mit 10 Pfd. kaltem Wasser zerrührt, mit 1/2 Pfd. engl. Schwefelsäure gelöst und unter Rühren noch 90 Pfd. kaltes Wasser hinzugefügt; ferner mit 3 Pfd. Salmiakgeist von 0,920 specif. Gewicht alkalisch gemacht und durch ein wollenes Tuch filtrirt, gibt circa 100 Pfd. Jodgrün flüssig pro Wolle und repräsentirt die Lösung, mit welcher ich die Proportionen des Imprägnations- und Grünerzeugungsbades angegeben habe. Die Rückstände nach dem Filtriren wurden bei der zweiten Lösung sofort verwendet, so daß also schließlich noch eine Lösung vom Rückstand gemacht werden konnte. Auf diese Weise wären die Uebelstände, auf welche von den genannten Herren aufmerksam gemacht wurde, leicht zu beseitigen. Was nun die von den HHrn. Kalle und Comp. gleichzeitig angegebene Lösungsart anlangt, nach welcher Jodgrünteig in 1–2 Thln. kaltem Wasser verdünnt und mit 6–8 Thln. Spiritus gelöst wird, so gibt diese eine vollständigere Lösung, die, wie richtig bemerkt wurde, allerdings ein sehr sorgfältig bereitetes Product von Jodgrünteig voraussetzt. Es könnten nur die Mehrspesen des Spiritus in Betracht kommen, doch wird dagegen sich Jeder seine Calculation machen, der größere Mengen verfärbt. Das Filtriren dürfte dabei noch zu empfehlen seyn, um etwaigen unliebsamen Ausscheidungen von Farbstoff an Stellen wohin sie nicht gewünscht werden, auszuweichen. Diese Lösung soll nun nach der Mittheilung im Moniteur scientifique dem Imprägnationsbade zugesetzt werden, „welches auf 2 Pfd. Jodgrünteig 2 Pfd. Wasserglaslösung von 30 Proc. enthalten soll, und alsdann wird weiter im Grünerzeugungsbad, wie früher angegeben, manipulirt.“ Die auf diese Weise dargestellten Nüancen sind rein mit bläulichgrünlichem Stich wegen der energischen Reaction des Alkali des Wasserglases, die beim Imprägniren mehr Pikrinsäure zurückhält. Ich habe nun wiederholt gefunden, daß gerade das Ammoniak in einem geringen Ueberschuß die besten Imprägnationen gab, die dann die reinsten und egalsten Nüancen lieferten, und wählte deßhalb auch das Alkalisiren mit Ammoniak und habe dieß auch wieder bestätigt gefunden, als ich obige Lösung des Jodgrünteiges in Spiritus mit Salmiakgeist versetzte und diese Lösung zum Imprägniren benutzte. Ebenso vortheilhaft ist, das Grünerzeugungsbad durch Sättigen mit Ammoniak in das Imprägnationsbad umzuwandeln, sobald sich viel Farbstoff angesammelt hat. – Noch sattere Nüancen erhält man beim Färben, wenn man folgende Jodgrünteiglösung dazu benutzt:        5 Pfd. Jodgrün in Teig, zerrührt mit 10 Pfd. kaltem Wasser, dazu 20 Pfd. Spiritus und 2 1/2 Pfd. Salmiakgeist von 0,920 specif. Gew. Das Gemisch ist der Vorsicht wegen zu filtriren. Man färbt nun auf die früher angegebene Weise, wozu man das Imprägnations- und Grünerzeugungsbad benutzt. Anstatt dort angegebener 50 Pfd. Jodgrün flüssig für Wolle nimmt man von der Jodgrünteiglösung nur 16–18 Pfd. proportional und imprägnirt bei 60–70° R. kürzere oder längere Zeit, je nachdem man hellere oder dunklere Nüancen zu färben wünscht, geht dann bei 40–45° R. in's Grünerzeugungsbad und bleibt mit Waare oder Garn so lange darin, bis das geübte Auge beim Umziehen keine Unegalitäten mehr entdeckt. Alsdann wird gespült, aufgerahmt oder bei circa 40–50° R. über dem Calander passiren gelassen; dieß gibt das beste Endresultat dieses Färbeprocesses. Bezüglich der Appretur – wenn diese mit gemischten oder einfarbigen Waaren vorgenommen wird – ist ebenfalls niedrige Temperatur einzuhalten. (Deutsche Industriezeitung, 1889, Nr. 50.) Entdeckung eines neuen Holz-Farbstoffes. Die zufällige Entdeckung eines Farbstoffes, der in Bezug auf Schönheit und Lustre der Farben den Anilinfarben vollkommen gleichkommen, letztere aber durch Dauerhaftigkeit und Billigkeit weit übertreffen soll, macht in England viel Aufsehen, und liegen bereits von anerkannt tüchtigen Männern der Wissenschaft und der Industrie die besten Atteste vor. Die Geschichte der Entdeckung dieses äußerst werthollen Farbstoffes ist kurz folgende: Ein Hr. John Walker, Maschinenfabrikant in London, war seit mehreren Jahren mit Construction und Bau von Holzzerkleinerungsmaschinen beschäftigt und probirte hierzu alle möglichen in- und ausländischen Hölzer. Unter letzteren kam ihm ein, ihm bis dahin unbekanntes, nasses Holz unter die Hände, das beim Bearbeiten die Maschine mit einem dunklen Saft überzog und die Kleider der Arbeiter bespritzte, welche letztere sich vergeblich bemühten, die Flecken aus den Kleidern wieder herauszubringen. Hr. Walker erkannte in dieser Flüssigkeit sofort die Basis eines werthvollen Farbstoffes und verschaffte sich einige Tonnen dieses Holzes, das an der westlichen Küste von Afrika, sowie in Westindien in großen Quantitäten vorkommen soll. Das Holz wird zu einer gewissen Jahreszeit im Safte gefällt, wie gewöhnliches Farbholz zerkleinert und dann verschiedenen Manipulationen unterworfen. Die ausgesuchten, Farbstoff enthaltenden Holzfasern werden in einem Sack eine bestimmte Zeit lang in Wasser gekocht, dann unter einer besonders construirten hydraulischen Presse ausgepreßt, wodurch man den Farbstoff erhält, der dann in gläsernen Abdampfgefäßen und Kesseln, die mit einem metallenen Mantel umgeben sind, noch verschiedenen Evaporationsprocessen unterworfen wird, und so erhält man den Grundstoff zu den verschiedenen Farben, welche letztere hauptsächlich durch den angewandten Hitzegrad bedingt werden. – Ueber die Schönheit und Mannichfaltigkeit dieser Farben herrscht nur eine Stimme und auch die Dauerhaftigkeit derselben soll hinlänglich erprobt seyn Die glücklichen Entdecker, Walker und Comp., Mansellstreet, Aldgate, London, haben bereits in den meisten Staaten Patente hierfür erwirkt und sollen bereits mit mehreren Firmen des Continents wegen Ausbeute der resp. Patente in Verbindung stehen. (Mechanics' Magazine, Januar 1870, S. 73; Industrie-Blätter, 1870, Nr. 8.) Die Giftigkeit einiger der Phenylgruppe angehörenden chemischen Producte; von P. Guyot. Der Verfasser kam bei seinen Untersuchungen zu folgenden Schlüssen: 1) Phenylsäure wirkt auf die Haut und verursacht Zufälle, welche durch Entzündung und Geschwulst charakterisirt sind. 2) Phenol wirkt bei niedriger Temperatur langsam, aber um so rascher und lebhafter, je höher die Temperatur ist. 3) Reine Rosolsäure und reines Corallin sind nicht giftig und äußern keine Wirkung auf die Epidermis; in unreinem Zustande dagegen sind beide Körper Gifte. 4) Die Rosolsäure kann auf die Oberhaut einwirken durch einen Gehalt entweder an Schwefelsäure, oder an Rosol, je nach ihrer Bereitungsweise. 5) Das mit unreiner Rosolsäure und überschüssigem Ammoniak dargestellte Corallin ist giftig, wenn es in den thierischen Organismus gelangt; es wirkt dann durch das in ihm enthaltene Anilin; auf die Haut aber übt es keine Wirkung aus. 6) Das wie in den beiden anderen oben erwähnten Fällen dargestellte Corallin wirkt auf die Haut durch seinen Gehalt an Phenol. 7) Die unreine, schädlich wirkende Rosolsäure kann mittelst Benzol gereinigt werden. (Comptes rendus, t. LXX p. 134; Januar 1870.) Eierausfuhr aus Frankreich. Das Journal d'agriculture pratique gibt eine vergleichende Uebersicht über den Eierexport Frankreichs innerhalb der ersten 10 Monate der Jahre 1862–66, woraus die starke, gleichmäßige Zunahme dieses Exportes hervorgeht. Wir geben daraus das Wesentliche. Es betrug nämlich der Werth der exportirten Eier in den 10 Monaten des Jahres: 1862       14,674,000 Frcs. 1863 20,357,000 1864 24,600,000 1865 32,345,000 1866 38,021,000 Somit in fünf Jahren ungefähr das Dreifache der anfänglichen Zahl. Berichtigung, In der Beschreibung der elektrischen Ausrückvorrichtung für Strumpfwirkerstühle von Radiguet und Lecêne im vorhergehenden Heft lese man Seite 308 Zeile 15 von unten, „durch Einstellung des Hebels B, B, statt „durch Schiefstellung.“