| Titel: | Fallhammer mit Schießpulverbetrieb. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. IV., S. 13 | 
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                        IV.
                        Fallhammer mit Schießpulverbetrieb.
                        Nach Engineering, Januar 1870, S.
                              								45.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Fallhammer mit Schießpulver-Betrieb.
                        
                     
                        
                           In Bd. CXCIII S. 356 dieses Journals wurde der Erfindung von Th. Shaw in Philadelphia gedacht, Schießpulver als bewegende
                              									Kraft für Rammen und auch Schmiedehämmer zu benutzen. Die später bekannt gewordenen
                              										Versuche,Referent theilt nachstehend die von Capitän Wood,
                                    											Oberingenieur der Vereinigten Staaten, und sechs namhaften amerikanischen
                                    											Ingenieuren durchgeführten Versuche über Shaw's
                                    											Pulverramme mit, welche im Juni 1869 in Philadelphia angestellt wurden.Die Anordnung der Rammmaschine ist bereits früher beschrieben worden, weßhalb
                                    											hier nur bemerkt wird, daß der Kopf des einzutreibenden Pfahles durch eine
                                    											30 Zoll hohe gußeiserne Kappe geschützt wurde. Im oberen Theil derselben
                                    											befand sich eine Bohrung von 4 1/2 Zoll Weite und 18 Zoll Tiefe, in welcher
                                    											das untere Ende des Rammkolbens die Explosion der eingelegten Patrone
                                    											verursachte. Diese bewirkte, daß der Rammbär auf 7 bis 9 Fuß Höhe wieder
                                    											zurückgeschleudert und durch den dabei entstehenden Rückstoß der Pfahl in
                                    											die Erde eingetrieben wurde. Das Rammgewicht betrug 675 Pfund; der Pfahl
                                    											hatte 12 Zoll Durchmesser und eine Länge von 32 Fuß.Nachdem der Pfahl mit seinem unteren zugespitzten Ende eingestellt worden
                                    											war, wurde er durch 8 Schläge um 36 Zoll eingetrieben.Die nächsten innerhalb 15 Secunden gegebenen 9 Schläge trieben den Pfahl um
                                    											20 1/2 Zoll weiter.12 Schläge in 15 Secunden brachten den Pfahl um 22 1/2 Zoll tiefer; die
                                    											folgenden Schläge um 30 1/2 Zoll.Der Rammbär wurde von nur 1 Fuß Höhe zur Wirkung gebracht; das Eindringen des
                                    											Pfahles auf einen Schlag betrug 1 Zoll.Die Versuche wurden mit um die Hälfte schwereren Patronen fortgesetzt, durch
                                    											deren Explosion der Pfahl auf einen Schlag um 5 1/2, auf fernere zwei
                                    											Schläge um 12 1/2 Zoll weiter getrieben wurde; der vierte Schlag förderte
                                    											den Eintrieb um 4 5/8 Zoll.Ohne Patrone trieb der von 8 Fuß fallende Rammbär den Pfahl um 13/16 Zoll
                                    											tiefer; dabei wurde ein harter Eichenklotz auf die Eisenkappe des Pfahles
                                    											gelegt, auf welchen der Rammkolben stieß.Bei einer Fallhöhe von 9 Fuß 6 Zoll, aber Einschaltung der Patrone, ging der
                                    											Pfahl um 4 3/8 Zoll vorwärts.Um nun auch die Schnelligkeit der auszuübenden Schläge kennen zu lernen,
                                    											brachte man es dahin, in 1 1/4 Minute 55 Schläge zu geben, welche den Pfahl
                                    											um 10 Fuß 6 Zoll eintrieben. 11 Schläge rückten denselben um 26 1/2 Zoll,
                                    											weitere 29 Schläge innerhalb 40 Secunden um 9 Fuß 2 Zoll vor.Nach Vollendung der Arbeit wurde die gußeiserne Haube weggenommen und der
                                    											Kopf des Pfahles vollkommen unversehrt gefunden; das Eintreiben fand in
                                    											einem harten, steifen Boden statt. welche von angesehenen Sachverständigen in Amerika mit einer Rammmaschine angestellt wurden,
                              									berechtigen zu der Erwartung, daß von der außerordentlichen Explosionskraft des
                              									Schießpulvers endlich eine nützliche Verwendung zur Verrichtung productiver mechanischer Arbeiten zu machen
                              									ist.
                           Unter dem Namen Schießpulver-Hammer (gunpowder hammer) ist nun auch, wie zu erwarten war,
                              									eine Anordnung construirt und patentirt worden, durch welche, falls diese
                              									Hammergattung sich bewähren sollte, eine vortreffliche Maschine zum Schmieden von
                              									Metallen geboten seyn würde für alle jene Fälle, wo ein Betrieb durch Wasser-
                              									oder Dampfkraft überhaupt nicht zulässig oder doch mit Vortheil nicht zu beschaffen
                              									ist.
                           In Figur 19
                              									und 20 ist
                              									der Schießpulver-Hammer in der Vorder- und Seitenansicht
                              									dargestellt.
                           Auf der Schabotte a ruht das Gerüst b, b, welches zur Führung der einzelnen Theile dient.
                              									Der oberste derselben ist der Fallklotz c, versehen mit
                              									dem Kolben j, welcher vor jedem Schlag in die Bohrung
                              									des Pulvercylinders h eindringt, die Luft daselbst
                              									comprimirt und dadurch die Explosion der eingelegten Patronen hervorruft.
                           Der Pulvercylinder h ist durch den Rahmen d mit dem Hammerkopf o in
                              									Verbindung, außerdem mit den Kolben g, g, welche in die
                              									Luftcylinder e, e dicht eingepaßt sind.
                           Ist die ganze Maschine außer Thätigkeit, so wird der Fallblock c beinahe ganz oben im Gerüste – unterhalb dem an dem Querstück s befestigten Luftbuffer mit dem Kolben p – zwischen den Laufbahnen l durch die Knaggen v'
                              									gehalten, von welchen er durch den auf dem Gerüst w
                              									stehenden Arbeiter mit Hülfe des Steuerhebels v zur
                              									rechten Zeit ausgelöst werden kann. Der Kolben j dringt
                              									in den Pulvercylinder h,
                              									 die Explosion erfolgt,
                              									der Fallblock wird wieder in die Höhe geschleudert, der Cylinder h nebst Rahmen und Hammerkopf dagegen vertical abwärts
                              									getrieben und der erwünschte Schlag gegen das auf die Amboßbahn o' gelegte und zu bearbeitende Eisen ausgeübt.
                           Nach erfolgtem Schlage treiben nun die erwähnten und am Maschinengestell, dem
                              									Querstück f, befestigten Luftfedern e, e den Hammerkopf und Pulvercylinder wieder so weit in
                              									die Höhe, daß der erforderliche freie Raum zwischen Amboß- und Hammerbahn
                              									gewonnen und der Hammer so lange in der Schwebe erhalten wird, bis die nächste
                              									Explosion den Niedergang erneuert.
                           Zur Sicherung gegen eine gefährliche Uebersteigung des Druckes der Explosionsgase
                              									führt vom Cylinder h das Röhrchen k zum Luftcylinder e durch den hohlen Kolben
                              										g, welcher mit einem Ventilchen versehen ist, um den
                              									Rückgang des Gases zu verhüten. Um die Wirkung der Luftfedern e, e, also den Druck in beiden und dadurch den Auftrieb nach erfolgtem
                              									Schlage gleichförmig zu machen, ist das Verbindungsrohr m mit dem Sicherheitsventil n zwischen den
                              									Luftcylindern e, e eingeschaltet.
                           Die Bahnen des Ambosses und des Hammers o' und o sind schwalbenschwanzförmig eingesetzt und
                              									nöthigenfalls auszuwechseln.
                           Die Patrone ist von der im früheren Artikel angegebenen Zusammensetzung, nämlich weißes Schießpulver (nach Augendre) aus 1 Gewichtstheil Blutlaugensalz, 1 Theil weißem Zucker und 2
                              									Theilen chlorsaurem Kali bestehend. Für England hat die Vertretung des Erfinders
                              									Henry W. Hammod in Manchester
                              									übernommen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
